Harndrang | Überaktive Blase | Dranginkontinenz ► Toilettentraining ✓ Miktionstraining ✓ Blasentraining ✓
Was ist eine normale Frequenz (Häufigkeit) für das Wasserlassen, die Miktion?
Das Speichervolumen der Harnblase ist nicht bei jedem Menschen gleich. Frauen haben in der Regel ein etwas kleineres Blasenvolumen als Männer. Meistens setzt Harndrang bei 0,3 bis 0,5 Liter Urin in der Blase ein. Es gibt Menschen, deren Blase 700 ml und mehr aufnimmt, ohne das Harndrang ausgelöst wird. Dies kann durch ein großes Blasenvolumen erklärt werden, aber auch ein Hinweis auf eine Sensibilitätsstörung sein.
Die Häufigkeit des Wasserlassens hängt maßgeblich von der Flüssigkeitsaufnahme ab. Bei durchschnittlichen 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeitsaufnahme, liegt die Miktionsfrequenz im Schnitt zwischen vier- bis sechsmal täglich.
Es gehört zur Normalität, dass Harndrang auch in der Nacht vorkommt und starker Harndrang am Morgen besteht. Wenn vor dem zu Bettgehen viel Flüssigkeit zugeführt wurde, darf die Frequenz auch über zwei nächtlichen Miktionen hinausgehen. Im Schnitt sollte sie aber unter zwei Miktionen liegen.
Wenn die Miktionshäufigkeit deutlich über den angegeben Durchschnitt liegt, kann dies ein Hinweis auf eine überaktive Blase sein.
Bedacht werden sollte, dass Kaffee, Tee und vor allem Alkohol harntreibende Wirkung haben.
Wann sollte ein gesteigerter Harndrang abgeklärt werden?
Wenn Schmerzen beim Wasserlassen bestehen, der Urin auffallend riecht, trübe, flockig oder gar rötlich aussieht, ist die Wahrscheinlichkeit eines Infektes (Harnröhreninfekt, Blaseninfektion) hoch. In der Regel ist die Miktionsfrequenz dann erhöht.
Länger anhaltende oder wiederkehrende Infektion sollten ärztlich abgeklärt werden. Blut im Urin, der durch die rötliche Färbung des Urin sichtbar ist, bedarf immer ärztlicher Abklärung.
Zumeist normalisiert sich die Häufigkeit der Miktion nach dem Abklingen der Infektion wieder.
Ab wann kann von einer gestörten Blasenfunktion gesprochen werden?
Ist die Häufigkeit des Wasserlassens erhöht, also durchschnittlich und über eine längeren Zeitraum häufiger als sechs Mal, kann eine gestörte Blasenfunktions- oder Blasenspeicherstörung vorliegen.
Welche Ursachen und Gründe führen zu gesteigerten Harndrang?
Wenn bei Harndrang Urin regelmäßig nur in sehr geringe Mengen abgegeben wird, kann dies verschiedene Ursachen haben.
Restharn
Die Blase entleert sich nicht vollständig. Restharn bleibt in der Blase zurück. Die Blase erreicht schnell wieder den Füllungsstand, der Reize zur Miktion auslöst.
Geringes Blasenvolumen
Nicht selten ist ein geringes Blasenvolumen über Monate oder Jahre antrainiert worden. Die Blase wird „vorsorglich“ entleert, obwohl kein Harndrang bestand. Wenn dies stetig und über einen längeren Zeitraum praktiziert wird, kann sich das Aufnahmevolumen der Blase reduzieren. Der Reiz für Harndrang wird bereits bei geringen Füllständen ausgelöst.
Eine kleine Blase kann trainiert werden. In vielen Fällen kann ein Toilettentraining das Volumen der Blase erhöhen. Im unteren Abschnitt gehen wir näher auf die Durchführung eines Toilettentraining ein.
Nach einer Dauerkatheterisierung
Nach einer dauerhafter Ableitung mittels eines transurethralen oder suprapubischen Dauerkatheters kann sich das Blasenvolumen verringern.
Aufnahme von hohen Flüssigkeitsmengen - Gesteigertes Durstgefühl
Liegen keine Kontraindikationen, wie Nieren- oder Herzerkrankungen vor, kann eigentlich nicht zu viel getrunken werden. Entscheidend ist hier vor allem was getrunken wird. Übermäßiger und regelmäßiger Alkoholgenuss sollte nicht nur vor dem Hintergrund einer gesteigerten Miktionsfrequenz hinterfragt werden. Zudem ist Alkohol harntreibend.
Ständiger Durst und dadurch gesteigerte und hohe Trinkmengen, können auf eine Diabetes Erkrankung hinweisen. Besteht auch bei normalen Temperaturen und ohne größere körperliche Aktivität und Anstrengung ein dauerhaftes Durstgefühl ist dies ein ernstzunehmendes Signal für einen Diabetes. Dies sollte auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden.
Stark gesüßte Getränke oder salzige Speisen können ebenfalls ein ständiges Durstgefühl auslösen.
Liegt die Miktionshäufigkeit ständig über acht Toilettengängen täglich, sollte auch dies abgeklärt werden, zumindest hinterfragt werden.
Wie kann das Volumen der Blase erhöht werden?
Eine gestörte Blasenfunktion oder eine Blasenspeicherstörung kann oftmals durch gezieltes Training der Blase, dem sogenannten Toilettentraining verbessert werden.
Liegt die Ursache der häufigen Miktion an einer gesteigerten und vorsorglichen Entleerung der Blase, ohne dass bereits Harndrang bestand, kann dies durch Veränderung des Verhaltens bereits geändert werden. Gehen Sie regelmäßig erst dann zur Toiletten, wenn Harndrang besteht. Dies steigert das Blasenvolumen und beugt der Reduktion des Blasenvolumens vor. Die Blase gewöhnt sich bei vorsorglicher Entleerung an den Zustand der häufigen Entleerung. Der Harndrang setzt immer früher ein.
Ziel ist nicht das „Hochtrainieren“ auf ein Blasenvolumen jenseits der 500 – 600 ml. Eine geringe Miktionsfrequenz und eine antrainierte großvolumige Blase kann sich nämlich auch negativ auf die Blasenfunktion auswirken.
Toilettentraining – Blasentraining
Wenn die Blase daran gewöhnt wird immer vorsorglich (vor Harndrang) entleert zu werden, sinkt die Speicherfähigkeit und das Speichervolumen der Blase. Gleiches gilt, wenn bereits bei geringsten Harndrang die Toilette aufgesucht wird. Dieser „anerzogenen“ hohen Miktionsfrequenz kann durch Änderung des Verhaltens begegnet werden. Wurde das Verhalten über lange Zeit praktiziert, ist eine Erhöhung des Blasenvolumens möglich , bedarf aber oft intensivem Training.
Trainingsprogramm
Für ein Toilettentraining ist es ratsam, zunächst Trink- und Miktionshäufigkeit zu bilanzieren. Dafür eignet sich ein Miktionstagebuch, welches auf unsere Webseite kostenfrei zum Download zur Verfügung steht.
Im Miktionsprotokoll kann über einige Tage die Trinkmenge und die Harnausscheidung erfasst und gegenübergestellt werden. Viele Menschen sind überrascht, wie wenig sie trinken oder wie häufig sie zur Toilette gehen. Das Miktionstagebuch erfasst Einfuhr und Ausscheidung und bietet gleichzeitig die Möglichkeit zur Überprüfung eines Fortschritts beim Toilettentraining.
Erfolge und Fortschritt werden erzielt, wenn nicht umgehend jedem Harndrang nachgegangen wird. Die Blase „beruhigt“ sich nach kurzer Zeit. Ruhiges Atmen, Entspannung und falls nötig eine Hockhaltung helfen den Harndrang zu reduzieren.
An dieser Stelle soll kein Missverständnis aufkommen. Es geht beim Toilettentraining nicht darum, ein möglichst großes Volumen der Blase zu erreichen, damit ein Toilettengang stundenlang herausgezögert werden kann. Unser Rat richtet sich an Menschen, die 10, 15 oder gar 20 Mal am Tag ihre Blase entleeren (müssen). Es geht um die Normalisierung der Frequenz!
Bei Betroffenen mit Drangsymptomatik ist die Blasenentleerung und der ständige Harndrang oft bestimmend im Alltag. Wo sind die nächste Toiletten oder gibt es an dem von mir aufgesuchten Ort überhaupt eine Toilette, sind die bestimmenden Fragen. Nicht selten resultiert daraus ein Verzicht an Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen oder Freizeitaktivitäten.
Zu Beginn des Trainings kann es vorkommen, dass der Drang so stark wird, dass es zum unwillkürlichen Urinverlust kommt. Verständlicherweise ist dies unangenehm. Die Aussicht, dass sich bei einem Trainingserfolg die dauernde Suche nach einer Toilette reduziert oder nicht mehr nötig wird, ist es wert ein Malheur zu riskieren.
Das Training kann und sollte in Stufen erfolgen. Dies reduziert das Risiko einzunässen. Zögern Sie den Toilettengang zunächst fünf Minuten hinaus. Gelingt dies nach einiger Zeit, kann der Zeitraum um 10 und weiter auf 20 Minuten gesteigert werden. Zielsetzung ist eine normale Miktionsfrequenz. Die Speicherleistung der Blase soll einen Zeitraum von drei bis vier Stunden ohne Toilettengang erreichen.
Die Notwendigkeit zu nächtlichen Toilettengängen wird ebenfalls positiv beeinflusst. Wichtig für einen erholsamen und ungestörten Schlaf, mit entsprechendem Gewinn an Erholung.
Trinkmenge reduzieren ist keine Lösung!
Reduzieren Sie niemals die Trinkmenge, um Harndrang und Häufigkeit der Ausscheidung zu reduzieren. Dies bringt nichts und kann sogar kontraproduktiv sein. Das Risiko eines Harnwegsinfekts und einer Blasenentzündung steigt, wenn die Spülwirkung reduziert wird und der Harn zudem konzentriert ist.
Der Körper benötigt für sehr Funktionen Flüssigkeit. Dies betrifft neben allen Organen auch unser Gehirn. Ausdauer, Denkleistung und Konzentration leider erheblich, wenn dem Körper keine ausreichende Flüssigkeit zugeführt wird.
Verändern Sie gegebenenfalls die Zeiten der Flüssigkeitsaufnahme, nicht die Trinkmenge. Die Tagesbilanz von 1,5 bis 2 Liter soll erreicht werden.