Was ist Inkontinenz?
Harninkontinenz
Definition Inkontinenz:
Inkontinenz bezeichnet jeglichen Verlust der Fähigkeit Urin in der Harnblase zu speichern. Dieser Kontrollverlust kann erworben aber auch nicht erlernt sein. Von Inkontinenz spricht man immer, wenn Ort und Zeitpunkt der Urinentleerung nicht selbst bestimmt werden.
Die Ursachen für Inkontinenz sind ebenso wie die Schweregrade unterschiedlich.
Welche Inkontinenzformen gibt es bei der Harninkontinenz?
Belastungsinkontinenz - Häufigste Inkontinenzform der Frau.
Ursächlich ist zumeist eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur. Der Schließapparat kann dem plötzlichen Druckaufbau bei körperlicher Anstrengung, wie er beim Husten, Lachen, Heben oder Niesen vorkommt nicht standhalten. Es kommt zum unwillkürlichen Urinverlust.
Belastungsinkontinenz Grad I: Urinverlust kommt beim Husten, Niesen, Pressen und Lachen vor
Belastungsinkontinenz Grad II: Urinverlust beim Heben, Laufen und Treppensteigen
Belastungsinkontinenz Grad III: Urinverlust auch im Liegen
- Dranginkontinenz
- Mischinkontinenz
- Überlaufinkontinenz
- Reflexinkontinenz
- Extraurethrale Inkontinenz
Stuhlinkontinenz
Verlust und Unfähigkeit Winde und Stuhl willentlich zurückzuhalten beschreibt Stuhlinkontinenz. Die Einteilung in Grade unterscheidet die Ausprägung der Stuhlinkontinenz.
Welche Ursachen hat Inkontinenz?
Die Ursachen sind je nach Form unterschiedlich. Gestörtes Zusammenspiel von Blasenmuskulatur, Schließmuskeln und Beckenbodenmuskulatur ist häufig. Diverse Erkrankungen und Verletzungen sind weitere Gründe für Inkontinenz.
Ursachen bei der Frau
Hauptgrund der weiblichen Harninkontinenz ist ein geschwächter Beckenboden. Störungen des Harnröhrenverschlusses betreffen 35 bis 45% der harninkontinenten Frauen. Es kommt bei Niesen, Lachen oder Husten zu Urinverlust, weil der geschwächte Verschlussapparat dem erhöhten Druck nicht standhalten kann. Diese Inkontinenzform wird als Belastungsinkontinenz bezeichnet.
Die weibliche Anatomie begünstigt das Entstehen einer Inkontinenz. Der Beckenboden trägt die Last der inneren Unterleibsorgane. Schwangerschaft und Geburt sind weitere Risikofaktoren für Harninkontinenz.
Operative Eingriffe, Hormonelle Veränderungen und Blasenentzündungen spielen eine Rolle.
Ursachen beim Mann
Chirurgische Eingriffe und Erkrankungen der Postata fördert Inkontinenz bei Männern.
Untersuchungen
Die Art und Schwere der Inkontinenz bestimmt die Diagnostik. Die gründliche Anamnese (Erfassung der Krankengeschichte) beim Arzt ist Grundvoraussetzung für weitergehende Untersuchungen. Ultraschall, Urin und Blutuntersuchungen gehören zur Standartdiagnostik. Sie zeigen bereits Veränderungen der Blase, Infektionen des Urins und Abweichungen des Blutbildes.
Gynäkologische, urologische und proktologische Untersuchungen können Art, Umfang und Ursache der Inkontinenz klären. Dazu zählen urodynamische Untersuchungen (Bestimmung der Blasenfunktion), Blasenspiegelung, Darmspiegelung und weitere Diagnostik.
Therapie
Die Behandlung der Inkontinenz richtet sich ebenfalls nach der Ursache.
Einige Inkontinenzformen können konservativ behandelt. Belastungsinkontinenz wird vordergründig mit Beckenbodentraining behandelt. Diese kann in Kombination mit Biofeedback und Elektrotherapie bereits effektiv sein. Toilettentraining, Medikamente und eine Anpassung der Lebensweise (Übergewicht, Rauchen, Ernährung) können Inkontinenz lindern und heilen.
Operative Optionen kommen zum Einsatz, wenn konservative Therapien keinen Erfolg bringen oder operative Eingriffe erfolgversprechend oder unausweichlich sind.
Welche Hilfsmittel gibt es bei Inkontinenz?
Einlagen, Vorlagen, Pants und Windeln zählen zu den aufsaugenden Hilfsmitteln. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen, Saugstärken und Modellen.
Zu den ableitenden Hilfsmitteln zählen der intermittierende Selbstkatheterismus und unterschiedliche Harnableitungssysteme für den Mann. Darunter das Kondomurinal.
Analtampons und Irrigation ermöglichen Kontinenz im Rahmen eines Darmmanagements.