Neben den konservative Therapieoptionen zur Behandlung einer Inkontinenz stehen auch operative Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Zu den operativen Methoden der Behandlung einer Inkontinenz gehören folgende Operationen:
Blasen- und Darmschrittmacher - sakrale Neuromodulation
Ein Beckenbodenschrittmacher ist ein Implantat ähnlich einem Herzschrittmacher und moduliert diese Fehlinformationen durch sanfte elektrische Impulse, die an die Sakralnerven abgegeben werden. Die Sakralnerven sind die Kommunikationsbahnen, die über elektrische Signale die Informationen und Befehle zwischen der Blase bzw. dem Darm und dem Gehirn übermitteln. Die Sakralnerven sind Bestandteil des peripheren Nervensystems und liegen außerhalb des Rückenmarks.
Da mit dieser Methode die verschiedensten Funktionsstörungen von Blase und Darm behandelt werden können, spricht man synonym auch von einem Darmschrittmacher oder Beckenbodenschrittmacher.
Ausführliche Informationen erhalten Sie in unseren Artikel: Der Blasen- und Darmschrittmacher (Sakrale Neuromodulation)
Tension-free Vaginal Tape (TVT)-Operation oder die Transobturatorische Tape (TOT)-Operation
Hintergrund des Wirkungsmechanismus der Operation liegt in der urodynamisch nachgewiesenen Wichtigkeit, der im Bereich der mittleren bis äußeren Harnröhre gelegenen Bandstrukturen, für die Erhaltung der Harnkontinenz. Ist es im Rahmen der Erschlaffung der Beckenbodenmuskulatur durch schwere körperliche Arbeit oder vorausgegangene Geburten zur Lockerung bzw. Zerreißen dieser Bandstrukturen gekommen, resultiert dadurch ein unwillkürlicher Urinverlust, eine Stressinkontinenz. Daher liegt es hier nahe, diese defekten Bandstrukturen operativ zu ersetzen. Dies geschieht im Rahmen dieser Operation durch das Einbringen eines Netzbandes von der Scheidenvorderwand ausgehend, seitlich an der Harnröhre vorbei bis zur Bauchwand. Dadurch wird die Harnröhre im äußeren Drittel von dem spannungsfrei eingebrachten Netzband ("Tension-free Vaginal Tape"), entsprechend der ersetzten Bandstrukturen hängemattenartig umfasst. Somit wird Kontinenz wieder hergestellt.
Tension-free Vaginal Tape (TVT)-Operation oder die Transobturatorische Tape (TOT)-Operation, bezieht sich auf ein chirurgische Verfahren zur Behandlung von Harninkontinenz, insbesondere auf die Einlage eines suburethralen Bandes, auch bekannt als Schlingenoperation oder Bandeinlage.
Zu den häufigsten Verfahren gehören die Transobturatorische Tape (TOT)-Operation und die Tension-free Vaginal Tape (TVT)-Operation. Beide Techniken sind darauf ausgerichtet, die Position der Harnröhre zu stabilisieren, um Harninkontinenz zu kontrollieren, primär bei Belastungsinkontinenz, die durch körperlichen Druck wie Heben, Husten oder Niesen hervorgerufen wird.
Hier ist ein allgemeiner Ablauf einer typischen Bandoperation:
- Voruntersuchungen: Vor der Operation führt der Arzt eine vollständige medizinische Anamnese durch, einschließlich einer Untersuchung der Blasenfunktion, um zu bestätigen, dass der Eingriff angemessen und sicher ist.
- Anästhesie: Die Operation kann unter Vollnarkose, Spinal- oder lokaler Anästhesie durchgeführt werden, abhängig vom Gesundheitszustand des Patienten und den Präferenzen des Chirurgen.
Operation:
Beim TVT-Verfahren macht der Chirurg kleine Schnitte in der Vaginalwand und zwei kleine Schnitte oberhalb des Schambeins, um das Band zu platzieren.
Beim TOT-Verfahren werden die Schnitte stattdessen nahe der Innenseite der Oberschenkel gemacht.
Bandpositionierung: Ein synthetisches Maschenband wird unter der Harnröhre platziert. Das Band unterstützt die Harnröhre und hilft ihr, sich beim Husten, Niesen oder beim Sport zu schließen, um ungewollten Harnverlust zu verhindern.
Bandanpassung: Das Band wird angepasst, sodass es die Harnröhre unterstützt, ohne zu fest zu sein (dies könnte zu Komplikationen führen).
Abschluss der Operation: Die Schnitte werden genäht, und es können Verbände angebracht werden.
Erholungsphase: Nach der Operation werden die Patienten in der Regel für einige Stunden überwacht, bevor sie nach Hause entlassen werden. In einigen Fällen ist jedoch auch ein kurzer Krankenhausaufenthalt erforderlich.
Nachsorge: Die Patienten werden angewiesen, schwere Gewichte zu vermeiden und sich sexuell zu schonen, während sie sich erholen. Folgetermine sind erforderlich, um den Heilungsprozess und die Funktion des Bandes zu überwachen.
Komplikationen sind bei diesem Verfahren selten, können aber Entzündungen, Blutungen, Schmerzen, Probleme beim Wasserlassen und in seltenen Fällen eine Beschädigung naher Organe einschließen. In bestimmten Fällen kann es zu Problemen mit der Bandposition kommen, die eine weitere Chirurgie erfordern.
Es ist wichtig, dass Patienten ihre speziellen Umstände, mögliche Risiken und Komplikationen mit ihrem Urologen oder Gynäkologen besprechen, bevor sie die Entscheidung für eine Bandoperation treffen.
Aufpolsterung („Bulking“) der Harnröhre
Bei der Aufpolsterung („Bulking“) der Harnröhre wird ein Produkt zur Aufpolsterung („Bulking- Mittel“) in die Harnröhre injiziert um dort das Gewebevolumen zu vergrößern. Dabei unterstützt das injizierte Bulking- Mittel den Schließmechanismus der Harnröhre und verhilft beim Husten, Lachen, Niesen oder anderen körperlichen Aktivitäten zu einer besseren Harnkontrolle. Die Aufpolsterung führt keinesfalls zu einem kompletten Verschluss der Harnröhre, diese kann sich ganz normal zum Wasserlassen öffnen.
Die Behandlung mit Bulking Mitteln ist minimal invasiv- es sind keine Einschnitte oder Schnitte notwendig. Der Eingriff dauert im Regelfall 15-20 Minuten und kann unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Üblicherweise bleibt man noch eine Nacht in der Klinik und kann am nächsten Tag nach Hause gehen. 24 Stunden nach dem Eingriff kann man, abhängig vom Rat des Arztes, zu normalen Aktivitäten zurückkehren.
Kleinere Komplikationen sind auch bei dieser Behandlung nicht ausgeschlossen. Je nach verwendetem Produkt verschwinden diese jedoch in der Regel innerhalb weniger Tage nach der Behandlung und es sind keine Langzeitkomplikationen berichtet. Ihr Arzt wird Sie dazu gerne informieren.
Bei den Bulking- Mitteln ist grundsätzlich zwischen zwei unterschiedlichen Produktgruppen zu unterscheiden: Partikelhaltige Kombinationsgele und Hydrogele.
Partikelhaltige Kombinationsgele enthalten Partikel aus unterschiedlichen Materialien (Kunststoff, Teflon, Silikon…) und die Wirkung kommt durch Entzündungsprozesse rund um die Partikel und die damit verbundene Volumenzunahme zustande. Ein Hydrogel ist weich, enthält keine Partikel und integriert sich nach der Injektion in das umliegende Gewebe. Es gibt keine Entzündung und der Volumenzuwachs ist allein auf das Gel zurückzuführen.
Die Erfolgsquote bei der Behandlung mit einem Hydrogel liegt bei 77-83% und geringer Komplikationsrate.
Laut einer Studie hat sich die Mehrzahl der befragten Patientinnen für eine solche minimal invasive Therapie entschieden bevor eine Operation vorgenommen werden soll.
Dabei gab die niedrige Nebenwirkungsrate im Vergleich zu den erzielten Ergebnissen den Ausschlag. Operationen sind nach diesem Eingriff immer noch möglich.
Weitere Informationen:
Der künstliche Schließmuskel
Der künstliche Schließmuskel ist eine elegante Lösung bei kompletter Harninkontinenz und kann bei fast jeder Form der Harninkontienz eingebaut werden. Er liegt zirkulär um die Harnröhre. Hierbei verschließt ein aufblasbares Ballonsystem die Harnröhre. Mittels einer unter der Haut liegenden kleinen Pumpe kann der Patient das System beliebig selbst steuern. Da ein Fremdkörper implantiert wird, ist eine Infektion das Hauptproblem, dies führt häufig zur Explantation. Wenn durch das System keine Komplikationen entstehen, dann wird in nahezu allen Fällen eine Kontinenz erreicht. Seit über 25 Jahren werden künstliche Blasenschließmuskel bein Harninkontinenz eingesetzt. Nahezu 90% der Patienten waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden und würden sich wieder einen künstlichen Sphinkter einsetzen lassen. Fast alle Patienten waren nach der durchschnittlichen Lebensdauer des künstlichen Sphinkters von über 7 Jahren noch nahezu kontinent, das bedeutet, sie brauchten im Durchschnitt nur 0-2 Stück Vorlagen oder Windeln in 24 Stunden.
Die mit Flüssigkeit gefüllte Manschette umschließt mit sanften Druck die Harnröhre. Zum Wasserlassen wird die Manschette durch mehrmaliges Drücken der Pumpe geöffnet. Damit fließt die Flüssigkeit aus der Manschette in den Ballon. Da die leere Manschette die Harnröhre nicht mehr verschließt, kann sich der Harn aus der Blase entleeren. Die Flüssigkeit fließt dann innerhalb weniger Minuten zurück in die Manschette und verschließt damit die Harnröhre erneut.
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