Das Kondom-Urinal
Das Kondom-Urinal ist ein Hilfsmittel, welches nur von männlichen Patienten bei einer Harninkontinenz verwendet werden kann.
Es hat die Form eines Kondoms mit einer Anschlussmöglichkeit für einen Schlauch.
Für die Versorgung der männlichen Harninkontinenz stellen Kondom-Urinale eine sinnvolle Alternative sowohl zu aufsaugenden Hilfsmittel wie Vorlagen oder Windeln als auch zum Dauerkatheterismus dar. Voraussetzung ist, dass der Anwender seine Blase ohne signifikante Restharnmengen entleeren kann. Eine gesunde Penishaut und ausreichende Penislänge und –umfang sollten vorhanden sein. Für Patienten mit retrahierendem Penis werden spezielle Produkte angeboten.
Wichtig ist die individuelle Anpassung. Der Fachhandel bietet hierzu Meßschablonen bzw. Maßbänder an. Kondom-Urinale werden in unterschiedlichen Arten und Größen angeboten.
Viele Kondom-Urinale besitzen ein Reservoir, um bei einem schwallartigen Harnverlust diesen Harn aufzufangen und dann abzuleiten
Wenn der Betroffene die richtige Form und Größe verwendet, bieten die heutigen Kondom-Urinale in Verbindung mit einem Bein- oder Bettbeutel eine sichere und hygienische Anwendung. Die korrekte Anlage bedarf einer gewissen Fingerfertigkeit, ist diese eingeschränkt, kann die Anlage auch durch eine Fremdperson erfolgen.
Kondom-Urinale werden aus Silicon oder Latex hergestellt.
Wegen einer möglichen Latex-Allergie sollten Kondom-Urinale aus Silicon bevorzugt verwendet werden.
Auf dem Markt werden unterschiedliche Varianten der Befestigung angeboten :
Erstens das Kondom-Urinal, welches mittels eines aufzubringenden Hautklebers oder eines Haftstreifens am Glied befestigt wird und
zweitens das gebrauchsfertige Kondom-Urinal, welches mit einem Hautkleber versehen ist.
Latex Kondom-Urinale sollten wegen des Risikos einer Latex-Allergie nur vorübergehend und wegen möglicher Hautschädigungen nicht länger als einen Tag getragen werden.
Kondom-Urinale aus Silicon können zur Langzeitversorgung bis zu 48 Stunden verwendet werden, da das verwendete Silicon besonders hautfreundlich ist.
Bei Kondom-Urinalen mit Hautkleber oder Haftstreifen ist die Befestigung am Penis mit besonderer Sorgfalt auszuführen, um eine sichere Dichtigkeit zu gewährleisten.
Der Hautkleber wird auf den Penis in einer Länge von ca. 40 mm aufgetragen und gut verteilt. Nach kurzer Wartezeit wird das Kondom-Urinal auf den Penis gerollt und rundum gut angedrückt.
Beim Haftstreifen wird dieser ca. 20 mm unterhalb der Eichel um den Penis gerollt. Überflüssiger Haftstreifen wird abgeschnitten, damit sich die Streifen nicht überlappen und dadurch dem Harn eine Möglichkeit bieten, auszutreten.
Dann wird das Kondom-Urinal ebenfalls auf den Penis gerollt und gut angedrückt.
Einfacher zu handhaben sind gebrauchsfertige, mit einem Hautkleber versehene Kondom-Urinale.
Diese werden wie ein Kondom auf den Penis gerollt und angedrückt.
Manche Anwender halten das selbstklebende Kondom-Urinal für unsicherer als die Befestigung mit Hautkleber oder Haftstreifen. ( Warum, weiss ich nicht.... )
Allerdings sind diese selbstklebenden Kondom-Urinale für Anwender mit gestörter Motorik viel einfacher anzulegen.
Alle Kondom-Urinale haben eine Rücklaufsperre, welche das Zurückfließen des Harns unterbindet.
Bei der Hautpflege des Gliedes sollten rückfettende Seifen oder Gels ebenso vermieden werden wie Öle oder eine Körperlotion, damit der Kleber richtig wirken kann.
Bei einer Harninkontinenz kann unter Verwendung des Kondom-Urinales auf eine Vorlage oder Windel komplett verzichtet werden.
Allerdings sollte unter dem Bettlaken eine entsprechende Unterlage vorhanden sein. Sicher ist sicher....
Kondom-Urinale sind besonders bei einer nächtlichen Harninkontinenz von erheblichem Vorteil.
Der Harn wird in einem am Bett eingehängten Bettbeutel gesammelt. Der Betroffene liegt nicht die ganze Nacht im Urin. Die morgendliche Entsorgung ist sehr einfach und geruchlos und vermeidet den bei Windeln nun einmal anfallenden Müll.
Allerdings ist das Kondom-Urinal für Menschen, welche sich regelmäßig z.B. wegen einer neurogenen Blasenentleerungsstörung katheterisieren müssen, nur bedingt geeignet. Verschiedene Hersteller bieten aber auch hier Lösungen. Anstelle des Kondom-Schlauchansatzes wird eine abnehmbare Kupplung als Verbindung zum Urinbeutel verwendet. Diese Kupplung kann abgenommen und das Kondom mit einem Spreizring geweitet und über den Penisschaft zurückgeführt werden, so dass die Penisspitze zum Desinfizieren und Katheterisieren frei liegt. Danach wird das Kondom wieder in die ursprüngliche Position geführt und an das bestehende Ableitungssystem gekoppelt. Dieser Vorgang lässt sich beliebig oft wiederholen.
Gegenüber einem Dauerkatheter besteht der Vorteil, dass ganz normale Urinbeutel verwendet werden und nicht die sterilen Urinbeutel, welche bei einem Dauerkatheter unbedingt nötig sind.
Auch ist den Bakterien nicht - wie bei einem Dauerkatheter - der direkte Weg in die Blase geöffnet.
Die durch transurethrale Blasenverweilkatheter – als mögliche Folge von Verletzungen der Harnröhre, der Blaseninnenwand und aufsteigenden Infektionen – ausgelösten Harnröhrenfisteln, Blasenentzündungen und andere Erkrankungen werden bei der Verwendung von Kondom-Urinalen vermieden.
Persönliche Anmerkung :
Ich verwende Kondom-Urinale seit Herbst 2004.
Durch eine radikale Zystektomie mit Neoblase im Nov. 2003 bin ich nachts total inko.
In dieser Zeit ist es einmal ( !! ) passiert, dass sich der Schlauch vom Kondom gelöst hat.
Allerdings habe ich aber auch kein Problem damit, mich im Bett von der einen auf die andere Seite zu werfen.
Natürlich verwende ich trotzdem eine entsprechende Unterlage unter dem Bettlaken
Einmal um sich selbst zu drehen sollte man aber tunlichst vermeiden, sonst fesselt man sich selbst, hi, hi.....
Etwas besseres als ein Kondom-Urinal zur Vermeidung von Hautschäden, Müll und Gestank gibt es nicht.
Und das Durchschlafen ist gesichert. Glaubt es mir, ich kenne das......
Abends Kondom draufrollen, Schlauch des Bettbeutels anschliessen, morgens Kondom abrollen, ab in die Tonne, Bettbeutel leeren, Lümmel waschen, Bettbeutel ausspülen ( ich verwende Bettbeutel ein/zwei Wochen lang und spüle sie aus, indem ich - vor dem ersten Gebrauch - oben in einer Ecke einen Schlitz von ca. 30 mm Länge reinschneide, durch welchen ich dann heißes Wasser laufen lasse, bis es oben durch den Schlitz raussprudelt und den Beutel gut durchspült ), Bettbeutel aufhängen, fertig.
Kondom-Urinale kann man nicht zweimal verwenden, daher erübrigt sich eine Frage nach der Säuberung.
Du bekommst sie auf Rezept in jedem Sanitätshaus.
Dein Urologe wird sie Dir verschreiben. Kondom-Urinale und Bettbeutel sind Hilfsmittel und belasten nicht sein Budget !!
Ich nehme immer 90 Stück Kondom-Urinale und 12 Stück Bettbeutel auf einmal, damit ich 3 Monate Ruhe habe......
Das Kondom-Urinal sollte aber gut passen.
Es liegt den Kondomen eine Meßschablone bei, mit welcher Du den richtigen Durchmesser ermitteln kannst.
Nicht angeben oder Dir selbst was vormachen, so dick, wie Du glaubst, isser gar nicht, hi, hi.....
Wenn das Kondom zu gross ist, wird es nicht richtig dicht, ( Faltenbildung ), wenn es zu klein ist, verengst Du Deine Harnröhre und kannst nicht mehr richtig pinkeln.
Wenn Du schwallartige Entleerungen hast, solltest Du ein Kondom mit einem Reservoir verwenden.
Die sind allerdings vor der Eichel recht schlabberig, da dieses Reservoir aus dünnem Gummi ( Silikon ) besteht und sich daher recht schnell verdrehen kann.
( Die Schläuche der Bettbeutel haben ein "Erinnerungsvermögen" und drehen sich bei Erwärmung wieder in ihre ursprüngliche Lage. Dabei kann es passieren, dass sich das Reservoir ebenfalls verdreht und vor dem Glied zumacht. Der Harndruck baut sich dann vor der Eichel auf und sucht sich den Weg des geringsten Widerstandes... )
Wenn Du einen permanenten, langsamen Harnabgang hast, dann sind Kondome ohne Reservoir, also recht kurze, festere Kondome, besser geeignet.
Man kann für tagsüber natürlich ebenfalls das Kondom-Urinal verwenden, dann unter der Nutzung eines Beinbeutels.
Dieser wird an den Unter - oder Oberschenkel geschnallt und nimmt den Harn zuverlässig auf.
Etwas störend könnte sich der Schlauch des Bein-bzw Bettbeutels ( des Nachts ) auswirken, da diese Schläuche manchmal recht stabil sind.
Du solltest Dir im Sanitätshaus unterschiedliche Beutel mit verschiedenen Schläuchen und Ablassventilen zeigen lassen, damit Du den für Dich am besten geeigneten Beutel wählen kannst.
Wichtig bei einem Beinbeutel sollte die Möglichkeit sein, den Schlauch auf das richtige Mass kürzen zu können.
Ich empfehle für tagsüber einen Zwei-oder Dreikammer - Beinbeutel mit weichem, geriffelten Schlauch und für die Nacht einen Bettbeutel mit glattem, festerem Schlauch.
Nicht vergessen :
Ein Beinbeutel ist relativ klein, er nimmt nur 500 ml auf, also öfters leeren.
Den Bettbeutel nicht zu klein wählen, am besten 2000 ml, ( also 2 Liter ), dann bist Du immer auf der sicheren Seite.
Den Bettbeutel seitlich ans Bett hängen, dafür gibt es spezielle Halterungen.
Und immer tiefer hängen, als der Körper liegt.
Wenn Du ein Futonbett haben solltest, ( also ohne Holzrahmen ), genügt für kurze Zeit ein Stuhl, seitlich ans Bett gestellt.
Falls Du den Bettbeutel aber länger oder gar immer nutzen musst, wäre eine Extrahalterung sicherlich angebrachter......
Und den Schlauch nicht zu kurz wählen. Bei einer Bettbreite von 1,00 m sollte auch der Schlauch nicht kürzer sein.
Bettbeutel-Schlauchlängen von 1,00 m bis 1,20 m haben sich bestens bewährt.
Allerdings sollte man nicht vergessen, abends das Ventil am Bettbeutel zu schliessen. ( Ist mir schon mehrfach passiert )
Es gibt dafür sog. Auffangbeutel, die noch über den Bettbeutel gestülpt werden, aber das ist mir viel zu unbequem.
Ich habe mir eine große Butterbrotdose geholt und stelle eine Hälfte davon so weit unter das Bett, daß der Bettbeutel darin einhängt.
Sollte ich mal vergessen, dann wird der Harn in diesem Behälter gesammelt und fließt nicht durch das ganze Zimmer.
Und die Entsorgung dieses Behälters ist dann auch sehr einfach :
Morgens schiebe ich den Behälter mit dem Fuß unter das Bett und weg isser.....
Zum Ausspülen des Bettbeutels schneide ich oben rechts in den Beutel einen Schlitz von ca. 30 mm Länge.
Der Schlitz hindert nicht, aber durch diesen kann ich den Bettbeutel des Morgens richtig gut mit heissem Wasser ausspülen.
Danach kommt er an einen Haken über der Wanne und fertig....
( Ich verwende einen Bettbeutel immer so 14 Tage lang, deshalb ist mir ein richtiges Ausspülen wichtig )
Wenn Du genaueres wissen willst und es Dir peinlich sein sollte, die Fragen hier im Forum zu stellen, dann schick mir eine PN oder eine Mail.
Aber da wir ein Selbsthilfeverein sind, sollten die Fragen hier gestellt werden, damit sich auch andere Betroffene daran orientieren können.
Ich lege mich jetzt wieder hin
Eck
hard
Nachtrag vom 26.12.2011 :
Dieser Beitrag ist jetzt über 5 Jahre alt und ich habe ihm nichts hinzuzufügen !!
Nachtrag vom 05.08.2014 :
Dieser Beitrag ist jetzt über 8 Jahre alt und ich habe ihm nichts hinzuzufügen !!