Hallo Matti,
vielen Dank für die Hilfe und die konstruktiven Vorschläge
![:-) :-)](/media/kunena/emoticons/smile.png)
. Wie gesagt - ich kann absolut verstehen wenn man da sauer ist - ich war und bin das auch - gerade wenn ich solche Fälle wie den von der Tochter von Hilti hier lese. Das ein ein Grund warum ich mich hier engagiere und versuche zu helfen.
Deshalb versuche ich auch Rayners Fragen zu beantworten…:
Auf welchen Fakten beruht nachweislich die „Durchnässe-Grenzbemessung“ von 4 Stunden?
Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Das hängt damit zusammen das es eigentlich keine genormten Inkontinenzgrade gibt. Durchgesetzt haben sich zwei Beurteilungen - eine für Stressinkontinenz und eine für alle weiteren Inkontinenzarten. Das typische Messintervall liegt bei 4 Stunden. Tatsächlich ist es aber so das Tom Stamey ehemals Chairman of Urology an der Standford University einige klinische Test gemacht hat und unter anderem den Verbrauch von Vorlagen auf den von im selber eingeführten Inkontinenz Grad für Stressinkontinez abgebildet hat - das war glaube ich Anfang der 70 Jahre und dabei kam heraus:
Grad 1 – mittlere Inkontinenz: 2,6 Vorlagen pro Tag
Grad 2 – schwere Inkontinenz: 4,2 Vorlagen pro Tag
Grad 3 – schwerste Inkontinenz: 6,2 Vorlagen pro Tag
Tatsächlich hat sich an dieser Rechnung bis heute nichts wesentliches geändert außer das der MDK inzwischen wohl von 5-6 Vorlagen Pro Tag bei einer vollständigen Harninkontinenz ausgeht. Wenn du die 24 Stunden des Tages durch die 5,5 Vorlagen teilst kommst du auf einen Wechselintervall von 4,4 Stunden.
Ist die Inkontinenzbemessung gleichmäßig auf Tag- und Nachtrhythmus verteilt?
Ja. Es gibt mittlerer Weile unterschiedliche Messintervalle die bis zu 48 Stunden reichen. Tatsachlich angewandt werden diese Intervalle jedoch eher selten. Am häufigsten findet noch der Pad-Test bei Stressinkontinenz Anwendung. Er ist im Abauf standardisiert und dauert 45 Minuten.
Welche Mobilitätskriterien werden dabei berücksichtigt?
Wenn du den Pad-Test meinst: 30 Minuten gehen und Treppensteigen, 10 mal hinsetzten und wieder aufstehen, eine Minute auf der Stelle laufen oder schnell gehen, fünf mal Gegenstände vom Boden aufheben… Wenn du generell die Mobilitätskriterien bei der Auswahl des Hilfsmittels meinst: Die sind in der S2k-Leitlinie Hilfsmittelberatung bei der Dokumentation der mobilität erfasst. An dieser Leitlinie hat der Verein mitgewirkt.
Welche zusätzlichen „Sicherungsmaßnahmen“ werden über der Windel getragen?
Im Bereich der Hilfsmittelversorgung wird davon ausgegangen das keine weiteren „Sicherungsmaßnahmen“ bei einem ausreichend dimensionierten Hilfsmittel notwendig sind.
Welchen Einfluss haben dabei Menge, Art und Zeitpunkt der Flüssigkeitsaufnahme?
Diese Faktoren haben einen großen Einfluss. Daher gibt es hierzu eine Empfehlung im „Expertenstandard zur Förderung der Harnkontinenz in der Pflege“.
Wird dabei die sichernde Hautpflege der betreffenden Zonen berücksichtigt?
Nein. So merkwürdig das klingen mag - die Krankenkasse zahlt nur bei einer bestehenden Hautirritation / Infektion oder Dekubitus. Eine Prophylaxe ist nicht vorgesehen.
Werden Alter und unterschiedliches Geschlecht (Anatomie) berücksichtigt?
Ja. Auch das ist Teil der Leitlinie und zur Dokumentation festgelegt und auch Bestandteil des Experten Standards.
Wenn es dich noch genauer interessiert, empfehle ich die Lektüre „Expertenstandard zur Förderung der Harnkontinenz in der Pflege“ von der Hochschule Osnabrück. Auf diesen Standard verweist der GKV wenn es um die Auswahl der Hilfsmittel geht - Spoiler: Du wirst erstaunt sein was da alles drin steht...
Viele Grüße
Michael