Hallo ihr da draußen im Forum,
ich bin neu hier und schreibe stellvertretend für meinen Mann weil er durch seinen Schlaganfall eine Aphasie hat (Sprech-/Schreibstörung - zum Glück keine Störung des Verstehens mehr) und das nicht selbst tun kann.
Durch den Schlaganfall und/oder durch einige Komplikationen in der Reha ist mein Mann derzeit sowohl Harn- als auch Stuhl inkontinent. Die Ärzte als auch das Pflegepersonal in der Reha reagiert zwischen desinteressiert (ist halt inkontinent + Schulterzucken) bis hin zu "leerer Blick und der Aussage "kann sich noch geben". D.h. vertrauenserweckend sind die Reaktionen nicht und hinterlassen bei mir den Eindruck, dass da niemand überhaupt nur Ansatzweise eine Ahnung hat und man mich einfach nur ruhig stellen möchte.
Aber von vorne.
Wie die meisten Schlaganfallpatienten wurde mein Mann mit einem Harnwegkatheter in die Reha eingeliefert. Und da blieb der auch .. bis er das erste mal nach einer Woche einen Harnwegsinfekt hatte (wie sich so ein Infekt auf die Verfassung eines Schlaganfallpatienten auswirkt kann man sich wohl vorstellen). Man setzte einen neuen Katheter, verabreichte Antibiotika und meldete nach 5 Tagen, dass wieder alles im grünen Bereich sei (und ich Schaf habe das geglaubt). Kaum eine Woche später fand sich wieder Blut im Urin, mein Mann war dauermüde hatte leicht gerötete Hoden. Wieder 2 Tage später hatte er so starke Schmerzen im Intimbereich, dass die Therapie unterbrochen werden musste, man Ultraschall machte um sicher zu gehen, dass der Katheter richtig sass. Angeblich tat er das. Er bekam (weil Freitag und eine Harnuntersuchung konnte nicht zeitnah durchgeführt werden) wieder Antibiotika auf gut Glück + Spülungen der Blase. Am nächsten Tag stellte man dann einen komplett entzündeten Hoden fest (der, O-Ton der Pflegeleitung - keinesfalls vom Katheter kommen könne), erhöhte die Antibiotikagabe und wartete. Aber nichts wurde besser. Im Gegenteil. Der Urin war sehr rot, der Hoden weiterhin entzündet und nun trat auch noch geronnenes Blut aus der Harnröhre aus. Ich kürze ab (sonst liest das hier keiner mehr). Er war mehrfach in der Urologie einer Klinik, dort wurde 3x ein falsch sitzender Katheter ausgetauscht und (da mein Mann Blutverdünner nehmen muss) auf Spülen, Antibiotika und Warten verwiesen. Man ging davon aus, dass durch die falsch sitzenden Katheter die Harnröhre verletzt worden war.
Aber es wurde und wurde nicht besser. Auf mein Drängen hin wurde er in eine andere Klinik verlegt um dort eine Blasenspiegelung durchzuführen. Dort stellte man zum vierten Mal fest, dass der Katheter falsch sass und er 39,6C Fieber hatte. Konkret in der Prostata (und nein, mein Mann zuppelte zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr am Katheter herum. Er war da schon mindestens 3 Wochen bei klarem Verstand und orientiert.) Es wurde also der Katheter erneut gesetzt, die Antibiotikagabe extrem hoch gefahren, gespült und gewartet. Am gleichen Abend war dann der Urin klar und der Arzt meinte, dann könne man in der Folgewoche die Spiegelung durchführen und dabei auch gleich einen Bauchdeckenkatheter setzen. Hier habe ich interveniert und darauf hingewiesen, dass man sich in der Reha bisher geweigert hatte zu testen, ob mein Mann auf natürlichem Wege Wasser lassen kann und ich erst dann einem Katheter zustimmen kann wenn nachgewiesen ist, dass das nicht möglich ist. Man führte Argumente wie Prostata bei älteren Männern (mein Mann ist Ü60), Restharn und mögliche Nierenschäden ins Felde. Aber man war bereit noch einen Tag abzuwarten. Seltsamer Weise drängte man am nächsten Tag telefonisch wieder darauf. Zum Glück konnte ich an diesem Tag aufgrund der weiten Entfernung (einfache Strecke 1:45 Std. Fahrt) nicht vor Ort sein und am Tag hatte ein anderer Arzt Dienst der bereit war diesen Versuch zu starten. Lange Rede, kurzer Sinn... es bestand keine Gefahr der Restharnbildung. Allerdings konnte mein Mann auch nicht den Harndrang steuern. Das Wasser lief halt ..
Starken Durchfall hatte er aufgrund der hohen Antibiotikagaben auch …
Nachdem mehrere Tage lang kein Blut mehr im Urin war habe ich auf die Blasenspiegelung verzichtet (m.E. zu hohes Risiko wegen Narkose, Blutverdünner und Schlaganfall). Da seitdem (3 Wochen) kein Blut mehr im Urin ist dürfte das die richtige Entscheidung gewesen sein.
Allerdings hörte der Durchfall nicht auf. Auch dann nicht, als die Antibiotikagabe abgesetzt wurde. 4-5 x sehr weicher Stuhlgang pro Tag war normal. Jedes Mal in die Windel und niemand störte sich daran. Es wurde nichts gegen den dünnen Stuhl unternommen. Und bezüglich des Toilettentrainings meinte man, das würde halt nur etwas bringen wenn der Stuhlgang normal sei. Man käme ja gar nicht mehr hinterher.. das das würde sich schon normalisieren. Mit keinem Wort hat man erwähnt, dass man meinen Mann quasi für einen hoffnungslosen Fall hält. Dass die Durchfälle zumindest zu einem großen Teil durch Säfte verursacht waren die mit Süßstoff versetzt sind und die man den Patienten in großen Mengen hin stellt weil diese angedickt (wegen Schluckstörungen) besser schmecken als Wasser, hat man dann in der neuen Station festgestellt.
Da aber, trotz dieser Problematik, mein Mann seit der Entfernung des Katheters motorisch gute Fortschritte machte, wurde er auf eine andere Station verlegt. Dort habe ich dann erfahren, dass er mit dem Hinweis "ist inkontinent, Toilettentraining lohnt nicht" übergeben wurde. Ich musste schon sehr drängen und mit Chefarzt winken, dass die Pflege mit den Worten "ok, versuchen wir es eine Woche" bereit war, den Versuch anzugehen. Mein Hinweis darauf, dass durch die Restharnkontrolle nachgewiesen ist, dass mein Mann inzwischen auch seinen Urin nicht mehr unkontrolliert abgibt (stark schwankende Restharnpegel)und seine Windel auch über längere Zeit trocken ist tat das übrige.
Zum Glück hat beim Erstversuch damals sowohl Wasser lassen als auch der Stuhlgang funktioniert, so dass das Training nicht mehr grundsätzlich in Frage gestellt wird. Allerdings wird es nur sehr unregelmässig durchgeführt was unterschiedliche Ursachen hat. Nämlich..
- alles 2-3 Tage wechselndes Personal das unterschiedlich stark motiviert ist (von gar nicht bis sehr dahinter her)
- die Aufforderung unregelmässig erfolgt
- mein Mann, der häufig abwinkt wenn er aufgefordert wird. ich vermute, dass der Grund ist, dass er in diesem Moment nichts spürt deshalb den Sinn nicht sieht .. und weil ihm evtl. der Toilettengang lästig ist (er kann zwar inzwischen ohne Hilfe aufs WC, aber anstrengend ist es für ihn dennoch)
- mein Mann sagt, dass er weder Harndrang noch Stuhlgang spürt (sagen im Sinne auf Fragen meinerseits mit ja/nein und sehr kurzen Sätzen antworten - die allerdings auch nicht im vollen Umfang korrekt verstanden worden sein können)
- er bis vor 3 Tagen nach wie vor sehr weichen Stuhlgang (teilweise mit hohem Druck) hatte. Allerdings nur noch 2x pro Tag. Gründe dafür sind noch unbekannt.
Dass mein Mann absolut nichts spürt kann ich aber so nicht ganz glauben. Sowohl ich, als auch sein Sohn, haben 3 Mal miterlebt, dass mein Mann aus eigenem Antrieb heraus die Toilette angesteuert hat und dann auch Stuhlgang fällig war. Das letzte Mal war es wohl etwas zu spät, da waren Teile davon dann doch in der Windel gelandet (und waren dünnflüssig). Aber ganz ohne Gefühl scheint auch da nichts gewesen zu sein. Und die anderen Male hat er den Gang noch rechtzeitig geschafft.
Allerdings scheint mein Mann im Schlaf nichts zu spüren. Er war schon mehrfach lt. Pflegerin morgens eingekotet. (lt. ihrer Worte "in ausreichender Menge" was ich als "im Grunde Zuviel" interpretiere)
Tja, warum schreibe ich so einen langen Roman um ein "simples G'schäft"
?
Weil ich mich frage, ob ich etwas tun kann das meinem Mann hilft das "Fühlen" (oder die Ankündigung, dass da etwas kommt) zu verbessern? Dass die Ursache des dünnen Stuhlgangs gefunden werden muss (und vermutlich ich die einzige bin, die da wirklich versucht das Problem zu identifizieren) ist mir klar.
Und.. weil mich interessiert, ob hier im Forum Menschen sind die aufgrund eines Schlaganfalls ähnliche Probleme hatten oder haben und wie sie das gelöst haben. Von ärztlicher Seite haben wir bisher dazu nicht viel zu hören bekommen.
Ach ja.. und dann würde mich interessieren wer der richtige Ansprechpartner/Arzt ist, wenn mein Mann diese unsägliche Reha beendet hat.
Die Harninkontinenz werde ich an anderer Stelle noch thematisieren. Ich halte sie aber für nicht so dringlich wie den Stuhlgang weil ich denke, dass das "gesellschaftsverträglich" einigermaßen hinzubekommen ist. Selbst dann, wenn ihm eine gewisse Inkontinenz bleiben sollte. Stuhlgang ist da schon eine andere Hausnummer.
Ich frage hier bei euch nach, weil ich meinen Mann unterstützen möchte ohne bei ihm unnötigen Druck aufzubauen und weil die Ärzte zu denen wir im Moment Kontakt haben nicht den Eindruck hinterlassen, dass sie diesbezüglich Ahnung und Interesse haben.
Falls ihr bis hierher gelesen haben solltet … vielen Dank für eure Geduld
AnnMarie