Liebe Julchen,
danke für Deine Antworten. Ich bin sicher, dass wir noch viele Fragen haben werden, um Deine Geschichte zu verstehen. Du könntest uns dabei helfen, indem Du auch etwas mehr über Dich und Deine Situation schreibst. Ich versuche einmal, auf Deine Antworten und Fragen einzugehen:
- Keine Inkontinenz untertags sehe ich sehr positiv, ich halte damit Deine Chance, Dein Leiden wegzubekommen für sehr gut. Bei vielen jugendlichen Bettnässern ist die Inkontinenz in der Nacht ja auch mit einer Inkontinenz untertags verbunden, da liegt dann oft ein schwierigeres Problem zugrunde. Du sagst, untertags spürst Du es und gehst eben rechtzeitig aufs Klo. Da interessiert mich, wie viel Harn Du da jeweils abgibst und wie oft Du untertags aufs Klo gehst. Da stellt sich für mich die Frage nach der Blasenkapazität und ob diese das Problem in der Nacht darstellt. Eng verbunden ist damit auch die Frage, ob Du ein erhöhtes Restharnvolumen hast.
- Das führt zur Frage Restharnvolumen, wie misst man das? Das kann der Arzt mit Ultraschall messen, wie viel Harn nach dem Pinkeln in der Blase bleibt. Es sollten so 50 ml sein, nicht mehr. Ich habe z.B. derzeit aufgrund meiner Problematik zwischen 150 und 250ml Restharn. Bleibt das in der Blase, ist sie schnell wieder voll und ich muss dann oft aufs Klo. Gleichzeitig hatte ich in der Nacht zu viel Harnproduktion und ich habe mir dadurch die Blase überdehnt. Dadurch kann es aber auch zu einem Überlaufen mit Inkontinenz in der Nacht führen. Ich messe mein Restharnvolumen mit dem Katheter, da ich ja regelmäßig meinen Restharn auskatheterisieren muss.
- Trinkplan: Die Messung, wann ich wie viel trinke und wann ich wie viel ausscheide führt zu einem persönlichen Verständnis seiner Nieren und Blasenfunktion. Ich z.B. habe gelernt, dass ich am Vormittag viel trinken muss, da aktiviere ich meine Niere, scheide viel aus und gehe regelmäßig aufs Klo. Gegen Abend trinke ich weniger, eine Stunde vor dem Schlafengehen gar nichts mehr und kann damit mein Harnvolumen in der Nacht auf 400ml (meinem optimalen empfohlenen Fassungsvermögen meiner Blase) bekommen.
- Die Farbe wird hell, wenn man viel trinkt und in Phasen, in denen man viel ausscheidet, bei mir auch sehr abhängig von der jeweiligen psychischen Verfassung. In der Nacht sollte der Harn durch die Wirkung des Hormons Vasopressin (Anti-Diuretisches Hormon ADH) reduziert und konzentrierter werden. Daher sollte am Morgen der Harn gelblicher, dunkler sein. Funktioniert etwas mit dem ADH nicht richtig in der zirkadianen Rhythmik, dann scheidet man zu viel in der Nacht aus und das führt zu Problemen. Da gibt es dann das Medikament Desmopressin, das ist ein Eiweißstoff, der dem Vasopressin nachgebaut ist und dessen Funktion unterstützt.
- Miktion, aus dem Lateinischen mingere "harnen" bezeichnet den Vorgang der Harnausscheidung. Oft wird man als Patient der Urologie nach einem Miktionsprotokoll gefragt, welches wie oben beschrieben Aufschlüsse über die Ursache der Erkrankung geben kann.
Nun ergeben sich für mich aber noch weitere Fragen:
Du schreibst, eine Detrusor-Sphinkter Dyssynergie konnte ausgeschlossen werden. Welche Diagnose ist denn gestellt worden? Hat es mit dem Blasenvolumen zu tun, ist das zu gering? Hat es mit den nächtlichen Harnmengen zu tun, sind die zu hoch? Vielleicht kannst Du es uns einmal verraten, wenn es Dir möglich ist, die Harnmengen vom Aufstehen bis Mittag, von Mittag bis zum Schlafengehen und in der Nacht zu verraten. Untertags einfach immer in eine Messgefäß pinkeln, in der Nacht könntest Du auch in eine Windel pinkeln und die vorher/nachher abwägen und das, was Du in der Nacht vielleicht mit Aufstehen noch spontan urinieren kannst ebenfalls abmessen. Das Verhältnis Tag/Nacht-Ausscheidungsmengen ergibt dann ein Bild über die ADH Funktion. Wenn Du dazu noch die Summe der Trinkmengen in den Tagesabschnitten hast, wird das Bild klarer.
So, genug Geschwafel meinerseits. Danke Dezember, dass Du Dich gemeldet hast und ich hoffe sehr, dass das FORUM aufwacht und Dir mit seinen Erfahrungen weiterhilft. Es soll ja nicht ein Dialog werden sondern ein Erfahrungsaustausch Betroffener, und da bin ich nicht ganz der Richtige.
Jedenfalls Kopf hoch, ich denke, das ist in den Griff zu bekommen und ich wünsche Dir alles Gute!
Johannes