Guten Tag,
obwohl der Anlass Ihrer Nachricht nicht erfreulich ist, freue ich mich dennoch, von Ihnen zu lesen. Als unser an Lebensjahren ältestes Vereinsmitglied schätze ich es sehr, dass Sie an unserem Erfahrungsaustausch teilnehmen.
Bei einem suprapubischen Katheter kann es gelegentlich zu Problemen kommen, wie z.B. das Austreten von Urin an der Eintrittsstelle. Im Alter von 96 Jahren besteht bei Ihnen möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Infektionen und andere Komplikationen, daher ist es wichtig, dass diese Situation sorgfältig gehandhabt wird.
Einige mögliche Maßnahmen und Überlegungen:
Korrekte Platzierung und Fixierung:
Ein Urologe sollte überprüfen, ob der Katheter korrekt platziert und ausreichend fixiert ist. Manchmal kann eine leichte Anpassung helfen, das Austreten von Urin zu verhindern.
Verwendung einer größeren Kathetergröße:
In einigen Fällen könnte ein größerer Katheter verwendet werden, um eine bessere Abdichtung der Eintrittsstelle sicherzustellen. Ihr Urologe kann dies beurteilen.
Verband- und Hautpflege:
Eine sorgfältige Pflege der Haut um die Katheter-Eintrittsstelle und die Verwendung von speziellen Verbänden könnte helfen, das Austreten von Urin zu vermeiden und die Haut zu schützen.
Katheter-Wechsel durch einen Fachmann:
Regelmäßige Katheterwechsel durch medizinisches Fachpersonal, das Erfahrung mit suprapubischen Kathetern hat, können ebenfalls dazu beitragen, Probleme zu minimieren.
Ein hoher Druck in der Blase kann dazu führen, dass Urin an der Eintrittsstelle des Katheters austritt. Dies passiert, weil der Druck zu stark für die Abdichtung ist, die der Katheter an der Blasenwand und der Eintrittsstelle bietet. Im Detail sieht das so aus:
Blasendruck und Katheterabdichtung:
Der suprapubische Katheter führt durch die Bauchdecke direkt in die Blase. Die physikalische Abdichtung um den Katheter herum sollte idealerweise verhindern, dass Urin nach außen dringt. Wenn der Druck in der Blase jedoch zu hoch ist (z.B. durch eine Überfüllung der Blase oder eine überaktive Blase), kann der Urin diese Abdichtung überwinden und an der Eintrittsstelle austreten.
Ursachen für hohen Blasendruck:
Überaktive Blase: Eine überaktive Blase kann zu starken, unkontrollierten Kontraktionen der Blasenmuskulatur führen, wodurch der Druck in der Blase steigt.
Blasenfüllung:
Wenn die Blase zu voll ist, steigt der innere Druck, insbesondere wenn der Abfluss durch den Katheter behindert ist.
Medikamentöse Behandlungsoptionen, um den Druck in der Blase zu senken, könnten anticholinerge Medikamente oder Beta-3-Agonisten umfassen, die helfen können, die Blasenmuskulatur zu entspannen und unkontrollierte Kontraktionen zu reduzieren.
Wechselintervalle des Katheters und deren Auswirkung auf das Austreten von Urin:
Bildung von Biofilm und Ablagerungen:
Über die Zeit können sich Ablagerungen von Salzen und Proteinen sowie Biofilme (Ansammlungen von Bakterien) an der Oberfläche des Katheters bilden. Diese Ablagerungen können den Durchmesser des Katheters verringern und den Urinabfluss behindern, was den Druck in der Blase erhöht und das Risiko eines Urinaustritts an der Eintrittsstelle erhöht.
Katheterverstopfung:
Eine Katheterverstopfung durch Ablagerungen oder Bakterien kann ebenfalls zu erhöhtem Blasendruck führen, da der Urinfluss behindert wird. Regelmäßige Wechselintervalle sind notwendig, um dies zu verhindern.
Materialermüdung:
Der Katheter selbst kann nach längerem Gebrauch Materialermüdung aufweisen, wodurch die Dichtheit an der Eintrittsstelle nachlässt und Urin austreten kann.
Trauma oder Bewegungen:
Durch Bewegungen oder versehentliche Traumata kann der Katheter verschoben werden, was die Abdichtung beeinträchtigt und zum Austreten von Urin führen kann.
Regelmäßige Wechselintervalle für den Katheter sind daher wichtig, um Verstopfungen und Ablagerungen zu verhindern, die sowohl den Druck in der Blase erhöhen als auch die Integrität des Katheters beeinträchtigen können. Ihr Urologe wird die optimalen Intervalle für Ihren spezifischen Fall festlegen.
Zusammenfassend ist es ratsam, Ihren Urologen aufzusuchen, um eine genaue Diagnose und die geeignete Behandlung zu erhalten, einschließlich möglicher medikamentöser Therapien zur Reduzierung des Blasendrucks und Anpassungen im Kathetermanagement.
Da Sie 96 Jahre alt sind, sollte jede Entscheidung in enger Zusammenarbeit mit Ihrem behandelnden Urologen und unter Berücksichtigung Ihrer allgemeinen Gesundheit und Lebensqualität getroffen werden. Ihr Urologe kann die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen genau abwägen und die für Sie am besten geeignete Lösung finden.
Herzliche Grüße
Matthias Zeisberger
