Hallo Lia,
zunächst einmal vielen Dank, dass du deine Erfahrungen und Gefühle so offen teilst. Es erfordert viel Mut, über sensible Themen wie Inkontinenz zu sprechen, besonders wenn es Einfluss auf die Beziehung hat.
Es scheint, dass du wirklich vieles ausprobierst, um deine Situation zu verbessern, und das ist bewundernswert. Deine Regelmäßigkeit und Vielfältigkeit der Ansätze, wie geregelte Trinkzeiten, der Einsatz eines TENS-Geräts und die Einnahme bestimmter Nahrungsmittel, zeigt, wie ernst du das Thema angehst.
Was deine Beziehung angeht, kann ich verstehen, wie schmerzhaft es sein muss, das Gefühl zu haben, nicht vollständig akzeptiert zu werden. Es ist wichtig, dass dein Partner versteht, dass Inkontinenz ein Teil von dir ist und es nicht durch reinen Willen eliminierbar ist.
Es geht in einer Partnerschaft auch nicht darum, dem Gegenüber ständig zu gefallen. Bei Dingen, auf die du keinen oder nur einen sehr begrenzten Einfluss hast, muss der Partner lernen damit zu leben. Dich unter Druck zu setzen, ist kein gutes Verhalten. Man liebt einen Menschen nicht, weil er kontinent oder inkontinent ist. Klar ausgedrückt: Wenn er damit nicht klarkommt, dann ist es vielleicht nicht der passende Partner.
Ein paar Gedanken:
Kommunikation: Ehrlichkeit in der Kommunikation ist der Schlüssel. Ein offenes Gespräch mit deinem Partner über deine Gefühle und die Realität deiner Situation kann hilfreich sein. Erkläre ihm, dass du bereits alles tust, was möglich ist, und dass dieses Thema Sensibilität und Unterstützung erfordert und keinen Druck.
Gemeinsamkeiten suchen: Vielleicht könnt ihr gemeinsam nach weiteren Lösungen oder Unterstützungsmöglichkeiten suchen. Manchmal hilft es, wenn der Partner aktiv in den Prozess eingebunden wird. Nimm ihn mal mit zum Arzt. Der kann ihn mal erklären, was Spina bifiida bedeutet und welche Konsequenzen dies hat.
Selbstakzeptanz stärken: Deine Selbstakzeptanz ist sehr wichtig. Du hast bereits viel dafür getan, dich so zu akzeptieren, wie du bist. Lass dich durch die Einstellung deines Partners nicht entmutigen. Es ist wichtig, dass dein Partner dich für die Person liebt, die du bist, einschließlich aller Herausforderungen, die du bewältigst.
Professionelle Unterstützung: Vielleicht wäre es auch hilfreich, eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Eine Paartherapie könnte eine neutrale Plattform bieten, um über eure Gefühle und Herausforderungen zu sprechen.
Schließlich möchte ich betonen, dass du nicht alleine bist. Es gibt viele Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen. Ich gehöre dazu.
Ich hoffe, diese Gedanken sind hilfreich für dich. Bleib stark und alles Gute für dich auf deinem Weg.
Liebe Grüße
Matti