Hallo Michael,
ich mache mir große Sorgen darüber, weil die Inhalte von Verträgen transparent sein sollten, um Geheimniskrämerei zu verhindern.
Es war absurd zu sehen, wie ein Anbieter während des damaligen Ausschreibungsverfahrens
null Euro für eine Versorgung
angeboten hat, nur um den Auftrag zu erhalten. Im Grunde hätte dies wahrscheinlich bedeutet, dass Adressdaten "verkauft" werden sollten und die Versicherten hohe zusätzliche Kosten hätten tragen müssen. Es wurde immer der billigste Anbieter ausgewählt und nicht derjenige mit dem besten Produkt oder Service. Der komplette Markt von kleineren Homecareern ist doch zusammengebrochen. Man nannte es Wettbewerbsstärkung. Wie absurd.
Laut dem Positionspapier sollen gute Versorgung als Komplettpaket abgeschafft werden - man nennt es dann "Bürokratieabbau", ohne jedoch deutlich zu machen, dass damit das Weglassen von Dokumentation gemeint ist und diese eben auch Defizite aufdeckt.
Der Gesetzgeber hat klare Vorgaben gemacht:
Gemäß § 127 Abs. 6 SGB V sind die Krankenkassen dazu verpflichtet, ihre Versicherten über die Vertragspartner und wichtige Inhalte der Verträge zu informieren. Zudem müssen sie diese Informationen auch online für Versicherte anderer Krankenkassen zugänglich machen.
Der Zweck dieser Regelung, eingeführt durch das GKV-WSG, besteht darin, die Selbstbestimmung der Patienten zu stärken. Die Versicherten sollen einen umfassenden Überblick über das Leistungsangebot ihrer eigenen Krankenkasse erhalten und aufgrund dieses Wissens eine fundierte Entscheidung treffen können, welchen Leistungserbringer sie wählen möchten.
Um die Patientensouveränität sicherzustellen, ist es jedoch unerlässlich, dass den Versicherten verständliche Informationen über die Versorgungsangebote - dazu zählen eben auch Vertragsinhalte - ihrer Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden. Der Gesetzgeber hat das Ziel, den Versicherten die Möglichkeit zu geben, die Leistungsangebote der verschiedenen Krankenkassen miteinander zu vergleichen und auf dieser Grundlage ihre Wahl zu treffen.
Es besteht auch die Befürchtung, dass bestimmte Leistungen eingeschränkt oder gestrichen werden könnten, um Kosten einzusparen. Dies könnte letztendlich dazu führen, dass sich die medizinische Versorgung verschlechtert.
Der Plan scheint sehr intransparent konzipiert zu sein. Was soll das dem Versicherten bringen? Klar ist es wichtig für Krankenkassen Geld zu sparen - aber ich verstehe nicht ganz, wovon genau noch mehr gespart werden soll bei durchschnittlichen Monatspauschalen von 17 Euro. Man könnte ja auch mal über die immens hohen Vorstandsgehälter der Krankenkassenvorstände beim Sparen nachdenken.
Wenn Schutzmechanismen und Sicherheitsvorkehrungen aufgehoben werden würden, gefährdet dies sowohl die Interessen der Patientinnen und Patienten als auch die Qualität der Gesundheitsversorgung.
Bei dieser Argumentation wird stets unterschwellig der Vorwurf erhoben, dass die versicherten Personen ein Luxusdenken haben und allein dies die Kostensteigerungen erklären würde. Ach so, ja der Handel bekommt in diesen Denkspielen den Hals auch nicht voll. Dabei wird jedoch außer Acht gelassen, dass es einen demokratischen Wandel gegeben hat und weiter geben wird und eine dadurch steigende Kostensituation besteht. Zudem werden auch Innovationen ignoriert, für die es ebenso keine kostenlosen Lösungen gibt.
Ich habe immer mehr den Eindruck gewonnen, dass der GKV Spitzenverband sich seiner Rolle als oberste Instanz in der gesetzlichen Krankenversicherung nicht bewusst ist. Sie sollten eigentlich Dienstleister für die Versicherten sein, stehen aber unter dem fast wahnhaften Zwang, die Leistungen für Versicherte immer weiter zu beschränken und behaupten dabei, dies im Sinne der Versicherten zu tun.
Während wir letztes Jahr eine durchschnittliche Inflation von 10 % oder mehr hatten, sind die Kosten für Rohstoffe für aufsaugende Hilfsmittel geradezu explodiert. Als Reaktion darauf hat insbesondere die AOK Nordwest - eine große Kasse - die Pauschalen um über 30 % gekürzt. Diese waren ohnehin schon auf einem sehr niedrigen Niveau.
Am kommenden Mittwoch werde ich mit dem WDR ein Interview führen, der sich dankenswerterweise genau dieser Thematik annimmt.
Gruß
Matti