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Eines ist Sicher, Sicher ist nichts

29 Okt 2005 14:40 #1 von matti
Mediziner rätseln über Ursachen von Multiple Sklerose
Frankfurt. AP/baz. Multiple Sklerose ist in Deutschland eine relativ verbreitete Krankheit: Nach Schätzungen von Experten leben hier rund 120'000 Menschen mit der Diagnose «MS». Nach wie vor gibt die Erkrankung Wissenschaftlern Rätsel auf. Unklar ist vor allem auch die Ursache der Krankheit. «Man geht heute davon aus, dass dabei mehrere Faktoren eine Rolle spielen», sagt Heinz Wiendl, Professor für Neurologie und Leiter der Klinischen Forschungsgruppe für MS und Neuroimmunologie an der Universität Würzburg.

So glauben Forscher, dass bestimmte genetische Faktoren den Ausbruch der Krankheit begünstigen. Dies belegen Studien mit eineiigen Zwillingen, wie Wiendl berichtet: Ist einer der Zwillinge erkrankt, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Multiple Sklerose auch beim zweiten ausbricht, bei 25 bis 30 Prozent. «Das ist ein hoher Wert», sagt der Experte. Wer aber ein Elternteil hat, das an der Krankheit leidet, braucht sich keine allzu grossen Sorgen machen, selbst zu erkranken: Die Wahrscheinlichkeit dafür liege im unteren einstelligen Bereich, erklärt Wiendl.

Neben einer Veranlagung tragen offenbar Umweltfaktoren dazu bei, dass die Krankheit ausbricht. Möglicherweise handelt es sich dabei um Erreger, die man sich bereits in der Kindheit einhandelt. Derzeit würden verschiedene Viren und Bakterien als Auslöser diskutiert, sagt der Neurologe. Nicht ausgeschlossen sei aber letztlich auch, dass bestimmte Ernährungskomponenten oder Umweltverschmutzung eine Rolle spielten.

Die dritte Ursache für MS ist Wiendl zufolge eine Störung des Immunsystems. Bei der Krankheit richtet es sich gegen eigene Nervenzellen. Offenbar versage bei den Patienten ein Kontrollmechanismus, der diese Reaktion normalerweise unterbinde. Warum diese Kontrolle gestört sei, sei noch unklar: «Da spielt vieles zusammen», sagt der Experte.

Wie Privatdozent Michael Sailer, Leiter der MS-Ambulanz am Universitäts-Klinikum Magdeburg, erklärt, dringen bei Multipler Sklerose Abwehrzellen des Körpers ins Gehirn ein und greifen dort das Nervengewebe an. Sie schädigen sowohl die Schutzschicht der Nervenfasern als auch die Fasern selbst, so dass Nervenimpulse nicht oder nur verlangsamt weitergegeben werden können. So kommt es zu den für MS typischen Beschwerden wie Seh- und Empfindungsstörungen, Lähmungen und Müdigkeit. Die Krankheit, die zwar nicht geheilt, in manchen Fällen aber gestoppt werden kann, bricht meist im frühen Erwachsenenalter, also zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, aus.

Viele Fälle auf Sardinien

Auffällig ist, dass Multiple Sklerose in Ländern in Äquatornähe so gut wie nicht vorkommt. Wiendl zufolge spricht dies für die Theorie, dass Umwelt- und Erbfaktoren entscheidend zum Ausbruch des Leidens beitragen. Offenbar werden die Weichen schon in der Kindheit gestellt: Wer nach der Pubertät von Mitteleuropa nach Nordafrika zieht, hat nach Angaben des Mediziners das Krankheitsrisiko eines Mitteleuropäers. Dies legt die Vermutung nahe, dass eine Infektion, die schon in der Kindheit stattgefunden hat, entscheidend sein könnte. Die Forscher ziehen dabei mehrere Erreger in Betracht, wie etwa das Hepatitis-Virus oder den Erreger des Pfeiffer'schen Drüsenfiebers.

Ein Kuriosum ist für die Mediziner der Fall Sardinien: Obwohl MS in Mittelmeerländern seltener ist als in Deutschland, haben Wissenschaftler auf Sardinien eine auffällige Häufung festgestellt. Aber auf der Suche nach Ursachen tappen die Ärzte auch hier im Dunkeln und können wieder nur allgemein Umweltbedingungen und Gene nennen.

Ebenfalls nicht ganz klar ist, warum Frauen zwei bis drei Mal eher an MS erkranken als Männer. Grund dafür sei möglicherweise eine besondere hormonelle Konstellation, sagt Sailer. Frauen litten prinzipiell öfter an Autoimmunerkrankungen als Männer. Für diese These spricht auch, dass Patientinnen während einer Schwangerschaft seltener einen Schub erlitten. Wie Wiendl erklärt, steigt das Risiko unmittelbar nach der Entbindung allerdings wieder.

Ausserdem konnten die Ärzte beobachten, dass Patienten vor allem nach Infektionen der oberen Atemwege, aber auch nach Verletzungen und Stressphasen einen Schub erlitten. Doch dabei handelt es sich nur um Risikofaktoren, nicht um die eigentlichen Auslöser der Krankheit.

Auch Impfungen kommen offenbar als Risikofaktor in Frage: So können Lebendimpfstoffe den Ausbruch der Krankheit unter Umständen begünstigen oder Schübe auslösen. Denn durch sie kann das Immunsystem gereizt werden, was sich bei Multipler Sklerose negativ auswirkt. Bei solchen Impfungen gilt es Wiendl zufolge, das mögliche Risiko abzuwägen. Zu dieser Kategorie gehören zum Beispiel die Masern- und Mumps-Impfstoffe.

Totimpfstoffe sind dagegen kein Problem. Auch bei der Hepatitis-B- und der Frühsommer-Meningoenzephalitis-Impfung, die im Verdacht stehen, zum Ausbruch der Krankheit beizutragen, sehen die Experten keine Gefahr. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft gibt darüber hinaus auch Entwarnung für die Tetanus- und Grippe-Impfung: «Besonders bei der Grippe ist es wichtig zu wissen, dass die Gefahr einer Schubauslösung durch die Erkrankung selbst viel grösser ist.»

Ob Raucher ein erhöhtes Risiko haben, ist ebenso umstritten wie der Zusammenhang zwischen Ernährung und MS: Dafür, dass bestimmte Diäten, die den Patienten in manchen Internet-Foren ans Herz gelegt werden, sich positiv auswirken, gibt es laut Wiendl schuldmedizinisch bislang keine Belege.

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