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Selbstkatheterisierung

28 Jul 2020 13:11 #1 von Ini
Hallo liebes Forum-Team, ich folge seit Tagen diesem Forum und bin mir überhaupt nicht sicher, wo genau ich mein Thema platzieren soll ... erstmal, ich bin Ini (weiblich) und habe selbst kein Problem, sondern eher mein Mann. Ich bin aber so damit belastet, dass ich auf diesem Weg hoffe, Zuspruch zu erhalten. Seit Jahren hat mein Mann Probleme mit seiner Blase (wer hätte das gedacht, wenn ich hier bin :) jedenfalls macht sich das bemerkbar mit großem Druck auf der Blase. Er kann dann kein Wasser lassen, sondern quält sich, setzt sich unter Druck und ein paar Stunden später klappt alles wieder. Ich kürze das alles mal ab, sonst wird es zu viel mit schreiben ... der Urologe hat festgestellt, dass die Prostata zu groß ist und das Problem auslöst. Er nimmt zwar Tabletten, aber irgendwie scheint das nicht zu helfen. Es ist also so, dass er gute und schlechte Tage hat. Wenn er Wasser lassen kann, dann so ca. 350 - 400 ml, was ich mal nicht so schlecht finde. Jedenfalls war gestern jemand da von Coloplast und wollte mit ihm die ISK durchführen, da wir nicht genau wissen, ob er viel Restharn noch in der Blase hat. Es hat aber nicht funktioniert. Zuerst hat mein Mann probiert und dann der Typ selbst. Jedesmal Abbruch wegen großen Schmerzen. Selbst der Typ hat sich gewundert ... nun hat mein Mann natürlich das komplett abgelehnt und ich weiß nicht mehr weiter. Ich wollte daher fragen, ob ich mir große Sorgen machen muss, dass es jetzt schlimmer werden kann. Wie gesagt, wenn er gute Tage hat, geht er normal auf Toilette und es läuft gut. Und dann eben Tage, wo nichts geht. Woran kann das nur liegen? Eine Harnröhrenverengung? Tausend Dank fürs zuhören ...

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28 Jul 2020 14:30 #2 von Frankfurter
Hall Ini

für die Lösung der von Dir geschilderte Problem gibt es sicherlich viele Möglichkeiten

Medizinisch: Da sollte ein Facharzt nach dem Rechten sehen können. Denn jeder Einzel"fall" muss ja in der Gesamtheit des "Patienten" betrachtet werden. Evtl. wäre ein Arztwechsel zu überlegen, wenn MANN sich nicht bei dem Doc wohl fühlt. Die Krankenkassen erlauben eine Zweitmeinung sich einzuholen. ( Ich hatte sogar bei meiner KK - BEK - einen Arzt vermittelt bekommen. Mal nett die KK anfragen .....

Selbstkatheterisierung : Als Mann von einem Mann am Penis angefasst zu werden ist , so empfinde ich - eine sehr intime Angelegenheit. Interessant , welche psychologischen Gefühle ablaufen . Ein offenes Gespräch nur kann hier die Hilfe sein. Offen darüber sprechen, nur das hilft, damit man Seele und Körper völlig loslassen kann, um einen schmerzfreien "Erfolg" zu bekommen. --- Nur mal meine Sichtweise.

Gruss Frankfurter

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28 Jul 2020 14:36 #3 von Ini
Lieber Frankfurter, vielen Dank für deine Antwort. Ich war selbst überrascht, dass er das zugelassen hat, dass ein Mann ihn "anfasst", zumal noch hinzukommt, dass mein Mann nicht mal Wasser lassen kann, wenn neben ihm einer steht. Es geht viel über die Psyche bei ihm. Ich bin schon froh, dass er mit mir darüber redet, auch wenn ich das Thema dann schnellstmöglich wieder beenden soll. Er ist dankbar, dass ich für ihn da bin und ich möchte ihm so gern helfen. Umso enttäuschter war ich, dass es gestern nicht geklappt hat. Einfach nur der Gedanke, dass ein Hilfsmittel im Haus ist, wenn mal wieder Druck ist, hätte ihm gutgetan ...

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29 Jul 2020 08:03 #4 von Frankfurter
Hallo Ini,

Du schreibst " zumal noch hinzukommt, dass mein Mann nicht mal Wasser lassen kann, wenn neben ihm einer steht
.

Ja das ist ein nach meiner Erfahrung ein oft vorhandenes Problem bei manchen Männern der älteren Generation. Und wie Du auch schreibst: viel geht über die Psyche. Was da hilft nach m.E. : Offenes Gespräch, und viel üben auf öffentlichen Toiletten . Sich klarmachen, dass es den anderen Männern meist auch nicht anders zu mute ist. Somit sich innerlich sagen: " Mir alles sch..xxx egal, ich erleichtere mich jetzt, dann fühle ich mich körperlich wohl und erleichtert."

Es gibt hier im Internet viele Hilfen um sich mental zu verändern. Mir hat viel geholfen: Autosuggestion Autor: COUE-Autosuggestion , die Kraft der Selbstbeeinflussung durch positives Denken. Coue ( Apotheker ) war um die 1900 Jahre in Frankreich mit dieser Methode sehr erfolgreich. Er hat sogar kostenlose Info-Seminare abgehalten.

Heute werden diese Methoden leider nicht in den Vordergrund gestellt, weil sie kostenlos angewendet werden können, statt für Geld zu vermarkten.

Um jetzt auf das Problem bei Deinem Mann einzugehen: Was ging mental im Kopf Deines Mannes vor sich, um sich überhaupt von einem Mann am Penis anfassen zu lassen, und einen Schlauch eingeführt zu bekommen. War es eine innerliche Verkrampfung -- mentale Ablehnung.??? Statt sich auf Hilfe zu freuen ein NEIN NEIN NEIN . Hier besteht nach meiner Auffassung einer der Ansatzpunkte.

( Ich war auch nicht besser in dieser Hinsicht, bevor ich mich an meinen eigenen Haaren aus diesem mentalen neg. Gedankengut herausgezogen habe. Hilf Dir selbst, dann hilft Dir GOTT )

Gruss

Frankfurter

PS: Trotzdem auch mal an einen Arztwechsel denken ??:whistle:

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29 Jul 2020 08:14 #5 von Ini
Hallo und Danke für deine Antwort. Arztthema im Moment ganz schlecht ... seit er letzte Woche dort war, ist es wieder schlimm. Gestern z.B. konnte er nicht auf Toilette. Er weiß selbst, dass bei ihm viel über den Kopf geht und dann steigert er sich immer mehr rein. Er hatte gestern wahnsinnigen Druck und es kam nichts. Er war 17 Uhr und dann erst wieder 3 Uhr früh ... ich habe Angst, weil ich nicht weiß, was passiert, wenn er nicht kann. Wie lange hält eine Blase so etwas aus? Ich möchte ihm so gern helfen, aber ich kann ja nicht in seinen Kopf schauen.

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29 Jul 2020 08:44 #6 von Frankfurter
Hallo Ini

was Du schreibst ist m.E. sehr behandlungsbedürftig. Bitte lass dies zügig von einem Facharzt abklären !!!

Evtl. zum Hausarzt und eine Überweisung in ein Krankenhaus.

( Wegen der psychischen Anspannung um ein Beruhigungsmittel bitten, um nicht in diesem Stress den Stress nicht noch mehr zu füttern )

Meine besten Wünsche begleiten Euch

Gruss

Frankfurter

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30 Jul 2020 07:28 #7 von Johannes1956
Liebe Ini!

Ich mache seit einigen Jahren ISK wegen einer Blasenentleerungsstörung und bin sehr zufrieden mit der Lösung. Es war anfangs etwas schwierig, es zu erlernen und das Wichtigste war, Entspannung des Beckenbodens zu erlernen. Bei mir ist die Ursache neurogen, es gibt also kein mechanisches Hindernis, welches zur Blasenentleerungsstörung führt.

Dennoch verschlechtert eine Verspannung des Beckenbodens die Entleerung und auch die Durchführung des Katheterisierens. Bei Stress kann es auch sein, dass ich den Katheter, trotz langer Erfahrung, nicht in die Blase hinein bekomme. Ich habe gelernt, mich in solchen Situationen zu entspannen und es dann später mit einem frischen Katheter nochmals zu probieren. Ich habe auch für solche Fälle Katheter mit festerer Spitze, die ich sonst nicht verwende.

Ob bei einer Prostata-Vergrößerung ISK eine Option ist, kann ich nicht sagen, hier gibt es ja ein mechansisches Hindernis, obwohl das größte Hindernis der Beckenboden ist. Macht der zu, ist unten zu, da kannst mit einem Katheter auch nichts machen.

In so einer Situation mit einem ISK Einmalkatheter es fremd zu versuchen, ist einfach nur eine Schnapsidee, das kann nicht funktionieren.

Voraussetzung für ISK ist der Wille des Anwendenden, alles andere macht keinen Sinn.

Tamsulosin wird zwar immer wieder als Wundermittel verschrieben, aber in viele Fällen hilft es halt auch nichts. Am Ende muss der Urologe entscheiden, ob ein chirurgischer Eingriff notwendig ist. Nach dem chirurgischen Eingriff ist Geduld mit der Kontinenz und dem Beckenboden gefragt, aber die Prognose ist zumeist gut.

Ich würde als Erstmaßnahme Übungen zur Beckenbodenentspannung empfehlen. Physiotherapeuten können das.

Stress und Blasenentleerung sind zwei Dinge, die sich nicht besonders mögen.

Alles Gute

Johannes

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30 Jul 2020 10:01 #8 von Ini
Lieber Johannes, vielen Dank für deine Antwort. Der Urologe hat auf seinem letzten Bericht von voriger Woche geschrieben, dass es eine neurogene Blasenstörung sei und nur mit ISK gemindert werden kann. Vor einem halben Jahr war es noch die Prostata. Der Restharn konnte bisher nicht ermittelt werden, weil mein Mann auf der Toilette in der Praxis nicht kann, zu viele Menschen und Nebengeräusche ... das vorletzte Mal beim Arzt ist er irgendwo in der Natur gewesen und danach wieder in die Praxis, da sah es gut aus. Also Blase nach Ultraschall nicht mehr voll. Ich würde ihn sehr gerne von dem ISK überzeugen, weil er sich so quält, wenn er Druck hat. Aber keine Chance ... kann man das denn eigentlich auch alleine "probieren" oder muss da eine Pflegekraft da sein? Also er hat noch 2 Proben da und ich würde ihn gern überzeugen, es nochmal zu testen. Aber ich glaube, die Angst vor dem Schmerz ist wohl zu groß. Ich habe nur Angst, dass alles noch schlimmer wird. Und der Gedanke, dass ihm das ISK helfen würde, beruhigt mich etwas. Denn einen Dauerkatheter will ja auch niemand. Ach ist alles Mist ...
Folgende Benutzer bedankten sich: Johannes1956

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30 Jul 2020 11:12 #9 von ForrestGump
Hallo Ini,
bisher war ich hier auch nur stiller Mitleser. Habe mich jetzt aber auch angemeldet, damit ich mitreden darf B)

Ich habe auch eine neurologische Blasenentleerungstörung und betreibe seit März ISK.
Selbst einen Katheter zu schieben war für mich am Anfang auch voll die Horrorvorstellung. Der Urologe hat mir aber ziemlich klar gemacht, dass ich auf Dauer meine Nieren schädigen werde und zum Dialyse-Patienten werden könnte.
Ich hätte 2 Möglichkeiten: ISK oder dauerhafte Ableitung durch die Bauchdecke (SPK).

Bei mir war dann auch eine nette Dame von Coloplast und hat mir erstmal alles "trocken" erklärt. Sie hat mir angeboten beim ersten Versuch zu helfen, oder ich könnte es erstmal alleine probieren.
Ok, lieber erstmal alleine, da war dann doch die Scham zu groß. Tatsächlich habe ich den Katheter dann zwar in die Harnröhre einführen können aber nicht durch den Schließmuskel. Da der Druck aber groß genug war ist trotzdem das Brünnchen gelaufen, auch am Katheter vorbei.
Trotzdem war ich damit erstmal zufrieden. Sie hat mir einige Muster (auch verschiedene) da gelassen und ich habe dann in Ruhe das ganze alleine weiter versucht. Ohne Druck und mit viel Zeit hat es dann auch am 2.Tag schon ganz gut geklappt.

Inzwischen ist der techn. Ablauf kein Problem mehr, das Katheterisieren klappt zu Hause ohne Probleme, auch am Arbeitsplatz habe ich mich entsprechend eingerichtet.
Schwierig wird es aber immer, wenn ich unterwegs bin, nicht weiß wo ich eine sauber Toilette finden kann. Wenn Zeitdruck hinzu kommt, oder morgens, wenn ich schon um 04:30Uhr zur Arbeit fahre.

Vielleicht helfen ausreichend Muster und viel Zeit um sich mit der ganzen Sache in Ruhe, ohne Druck durch Zeit oder andere Personen zu befassen.

Viele Grüße
Forrest
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30 Jul 2020 11:29 #10 von Ini
Hallo Forrest, wie lieb, dass du dich extra angemeldet hast :)
Meiner Meinung nach müsste eigentlich mein Mann hier sitzen und schreiben und sich für die Tipps bedanken ...
Ich kann nur versuchen, ihm die Augen zu öffnen, denn die Konsequenzen aus der Sache möchte er ja definitiv nicht. Ich vermute, dass bei ihm das auch mit dem Schließmuskel war, dass es nicht weiter ging. Ich als Frau kann das Null beurteilen. Ich denke nur, dass es bei Männern bisschen einfacher ist als bei Frauen, weil man(n) es besser sieht ...
Ich hatte als Kind sehr oft HWI und das waren auch höllische Schmerzen. Da wurde vom Arzt Katheter gelegt, ich denke mal, der Schlauch bei den Ärzten ist grundsätzlich viel dicker als beim ISK oder? Ich danke nochmals herzlich für die vielen Ratschläge. Ich werde weiter berichten ...

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