Hallo,
ich habe jetzt einen längeren Arztmarathon hinter mir.
Wie ich in meinem alten Beitrag schon berichtet habe, konnte ich mich auf Grund meiner vielen Beschwerden zu einem Arzt durchringen. Bei dem gleichen Arzt bin ich auch immernoch. Anfangs musste ich Betmiga einnehmen, was leider nicht besonders gut funktionierte. Ich habe keine Besserung gespürt und mich bei warmen Wetter sehr unwohl gefühlt. Ich hatte das Gefühl warme Tage verschlimmern meine Symptomatik, bin mir deswegen aber bis heute nicht sicher, da ich nicht ausschließen kann, ob es an dem Medikament lag.
Nach einer Blasenspiegelung und weiteren Urinuntersuchungen habe ich mich erst einmal zurückgezogen. Ich hatte Schmerzen bei der Spiegelung und Angst vor der urodynamischen Untersuchung im Krankenhaus, die damals noch anstand. Das ging auch eine Weile ganz gut, da ich mich weitgehend aus dem sozialen Leben zurückgezogen habe. Nur noch wenig außerhalb unetrnommen habe und außer in der Arbeit und 4 Std. die Woche zur Uni zu gehen, das Haus nur noch verlassen habe, wenn das umbedingt nötig wurde. Dadurch habe ich es geschafft, mich ein wenig zu beruhigen und die Panik abzulegen, die ich immer weiter entwickelt hatte. Nach zwei oder drei Monaten war es mir sogar möglich, ohne Probleme in die Innenstadt zu fahren oder mit etwas mehr Entspannung den Bus zur Arbeit zu nehmen, owbohl dieser 40 Minuten fährt und ich bei 30 Minuten schon sehr panisch werde. Ich bin Freunde besuchen gegangen, wenn es meine Tagesform zugelassen hat und hatte insgesamt das Gefühl, dass es aufwärts geht und die Probleme nicht mehr so stark auftreten. Termine habe ich meisten an meine komplett freien Tage gelegt, sodass ich nicht in Stress verfalle und wenn ich mal einen nicht so guten Tag hatte, bei dem ich morgens schon Probleme bekommen habe, bin ich dann z.B. an einem anderen Tag einkaufen gegangen oder in die Stadt gefahren. Ich habe dadurch einen Weg gefunden, wie ich damit umgehen kann. Zu der Zeit habe ich allerdings nicht viel für die Uni gemacht. Anfangs, weil ich zu fertig von all den Arztbesuchen und Problemen war und später, weil ich zwischendurch auch einfach keine Lust hatte und mir dachte: A"chja, die paar Sachen kannst du nächstes Semester auch noch machen. Du kannst dich ja sowieso erst im Sommer zu dem gewünschten Master einschreiben."
Nunja, das freie Semester neigte sich dem Ende zu und seitdem bekomme ich immer mehr Probleme. Bemerkt habe ich es, dass ich immer gestresster wurde, obwohl ich, im Vergleich zu anderen Menschen, nicht besonders viel Stress habe. Ich habe weiterhin nur 4Std die Woche Uni, gehe Arbeiten (je nach Bedarf mal 4-5 Tage die Woche oder nur 1x die Woche) und versuche zudem meine letzten Hausarbeiten auf die Reihe zu bekommen.
Anfang des Jahres hatte ich sehr viel Stress, durch Problemfälle im Freundeskreis, aber das hat sich soweit entspannt. Daran alleine können meine neu aufgetretenen Probleme also nicht liegen. Mir ist aufgefallen, dass ich in nur eine sehr gerine Stresstoleranz aufweise. Sobald ich Uni habe, Hausarbeiten schreiben muss und dann mehr als einmal die Woche arbeiten gehe ist mir das viel zuviel. Ich bekomme, je mehr Tage ich hintereinander arbeite, immer größere Beschwerden und bin dann nach ein paar Tagen so fertig, dass ich es nichtmal mehr schaffe an einem freien Tag meine Unisachen zu erledigen. Besonders schlimm wurden die Symptome dann auch noch, nachdem ich Sex hatte. Ich habe eineinhalb Wochen lang das Gefühl einer starken Blasenentzündung gehabt und war dann auch wieder bei dem Arzt, weil ich Angst hatte, doch wieder eine bekommen zu haben. Die Ergebnisse waren jedoch negativ. Auch den gesamten Winter über hatte ich keine einzige Blasenentzündung, worüber ich sehr froh bin! (ich nehme auch weiterhin Craberola ein, welches zumindest dabei sehr gut zu helfen scheint)
Um meinen Alltag besser bewältigen zu können, bin ich von normalen dünnen Einlagen, über Binden zu speziellen Blaseninkontinenzbinden übergegangen. Diese sind etwas dicker und geben mir mehr das Gefühl von Sicherheit. Wenn ich ganz nervös bin, lege ich dazu noch zwei Lagen Toilettenpapier rein. Ich bilde mir so einfach ein, dass sie dann besser wirken könnten. Mir ist bisher nie etwas daneben gegangen, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, dass es der Fall sein könnte. Wenn ich nachschaue ist dann immer alles in Ordnung. An schlechten Tagen geht, wenn ich überhaupt wirklich Urin verlieren sollte, nur ein paar Mililieter in Form von einigen Tropfen weg. Trotzdem haben mich die wieder viel schlimmer auftretenden Beschwerden total verrückt gemacht. Ich kann keine 40 Minuten Bus mehr fahren und muss zwischendrin aussteigen, weil die Symptome einfach unerträglich werden. Ich sage wieder viel zu oft meinen Freunden ab. Bin im Moment nichteinmal in der Lage auf ein Festival, ein Konzert oder eine Messe zu gehen (obwohl ich das vor meiner Erkrankung getan habe). Die Liste wie mich das einschränkt lönnte ich jetzt noch eine Weile weiterführen, aber ich denke es wird deutlich, dass ich auf viele Dinge verzichte, die ich gegen Ende des Jahres und im Januar noch unternehmen konnte. Sex habe ich seit dem letzten Mal auch keinen mehr gehabt, weil ich einfach so eine furchtbare Angst habe, dass diese extrem starken Symptome noch einmal auftreten.
Insgesamt geht es mir jetzt, seit ca. Februar viel schlechter und habe deswegen meine Behandlung im März wieder aufgenommen. Mein Arzt hat abermals einen Ultraschall meiner Blase gemacht und mir einen KH-Termin verschaffen können. 3 Tage lang vor der Untersuchung musste ich ein Miktionsprotokoll führen. Auf diesem war deutlich zu erkennen, an welchen Tagen ich gestresst war und häufig auf Toilette musste (montags um die 20x) und an welchen Tagen es mir ganz gut ging. Die Untersuchung im Krankenhaus verlief sehr gut, es tat nur beim Einführen weh und war garnicht zu vergleichen mit einer Blasenspiegelung. Ich würde diese Untersuchung jedenfalls jeder weiteren Blasenspiegelung vorziehen, auch wenn die ganzen Schläuche etc. eher unangenehm waren. Keine Schmerzen dabei zu haben, wie ich sie damals bei meiner Blasenspiegelung hatte, war auf jeden Fall angenehmer.
Bei dieser Untersuchung kam heraus, dass ich eine Füllung meiner Blase schon bei 20-30ml wahrnehme und mehr als 120ml hatte ich in dieser Untersuchung auch nicht aufnehmen können. Dabei unetrscheide ich für mich selbst jedoch, dass ich wahnsinnige Angst hatte und sehr nervös war, wodurch mein Harndrang massiv angestiegen ist. Den Tag davor fasste meine Blase öfters auch mal um die 300-400ml.
Meine Ärztin erklärte mir, dass das Organ selbst, keine Schädigungen aufweist. Abgesehen davon, dass ich einen sehr frühen Reiz empfinde ist also alles in Ordnung. Ich soll zwar noch meinen Östrogenwert testen lassen (der Termin dafür ist in 2Wochen), aber sonst war alles ok. In dem Bericht den sie mir mitgegeben hat, hat sie auch nur reingeschrieben, dass ich unter einer starken Drangsymptomatik leide, bei der eine starke psychische Symptomatik hinzukommt. Da sich zur Zeit alles um meine Blase dreht, hat sie mir ein Blasen- und Miktionstraining, sowie Krankengymnnastik (Entspannungstraining) angeordnet. Außerdem soll ich über eine Instillationstherapie der Blase nachdenken.
Mit diesen Ergebnissen bin ich dann zu meinem Urologen gegangen, der mich erstmal darauf hingewiesen hat, dass die Instillationstherapie 80Euro pro Medikation kostet und von der KK nicht übernommen wird. Außerdem hält er das für nicht geeignet, da meine Blase an sich ja keine Störung aufweist und das Medikament deswegen wohl eher nicht helfen wird. Er hat mir KG verschrieben die ich jetzt seit 2 Wochen mache und empfahl mir zusätzlich einen Psychotherapeuten aufzusuchen, der gezielt auf meine Angstzustände eingehen könnte, die ich in öffentlichen Verkehrsmitteln entwickel (damit dies nicht noch schlimemr wird). Leider habe ich bisher keinen Termin bekommen können und die Wartelisten sind unfassbar lang
Ein Blasen- und Miktionstraining muss ich seiner Meinung nach auch nicht machen, ich kann es jedoch versuchen. Er glaubt allerdings nicht, dass dies viel helfen wird. Stattdessen hat er mich darauf hingewiesen, dass ich etwas gegen den enormen Stress unternehme, der häufig auftritt. Er sagte mir, dass ich etwas an meiner Lebensführung ändern muss, da ich das alles so wahrscheinlich nicht schaffen werde. Ich habe ihm daraufhin gesagt, dass ich arbeiten gehen muss, da mein Geld sonst nicht ausreicht und in der Endphase meines Studium stehe und daher nicht weiß was ich ändern soll. Daraufhin bot er mir an, notfalls Medikamente zu verschreiben, die die Smptome unterdrücken, sodass ich wenigstens die Zeit bis zu meinem Studienabschluss durchbekommen kann. Dies sei aber keine Therapie und keine Dauerlösung, da das meine Probleme ja nicht wirklich angeht und er würde sie mir auch nur für den Zeitraum verschreiben.
Ich habe die letzte Zeit immer öfter festgestellt, dass mir das alles über den Kopf wächst. Ich schaffe Arbeit und Uni kaum noch und es nimmt mich dann auch schnell körperlich mit. Jetzt habe ich versucht mit meinem Chef zu reden und da in dem Schreiben meiner Ärztin jedoch auf eine rein psychische Symptomatik hingewiesen wird, sagt mir dieser, dass ich dann nicht etwas an der Uni und der Arbeit ändern muss, sondern an meiner Lebensführung an sich. Ich weiß allerdings nicht genau, was ich ändern soll. Ich weiß das ich nicht alle Situationen vermeiden kann, die mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln usw. in Kontakt bringen, aber das wil ich auch garnicht. Ich würde am liebsten etwas von dem Stress loswerden, damit ich die anderen Sachen auf die Reihe bekomme. Ich habe sogar darüber nachgedacht mein Studium abzubrechen, allerdings löst das meine Probleme auch nicht, deswegen hoffte ich auf Einsicht meines Chefs, sodass ich weniger arbeiten muss, weil vorallem die Fahrt zu der Arbeit, der Zwang, egal wie es mir an dem Tag geht aus dem Haus zu müssen, etc. mich psychisch wahnsinnig belastet. Ich kann verstehen, wenn Leute sagen, dass ich mich zusammenreißen soll und mich nicht so von meiner Blase kontrollieren lassen soll. Das ich mich dem entgegenstellen soll und einfach drauf scheißen soll. Wenn was daneben geht, dann können das ja sowieso nur paar Milliliter sein, weil ich davor ja auf Toilette war. Aber ich bekomm das nicht umgesetzt und mir fällt es unfassbar schwer in der Öffentlichkeit damit umzugehen. Ich habe Panik davor mir in die Hose zu machen, sodass es andere Leute sehen und oft schon Angst bevor ich üebrhaupt in den Bus einsteige. Je öfter ich dazu gezwungen werde aus dem Haus zu gehen, desto schlimmer wird das. Besser geht es mir da nur an tagen, die ich selbst gestalten kann. An denen ich auch mal zu Hause bleiben kann, wenn ich merke es geht mir nicht so gut. Ich weiß nicht wirklich, wie ich das ändern soll und Ratschläge wie "Geh wandern oder schwimmen oder mache Sport" klingen anfangs ganz nett, allerdings weiß ich nicht wie mir das helfen soll, wenn ich dafür ja wieder in den Stress gerate aus dem Haus zu müssen etc..
Geändert hat sich durch das Gespräch mit meinem Chef allerdings garnichts, außer das ich mich jetzt total verrückt fühle und das alles wohl allein an mir und an meiner Lebensführung liegt. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob die Krankhheit allein psychisch bedingt ist. Meine Ärztin sagte mir, dass es eine neurologische Dysfunktion der Blase sei, die z.B. durch die letzten starken Blasenentzündungen ausgelöst worden sein könnte. Auf dem Attest welches ich bekam steht das Kürzel N31.9. Jetzt bin ich total fertig und überfordert. Nächste Woche gehe ich 5 Tage arbeiten und muss dazu noch lernen und meine Bachelorarbeit weitermachen.
Welchen Rat könnt ihr mir geben? Ich weiß nicht wie ich mir aus mir selbst heraus helfen kann. Das Andere das für mich nicht ändern können ist mir schon klar, aber das einzige was mir einfällt wäre Stress zu reduzieren und ich weiß leider nicht wie. Nicht mehr arbeiten zu gehen ist ja auch eine Art davonzulaufen (abgesehen davon, dass ich dann durch das fehlende Geld neue Probleme bekomme).