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Facharbeit Harninkontinenz

08 Mai 2023 16:06 #1 von resamrb97
Hallöchen,
ich bin Pflegekraft auf einer Urologischen Station und muss im Rahmen meiner Fachweiterbildung (Stoma, Kontinenz, Wunde) eine Facharbeit schreiben und möchte mich mit dem Thema Inkontinenz befassen. Daher brauche ich etwas Hilfe. Ich möchte über Belastungen und Hilfestellungen bei Inkontinenz schreiben und würde mich freuen, wann ihr eure Erfahrungen mit mir teilen würdet. Das alles würde natürlich in meiner Facharbeit anonymisiert werden.
Liebe Grüße, Theresa

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09 Mai 2023 11:39 #2 von MichaelDah
Hallo Theresa,

was möchtest du denn da genau wissen? Ich denke eine gute Ausgangsbasis ist das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung an der Hochschule Osnabrück. Die geben Expertenstandards heraus. Der letzte „Expertenstandard Förderung der Harninkontinenz in der Pflege“ ist zwar von 2014 und damit schon etwas alt aber wohl immer noch gültig. In der Broschüre findest du neben Literaturhinweisen die Anforderungen an die Pflegekräfte sowie hinweise zum erstellen von Kontinenzprofilen einen Überblick über Hilfsmittel und Therapien u.s.w.

Einen Auszug findest du hier: www.dnqp.de/fileadmin/HSOS/Homepages/DNQ...inenz_Akt_Auszug.pdf

Zum Thema Belastung und Hilfestellung würde ich jetzt mal sagen, das es wenigstens für mich einige Zeit gebraucht hat das richtige Hilfsmittel zu finden. Hier war die Beratung einfach schlecht und eine Hilfe oder Information die über die Möglichkeiten einer erweiterten Kostenübernahme aufklärt hat es nicht gegeben. Letzteres ist im KH eher Sache des Sozialdienstes aber da muss man auch erstmal drauf gebracht werden…

Inwieweit Pflegekräften überhaupt Zeit bleibt an so einer Stelle tätig zu werden ist sicher noch eine andere Frage. Ich denke als Patient kann man schon froh sein wenn wenigsten steril gearbeitet und nicht all zu grob mit einem Umgegangen wird…

Aber wie gesagt frage gerne genauer :-)

viele Grüße
Michael

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10 Mai 2023 16:10 #3 von resamrb97
hey hey, es geht eher darum, wie pflegekräfte Menschen mit Inkontinenz am besten helfen können, worunter ihr am meisten "leidet" und was euch am besten hilft!

Danke für deine Hilfe !

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10 Mai 2023 18:05 - 10 Mai 2023 18:06 #4 von MichaelDah
Hi Theresa,

vielleicht melden sich ja doch noch andere. Ich tue mich mit der Fragestellung irgendwie schwer. Das liegt sicher auch daran das ich bislang kaum längere KH Aufenthalte hatte aber die paar Tage die ich mal drin war, waren ein sehr abschreckend...

Meine Erfahrungen mit der ambulanten Urologie im Krankenhaus sind sehr durchwachsene. Die gruseligsten Erlebnisse verbinde ich mit der Urologie im CBF Berlin… Assistenzärzte die mit falschen Kanülen Blut abgenommen haben (das Hämatom war noch Wochenlang da…) ruppiger Tonfall, keine Erklärungen, elende Wartezeiten u.s.w.

Ich kann ja verstehen das es Stress gibt wenn da Leute fehlen aber auf der andren Seite wird da ein stattlicher Betrag von der Klinik abgerechnet und es kann nicht mein Problem sein, wenn denen die Leute weglaufen weil sie zu schlecht bezahlt werden und unter schlechtesten Bedingungen arbeiten müssen.

Ich glaube Krankenhäuser im besonderen und unser Gesundheitssystem im allgemeinen haben zur Zeit ein generelles Problem. Das Thema Inko war für mich im KH zum Glück immer nur ein untergeordnetes Problem. Was wirklich genervt hat war der Tagesablauf, das ewig warten auf irgendwelche Fluren auf die nächste Untersuchung und das angebotene Essen (wenigstes das lies sich einfach umgehen…). Pflegetechnisch war da bei mir (zum Glück) nicht viel zu tun, da ich alles selber machen konnte.

Die armen Leute die das nicht mehr können haben im KH wirklich mein Mitgefühl. Bitte nicht falsch verstehen - ich denke nicht das es an den Pflegekräften als solches liegt - die bemühen sich in aller Regel nach Kräften und manchmal auch darüber hinaus - aber die können bei Unterbesetzung und einer PflegerInnen / Patienten quote die kaum noch gescheites Arbeiten zulässt auch nichts ändern und versuchen halt irgendwie durchzukommen. Das führt dann zu Stress und Fehlern.

Was mir so aufgefallen ist, ist das viele Patienten mit der Geschwindigkeit nicht zurecht kommen mit der gearbeitet wird - gerade wenn sie älter sind. Das führt dann zu solche Dialogen wie „Warum haben sie den nicht gesagt das xyz weht tut, drückt entzündet ist“.

Ich denke unter solchen Bedingungen sind gerade bei der Kontinenzpflege zwei Sachen enorm wichtig:

- Zum einen wirklich ganz genau hinschauen - gibt es Druckstellen, Rötungen, Hautirritationen, Entzündungszeichen und das dann auch - ganz wichtig - melden und dokumentieren.

- Zum anderen immer proaktiv nachfragen - besonders dann wenn man das Gefühl hat das etwas nicht stimmt. Nicht jeder sagt von sich aus sofort das es irgendwo ein Problem gibt - gerade wenn es um so sensible Themen wie Kontinenz geht.

Am Ende möchte ich als Patient ernst genommen werden und das Gefühl haben das man um meine Heilung bemüht ist. Das vergeht einem halt schnell wenn der Pfleger hektisch in das Zimmer gedonnert kommt, mal eben unangekündigt das Kopfteil des Bettes vom des Bettnachbarn runterknallen lässt damit er ihn drehen kann und der vor Schmerz laut aufschreit weil seine OP Narbe durch die ruppige Aktion gerade wieder aufgegangen ist… Klingt drastisch - hab ich leider erleben müssen…

Lange Rede kurzer Sinn: Ich denke mal am meisten hilft es, wenn man sich als Pflegekraft vorstellt da selber zu liegen und so in Problem zu haben. Das kann im Stress schwierig werden wenn man weiß das noch X Zimmer dran sind die man bis zum Schichtende schaffen muss. Aber das ist es vermutlich was dem Patienten am meisten hilft.

Viele Grüße
Michael

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10 Mai 2023 18:22 #5 von hippo80
Hallo.
Ich habe einige Erfahrung damit, im stationären, aber auch im häuslichen Setting. Was allen Pflegekräften gemein ist, ist die Panik vor der Fremdkatheterisierung. Also wird von Pflegekräften fast immer empfohlen für den Aufenthalt einen Dauerkatheter zu legen, da dieser ja viel hygienischer wäre. Das dies einfach falsch ist und die daraus resultierenden Diskussionen sind einfach ermüdend. Und was machen Patienten, die sich nicht trauen nein zum DK zu sagen? Ein weiteres Problem in Kliniken ist das saubere Arbeiten. Wenn man mit dem Katheter in der Scheide gelandet ist (was jedem passieren kann), will man mit selbigen noch in die Blase gehen.
Im häuslichen Setting ist eigentlich nur die Angst vor dem Fremdkatheterisieren bei neuen Kollegen auffällig. Dies liegt, was ich aus vielen Gesprächen gehört habe, an einer unzureichenden Erfahrung.
Insgesamt kommt das Thema in der Ausbildung der Pflegekräfte viel zu kurz. Egal ob Krankenhaus, stationäre Wohneinrichtung oder ambulanter Bereich, das Katheterlegen nimmt aufgrund der Multimorbidität weiter zu und sollte deshalb viel mehr Beachtung finden. Wobei dies grundsätzlich das gesamte Blasen-Darm-Management betrifft..
Ich finde das Thema richtig und wichtig, denke aber das du deine Fragestellung mehr spezifizieren solltest, um dir besser helfen zu können. Viel Erfolg damit

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10 Mai 2023 22:37 #6 von Carry
Hallo, also ich bin selber Pflegekraft und Betroffene. Ich betreibe ISK und nun steht mir auch noch eine Sigmaresektion bevor da sich bei mir nicht der Mastdarm vorstülpt sondern das Sigma. Inkontinenz ist nur Tröpfchenweise. Ich war verzweifelt als mir angeordnet wurde ISK zu machen wegen Blasenentleerungsstörung, tat mir schwer dies anzunehmen. Ich bin aus Österreich und ich muss sagen sowohl auf der Uro aber auch jetzt auf der Chirugie ist sehr einfühlsames Personal. Ich dachte eine Urodynamic und Einschulung für den ISK ist schon der Gipfel der Beschämung jedoch eine Defäktographie topt noch alles . Ich hab mich beim Personal für den einfühlsamen Umgang bedankt . Ich denke das dies ganz ganz wichtig ist . Ruhe, Verständnis, zuhören und gut zureden. Die Angst nehmen und dem Patienten das Gefühl geben das er sich für nichts schämen muss . Und wie vorher erwähnt sich vor zu stellen wie es wär anstelle des Patienten zu sein . Ich hab auf Stationen gearbeitet aber auch in der häuslichen Pflege, dort hab ich erst richtig angefangen die Patienten zu verstehen und ernst zu nehmen . Was ich dadurch gelernt habe ist das es ganz wichtig ist den Patienten ernst zu nehmen und ihn selbstbestimmt sein zu lassen . Krankenhauspersonal neigt leider sehr oft dazu die Meinung wie was sein zu hat aufzudrücken, glauben sie sind im Recht und der Patient weiß nichts, denn er ist ja Laie.
Anstatt ein Miteinander zu leben .auch wenn für uns als Pflegepersonal der Schmerz die Scham ja gar nicht so arg sein kann, wissen wir nicht was in den Menschen vorgeht und das muss ernst genommen werden . Der Patient spürt und fühlt und wir sollten unterstützen oder wenn nicht anders möglich übernehmen aber immer so das der Patient in der Selbstbestimmung bleibt und wenn dies auf Grund diverser Erkrankungen nicht möglich ist dann Angehörige mit ein beziehen .
Aber ich finde auch das du genauer deine Frage formulieren müsstest was du von uns wissen willst . Lg

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11 Mai 2023 05:39 #7 von martinK
Hallo Theresa

Zu meiner Situation: Ich (männlich) bin harninkontinent (Grad 3) und stuhlinkontinent (Grad 1-2), bin mobil, kann mich selber mit Hilfsmitteln versorgen und führe bei Bedarf auch ISK durch.

Meine persönlichen Erfahrungen in der Pflege betreffend Inkontinenz sind sehr gut.

- Wie Dani geschrieben hat, ist das Katheterisieren ein wichtiges Thema. Wenn eine Pflegefachperson mich katheterisierte, klappte dies bis anhin immer gut. Wenn immer möglich, biete ich allerdings an, dass ich mich selber katheterisiere. Für Pflegefachleute, die selten katheterisieren, stelle ich mir das Katheterisieren sehr schwierig vor. Mein Vater wurde im Spital beim Katheterisieren verletzt, was einen 14 tägigen, eigentlich unnötigen, Spitalaufenthalt nach sich zog (er nimmt Blutverdünner und es dauerte so lange, bis die Blutung stoppte). Solche Fälle gilt es zu vermeiden, vermutlich ist dies aber auf einer Urologieabteilung, wo sehr häufig katheterisiert wird, kein Problem.
- Die Inkontinenz betrifft ja den Intimbereich des Menschen. Mir ist es wichtig, dass dies respektiert und bei der Pflege bzw. Behandlung berücksichtigt wird. Ich mag es nicht besonders, wenn ich von fremden Menschen im Intimbereich berührt werde oder mich mit nacktem Unterleib vor fremden Menschen präsentieren muss. Ich verstehe aber, dass dies auf der Urologie zuweilen unumgänglich ist. Meine Erfahrungen diesbezüglich sind auch sehr gut. Zum Beispiel konnte ich mich immer in einem separierten Bereich in Ruhe aus- und anziehen, ebenfalls wurde der Intimbereich bei der Untersuchung wenn immer möglich zugedeckt. Zudem achteten sowohl Pflegefachleute wie auch Ärzte auf einen sanften und diskreten Umgang mit meinem Intimbereich. In diesem Zusammenhang ist eine emphatische, freundliche und entspannte Umgangsform sehr hilfreich (dazu kann ich als Patient auch beitragen…) und natürlich muss die Hygiene stimmen.
- Ich erwarte von den Pflegefachkräften nicht, dass sie mich im Bereich Inkontinenzhilfsmittel beraten (ISK ausgeschlossen, da ist eine Beratung notwendig).
- Menschen mit einer Blasenentleerungsstörung können oft nicht „auf Befehl“ eine Miktion auslösen und sind oft verkrampft, wenn sie im Rahmen einer Untersuchung Wasser lassen müssen. Ich tue mich zum Beispiel bei der Uroflowmessung sehr schwer und bringe trotz voller Blase nie eine Messung hin. Ich bräuchte dafür viel mehr Zeit als die zur Verfügung stehenden 2-3 Minuten; diese ist aber im Rahmen einer Konsultation meist nicht verfügbar. Das finde ich schade, aber vermutlich können die Pflegefachangestellten nichts daran ändern.

Ich hoffe, dies hilft Dir weiter und wünsche Dir viel Erfolg beim Schreiben der Arbeit.

Herzliche Grüsse
Martin

P.S.: Bei solchen Umfragen hilft es manchmal, konkrete Fragen zu stellen. Ich erwarte, dass Du dann mehr Feedback erhalten wirst.

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12 Mai 2023 11:13 - 12 Mai 2023 11:15 #8 von Ciajaeg
Hallo Theresa

Zu meiner Situation:

Ich (männlich, 47 Jahre) bin harninkontinent (Grad 3 bis 4), bin mobil, kann mich selber mit Hilfsmitteln versorgen und führe bei Bedarf auch ISK durch.

Meine persönlichen Erfahrungen in der Pflege betreffend Inkontinenz sind bisher sehr begrenzt und beschränken sich auf kurze Aufenthalten in Kliniken, bisher immer für spezielle Untersuchungen, bei denen nicht selten ein Einmal-Katheter oder auch DK dazu gehört.

Bei den ersten drei Besuchen wurden diese durch das Personal gesetzt, was mit erheblichen Schmerzen und auch kleinere Schäden an der Harnröhre (nachbluten) zur Folge hatte. Den ISK habe ich mir später selber beigebracht, hatte aber eine Fachkraft, die mich umfassend und gut beraten hat.
Seither lege ich mir die Dauerkatheter lieber selber, das Pflegepersonal war zwar stets überrascht, aber hat mir dabei auch geholfen, drei Hände sind da einfach besser, so gab es nie Probleme und alle waren dabei auch sehr freundlich. Besonders einige sehr junge (unerfahrene) Pflegekräfte waren sehr erleichtert, dass ich es selber bewerkstelligen konnte. Hier fehlt vielleicht einfach die Übung?

Was die Versorgung mit saugenden Hilfsmitteln angeht, waren mir die Gespräche teilweise unangenehm, obwohl ich bisher keine Hilfe dabei brauchte und selber das Material mitbringe. Der Bettschutz, obwohl ich danach gefragt habe, wurde öfter vergessen, das war mir unangenehm.
Beim letzten Aufenthalt habe ich aktiv nach einem DK gefragt, da ich (zu recht) befürchtet hatte, für einen halben Tag (oder länger) nicht selber die Vorlagen wechseln zu können. Ich war sehr froh damit niemanden belasten zu müssen. Mir graut es aber vor einem längerem Aufenthalt, bei dem ich nicht selber wechseln kann, da ich nun schon öfter gesehen habe, wie das in der Realität abläuft.

Bis denn

Ciajaeg

Diagnosen: Neurogene Dysfunktion des unteren Harntraktes suprapontin, Terminale Detrusor-Überaktivität - Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination - Algurie - Polydipsie/Polyurie-Syndrom - chronische Harnretention -
Myalgische Enzephalomyelitis (ME-CFS) - (POTS) - Dysautonomie - Polyneuropathy

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