Hallo Tina,
schön das Du den Weg in unser Forum gefunden hast.
So wie Du deine Problematik schilderst wird es sich um eine Mischung von Drang und Reflexinkontinenz Handeln die bei Multiple Sklerose sehr häufig ist. Eine bakterielle Infektion kann natürlich Auslöser sein, da dies aber ausgeschlossen wurde ist eine Neuologische Ursache wahrscheinlicher.
Ich habe Dir einmal ein Zusammenfassung der Inkontinenzformen zusammengestellt:
Bei der Dranginkontinenz, die nach dem englischen Wort für Drang auch Urge-Inkontinenz genannt wird, kommt der unfreiwillige Urinverlust durch ein Zusammenziehen des Blasenmuskels zustande, das sich nicht unterdrücken läßt. Dabei entsteht ein starker Harndrang. Die Verschlußmuskulatur von Blase und Beckenboden ist bei dieser Form von Inkontinenz vollkommen intakt. Unterschieden wird zwischen der sensorischen, der motorischen und der idiopathischen (psychosomatischen) Dranginkontinenz.
Bei der Dranginkontinenz liegt keine Schädigung des Verschlußapparates der unteren Harnwege vor.
Eine sensorische Dranginkontinenz liegt vor, wenn die Rezeptoren in der Blasenwand, die die Füllung der Blase an das Gehirn melden, überempfindlich gegenüber Reizen sind. Selbst bei nur geringer Füllung der Blase geben diese Messfühler die Information weiter, die Blase sei voll und müsse entleert werden. Der Harndrang wird so übermächtig, dass eine willentliche Entleerung oft nicht mehr möglich ist - Urin geht ab. Hauptgrund für diese Form von Inkontinenz ist die Blasenentzündung, bei der die Schleimhaut der Blase so stark gereizt ist, dass schon geringe Harnmengen den Drang zur Entleerung auslösen. Wer schon einmal eine Blasenentzündung hatte, weiß, dass auch bei starkem Harndrang nur winzige Mengen Urin ausgeschieden werden. Aber auch Blasensteine, Tumoren sowie eine Verengung der Harnröhre oder eine Vergrößerung der männlichen Vorsteherdrüse lösen diese Form der Dranginkontinenz aus. Bei Behandlung der ursächlichen Erkrankung normalisiert sich die Harnentleerung meist wieder.
Die Messfühler in der Blasenwand, die den Füllungsstand der Blase an Rückenmark und Gehirn weiterleiten, sind bei der sensorischen Dranginkontinenz überempfindlich und geben bereits bei geringem Blaseninhalt das Signal zur Harnentleerung.
Nervenstörung bei motorischer Dranginkontinenz
Die motorische Dranginkontinenz wird durch eine Störung der Nerven ausgelöst, die dem Gehirn das Signal geben, die Blasenentleerung zu hemmen. Dadurch gibt das Gehirn nur noch unzureichende Impulse an die Blase, den Harn einzuhalten. Das vom willentlich nicht steuerbaren Nervensystem gegebene Signal zur Blasenentleerung überwiegt. Oft wird für die Betroffenen die Zeit zu knapp, zwischen dem in der Regel starken Harndrang und der Blasenentleerung eine Toilette zu erreichen. Bemerkbar macht sich die motorische Dranginkontinenz zu Anfang vielfach durch häufiges Wasserlassen, das zwar lästig ist, doch von den wenigsten als Krankheitssymptom angesehen wird. Mediziner bezeichnen diesen häufigen Harndrang als Pollakisurie.
Die Reflexinkontinenz
Die Bezeichnung "Reflexinkontinenz" rührt daher, dass die Blase nicht mehr willentlich gesteuert werden kann und sich aus diesem Grund wie beim Säugling nur auf den Reiz der Füllung mit Urin hin automatisch entleert. Die Reflexinkontinenz tritt auf, wenn die Nervenbahnen im Rückenmark oberhalb des Blasenzentrums unterbrochen wurden. Die Blase ist in diesem Fall völlig von der Steuerung durch das Gehirn abgekoppelt. Der Betroffene verspürt weder Harndrang, noch kann er den Urin zurückhalten. Die Ursache für eine Reflexinkontinenz liegt häufig in einer Querschnittslähmung, aber auch Tumoren im Rückenmark sowie multiple Sklerose können diese Form der Blasenschwäche auslösen.
Die Reflexinkontinenz geht häufig mit einem besonderen Problem einher: aufgrund der fehlenden Steuerung ziehen sich bei der Entleerung oft zugleich die Blasenmuskulatur und der äußere Schließmuskel zusammen, der sich in dieser Situation normalerweise entspannen müsste. Die Folge ist, dass nur eine geringe Menge Urin aus der Blase entweichen kann: es bleibt Harn in der Blase zurück. Der Druck auf die Blasenmuskulatur wird durch den aufgestauten Harn immer größer. Durch diese Druckverhältnisse innerhalb der Blase wird der Zustrom von Urin aus den Harnleitern verhindert. Daraufhin staut sich Urin in den Harnleitern, was schließlich zur Nierenschädigung führen kann.
Ich hoffe wir konnten Dir ein wenig weiterhelfen. Ich stehe auch telefonisch für Fragen zur Verfügung ( Adresse steht auf der Startseite von
www.ms-mittelhessen.de
Lieben Gruß
Matti