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Die Neue hier - Harninkontinenz, Verstopfung, Gebärmutterentfernung, Trinkmenge

07 Mär 2024 02:42 - 07 Mär 2024 11:32 #1 von Nordsee68
Hallo liebe Foris,
ich (wbl. 56 Jahre) bin neu hier und möchte mich dann gleich auch vorstellen.
Da ich unter Einschlaf-und Durchschlafstörungen leide, so wie jetzt gerade wieder wach geworden bin...und schon geht auch dieses Kopfkarussell wieder los...

Schon vor einigen Jahren viel mir durch Selbsttest mit den Combur 10 Teststreifen auf, dass ich ständig Nitrit und Ery/Hb - manchmal auch Protein im Urin habe.
Ich weiß nicht, wie vielen Ärzten ich davon berichtet habe, doch nie ging jemand darauf ein.
Ich muss gleich gestehen dass ich schon immer schlecht trinke. Wenn ich mich wirklich anstrenge, komme ich vlt. auf 1.000 ml. Ansonsten sind es meist zwischen 500 bis 700 ml.
Diesbezüglich habe ich wirklich schon vieles versucht, falle leider immer wieder ins alte Muster zurück...habe auch kein Durstgefühl.

Vor ca. 8 Jahren merkte ich das erste Mal beim Niesen, Husten und in Hocke gehend tröpfchenweise ungewollten Urinabgang.
Für mich war klar, dass können nur die Wechseljahre sein und müsse von nun an damit leben.
Im Laufe der Jahre wurde es etwas mehr, so dass ich ohne Slipeinlagen auch nicht mehr aus dem Haus gehe.
Vor 10 Wochen wurde ich operiert: Ein fast 6 cm großer Rektumkarzinom, ich kurz vor einem Darmverschluss. Da bereits schon in die Gebärmutter infiltriert, wurden daher gleich auch Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter entfernt.
Die Tumorkonferenz empfahl für 6 Monate eine adjuvante Chemo, die eigentlich am 19. Februar beginnen sollte.
Doch da ich mich noch immer völlig erschöpft fühle und die Sache mit den Schmerzen noch ungeklärt ist, hat mein Onkologe gemeint, für die Chemo müsse ich erst fitter sein! :ohmy:

Leider habe ich mich noch nicht erholt.
Mich plagen Schmerzen während dem Wasserlassen. Genau mittig in der Blasengegend (oder wo die Gebärmutter saß?) scharfe Stiche, die während dem Wasserlassen immer stärker werden. Daher muss ich mittendrin immer kurz pausieren, weils sonst zu heftig wird.
Brennen oder vermehrten Harndrang so wie man es bei einem Harnwegsinfekt kennt, habe ich nicht.
Deswegen war ich zwischenzeitlich schon zweimal beim Urologen.
Das erste Mal bekam ich das Antibiotika Cefuroxim 500, welches ich eine Woche geschluckt habe.
Doch die Nachkontrolle ergab erneut Protein, Leukozyten und Ery/Hb im Urin.
Daher wurde mir dann das Antibiotika Ciprobay verordnet, welches ich aber nicht nehmen werde... Wer wird schon gerne "gefloxt" :S

Ich habe schon lange mit Verstopfung zu tun.
Gut, mein schlechtes Trinkverhalten und Fentanyl Schmerzpflaster tragen ebenfalls dazu bei.
(Schmerzpflaster bekomme ich seit ca. eineinhalb Jahren aufgrund Bandscheibenvorfälle in HWS und LWS mit ausgeprägter Spinalkanalstenose).

Ich finde das die Verstopfung seit der Darm-OP vor 10 Wochen noch schlimmer geworden ist.
Ich kann plötzlich nur noch alle 3 Tage abführen und dann auch nur, wenn ich mehrmals meine Sitzposition auf WC ändere.
Ich vermute das ich unter Rektozele leide...
Zumal ich schon täglich Macrogol einnehme und sich trotzdem nichts bessert!

Ich fühle mich noch immer richtig erschöpft, bekomme oft Schweißausbrüche (vermutlich aufgrund der Hysterektomie Hormonchaos)?!
Habe ich eigentlich noch eine Chance, ohne Gebärmutter gegen den ungewollten Urinabgang anzugehen, z. B. mit Beckenbodentraining oder wird das meist doch operiert?
Sorry bitte für den langen Text und lieben Dank vorab für eure Antwirten.

Liebe Grüße

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07 Mär 2024 11:28 #2 von matti
Hallo Nordsee,

was dein Trinkverhalten betrifft, ist es von großer Bedeutung, ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Auch wenn es dir schwerfallen mag, versuche bitte weiterhin an deinem Trinkverhalten zu arbeiten und regelmäßig Wasser oder andere Getränke zu konsumieren. Eventuell könnten spezielle Trink-Apps oder Erinnerungen hilfreich sein, um dich daran zu erinnern.

Bei einer so geringen Flüssigkeitszufuhr fehlt die Spülwirkung für Blase und Harnwege, was das Ansammeln von Bakterien begünstigt. Zudem ist eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme generell wichtig für den Körper.
Die Symptome von Kraftlosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung können sicherlich auf die unzureichende Flüssigkeitszufuhr zurückgeführt werden. Dein Körper zeigt Anzeichen von Dehydrierung.

Drei von vier Personen, die mit Opioiden behandelt werden, leiden unter Verstopfung, die als Opioid-induzierte Obstipation bekannt ist. Diese Art der Verstopfung kann sehr schmerzhaft sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Sie tritt unabhängig von der Form und Dosierung der Opioide auf und beginnt zu Beginn der Behandlung, bleibt jedoch während des gesamten Behandlungszeitraums bestehen. Opioide wirken im gesamten Körper, einschließlich des Darms, indem sie die Bewegungskoordination des Darms blockieren und so zu einer Lähmung der Darmmuskulatur führen. Dies verlangsamt den Transport von Nahrungsmitteln im Darmkanal, wodurch mehr Wasser entzogen wird und der Stuhl austrocknet und sich verhärtet. Die Folgen sind Bauchschmerzen, Krämpfe und Übelkeit. Kombiniert mit deinem geringen Trinkverhalten ist dies eine gefährliche Kombination.

Harninkontinenz nach einer Gebärmutterentfernung kann durch verschiedene Maßnahmen behandelt und verbessert werden. Hier sind einige mögliche Ansätze zur Behebung von Harninkontinenz nach einer Hysterektomie:

1. Beckenbodentraining: Gezielte Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur können dazu beitragen, die Kontrolle über die Blase zu verbessern und Harninkontinenz zu reduzieren. Physiotherapeuten können Übungen zeigen und bei der richtigen Durchführung helfen.

2. Blasentraining: Durch das Training der Blase kann die Kapazität und das Timing der Entleerung verbessert werden. Dies kann beinhalten, die Zeitintervalle zwischen Toilettengängen zu verlängern und die Blase allmählich zu trainieren, größere Mengen Urin zu halten.

3. Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen können Medikamente verschrieben werden, um die Blasenfunktion zu verbessern und die Kontrolle über die Blase zu unterstützen.

4. Einsätze oder Pessare: Ein Arzt kann spezielle Einsätze oder Pessare empfehlen, um die Blase zu unterstützen und Harninkontinenz zu reduzieren.

5. Chirurgische Eingriffe: In schweren Fällen von Harninkontinenz kann eine Operation in Betracht gezogen werden, um die Blasenfunktion zu verbessern oder zu reparieren.

Es ist wichtig, dass du mit deinen behandenden Ärzte über Symptome und Behandlungsmöglichkeiten sprichst, um eine individuelle und wirksame Behandlung zu finden. Eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen kann oft am effektivsten sein, um Harninkontinenz nach einer Gebärmutterentfernung zu behandeln.

Es ist wichtig, dass du berücksichtigst, dass du dich noch in der Genesungsphase befindest und deine Therapie weiterhin nicht abgeschlossen ist. Überfordere dich daher nicht und habe Geduld, denn alles braucht seine Zeit. Bleibe standhaft und konzentriere dich darauf, langsam aber stetig Fortschritte zu machen. Deine Gesundheit steht an erster Stelle, also achte gut auf dich selbst.

Gruß
Matti
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07 Mär 2024 12:55 - 07 Mär 2024 13:02 #3 von Nordsee68
Hallo Matti,

ich danke dir herzlichst für deine ausführliche Antwort.
Ja, das mit dem schlechten Trinken war schon immer ein Problem bei mir. Früher als Kind wurde man ja so erzogen. Beide Eltern besaßen keinen Führerschein und bei 4 Kinder musste man da ordentlich Einkauf schleppen. Kam man im heißen Sommer von draußen rein und hatte Durst, wurde einem beim Wunsch nach einem 2. Glas auf die Finger geklopft, man habe gerade erst getrunken und die anderen sind auch noch da...
Mag vielleicht blöd klingen, doch so wurde einem das schlechte Trinkverhalten über Jahre quasi erzogen.
Wenn dann noch jegliches Durstgefühl fehlt, ist es umso schwerer.
Mit solchen Trink-Apps habe ich es auch schon probiert.
Habe mir auch in jedes Zimmer eine Flasche und ein Glas bereit gestellt, doch es klappt einfach nicht.
Ich weiß ja, dass ich auf mindestens 1,5 Ltr. kommen sollte, gemäß Empfehlung meines Chirurgen nach Darm-OP.

Ja das mit dem Stuhlgang ist tatsächlich so. Der ist völlig trocken, bestehend aus vielen runden Murmeln, wie Lehm zusammenklebend.
Vor meiner Darm-OP hatte ich täglich Stuhlgang, wenn auch oft verstopft.
Doch jetzt hat es sich nur noch auf alle drei Tage eingespielt und unter welch Anstrengungen das Abführen dann nur möglich ist, finde ich alles andere als normal.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Darm jetzt völlig falsch verläuft, da der Stuhlgang jedesmal im Enddarm festsitzt. Häufige Toilettengänge, mehrmalige Veränderung der Sitzposition und starkes Pressen sind da mittlerweile Gewohnheit geworden.
Da hat man natürlich irgendwo auch Angst, dass nachher noch die Darmnähte aufgehen könnten.
Obwohl, meine OP liegt wie gesagt ja auch schon 10 Wochen zurück.

Kommenden Montag habe ich erneut Termin in der onkologischen Tagesklinik und weiß beim besten Willen nicht, wie ich diese adjuvante Chemo "wegstecken" soll? Ich fühle mich noch immer völlig platt, dann noch diese stechenden Schmerzen um den Bauchnabel herum.
Das es während dem Wasserlassen so höllisch schmerzt, ist doch auch nicht normal?
Je länger ich Wasser lasse, desto stärker werden diese scharfen Stiche, so dass ich ständig mittendrin stoppen muss.
Leider kann ich nicht genau sagen, ob es jetzt von der Blase ist oder von der Wundfläche, wo die Gebärmutter saß?!?
Ich war ja nochmal bei diesem Gynäkologen, der mich operiert hat. Alleine schon seine Untersuchung war sehr schmerzhaft. Er meinte das der Stumpf der Gebärmutter noch nicht richtig verheilt wäre, verschrieb mir daher Gynoflor Vaginaltabletten. In seinem Arztbrief, den ich vorgestern mit Post bekam, heißt es das am oberen Scheidenpol noch Granulationsgewebe darstellbar ist.
Hmm, nun bin ich am überlegen, ob es vlt. die Stelle sein könnte, wo der Chirurge aussen an der geschlossenen OP-Narbe nochmal für ein paar Zentimeter öffnen musste?
Denn ca. 14 Tage nach OP bemerkte ich, dass mein Bauch unterhalb des Bauchnabels stark gerötet und sehr warm war. Der Chirurge öffnete mit einem Skalpell die Narbe im unteren Teil und sogleich lief ordentlich Exsudat. Als nach Hin und Herdrücken nichts mehr kam, wurde alles mit sterilen Wundkompressen verklebt
Von nun an musste mein Hausarzt die Wundversorgung täglich erledigen, dafür sorgen das dieses ca. 5 cm tiefe Wundloch ganz langsam von innen nach aussen zu granuliert.
Da die Praxis meines Hausarztes übers Wochenende auch nicht besetzt ist, musste er improvisieren.
Er schnitt von einem sterilen Einmalhandschuh einen Finger ab und dieses Teil stopfte er mir in das Wundloch als eine Art Drainage und deckte alles steril mit Wundkompressen ab.
Doch da die Wundkompressen Sonntags derart voll mit Exsudat waren, habe ich dann dieses Fingerteil entfernt und alles satt mit Octenisept eingesprüht, danach wieder steril abgedeckt. Das wurde mit meinem Hausarzt auch so besprochen.

Am nächsten Tag bin ich erneut in die Praxis, da meinte mein Hausarzt, da ja so viel Exsudat jetzt nicht mehr zu sehen wäre, würde es reichen, wenn ich in drei Tagen erst wieder komme.
Tja, und nach diesen drei Tagen war logischerweise das Wundloch dann derart verschlossen, dass rr es selbst mit diesen sterilen langen Stäbchen nicht mehr geöffnet bekam. Er meinte, wir würden es dann so lassen, zumal unser Körper eine bestimmte Menge an Exsudat auch selbstständig resorbieren könnte.
Ich habe das Gefühl das sich darunter aber noch was gebildet hat, eben jetzt nicht mehr ablaufen konnte, da das Wundloch zu schnell zugeklebt ist?
Das ist alles in dem Bereich, wo Blase sitzt bzw. Gebärmutter saß.
Kann man das denn nicht durch Ultraschall oder irgendwie sonst feststellen?
Es muss doch einen Grund dafür geben, warum nach 10 Wochen OP noch immer diese Schmerzen...

Liebe Grüße

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07 Mär 2024 12:58 - 07 Mär 2024 12:58 #4 von MichaelDah
Hallo Nordsee,

erstmal ein herzliches Willkommen von meiner Seite hier im Forum. Da hast du ja gerade eine Menge durchgemacht und ich drücke dir die Daumen das es wieder besser wird. Ich bin nur „medizinisch interessierter Laie“ aber ich möchte dir meine persönliche Ansicht zu dem Thema nicht vorenthalten.

Aber der Reihe nach. Zunächst einmal sprichst du ja selbst eines der Grundproblem an: Zu wenig trinken. Es ist schon klar so das man in Abhängigkeit von Körpergröße, Gewicht und Bewegung unterschiedlich viel Wasser braucht und neuere Forschung zeigt auch das es nicht immer die „typischen“ 2-Liter sein müssen aber 1-Liter und weniger ist leider viel zu wenig.

Das Ergebnis davon sind neben einigen anderen Dingen eigentlich fast schon zwangsläufig Stuhlprobleme - insbesondere dann wenn die Flüssigkeitsaufnahme nicht gut über den Tag verteilt wird. Besonders problematisch wird das ganze, wenn man dann versucht den Stuhl mit ballaststoffreicher Ernährung dünner zu bekommen. Die Ballaststoffe brauchen Flüssigkeit um Aufquellen zu können - ist die nicht vorhanden gibt das harte Klumpen - im schlimmsten Fall mit Schmirgelpapier Charakter. Für die Blase ist das natürlich auch nicht gut - besonders bei einer Blasenentzündung weil sie nicht richtig gespült wird und der konzentrierte Urin dann noch zusätzlich die Blasenwand angreift.

Lange Rede kurzer Sinn: Wenn du das Problem irgendwie in den Griff bekommen willst musst du mehr Trinken. Das die Sache schwierig ist weiß ich aus eigener Erfahrung - ich neige auch dazu zu wenig zu trinken. Ich mache das so, dass ich mir die Menge die ich mindestens Trinken muss auf den Schreibtisch stelle - zwei Flaschen Mineralwasser. Außerdem habe ich noch ein App, die mich regelmäßig daran erinnert. Das zusammen klappt meistens recht gut.

Das du das Antibiotikum wegen der möglichen Nebenwirkungen nicht nimmst sagt mir erstmal, dass du dich für das was du mit deinem Körper machst interessierst und nicht unkritisch irgendwelche Pillen schluckst. Das ist eine gute und oft auch eine sehr gesunde Einstellung. Im Fall der Antibiotika würde ich dir allerdings empfehlen (wenn die Entzündung nicht weg ist) mit deinem Arzt zu sprechen und zu sehen ob es nicht ein anderes Antibiotikum gibt was einen nicht „Floxt“. Ich weiß das Ärzte öfter mal mehr oder weniger kontrolliert mit Antibiotika um sich werfen. Ein Antibiotikum zu nehmen das eigentlich ein Ersatz Antibiotikum ist und nur sehr speziellen Einsatzzwecken vorbehalten ist halte ich ohne vorherige Untersuchung der Bakterien nicht für besonders sinnvoll. Dennoch muss die Entzündung weg. Eine verschleppte Blasenentzündung ist nicht komisch und kann dir im schlimmsten Fall noch ganz anderen Ärger machen.

Meine Empfehlung: Sprich mit deinem Arzt darüber und frage ihn nach alternativen. Das Medikament ohne Alternative einfach nicht zu nehmen ist in dem Fall vermutlich eher eine schlechte Idee.

Zu den Schmerzen wäre auch zu sagen, das man da schon genau hinsehen und ggf. eine Bakterien Kultur anlegen sollte. Vielleicht ist das ja gar keine Blasenentzündung sondern noch den Nachwirkungen der OP geschuldet.

Damit wären wir dann beim nächsten Punkt. Meine ganz persönliche Meinung zum Thema Krebs und Chemotherapie ist, dass ich denke die nachhaltigste Methode Krebs los zu werden ist ihn (in Abhängigkeit vom Alter und der Möglichkeiten) herauszuschneiden. Wenn man ihn rausgeschnitten hat dann sollte er weg sein - oder man hat etwas übersehen. Dann muss man ggf. noch mal operieren. Natürlich gibt es auch Krebsarten die sich nur mit Chemotherapie behandeln lassen - das ist hier aber nicht der Fall.

Nach so einer OP „einfach prophylaktisch“ eine Chemotherapie zu machen nur weil vielleicht ein paar Krebszellen irgendwo übrig geblieben sein könnten halte ich für gefährlich. Krebs Prophylaxe gibt es nicht. Wenn man die Zellen tatsächlich nachweisen kann und sie nicht operativ entfernt werden können ist Chemo eine Option. Es kann auch passieren das wenn man den Krebs operiert die Möglichkeit besteht das er sich durch das aufschneiden verbreitet. Allerdings hat man bei dir ja schon gründlich gearbeitet und und ich bin mir relativ sicher, dass wenn man bei der OP noch mehr gefunden hätte vermutlich auch Lymphdrüsen entfernt worden währen. Wenn das lymphatische System betroffen wäre, dann wäre das sicherlich noch mal ein anderes Thema - aber das scheint bei dir ja nicht Fall zu sein. Die Tatsache das du für so eine Therapie bei guter Gesundheit sein musst hat einen recht einfachen Grund: Die mortalitätsrate durch die _Behandlung_ steigt exponential zur schwäche des Patienten.

Ich würde an deiner Stelle dem Arzt hier sehr genaue Fragen stellen:

1) Sind jetzt noch Krebszellen nachgewiesen worden - wenn ja wo und wie?
2) wurden Tochtergeschwülste gefunden - wenn ja wo?
3) Wurde das lymphatische System betroffen - wie wurde das festgestellt?

Wenn diese Fragen mit Nein oder nicht klar beantwortet werden können würde ich mir sehr genau überlegen ob ich dieser Behandlung einwillige - denn möglicherweise wird dann der Schaden höher als der Nutzen sein. In diesem Fall wäre auch die Frage zu stellen wie die Tumorkonferenz zu dem Schluß gekommen ist, das eine adjuvante Chemo zu empfehlen.

Ich bin an dieser Stelle ein Verfechter evidenzbasierten Medizin und da sind „Möglichkeitsformen“ schwierig. Sätze wie „es könnte sein“ oder „wir glauben“ gehören da eher in die Kirche als in ein Arztgespräch und Fakten und ggf. eine prozentuale Einschätzung der Situation auf Basis verlässlicher Statistiken sind da deutlich hilfreicher. Wenn es das nicht gibt oder man sich versucht raus zu reden würde ich da immer erstmal ein Fragezeichen dran malen…

Die Frage nach einer Prognose zum Thema dem Beckenboden ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt vermutlich auch schwierig zu beantworten. Durch das Entfernen der Organe ist natürlich eine gewisse Stützwirkung weggefallen und das ganze System muss sich erstmal wieder stabilisieren. Das kann sich sowohl auf die Kontinenz als auch auf den Darm auswirken. Allerdings würde ich an deiner Stelle da erstmal abwarten bis das alles gut verheilt ist und es mit Beckenbodentraining probieren. Wenn du das wirklich konsequent mehrmals täglich machst sind die Chancen durchaus vorhanden das damit wieder in den Griff zu bekommen. Oft lässt sich das auch integrieren - zum Beispiel in einen täglichen zügigen längeren Spaziergang.

Was den Darm angeht: Ob da jetzt eine Rektozele vorliegt wäre sicherlich noch mal zu untersuchen - allerdings denke ich, das man das bei der OP behoben - oder wenigstens festgestellt hätte.

Ich denke das wichtigste ist bei dir im Augenblick neben der möglichen Blasenentzündung ist dein Stuhl reguliert zu bekommen. Die Medikamente helfen da nicht wenn du nicht genügend trinkst und wenn du genug trinkst brauchst du sie ggf. auch nicht mehr…

Viele Grüße und gute Besserung
Michael
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07 Mär 2024 15:19 #5 von Nordsee68
Hallo Michael,

auch bei dir möchte ich mich für deine super verständlichen Erklärungen herzlichst bedanken.

Zu deiner Frage wegen dem Lymphsystem:
Von 25 Lymphknoten wäre einer befallen.
Ergebnis vom Pathologie-Bericht:
pTNM: pT4b, G2, pN1 (1/25, ENE-), L0, V0, Pn0, Rxm, cM0, UICC Stadium III.
MMR- Status: Karzinom vom MSS-Immunphänotyp.


-Zu dem "Rx" hat die Pathologie noch folgende Erklärung abgegeben: Die Rx-Situation beruht auf den Umstand, dass die Präparate separat eingesandt wurden und der Situs somit nicht mehr beurteilbar war, die chirurgischen Resektatränder stellen sich jedoch tumorfrei dar.

Leider kann ich nicht viel mit den ganzen Abkürzungen anfangen. Fragt man da nach, bekommt man da auch wenig Auskunft, was ich sehr schade finde.
Ich komme mir von den Ärzten ziemlich im Stich gelassen vor.
Die Tumorkonferenz der Klinik empfahl eine adjuvante Chemo nach diesen S3- Leitlinien.
Es war ursprünglich vorgesehen, mir unter Kurznarkose einen Port legen.
Alle 14 Tage wollte man über diesen Port für 48 Std. mittels einer Vakuumflasche Folfox verabreichen.
Da ich mich nur schwer mit einem Port anfreunden konnte, zudem im Internet auch lesen konnte, dass dieser gar nicht unter Narkose, sondern unter örtlicher Betäubung gelegt wird, habe ich nach einem Onkologen für eine Zweitmeinung gesucht.
Dort in der onkologischen Praxis habe ich dann erfahren, dass ein Port gar nicht erforderlich wäre, da das Folfox via Port dem "CapOx" - Schema via Tabletten gleichzustellen sei.
Also plante dieser Onkologe, dass ich 14 Tage morgens und abends je 4 Capecitabin Tabletten schlucke, dann eine Woche Pause. Und alle drei Wochen dann über normalen Venenzugang eine Infusion mit Oxaliplatin.
Das zunächst für 8 Zyklen geplant.
Mich haben die vielen aufgelisteten Nebenwirkungen zunächst ganz schön schockiert!
Da ich mich auch in einem Darmkrebs-Forum angemeldet hatte, habe ich dort oft schon gelesen, dass die meisten Patienten unter dieser adjuvanten Chemo unter massivster Polyneuropathie leiden.
Selbst Jahre nach dieser Chemo leiden viele noch unter Missempfindungen in Finger und den Füßen.

Meine Angst ist wirklich sehr groß... und welche Entscheidung da wohl jetzt die richtige ist, kann dir kaum jemand sagen.
Auf der einen Seite möchte ich alles versuchen, um mir nachher keine Vorwürfe machen zu müssen, dass da plötzlich Metastasen gefunden werden.
Doch auf der anderen Seite habe ich echt riesige Angst vor den Nebenwirkungen.
Zumal ich ja auch nicht gerade das gesündeste Immunsystem habe.

Seit meinem 23. Lebensjahr ist Hashimoto bekannt, seitdem nehme ich Schilddrüsenhormone ein.
Dann stand lange Zeit eine Autoummungastritis Typ A im Raum, doch bis heute sind sich die Ärzte da nicht wirklich einig.
Auf jeden Fall spritze ich mir seitdem jeden Monat Vitamin B-12 subcutan.
Dann wäre da noch die Sache mit der "sekundären Nebennierenrindeninsuffizienz".
Vor ein paar Jahren war bei mir kaum noch Cortisol und DHEA? (glaube zumindest das wars) kaum mehr messbar.
Der Endokrinologe war der Auffassung, dies wäre aufgrund der langen Einnahme von Prednisolon passiert. Da ich an chron. Sinusitis mit Polypen leide, bekam ich sehr oft Cortison in Form von Tabletten und dem Nasenspray Nasonex.
Ich bekam einen Notfallausweis in die Hand gedrückt, in dem steht, wie hoch das Hydrocortison in Stresssituationen gesteigert werden muss wie etwa vor Sport, vor Zahnarztbesuchen und OP's.
Tja, seitdem nehme ich morgens 15mg Hydrocortison und mittags nochmals 5mg.
Auch hier zucken die Ärzte nur die Schultern, da sie damit offenbar völlig überfordert sind.

Ja, und nun sitze ich hier, male mir für den Termin am Montag beim Onkologen schon die schlimmsten Dinge aus :(
Auf meine Frage hin, ob solch eine adjuvante Chemo nicht auch in einem bestimmten Zeitraum erfolgen sollte, bekam ich zur Antwort, eigentlich beginnt man damit 6-8 Wochen nach OP.
Tja, meine OP ist nun schon 10 Wochen her und da tun sich natürlich auch Ängste auf, ob sich nicht schon irgendwo Metastasen gebildet haben...
Vor der Darm-OP wurde ja ein Staging gemacht,.
CT und MRT Untersuchung ergaben, dass in Leber und Lunge keine Metastasen sichtbar waren.

Liebe Grüße
Anhang:

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08 Mär 2024 00:25 #6 von MichaelDah
Hallo Nordsee,

ich versuche mal meine Laien Meinung dazu wiederzugeben - ohne Anspruch auf Vollständigkeit und mögliche Fehler (wer hier im Forum da noch etwas dazu beitragen kann bitte mögliche Fehler korrigieren oder Ergänzen).

Ich denke das ist tatsächlich nicht so ganz einfach… Wenn man jetzt mal von der Leitlinie ausgeht dann ist UICC III mit R0 eine klare Indikation für eine Chemo. UICC III bedeutet, das Krebs in Lymphdrüsen gefunden wurde. R0 (in dein Fall Rx) bedeutet, das am Rand der Resektion keine Tumorzellen gefunden wurden und der Wert pN1 1/25 bedeutet das 25 Knoten mikroskopisch untersucht wurden und einer ein Problem hatte. Daraus resultiert dann die UICC Einstufung III (weil ein maliger Knoten gefunden wurde).

Jetzt kommt das aber… Es ist tatsächlich so, das je früher mit der Therapie begonnen wird die Wirksamkeit steigt. Die meisten Studien bescheinigen eine signifikante Wirksamkeit der Therapie bis 8 Wochen nach nach der OP. Danach wird die Studienlage dünn und die signifkanz sinkt (Kapitel 8 der Leitlinie)

Wenn du mal in die Leitlinie schaust was das bei den einzelnen Therapien genau bedeutet, findest du bei der effektivsten eine Erhöhung der Überlebensrate um 4,4%. (Kapitel 8.1.6.1). Da du aber außerhalb der 8 Wochen liegst, geht man von einer 1,4 Fach erhöhten Mortalität aus. Bedeutet: Die Erhöhung der Überlebenschance liegt nur noch 2,64% durch die Therapie.

Wenn du dir jetzt mal die Daten vom Robert Koch Institut anschaust und das mit den Daten der Leitlinie vergleichst fällt folgendes auf:

Das RKI gibt bei UICC III eine Überlebensrate von 72% an. Setzt man das jetzt in Relation zu der Erhöhung der Überlebenschance durch die Therapie (2,64%) wird klar das der Nutzen der Chemotherapie hier überschaubar ist. Wenn du jetzt noch bedenkst das, dass Grading des Krebs (1 gutartig bis 4 bösartig ) bei dir bei G2 liegt, die UICC III aber unabhängig vom Grading gestellt wird relativiert sich das ganze noch mal weiter. Dazu gehört auch, das MSS Tumore (Mikrosatelliten-stabile Tumoren) eine relativ geringe Mutationslast haben

Ob dir die paar Prozentpunkte mehr Überlebenschance die Folgerisiken der Chemotherapie Wert sind musst du natürlich für dich selbst ausmachen. Ich für meinen Teil würde in deiner Situation auf die Chemotherapie verzichten und das Restrisiko eingehen.

Quellen:

S3 Leitlinie Kolorektales Karzinom

register.awmf.org/assets/guidelines/021-..._2019-01.pdf#page157

RKI Übersicht Darmkrebs Deutschland

www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publi...licationFile#page157

Viele Grüße und gute Besserung
Michael

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08 Mär 2024 10:14 #7 von Inkontinenz Selbsthilfe e.V.
Wir bitten um Beachtung:

Wir möchten betonen, dass es wichtig ist, den Bereich der Selbsthilfe nicht zu verlassen. Denn dies würde bedeuten, medizinische Einschätzungen und Empfehlungen abzugeben, was weder unsere Aufgabe noch unser Recht ist.
Es wäre unklug und sogar gefährlich, eigene Ansichten so darzustellen, dass sie als Ratgeber (oder Empfehlung) für oder gegen eine Chemotherapie interpretiert werden könnten. Jeder sollte diese Entscheidung selbst treffen können; jedoch sollte sie letztendlich nur in Absprache mit Ärzten getroffen und bewertet werden.

In jüngster Zeit haben wir vermehrt Anfragen erhalten, die weit über den Bereich der Selbsthilfe hinausgehen. Unser Verein setzt sich jedoch aus medizinischen Laien zusammen, die lediglich von ihren eigenen Erfahrungen berichten können und keine analytischen oder bewertenden medizinischen Einschätzungen abgeben dürfen.

Das Adminteam der Inkontinenz Selbsthilfe e.V.

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Inkontinenz Selbsthilfe e.V.

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