Liebe Itti!
Wenn die Ursache deiner Blasenentleerungsstörung einmal gefunden wurde, ist eine gezielte Behandlung möglich, die in den meisten Fällen auch eine deutliche Verbesserung bringt. Aber, man muss Geduld aufbringen und mitarbeiten.
Ich habe seit etwa vier Jahren eine Blasenentleerungsstörung, habe vieles in meinem Leben auch umgestellt und bin heute zufrieden mit meiner Blase. Ich muss zwar regelmäßig selbst auskathetern wegen Restharns, aber das ist bei mir Routine.
Wie gesagt, ist eine gute Diagnose die Basis. Ich wäre auch vorsichtig mit dem Begriff „überaktive Blase“, solange die Diagnose nicht eindeutig gestellt ist. Es gibt viele Möglichkeiten, wie schon Heribert geschrieben hat, dass es zu einer solchen Störung kommt, wie du sie beschrieben hast.
Esrt einmal zu den Untersuchungen. Du musst keine Angst haben, sie sind zwar manchmal unangenehm, aber nicht mehr. Für mich war das größte Problem, das Schamgefühl abzulegen und mich bei den Untersuchungen zu entspannen.
Die Basisuntersuchung ist die Harnflussmessung, auch Uroflow oder Uroflowmetrie genannt. Manche Ärzte sagen nur Flowmessung. Diese Untersuchung ist harmlos, denn du musst „nur“ auf einem speziellen Klo in einen Trichter pinkeln, der Harnstrahl und das Volumen werden vom Computer aufgezeichnet und ausgewertet. Ich schreibe das nur unter „“, da diese Untersuchung für mich gar nicht so einfach ist, da man hier auf Befehl pinkeln können muss. Also braucht es eine volle Harnblase, aber wenn man mit einer vollen Blase den Harn nicht halten kann, ist der Zeitpunkt beim Urologen nicht ganz so einfach. Notfalls muss man im Wartezimmer ein wenig warten und ausreichende Menge Wasser trinken, bis man kann.
Die nächste Basisuntesuchung ist die Ultraschalluntersuchung bei geleerter Blase. Hier kann man anatomische Gegebenheiten untersuchen und Restharnvolumen bestimmen. Hat man viel Restharn (ich habe zwischen 100 und 300ml Restharn), den man auch gar nicht spürt, ist das eine Blasenentleerungsstörung, der mechanische oder neurologische Probleme zugrunde liegen kann.
Zur Basisuntersuchung gehört auch die Untersuchung des Harnes auf Keime, denn diese merkt man nicht immer und sind die überhaupt häufigste Ursache von Blasenentleerungsstörungen!
Dann gibt es die Harnblasendruckmessung, auch Urodynamik genannt. Diese ist wichtig, um die Druckverhältnisse in einer sich füllenden Blase zu messen. Die Untersuchung ist etwas unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Man bekommt in den Arsch eine kleine Sonde und am Beckenboden Elektroden gesetzt. Dann wird ein sehr dünner Katheter in die Blase eingeführt, den spürt man kaum. Die Blase wird erst entleert und dann mit Kochsalz langsam gefüllt. Man muss dabei sagen, wann man zum ersten Mal einen Blasendruck spürt und wann es dringlich wird und ab wann es sehr dringlich wird. Der Computer zeichnet alles auf und so kann der Arzt Rückschlüsse ziehen, wie der Blasenmuskel funktioniert.
Ist die Situation in der Blase unklar, wird eine Blasenspiegelung, auch Harnblasenspiegelung oder Zystoskopie genannt, durchgeführt. Hier kann man Veänderungen der Blasenwand sehen, wie Entzündungen oder Blasensteine, die man aber auch bereits im Ultraschall sehen kann. Die Untersuchung wird mit einem dünnen Katheter, an dem eine Kamera angebracht ist, durchgeführt. Vor dem Einführen wird die Harnblase mit einem speziellen Gleitmittel unempfindlich gemacht, sodass man kaum etwas spürt. Man kann am Bildschirm zuschauen, wie es in der Blase aussieht, das ist ganz interessant.
Dann gibt es noch eine Reihe anderer Untersuchungen, wie Nervenleitgeschwindigkeit, Comutertomografie und Magnetresonanz der Wirbelsäule, um mögliche Nervenschädigungen festzustellen.
Du siehst, mitunter erwartet einen ein Untersuchungsmarathon. Aber, ich kann es nur noch einmal betonen, eine saubere Diagnose ist die wichtigste Basis und davor sollte man sich den Kopf nicht allzusehr martern und sich vorstellen, was alles sein kann. Oft entpuppt sich die Störung als banaler Infekt, den man mit einer gezielten Antibiotikagabe beseitigen kann.
Begleitend lohnt es immer, sich Gedanken zu machen, wie ich ein blasenfreundliches Leben führen kann: genug Trinken! Gerade bei Inkontinenz herrscht der Irrglaube, dass weniger Trinken hilft. Das ist falsch und schädlich. Und was trinken? Möglichst zuckerfrei. Zucker ist Nährboden für Keime. Also, Wasser oder ungezuckerte Kräutertees. Kein, oder wenig Alkohol, bewußte Ernährung und ausreichend Bewegung gehören ebenso dazu.
Nicht präventiv aufs Klo gehen, auch das ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass das gut sei. Im Gegenteil, bei häufigem, vorbeugenden Pinkeln schrumpft die Blase und dann kann man nicht mehr ausreichende Mengen halten. Ausreichende Menge heißt 400 bis 600 ml, du kanns ja einmal messen, wieviel in deiner Blase drinnen ist, wenn du pinkelst. Du musst sowieso Blasentagebuch führen, das ist im Ratgeber hier auf den Vereinsseiten auch beschrieben.
So, ich hoffe, es war nicht zuviel für dich. Alles Gute! Wenn du noch Fragen hast, her damit.
Johannes