Hallo,
ich habe den Eindruck, dass einige Personen sich nicht mehr als von Inkontinenz betroffen betrachten, sondern eher als Menschen, die Windeln tragen. Es gibt Situationen, in denen eine Inkontinenz auftritt und keine therapeutischen Maßnahmen möglich oder angemessen erscheinen. Es kann auch sein, dass die Therapie mit Risiken verbunden ist. Letztendlich liegt es an jedem Einzelnen zu entscheiden, ob er überhaupt Behandlungsmöglichkeiten in Betracht ziehen möchte.
Natürlich gehören Fragen zur Versorgung mit Hilfsmitteln ebenfalls zum Bereich der Selbsthilfe. Allerdings habe ich den Eindruck, dass manche Leute ausschließlich über Hilfsmittel sprechen möchten. Das ist bis zu einem gewissen Grad akzeptabel, jedoch scheint die Hauptbotschaft darin zu bestehen: Trage eine Windel und alles wird gut sein.
Das könnte eine individuelle Entscheidung sein, aber ich halte es für bedenklich, dass dies als Lösungsansatz und Hauptthema der Diskussion in einem Selbsthilfeforum angesehen wird. Vor allem dann, wenn keine Alternativen oder Lösungen diskutiert werden. Die hier geführten Diskussionen sind in der Regel nicht nur private Gespräche zwischen zwei Personen, sondern werden von vielen Menschen gelesen, auch wenn sie sich nicht aktiv daran beteiligen. Aus diesem Grund bin ich immer dafür eingestellt, dass ein Thema ausführlich diskutiert wird und persönliche Entscheidungen nicht als allgemeine Empfehlung betrachtet, werden sollten.
Bereits der Titel des Textes ist für mich nicht verständlich. Jemand, der unter Inkontinenz "leidet", braucht passende Hilfsmittel. Die Aussage "24/7" und zusätzlich noch ergänzt um "365" ist ziemlich bedeutungslos, vor allem wenn sie keine Frage enthält, sondern als Mitteilung angesehen werden kann.
Daher frage ich mich: Gibt es in Bezug auf diesen Thread eine spezifische Fragestellung oder ist die Botschaft einfach nur, dass man permanent Windeln trägt und dies mitteilen möchte?
Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass Erfahrungen für die Akzeptanz wichtig sind. Allerdings habe ich eher den Eindruck, dass hier ein medizinisches Problem verleugnet wird oder es andere Gründe gibt, warum man sich so stark auf das Tragen von Hilfsmitteln konzentriert.
Das jemand berichtet, er oder sie hätte sich mit dem notwendigen Hilfsmittel arrangiert ist nachvollziehbar, aber dabei sollte nicht vergessen werden, dass Inkontinenz ein medizinisches Problem ist. Niemand ist einfach inkontinent.
Hier sind einige wichtige Gründe, warum man Inkontinenz nicht ignorieren oder leugnen sollte:
- Medizinische Behandlung: Inkontinenz kann ein Symptom für eine zugrunde liegende medizinische Erkrankung sein, die behandelt werden muss. Eine Untersuchung durch einen Arzt oder Urologen ist wichtig, um die Ursache der Inkontinenz festzustellen und eine angemessene Behandlung einzuleiten. Ohne Behandlung kann sich die Inkontinenz verschlimmern oder zu anderen Gesundheitsproblemen führen.
- Psychische Auswirkungen: Inkontinenz kann zu sozialer Isolation, Peinlichkeit, Schamgefühlen und einem Rückzug aus Aktivitäten führen. Das kann das Selbstwertgefühl und das psychische Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Durch eine angemessene Behandlung und den Umgang mit der Inkontinenz kann man das Selbstbewusstsein stärken und die psychischen Auswirkungen minimieren.
- Gesundheitliche Folgen: Wenn die Inkontinenz ignoriert wird, kann dies zu Hautreizungen, Infektionen des Harnwegs und anderen Komplikationen führen. Wenn der Urin oder der Stuhlgang nicht regelmäßig kontrolliert werden, kann dies zu Hautirritationen, Entzündungen und Infektionen führen. Eine angemessene Behandlung und der richtige Umgang mit der Inkontinenz können dazu beitragen, diese gesundheitlichen Folgen zu verhindern oder zu minimieren.
- Verbesserung der Lebensqualität: Durch eine angemessene Behandlung und den Umgang mit der Inkontinenz kann die Lebensqualität erheblich verbessert werden. Es gibt verschiedene Methoden und Hilfsmittel, wie z. B. spezielle Unterwäsche, Einlagen oder Beckenbodenübungen, die helfen können, die Symptome zu kontrollieren oder zu reduzieren. Indem man aktiv an Lösungen arbeitet, kann man ein aktives und erfülltes Leben führen.
- Unterstützung und Informationen: Es gibt zahlreiche Unterstützungsgruppen, Beratungsstellen und medizinische Fachleute, die bei Fragen zur Inkontinenz helfen können. Der Austausch mit anderen Betroffenen und die Erlangung von Informationen können helfen, mit der Inkontinenz besser umzugehen und Lösungsansätze zu finden. Es ist wichtig zu wissen, dass man nicht allein ist und Unterstützung in dieser Herausforderung finden kann.
Zusammenfassend ist es wichtig, die Inkontinenz nicht zu ignorieren oder zu leugnen, sondern angemessene medizinische Behandlung zu suchen und sich über die verschiedenen Lösungsansätze zu informieren. Durch eine richtig diagnostizierte und behandelte Inkontinenz kann die Lebensqualität verbessert und die psychischen sowie gesundheitlichen Folgen minimiert werden.
Was in all diesen Diskussionen immer wieder vernachlässigt wird, ist die Tatsache, dass es sehr schnell passieren kann, dass man auf fremde Hilfe angewiesen ist. Das kann bereits bei einer simplen Verletzung des Arms oder Beins der Fall sein, oder zum Beispiel ein Hexenschuss. Plötzlich sieht die Situation dann ganz anders aus, weil man nicht mehr für seine eigene Versorgung sorgen kann. Über Nacht ein Pflegefall!
Dies ist sicherlich kein erstrebenswertes Ziel, insbesondere da ich aus persönlicher Erfahrung weiß, welche Abhängigkeiten dadurch entstehen können und wie sich das Leben dadurch verändert. Wenn ich dann die Berichte über den Umgang mit der eigenen Situation lese, kommen mir erhebliche Zweifel auf, ob dies tatsächlich funktioniert.
Es gibt sicher viele Menschen hier, die bereits alle verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft haben oder bei denen keine therapeutische Option mehr besteht. Solange jedoch noch eine solche Möglichkeit besteht, halte ich es für besser diese vermeintliche Akzeptanz zu ignorieren und als Kurzsichtigkeit abzutun.
Soweit meine Meinung.
Gruß
Matti