Hallo Ramona,
jetzt hab ich es glaube ich verstanden
Ich versuche es mal genauer zu erklären @Matti - wenn ich falsch liege bitte korrigieren…:
Händler argumentieren immer wieder damit das die Kasse bestimmte Hilfsmittel nicht bezahlen würde oder das die in einem Preis oder einer Pauschale nicht enthalten sind. Das ist wie man auf neudeutsch sagt eher eine alternative Wahrheit
.
Um es vorweg zu nehmen:
1) der Preis der Versorgung muss dich nicht interessieren. Es ist egal ob die Kasse 20 - 70 oder 150€ im Monat an den Händler zahlt. Wichtig ist, das deine Versorgung ausreichend und zweckmäßig ist. Über die Wirtschaftlichkeit muss du dir keine Gedanken machen.
2) Wenn du die Sachen jetzt noch _ohne_ Zuzahlung bekommst nimm sie - auch wenn du sie im Zweifelsfall abholen musst
3) Zu der Frage was beim Anrufes bei der Krankenkasse passieren wird: Im besten Fall wird man dir Erklären das du bei Pants zuzahlen musst und du dir ja einen anderen Händler aus ihrer Liste aussuchen kannst.
Die Langfassung:
Tatsächlich ist es so, dass der Händer mit der Kasse einen Vertrag abschließen kann in dem er der Kasse zusichert für einen pauschalen Betrag eine bestimmte Versorgung zu übernehmen. Was in diesem Vertrag drin steht kann von Krankenkasse zu Krankenkasse recht unterschiedlich sein. Meisten steht allerdings drin das er für einen Betrag X alle Kontinenzstufen und Hilfsmittel der Regelversorgung bereitstellt - unabhängig vom Inkontinenzgrad des Kunden. Oft verlang die Kasse auch eine genaue Benennung der aufzahlungsfreien Hilfsmittel - in der Regel mindestens zwei aus jeder Gruppe.
Hier fängt jetzt das erste Problem an: Nehmen wir mal an der Händler hat z.B. mit einem Hersteller einen guten Vertrag gemacht und kann die Produkte dort günstig einkaufen. Er bietet dir jetzt (im besten Fall) eine Auswahl der Hilfsmittel dieses Herstellers an die aus seiner Sicht für deinen Inkontinenzgrad sinnvoll sind und die er in seinem Vertrag Kasse mit der Kasse als Zuzahlungsfrei angegeben hat.
Du probierst die Sachen aus und stellst fest - Mist - die Dinger sind doch nicht so toll wie versprochen und laufen ständig aus. Du gehst also zurück zum Händler, reklamierst das und zu deinem erstaunen der Erklärt er dir: Sorry - aber die Kasse zahlt nichts anderes. Wenn du etwas besseres willst must du eine Wirtschaftliche Aufzahlung von Betrag X Leisten.
Hier beginnt die alternative Wahrheit… Hat der Händler gelogen? Ja und nein… In dem Vertrag den der Händler mit der Krankenkasse geschlossen hat stehen möglicherweise tatsächlich nur zwei Produkte für deinen Inkontinenzgrad drin - die hat er dich Ausprobieren lassen und wenn die nicht funktioniert haben dann hat er in soweit recht - als das die Kasse _IHM_ erstmal nichts anderes Bezahlen wird.
Richtig ist das trotzdem nicht - denn er hat ja die Aufgabe von der Kasse angenommen eine zweckmäßige und ausreichende Versorgung sicherzustellen. Genau das hat er aber nicht getan wenn das Produkt z.B. trotz richtiger Anwendung nach kürzester Zeit ausläuft, Druckstellen hervorruft oder einfach kaputt geht.
Natürlich kannst du dich jetzt mit dem Händler darüber Streiten und ihm erklären das die Sachen die er dir Zuzahlungsfrei anbietet nichts taugen und ihm sagen das er dazu verpflichtet ist dir etwas ausreichendes und zweckmäßiges zu liefern. Mit so einer Argumentation hast allerdings bestenfalls dann Erfolg wenn der Händler entweder noch garnicht alles was er der Kasse gegenüber angegeben hat gezeigt hat, oder wenn er etwas zu einem gleichen Preis von einem anderen Hersteller im Program hat das vielleicht passen könnte. Leider ist das meistens nicht der Fall.
Wie kommt man da jetzt weiter?
Es gibt hier im Forum unterschiedliche Meinungen dazu und möglicher weise geht das auch deutlich einfacher aber bei mir hat so es funktioniert von daher kann ich berichten wie ich das gemacht habe. Der Hilfsmittelmarkt ist enorm groß - daher macht es absolut Sinn sich von einem Profi Beraten zu lassen. Nachdem ich mit der lokalen Apotheke ein noch deutlich schlechteres Erlebnis hatte als du hier beschreibst hast, habe ich mir mehrere große Anbieter aus der Liste der Krankenkasse ausgesucht und mich dort telefonisch Beraten lassen. Ich habe erklärt, dass ich bitte ein optimal für mich funktionierendes Produkt haben möchte. Darüber hinaus habe ich noch etwas in dem
Hilfsmittelverzeichniss
recherchiert.
Wenigstens ein großer Händler und ein Hersteller hatten eine aus meiner Sicht gute Beratung gemacht und ich habe am Ende - wenn ich mich recht erinnere so ca. 12 Produkte ausprobiert. Von den besten drei hab ich mir dann auf eigene Kosten eine Packung gekauft um sie über längere Zeit zu erproben. Am Ende sind zwei übrig geblieben - die andren hatten sich aus verschiedensten Gründen für mich als ungeeignet erwiesen. Da die Händler freundlicherweise auch gleich eine Preisliste mit der „Wirtschaftlichen Aufzahlung“ den Mustern beigelegt hatten, war klar das ich mein Hifsmittel dort nicht Zuzahlungsfrei bekomme.
Ich habe dann eine Liste angefertigt in der ich alle Produkte aufgeführt habe die ich ausprobiert hatte, zu jedem Produkt eine Bemerkung warum es nicht funktioniert hat und eine Angabe welcher Händler / Hersteller es angeboten hat. Dazu habe ich oben drüber noch einen kurzen Einleitenden Text aus Urologensicht geschrieben in dem Krankheitsursache, bisherige Behandlungen, Ergebnisse von Miktionsprotokoll und UD, besondere Umstände (in meinem Beruf und ebendfals Rehasport) und eine Prognose aufgeführt waren. Das ganze hab ich mir von meinem Urologen Unterschreiben und Abstempeln gelassen und zusammen mit einem Antrag auf Mehrbedarf und dem passenden Rezept mit Hilfsmittelnummer und Mengenangabe an die Krankenkasse geschickt.
Es hat dann noch so ungefähr 10 weitere Schreiben und Telefonate gekostet bis die Versorgung nach ca. 7 Wochen reibungslos funktioniert hat. Fairer weise muss ich hier zu sagen das die Krankenkasse nicht das Hauptproblem war (außer das ich das immer nachhalten musste) und ich natürlich immer Gesprächsnotzizen von den Telefonaten in die Runde geschickt habe (daher die vielen Schreiben). Die größte Verzögerungen wurden bei mir durch den MDK verursacht, der eine Nachfrage an meinen Urologen aus versehen an eine falsche Adresse (Klinik statt Praxis) geschickt und dadurch ein weiteres angefordertes Attest nicht rechtzeitig bekommen und das dann verspätet eingetroffene Attest nicht mehr bearbeitet hatte (das wahr ziemlich schwierig aufzuklären…). Die zweitgrößte Verzögerung wurde durch träge Händler verursacht, die es nicht auf die Kette bekommen haben einen Kostenvoranschlag an die Krankenkasse zu schicken. In dieser Zeit hatte ich die Sachen auf eigene Rechnung gekauft und als Eigenverauslagung bei der Krankenkasse eingereicht. Die hatte da tatsächlich einmal gebockt aber nach Widerspruch (ich hab einfach ihre eigene Bewilligung drangehängt) anstandslos gezahlt.
viele Grüße
Michael