Hallo zusammen,
da ich neu hier bin, möchte ich mich mal vorstellen.
Ich bin 58 Jahre alt, weiblich und leide seit Jahren unter einer Stuhlinkontinenz mit Stuhlschmieren. Es ist ja kein Thema, wo man gerne drüber redet oder schreibt, drum habe ich auch Jahre gebraucht, bis ich mit meiner Frauenärztin drüber gesprochen habe. Sie hat mich in ein Inkontinenzzentrum geschickt, wo die Ärzte aber leider nicht viel Ahnung hatten. Beim ersten Besuch sagte mir die Ärztin, es könne eine Rektozele sein, die mir das Leben schwer macht. Also sollte ich mich im gleichen Inkontinenzzentrum bei einer spezialisierten Gynäkologin vorstellen. Sie hat mich vaginal nur in Richtung Blase untersucht und meinte, dass ich definitiv keine Rektozele habe.
Dementsprechend hat die andere Ärztin mir erst mal Beckenbodengymnastik und eine Biofeedbackgerät verordnet. Ich habe monatelang fast täglich mit dem Biofeedbackgerät trainiert und die Beckenbodenübungen der spezialisierten Physiotherapeutin gemacht. Es wurde überhaupt nicht besser. Der Vollständigkeit halber sollte ich eine MR-Defäkografie machen, aber die Ärztin hat mir gesagt, dass sie sich gar nichts davon verspricht. Also habe ich das auch nicht machen lassen. Weitere Monate mit Biofeedback und Beckenbodentraining zogen ins Land, keinerlei Verbesserung.
Bei einem weiteren Besuch im Inkontinenzzentrum kam ein neuer Arzt zu mir ins Sprechzimmer. Er hat auf der Station dann erst mal ein Proktoskop ausgekramt und entstaubt und mich damit untersucht. Das Ergebnis? Eine ausgeprägte Rektozele mit Mastdarmvorfall. Das sollte dann in einer MR-Defäkografie noch gesichert werden, was dann auch so war.
Nicht lange danach bekam ich eine Rektopexie nach D Hoore, d.h. der Darm wurde hochgezogen und mit einem Netz am Kreuzbein fixiert. Die Operation sollte ziemlich sicher das Stuhlschmieren beenden, aber mir wurde von vornherein gesagt, dass die ohnehin schon sehr kurze Zeit beim Stuhldrang bis auf Toilette noch kürzer werden könnte. Das Problem würde man aber mit einem Sakralnervenstimulator in den Griff bekommen.
Nach der Operation war beides erheblich schlimmer geworden. Das Stuhlschmieren war schlimmer und ich war eigentlich nur noch wund, manchmal blutig. Bei Stuhldrang habe ich vielleicht zwei Minuten, um eine Toilette zu erreichen.
Also war schnell klar, dass ich einen Sakralnervenstimulator brauche. Dafür bin ich aber in ein anderes Krankenhaus gegangen. Dort habe ich erst einmal die Testversion implantiert bekommen. Bei der Operation sind Nerven beschädigt worden, so dass ich von der OP-Narbe ca Gürtelhöhe bis unter dem Hüftknochen ein völliges Taubheitsgefühl habe.
Zudem hat das Ganze überhaupt nichts gebracht. Es wurden noch andere Programme freigeschaltet, aber es hat nichts gebracht Ich muss dazu sagen, dass das Stuhlschmieren sowieso nicht jeden Tag gleich schlimm ist, also konnte mit dem Stuhltagebuch das Gefühl entstehen, manche Programme hätten etwas genutzt. Nach ein paar Wochen frustrierendem Testen hat der Arzt dann einfach das Kabel durchgeschnitten mit der Bemerkung, ich hätte genug getestet, wir würden jetzt einfach mal testen, ob es ohne schlimmer wird und dann überlegen, wie es weiter geht. Zufällig wurde es dann ein paar Tage schlimmer, was den Arzt dazu veranlasst hat, zu sagen, dass er gerne das Gerät implantieren würde. Naja, klar möchte er das gerne, das bringt ja auch eine ganze Menge Geld. Aus purer Verzweiflung habe ich zugestimmt.
Vor der endgültigen Implantation habe ich dem Arzt noch gesagt, dass er das Gerät bitte nicht genau unter dem Gürtel implantieren möchte, da der Stecker der Testversion, der bis zu dem Zeitpunkt dort gelegen hatte, unter dem Gürtel ziemlich weh getan hat (Ich bin 1,70m groß und wiege nur ca 57kg, da ist halt nicht viel Fettgewebe).
Das endgültige Gerät lag dann doch wieder unter dem Gürtel, tat nicht nur weh, sondern scheuerte bei jedem Bücken von innen und die Haut wurde immer dünner. Da alle aufgespielten Programme nichts verbesserten, wurde das gute, teure Gerät dann wieder entfernt. Das ist jetzt ein halbes Jahr her. Der Bereich unter der Narbe ist immer noch taub, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, dass ich doch dort ein bisschen merke, nämlich Schmerzen. In der Infobroschüre stand, dass das Gerät fast minimalinvasiv implantiert würde. Die Narbe ist 6 cm lang, unter fast minimalinvasiv verstehe ich auch etwas anderes.
Mittlerweile, nach all den nutzlosen (außer, dass es den Ärzten finanziell gut getan hat) Operationen habe ich auf eigene Faust Nahrungsmittelintoleranzen austesten lassen. Es zeigte sich eine Laktoseintoleranz und eine Histaminintoleranz. Wenn ich mich pingelig genau daran halte, ist das Stuhlschmieren besser, aber längst nicht weg.
Letzte Alternative ist ein Stoma. Darum habe ich mich hier im Forum angemeldet, um vielleicht jemanden zu finden, der auch wegen Inkontinenz ein Stoma bekommen hat.
Auch andere Alternativen wie anale Irrigation oder Analtampons habe ich erfolglos ausprobiert. Nach Aussage von zwei Proktologen ist der Schließmuskel allerdings in Ordnung.
Jetzt habe ich ganz schön viel geschrieben. Vielleicht gibt es ja den ein oder anderen „Gleichgesinnten“ ….
Allen hier im Forum wünsche ich alles Gute und dass es ihnen bald besser geht.