Liebe Ano,
ja, auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr viele Menschen gibt, die durch Operationen Schäden erlitten haben, aber die wenigstens unternehmen irgendwas deswegen.
Sei es, dass sie, wie du, durch den erlittenen Schaden gar nicht in der Lage sind, auch noch einen nervenaufreibenden Rechtsstreit zu beginnen und durchzustehen , oder auch weil sie finanziell nicht in der Lage sind, einen Rechtsstreit überhaupt in Erwägung zu ziehen.
Wenn ich jetzt immer mal wieder in der Presse darüber lese, dass die Krankenkassen in solchen Fällen helfen, muss ich lachen. Ich habe es ja auf die Weise versucht und bin mit der Begründung " schicksalhaft und nicht fehlerhaft" abgeschmettert worden. Dass die Krankenkasse am Ende einen hohen sechsstellingen Betrag von der gegnerischen Versicherung durch meine eigenen Bemühungen bekommen hat, wurde dann noch nicht mal mit einem Dankeschön quittiert....
Ich hatte damals auch vorher schon etliche Bauch OPs hinter mir und ich wusste, dass mit Verwachsungen zu rechnen war, weil das auch schon früher aufgefallen war.
Darum hatte ich vor der Unterleibs OP dem Arzt im Vorgespräch auch ausdrücklich gesagt, dass er lieber einen Bauchschnitt machen solle, um einen besseren Überblick zu haben - ich hatte ja schon mal das " Vergnügen", dass mir bei der Entfernung der Gebärmutter beide Harnleiter verletzt wurden und wollte das auf keinen Fall noch einmal durchmachen müssen!
Laut Arzt war das aber ein " Routineeingriff" und absolut nicht notwendig, deshalb plante er den Eingriff als Laparoskopie. Und dabei ist dann der Fehler passiert, er hat mir den rechten Harnleiter verschmort und es noch nicht mal gemerkt!!!
Dass ich direkt nach dem Aufwachen gemerkt habe, dass sich die Niere staute und nicht genug Urin geflossen ist, was dann " Spinnerei und Hysterie" von mir! Und so hat es dann fast zwei Tage mit höllischen Schmerzen und großer Angst gedauert, bis mir überhaupt geholfen wurde.
Und damit der Arzt nicht noch einmal so lässig mit einer Patientin umgeht ( wenn ich schon Routineoperation höre, krieg ich Pickel!!! Menschen sind keine Autos und jeder ist innen anders ! Wie kann es da Routine geben!), habe ich die Mühe auf mich genommen, eine Klage genen ihn anzustrengen.
Es war eine schlimme Zeit, aber mir ist in allen Punkten recht gegeben worden - als ich gehört habe, wie einfach meine monatelange Qual und der andauernde Schaden hätte vermieden werden können, ist mir regelrecht schlecht geworden.
Die beiden Gutachtern, ein Gynäkologe und ein Urologe, haben ganz klar festgestellt, dass meine Schäden bei entsprechendem Vorgehen bei einem voroperierten Bauch bei einer offenen OP vermieden worden wären. Das kann einen fertig machen!
Aber der Arzt hat danach das Krankenhaus verlassen müssen. Und wo er auch weiterhin arbeitet, er wird sicher nie mehr so lässig arbeiten!
Ich hatte wirklich Glück, zum einen, dass ich durch die Rechtsschutzversicherung hatte und auch, dass ich einen tollen engagierten Anwalt gefunden habe, der mich immer aufgebaut hat in der Zeit der Klage, als blöde Einwände von der anderen Seite kamen. Und meine tolle Familie hat mir immer zur Seite gestanden - die Schulter meines lieben Mannes hat sicher schon eine Hornhaut, so oft musste er sie mir zur Verfügung stellen
Mir hat es seelisch sehr geholfen, dass ich das durchgestanden habe. Ich werde nie mehr so wie vor der OP und ich habe viel durchgemacht, aber im Ende bin ich doch aktiv geworden und habe mich gewehrt.
Das ist ja das Schlimme, das Ärzte aus Gründen des Versicherungsrechts dem Patienten nicht sagen dürfen: tut mir leid, ich habe Mist gemacht, was kann ich tun, um Ihnen zu helfen? Alle anständigen Menschen kommen für die Schäden, die sie anderen zufügen, auf. Machst du jemandem eine Beule ins Auto, wird das selbstverständlich geregelt, keiner würde auf die Idee kommen, zu sagen, das sei schicksalhaft gewesen ! Aber wenn ein Arzt einem Menschen Schaden zufügt durch eine Unachtsamkeit, heißt es immer erst , das ist schicksalhaft !
Zu deiner Anastomose-OP, Ano:
Ich habe bisher noch niemanden gefunden, der nach so einer OP vollkommen zufrieden ist! Ich habe im letzten Jahr eine Rektocele gehabt und musste daran operiert werden. Obwohl ich keine Probleme mit Verstopfung hatte, wollte mir ein Proktologe unbedingt eine Anastomose aufschwatzen!! Die Rektocele wurde dann nur durch die Scheide behoben und alles ist gut! Aber der Proktologe war ziemlich enttäuscht und meinte beim Vorgespräch, dann könnten wir das ja immer noch machen mit der Anastomose.... ich habe ihm gesagt, dass es mir schon reicht, dass ich einen neurogenen Blasenschaden habe und ich keine Lust habe, auch noch stuhlinkontinent zu werden. Fand er nicht lustig, dass ich das gesagt habe.
Aber mir geht es gut und ich habe immer noch keine Verstopfung oder Durchfälle!
Vielleicht kann ich anderen Mut machen, zum einen nicht alles machen zu lassen, was die Ärzte in ihrer OP-Wut machen wollen und sich auch zu wehren, wenn sie der Meinung sind, dass ihnen Schaden zugefügt wurde.
Allen liebe Grüße - und sorry für den langen Beitrag, mir gehen immer die Pferde durch bei dem Thema
Bernhardine
Zu deiner