Der Slogan des neuen, bundesweiten und von der Aktion Mensch geförderten Projekts „Toiletten für alle!“, Raum für den Wechsel, verrät bereits, dass es um die Schaffung neuer Räume geht.
Räume, die von Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen genutzt werden, weil sie aufgrund einer Inkontinenz und Behinderung keine herkömmlichen Behindertentoiletten (Din 18040) benutzen können.
Sie sind zum Wechseln ihrer Einlagen oder Windeln auf eine Liege angewiesen, die im Idealfall auch höhenverstellbar sein soll und zur Sicherheit auch ein Seitengitter hat, damit die liegende Person nicht herunterfallen kann, während der Betreuer rückenschonend die Windel wechselt. Über einen Deckenlifter können die Betroffenen aus ihrem Rollstuhl heraus problemlos und ohne großen Kraftaufwand auf die Liege gebracht werden. Eine Raumgröße von mindestens 12m² schafft ausreichend Platz, um sich mit Rollstuhl und ein bis zwei Begleitpersonen im Raum zu bewegen.
Für Babys ist ein Wickeltisch in den meisten Toilettenräumen längst Standard geworden, keiner würde sein Baby mehr auf dem Fußboden wickeln wollen. Doch für alle Menschen, die inkontinent sind und keine Toilette benutzen können, sondern stattdessen Einlagen tragen und diese im Liegen mithilfe ihrer Betreuer wechseln, bleibt bislang nur der unhygienische Fußboden öffentlicher Toiletten.
Eine Alternative zu dieser unzumutbaren Situation: zuhause bleiben und auf die Teilhabe am öffentlichen Leben in der Gesellschaft verzichten. Dies ist eine denkbar schlechte und zudem stark diskriminierende Lösung, die in Großbritannien mit „changing places“ und der Einführung eines britischen Standards für diese Form von Toiletten bereits in 2009 abgeschafft wurde. Dort sieht man erfreulicherweise mehr Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen auf der Straße und in öffentlichen Gebäuden wie Einkaufszentren, Bahnhöfen, Kinos, Museen, Freizeitparks etc.
Das neue Projekt „Toiletten für alle“ der Stiftung Leben pur setzt sich bundesweit für eine flächendeckende Erweiterung aller barrierefreien Toiletten in der Öffentlichkeit ein, damit auch in Deutschland zukünftig keiner mehr vom Gang zur Toilette – einem menschlichen Grundbedürfnis – ausgeschlossen wird.
Ein Anfang ist gemacht: In der Obersten Baubehörde am Franz-Josef-Strauß-Ring in München ist im Sommer 2013 die erste Toilette für alle eröffnet worden. „Endlich kann ich mit meinem Sohn auch mal länger als nur eine Stunde von zuhause weg – wir genießen die Spaziergänge im Englischen Garten mit der ganzen Familie. Max und ich haben jetzt auch schon mal eine Shoppingtour durch die Münchner City gemacht.“ So wie Frau Brecht wünschen sich viele Familien in Deutschland Toiletten für alle, um trotz einem Kind, jugendlichen oder erwachsenen Familienmitglied mit schwerer Behinderung möglichst uneingeschränkt am öffentlichen Leben teilhaben zu können.
Quelle: Pressemitteilung Stiftung Leben pur