Liebe Verena,
wie bei meiner ersten Antwort auf deine anfänglichen Beiträge habe ich lange gezöger,t auf deine neuen Beiträge zu antworten.
Damals hatte ich mir eingebildet (Einbildung ist auch eine Form der Bildung), dass du deinen Nicknamen von mir übernommen hättest, weil ich kurz vor deiner Anmeldung hier im Forum den Tigerschnegel, sogar mit Bild, vorgestellt hatte (dem ist aber „mit Nichten“ so, reiner Zufall).
An und für sich hatte ich vor, im internen Bereich für Vereinsmitglieder einen Beitrag zum Thema „Wie geht es dir…“ wegen Änderung meiner Situation, leider mit einer unerwarteten Hiobsbotschaft, zu schreiben. Aufgeschoben ist jedoch nicht aufgehoben!; versprochen!
Eigentlich ist einer meiner wenigen Stärken ja mehr die praktische Seite, d. h. technische Umsetzung, jedoch kann ich dir keinen aktuell brauchbaren praktischen Tipp geben. Die Erfahrungen mit aufsaugenden Hilfsmitteln/Windel (die Bezeichnung ist mir wirklich Wurscht!) sind bei mir zu lange her.
Als einziges könnte ich anbieten, dass ich aus meiner früheren Tätigkeit (Schnittkonstruktion für Bekleidung- Abschlussarbeit vor genau 50 Jahren) mal die Erkenntnisse wieder aufzufrischen und nach Kenntnis der gewünschten Maße, versuche etwas zu modellieren. Ein Kurs beinhaltete auch die Konstruktion von Mieder- und Trikotartikel, wo mit Minusmaßen gestaltet wurde; so ähnlich wie die Presspassung im Maschinenbau, nur sind die Beträge hier deutlich kleiner.
Bei mir entstand jedoch der Eindruck, dass dir deine neue Situation äußerst unangenehm und sogar peinlich ist, weil du jetzt, zumindest für eine gewisse Zeit, auf Hilfe anderer angewiesen bist, denn du schreibst selbst u.a.:
. ..- Und ich sehe es jetzt auch nicht ein, mir jemanden ins Haus zu holen, der mir diese Dinger anzieht.
Mir geht es halt darum, diese Windelslips selbst anlegen zu können für die Nacht, also muss ich wohl weiter probieren. Aber mich kotzt das alles nach wie vor unheimlich an!
Da bist du nicht alleine, auch mir ging und geht es immer wieder so, wenn ich nicht selbst in der Lage bin, mich aus der Misere zu befreien.
Selbst Eckhard schrieb einmal, im Falle, dass er ein Pflegefall werden sollte:
Und die Einschläge kommen nun einmal immer näher und näher. So isses nu mal.
Ich denke, ich würde mich vorher entleiben, ( wenn ich es noch könnte ).
Es gibt unzählige Beispiele, die belegen, dass die Zuordnung der Peinlichkeit anders aussehen sollte. Aus dem Stehgreif kann ich aus eigenem kleinem Umfeld folgende Vorkommnisse nennen, wen es eigentlich peinlich sein sollte:
1. Aus diesem Jahr: Der Feigling der hinterrücks in einer stockdunklen Umgebung dir überrascht unsanfte Schläge auf deinen Schädel verpasst und sich dann unerkannt aus dem Staube macht; sollte sich etwa der Geprügelte schämen, weil er sich nicht zur Wehr setzen konnte, oder?
2. Vor ca. 41 Jahren: Wenn du zwei leichtsinnige junge Menschen auf einer sehr brüchigen Eisfläche aus der Mitte eines tiefen Sees ziehst und andere vor Schreck erstarrt im Trockenem stehen und nicht, trotz eindringlicher Aufforderung, eine Kette bilden. Selbst der Vater der Kinder nicht. Sollte es den total nassen Helfer peinlich sein, dass er danach knieschlotternd seine eigene junge Familie (Tochter lag als Säugling im Kinderwagen) nicht trösten konnte?
3. Vor ca. 70 Jahren: Wenn sich der eigene Vater aus Frustration und Unbehagen sich an seine eigene Tochter im Kleinkindalter vergreift und seine Frau und die ältere Tochter so verängstigt, dass sie sich erst nach dem Tode des Kindesschänders trauen sich zu offenbaren. Wen sollte es den peinlich sein?...Etwa der erniedrigten Tochter, die aufgrund ihrer damaligen „Szene“, die sie nur im Unterbewusstsein speicherte, traumatisiert ist?
Aber auch aktuell gibt es allein in unserem Heimat- Kreis eine mehr als erschreckende Meldung aus dem Jahr 2014: Über 400 Fälle von Kindesmisshandlungen wurden bekannt, davon mussten 45 Kinder im Krankenhaus behandelt werden. Peinlich muss es den Tätern sein, aber auch den schweigenden Mitwissern. Schließlich kann man sich, wenn man Repressalien befürchtet, anonym melden. Rückschlüsse auf den Punkt 1. wären eventuell möglich, jedoch nicht nachweisbar.
Liebe Verona, so wie ich dich aus deinen Beiträgen kennenlernte, bist du eine beispielgebende Kämpfernatur. Schließlich hast du es geschafft mehrmals über deinen eigenen Schatten zu springen. Deshalb bin ich mir sicher, dass du auch diese Hürde nehmen kannst. Es muss dir doch nicht peinlich sein Hilfe anzunehmen, sondern den sollte es peinlich sein, die dir die Hilfe versagen oder dir die Bereitstellung der erforderlichen Hilfsmittel erschweren.
Ich hoffe, dass du es als einen freundschaftliche Empfehlung ansiehst (oder meinet wegen als liebevollen väterlichen Fingerzeig, obwohl ich ohne Vater aufwuchs) und nicht als eine Unterweisung eines alten Besserwisser, den es manchmal nicht nur zwischen den beiden großen Zehen unangenehm ist.
Es grüßt Horsty
der nie, wie jeder richtige Gärtner oder/und Hausmann, mit seinem Garten/Haus fertig wird