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Wechsel von ISK auf SPK

22 Aug 2025 11:27 #1 von Westendorf
Hallo,

aufgrund einer Blasen-Darmlähmung muss ich seit 3 Jahren meine Blase durch Einmalkathetern entleeren. Leider kann ich es nicht selber, mein Mann macht es. Nachts müssen wir auch einmal Kathetern da die Urinmenge Nachts am höchsten ist.
Auch die Darmentleerung ist durch die Lähmung sehr schwierig. Beides belastet mich sehr und ich stecke in einer schweren Depression. Ich bin aktuell stationär in der Psychiatrie, von der Ärzten dort wurde jetzt die Anlage eines suprapubischen Katheters empfohlen.
Heute hatte ich eine kurze Beratung der Urologie dazu und soll jetzt eine Entscheidung treffen was mir sehr schwer fällt. Habt ihr Erfahrung mit der Umstellung von ISK auf SBK?
Das Infektionsrisiko soll höher sein..
Was muss ich für eine gute Entscheidung beachten?
Hat ein SBK Auswirkung auf die Darmentleerung?
Wie oft wird der SBK bei euch gewechselt?
In der Klinik oder bei eurem Urologen?
Danke euch für eure Unterstützung.

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22 Aug 2025 11:53 #2 von Matti
Hallo,

erst einmal möchte ich dir sagen, dass deine Situation sehr belastend klingt und es verständlich ist, dass du vor dieser Entscheidung stehst und dir Sorgen machst. Es gibt keine pauschal beste Lösung – die Wahl zwischen intermittierendem Katheterismus (ISK/Fremdkatheterismus) und einem suprapubischen Blasenkatheter (SBK) hängt stark von der individuellen Lebenssituation, den medizinischen Gegebenheiten und den persönlichen Präferenzen ab.

Zu deinen Fragen und den wichtigsten Aspekten:
  1. Unterschied ISK vs. SBK:
    Beim ISK wird die Blase mehrmals täglich mit einem Einmalkatheter entleert, was bei dir aktuell von deinem Mann übernommen wird. Das ist für viele Menschen eine gute Lösung, solange sie selbstständig oder mit Unterstützung durchgeführt werden kann. Allerdings kann es, wie du schilderst, im Alltag und besonders nachts sehr belastend sein – sowohl für dich als auch für deinen Mann, der die Pflege übernimmt.
    Ein suprapubischer Katheter wird durch die Bauchdecke direkt in die Blase gelegt und verbleibt dort über längere Zeit. Der Urin kann kontinuierlich ablaufen oder über einen Ventilmechanismus abgelassen werden. Die Pflege ist oft weniger aufwendig als beim ISK, insbesondere wenn die Selbstkatheterisierung nicht möglich ist. Viele Menschen empfinden den SBK als weniger störend im Alltag, da das Katheterisieren wegfällt.
  2. Infektionsrisiko:
    Das Infektionsrisiko ist tatsächlich ein wichtiger Punkt. Grundsätzlich gilt: Jeder Katheter birgt ein Risiko für Harnwegsinfektionen. Beim ISK ist das Risiko oft etwas niedriger, weil der Katheter nur kurzzeitig im Körper ist. Ein SBK verbleibt dauerhaft, wodurch Keime leichter aufsteigen können. Allerdings kann das Risiko durch gute Hygiene und regelmäßigen Wechsel des Katheters reduziert werden.
  3. Auswirkungen auf die Darmentleerung:
    Ein SBK beeinflusst die Darmentleerung in der Regel nicht direkt. Die Anlage erfolgt oberhalb des Schambeins und betrifft nur die Blase. Allerdings kann das Handling des SBK (z. B. der Beutel, die Lage des Katheters) bei bestimmten Bewegungsabläufen oder Lagerungen eine Rolle spielen. Manche empfinden es als angenehmer, weil das Katheterisieren entfällt und sie sich besser auf die Darmentleerung konzentrieren können. Es gibt aber keine direkte Wechselwirkung.
  4. Wechselintervalle und Durchführung:
    Der Wechsel des SBK erfolgt je nach Material und individueller Situation meist alle 4–6 Wochen. Manche Kliniken oder Urologen empfehlen auch kürzere oder längere Intervalle. Der Wechsel kann ambulant beim Urologen oder in der Klinik erfolgen – das hängt von den lokalen Möglichkeiten und deinem Gesundheitszustand ab. Manche Pflegedienste bieten auch den Wechsel zu Hause an. Es gibt hier im Forum sogar Anwender, welche dies selbst durchführen, was aber eher die geübte Ausnahme ist.
  5. Entscheidungsfindung – was beachten?
    • Deine Lebensqualität: Überlege, wie sehr dich der aktuelle Katheterismus belastet und ob ein SBK dir und deinem Mann Entlastung bringen könnte.
    • Infektionsneigung: Sprich mit deinem Urologen, wie oft du bisher Infektionen hattest und ob ein SBK hier Vor- oder Nachteile bringen könnte. Infektionen kann präventiv (vorsorglich) begegnet werden.
    • Pflegeaufwand: Ein SBK kann den Pflegeaufwand reduzieren, besonders wenn die Selbstkatheterisierung nicht möglich ist.
    • Deine Wünsche und Ängste: Es ist wichtig, dass du dich mit der Entscheidung wohlfühlst. Sprich offen mit deinem Behandlungsteam über deine Sorgen.
    • Langfristige Perspektive: Ein SBK ist oft eine gute Lösung bei langfristiger Katheterisierung, besonders wenn der Selbst- bzw. Fremdkatheterismus aufwendig oder belastend ist.
Erfahrungen anderer:
Viele Menschen berichten, dass sie mit dem SBK zufriedener sind, weil sie unabhängiger werden und der Pflegeaufwand sinkt. Andere bevorzugen den ISK, weil sie sich damit sicherer fühlen und das Infektionsrisiko als geringer einschätzen. Es gibt nicht die eine richtige Lösung – wichtig ist, dass du dich gut beraten fühlst und alle Aspekte abwägst.
Sprich nochmal ausführlich mit den Urologen und dem Pflegeteam. Vielleicht kannst du auch mit anderen Betroffenen in der Klinik oder im Forum sprechen, um Erfahrungen auszutauschen. Es ist eine Entscheidung, aber du musst sie nicht allein treffen. Deine Lebensqualität und dein Wohlbefinden stehen im Mittelpunkt.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft für die kommende Zeit!

Herzliche Grüße
Matti
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22 Aug 2025 12:15 #3 von Westendorf
Hallo Matti,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Im Moment fallen mir Entscheidungen leider sehr schwer…
Aber es hilft mir mich auszutauschen.
Nächste Woche spreche ich auch nochmal mit meiner Urologin..

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22 Aug 2025 16:12 - 22 Aug 2025 16:13 #4 von Birgit1
Hallo Westendorf,

dem was Matti dir schon geschrieben hat ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Was aber vielleicht noch hilfreich zu wissen ist , ist dass eine SPK Anlage, sollte man damit dann nicht zurecht kommen, jederzeit völlig unkompliziert wieder rückgängig zu machen ist.
Der Bauchdeckenkatheter wird dann einfach nur wieder rausgezogen.

Kommenden Dezember habe ich genau 10Jahre einen SPK und komme, nach ziemlichen Anfangsschwierigkeiten in den ersten Monaten, bestens damit zurecht.


Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!

Liebe Grüße,
Birgit
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25 Aug 2025 20:56 #5 von Jael
Liebe Forumsmitglieder, liebe Birgit, lieber Westendorf,
ich heiße Jens bin 52 Jahre und darf meinen Fall hier schildern. Ich hatte eine transurethrale Prostata-Resektion aufgrund gutartigem Prostatawachstum. Ich war geschockt, da ich vermutet hatte, dass so etwas erst Mitte sechziger Jahre auftritt. Die Prostata wuchs obstruktiv in die Harnröhre ein und das Problem muss schon jahrelang bestanden haben, denn die Blase war deutlich vergrößert. Die Urologin konnte bei der Blasenspiegelung zur Bewertung der Situation in der Harnöhre (Engen und Bewertung der Prostata) 740 ml auffüllen und hätte noch mehr auffüllen können. Nach Uroflowmetrie waren noch 270 ml in der Blase. Ich hatte nie Dranginkontinenz und selten Abgang von einigen Tropfen Urin. Die Blase ist verändert (Trabekel, verdickte Blasenwand). Routinemäßig bekommt man einen SPK intraoperativ gelegt und hat für drei Tage einen transurethrale Dauerkatheter, um das OP-Feld zu entlasten (vor dem Urin) und Blutungen zu erkennen. Nach dem Ziehen des transurethrale Dauerkatheters soll man Blasentraining machen, damit die Ärzte sehen, dass nach der OP kein Resturin mehr vorhanden ist. Bei mir waren hohe Resturinmengen in der Blase meist war das Verhältnis 40% Eigenurin zu 60% Resturin. Also wurde der SPK belassen. Ich wurde ohne Ventil entlassen und es dauerte 4-5 Tage, bis ich über den Hilfsmittelversorger ein Ventil bekam. Die OP war am 14. Juli. Nach Komplikationen wurde ich am 30. Juli entlassen. Die Urologin sah mich am 14. August wieder und diagnostizierte eine „lazy bladder“ also eine unteraktive Blase. Sie machte einen neuen Termin mit mir am 13.11.2025 erst einmal soll der SPK mindestens bis dahin liegen bleiben, um die Blase zu verkleinern und sie hofft, dass ich dann wieder Gefühl bekomme, ich bemerke gar nicht, dass die Blase noch zu mehr als die Hälfte gefüllt ist.
Nun habe ich noch ein paar Fragen:
- Wann ist die Fistel verheilt? (Die Wunde ist schon sauber und sezerniert nur leicht).
- Wann kann die Fistel offen bleiben?
- Ich versorge noch mit einem kleinen Wundschnellverband. Kann es sein, dass das sehr an meiner Haut ziept?
- Kann ich mit einer Fistel Schwimmen gehen, wenn alles komplett ausgeheilt ist?
- Kennt sich jemand aus, was man machen kann, wenn ich das Gefühl über die Blase nicht zurückbekomme?
Entschuldigt die vielen Fragen!
Vielen herzlichen Dank und viele Grüße
Jens

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26 Aug 2025 06:48 #6 von Birgit1
Hallo Jens,

Ich habe nichts mehr zugeklebt als die Wunde nicht mehr ständig nässte.
Nur nach dem Katheterwechsel nutze ich meistens für 2-3 Tage einen kleinen Verband weil dann oft etwas Sekret aus dem Fistelkanal kommt.
Den Eingang zum Fistelkanal reinige ich tagsüber, meistens nach dem Toilettengang (ich entleere über ein Ventil) nur mit einem Einmalwaschlappen und etwas warmen Wasser um eventuelle Ablagerungen zu entfernen.

Ich kenne auch das Ziepen auf der Haut durch den kleinen Wundverband.

Da ich keine Schwimmerin bin, bzw. schwimmen nie mein Ding war, kann ich dir zu dem Thema leider nichts sagen.
Allerdings bade ich mit dem SPK.
Auch dann klebe ich nichts ab, bleibe nur nicht allzu lange in der Badewanne und nehme keine öligen Badezusätze.
Vielleicht bekommst du von anderen SPK Nutzern hier ja noch Tipps zum Thema schwimmen.

Zu deiner letzten Frage kann ich dir leider auch keine Antwort geben. Ich spüre meine Blase zwar auch nicht, was aber einer anderen Krankheitsursache geschuldet ist als bei dir.
Ich denke für diese Frage ist dann deine Urologin die richtige Ansprechpartnerin.

Dir alles Gute und liebe Grüße,

Birgit
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26 Aug 2025 20:34 #7 von Jael
Hallo Birgit1,
vielen lieben Dank. Nach Schwimmen werde ich Morgen mal die Hausärztin fragen, da ich noch einmal zur Blutentnahme muss und sie sich die SPK-Wunde einmal anschauen möchte. Ich werde auch das Sportamt kontaktieren.
Viele Grüße und alles Gute
Jens

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