Hallo Marcus
Die Frage betreffend Hilfsmittelverordnung ist ja beantwortet, Du benötigst dafür ein ärztliches Attest und für dieses braucht es eine proktologische Konsultation. Wie Helmut geschrieben hat, sind die "Tena Comfort super" nicht die beste Lösung für Stuhlinkontinenz, zumal die hohe Saugfähigkeit nicht viel bringt und das Hilfsmittel für Harninkontinenz ausgelegt ist. Dünne Pants mit einer grösseren Schutzfläche wären besser (und vermutlich auch angenehmer zum Tragen). Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Verordnung auf andere Hilfsmittel lauten und die Tena Comfort super nicht beinhalten würde.
Zu Deiner zweiten Frage, was so eine "verdammte Inkontinenz" auslösen könnte, so gibt es viele Optionen. Der Anuschliessmuskel könnte zu schwach oder beschädigt sein, Reizdarm oder andere Verdauungsprobleme können zu flüssigem Stuhl führen, der schwer zu kontrollieren ist, es können neurologische Ursachen dafür verantwortlich sein, etc.. Hier sind zwei Links zu diesem Thema, vielleicht helfen sie Dir weiter:
www.inkontinenz-selbsthilfe.com/stuhlinkontinenz
www.usz.ch/krankheit/stuhlinkontinenz/
Oben wurde ja bereits mehrfach erwähnt, dass Du Dich untersuchen lassen solltest, nicht nur, um die Verordnung erhalten zu können, aber auch um Lösungen für das eigentlich Problem zu finden. Verlierst Du denn nur weichen oder flüssigen Stuhl, oder hast Du auch Probleme, Stuhl mit normaler oder harter Konsistenz zurückzuhalten (Gemäss Bristol-Skala Typ4 oder niedriger,
darmgesundheitspraxisdrsteenfatt.de/bristol-stuhlformen-skala/
)? Vielen Betroffenen hilft es bereits massiv, wenn sie über die Ernährung oder die Einnahme von Flohsamen die Stuhlkonsistenz regeln können. Mir persönlich hilft das Einhalten eines Lebensrhythmus sehr. Dann entleere ich einmal pro Tag und habe danach meine Ruhe. Das Tragen von Hilfsmitteln kann sinnvoll sein, aber reicht für mich nicht aus. Natürlich ist es besser, wenn man im Fall von Stuhlverlust ein Hilfsmittel trägt, aber für mich ist jeder Stuhlverlust je nach Menge sehr nervig oder gar eine Katastrophe, auch wenn ich Hilfsmittel trage, die mich zuverlässig schützen.
Wie Michael geschrieben hat, ist es unüblich, dass im Schlaf Stuhldrang einsetzt. Hast Du das jede Nacht? Auch hier könnte man vermutlich über das Ernährungsverhalten sicherstellen, dass Du im Schlaf Deine Ruhe hast. Wie sieht es denn unter tags aus, vor allem wenn Du unterwegs bist? Wenn Du zu Hause wegen eingeschränkter Mobilität schon Mühe hast, rechtzeitig die Toilette zu erreichen, muss es unterwegs ja noch schwieriger sein. Ich spreche das an, weil Inkontinenz und Stuhlinkontinenz im besonderen Menschen oft in die soziale Isolation treibt. Ich bin zum Glück nur sporadisch betroffen, aber wenn ich unterwegs einen Stuhlunfall erleide, möchte ich jeweils am liebsten im Boden versinken, meide so gut es geht die nähere Umgebung von Menschen und versuche so schnell wie möglich nach Hause zu kommen um mich sauber machen zu können. Ich weiss nicht, wie ich leben würde, wenn ich jeden Tag mit Stuhlverlust rechnen müsst. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Du eine Lösung findest, die sich nicht nur aus das Tragen von Hilfsmitteln beschränkt.
Zu Deiner Bemerkung
"2. Weil mir rumgerätsel und ins blaue raten nichts bringt. Es sei denn, hier tummeln sich Fachärzte, die dazu noch über hellseherische Fähigkeiten verfügen, daher stellte sich meine Frage nur in Bezug auf Hilfsmittel.":
Es ist richtig, dass Du hier keine ärztliche Beratung erhalten wirst. Aber in diesem Selbsthilfeforum erhälst Du Informationen darüber, wie andere Betroffenen mit ihrer Situation umgehen. Wenn ich mich nicht täusche ist das Problem relativ neu bei Dir, sonst hättest Du sicher bereits mit einem Arzt gesprochen. Erwarte nicht, dass es von einem Tag auf den anderen oder durch einen einfachen medizinischen Eingriff verschwinden wird. Hier ist der Austausch mit anderen Betroffenen sehr wertvoll, nicht nur was die Wahl oder die Verordnung von Hilfsmitteln betrifft, sondern zum Beispiel wie Therapien oder Eingriffe sich auf die Inkontinenz ausgewirkt haben oder wie vorgehen sollte, um einen bestimmten Typ von Entleerungsstörung anzugehen. Ich vermute, dass Mattis Beitrag in diese Richtung zielte. Natürlich ist es auch wichtig, die Kleider und das Bett zu schützen, aber noch viel wichtiger ist die Frage "wie weitere mit meiner Inkontinenz, was kann ich dagegen unternehmen?".
Ich bin übrigens verheiratet und natürlich weiss meine Frau von meinen Entleerungsstörungen und bringt Verständnis dafür auf. Für mich ist also es eher entlastend, dass ich jemanden an meiner Seite habe.
Herzliche Grüsse
Martin