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dpa Interview - öffentliche Toiletten

23 Jun 2024 00:49 - 23 Jun 2024 01:24 #1 von Matti
Hallo,

vor ein paar Tagen habe ich der dpa ein Interview gegeben, in dem es um die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Toiletten sowie den bestehenden Handlungsbedarf ging. Als Ergebnis wurden zahlreiche Artikel in renommierten Medien veröffentlicht, die den Verein namentlich erwähnen.

Darunter:

Baden TV:

www.baden-tv-sued.com/mediathek/video/es...entlichen-toiletten/

Landtag BW:

www.landtag-bw.de/home/aktuelles/dpa-nac...b-907e-991f95c0.html

FAZ - Frankfurter Allgemeine:

www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/wenn-ma...chland-19804192.html

Stern:

www.stern.de/gesellschaft/regional/baden...&utm_source=standard

Tagesspiegel:

www.tagesspiegel.de/gesundheit-nicht-unb...letten-11873150.html

RND - RedaktionsNetzwerkDeutschland

www.rnd.de/lifestyle/oeffentliche-toilet...ZHE3C5QOHX7XJ2E.html

Welt:

www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_n...liche-Toiletten.html

Neue Westfälische:

www.nw.de/nachrichten/panorama/23881460_...liche-Toiletten.html

Radio Westfalica:

www.radiowestfalica.de/nachrichten/muehl...liche-toiletten.html

Stuttgarter Nachrichten:

www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.we...13-c2c771500087.html

LZ - Lippische Landeszeitung:

www.lz.de/ueberregional/aus_aller_welt?em_cnt=23881458

Blick.de

www.blick.de/deutschland-welt/nicht-unbe...tten-artikel13420794


Main-Echo:

www.main-echo.de/region/kreis-main-taube...ngelware-art-8309596


Es würde den Rahmen sprengen alle Medien zu erwähnen, es sind noch zahlreiche weitere...


Interview:

Sehr geehrte Frau anonymisiert,

vielen Dank für Ihre Anfrage bezüglich öffentlicher Toiletten. Wir sind uns bewusst, wie wichtig und relevant dieses Thema für viele Menschen ist.

Die Verfügbarkeit von Toiletten im öffentlichen Raum variiert je nach Standort. Während in städtischen Gebieten die Verfügbarkeit in der Regel höher ist (ich sehe dies hier in Berlin positiv), ist sie auf dem Land oft unzureichend. Dort stehen meist nur öffentliche Toiletten in Geschäften oder öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung, die jedoch oft nur zu bestimmten Zeiten geöffnet sind. Es besteht definitiv Handlungsbedarf, insbesondere auf dem Land. Es ist entscheidend, dass ausreichend Toiletten vorhanden sind, um den Bedürfnissen der Bürger in allen Regionen gerecht zu werden.

Die Frage, ob öffentliche Toiletten kostenfrei sein sollten, ist ebenfalls von großer Bedeutung. Viele Städte und Gemeinden bieten Toiletten an, die mit einem Euroschlüssel ausgestattet sind. Diese sind hauptsächlich für Behinderte gedacht, zu denen auch Menschen mit Blasen- und/oder Darmschwäche gehören. Über den CBF Darmstadt ( https://www.cbf-da.de/euroschluessel.html ) kann man nach Vorlage eines Nachweises einen sogenannten Eurotoilettenschlüssel erwerben, mit dem man die Schlösser der Toiletten in vielen europäischen Ländern kostenfrei und zeitlich unbegrenzt öffnen und nutzen kann.
Dies gilt sowohl für öffentliche Toilettenanlagen als auch für Geschäfte oder öffentliche Einrichtungen. Es wäre sicherlich von Vorteil, mehr kostenfreie Toiletten anzubieten, um die Zugänglichkeit für alle Bürger sicherzustellen, unabhängig von der Nutzung des vorgestellten Eurotoilettenschlüssels.

Für Verbesserungsvorschläge im Hinblick auf öffentliche Toiletten, insbesondere für Menschen mit Inkontinenz oder ältere Menschen, empfehlen wir Ihnen, sich das Beispiel der Initiative "Toiletten für alle" ( https://www.toiletten-fuer-alle.de/ ) anzusehen. Selbst Behindertentoiletten sind nicht immer für alle Menschen geeignet, da beispielsweise in den meisten Fällen ein Deckenlifter oder eine Liege fehlt, um auch erwachsene Personen mit Inkontinenzmaterial zu versorgen.

Fazit
Ein wichtiger Aspekt in dieser Diskussion ist die Frage der Kostenfreiheit öffentlicher Toiletten. Während der Eurotoilettenschlüssel eine deutliche Erleichterung für Menschen mit Behinderungen und Blasen- oder Darmschwäche bietet, wäre die Bereitstellung von mehr kostenfreier Toiletten ein Schritt in die richtige Richtung, um die Zugänglichkeit für alle Bürger zu erhöhen.
Ein weiteres ernst zu nehmendes Problem ist die Hygiene auf öffentlichen Toiletten. Für Menschen, die etwa den intermittierenden Selbstkatheterismus in einer sauberen Umgebung durchführen müssen, sind die bestehenden Bedingungen oft unzureichend. Dies stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar und benötigt dringend Aufmerksamkeit und Verbesserung.

Hinzu kommt, dass gerade Toiletten für Menschen mit Behinderung häufig nicht den Anforderungen der DIN-Normen entsprechen. Es kommt immer wieder vor, dass solche Toiletten als Abstellräume für Putzmittel und Toilettenbedarf missbraucht werden, was insbesondere in Restaurants allgegenwärtig ist. Diese Praxis verhindert eine adäquate Nutzung und steht im klaren Widerspruch zu den rechtlichen und ethischen Anforderungen an barrierefreie Einrichtungen.

Praktische Umsetzung
Um diese Herausforderungen anzugehen, schlagen wir eine mehrstufige Strategie vor:
  • Evaluierung und Planung: Durchführung einer umfassenden Bedarfsermittlung und Bestandsaufnahme der vorhandenen öffentlichen Toiletteninfrastruktur. Identifikation von Schwachstellen und Erstellung eines Ausbauplans für unterversorgte Gebiete, insbesondere ländliche Gebiete.
  • Regelmäßige Wartung und Reinigung: Einführung strengerer Hygieneprotokolle und regelmäßiger, unabhängiger Kontrollen der Reinigungsstandards. Dies könnte durch öffentliche Ausschreibungen an private Reinigungsfirmen erfolgen, die spezifische Qualitätsstandards erfüllen müssen.
  • Barrierefreiheit und Ausstattung: Sicherstellung, dass alle öffentlichen Toiletten den DIN-Normen für barrierefreie Gestaltung entsprechen. Dies schließt die Ausstattung mit Deckenliftern, Liegen und ausreichend Platz für Rollstühle ein. Überprüfung der Einrichtungen und Infrastruktur durch unabhängige Gutachter und Sensibilisierung von Restaurantbesitzern und anderen Anbietern öffentlicher Toiletten für die korrekte Nutzung von Behindertentoiletten.
  • Kostenfreie Nutzung: Einrichtung mehrerer kostenfreier Toilettenanlagen in Städten und Gemeinden. Diese sollten durch öffentliche Mittel finanziert werden, um die Zugänglichkeit für alle Bürger zu gewährleisten.
  • Überwachungs- und Feedbacksystem: Einführung eines Systems zur Überwachung der Nutzung und Sauberkeit der Toiletten durch Feedback-Mechanismen wie Apps oder Hotlines, über die Nutzer Probleme melden können. Dies wird sicherstellen, dass Missstände schnell behoben werden.
Zusammengefasst ist die Verbesserung der Infrastruktur, Hygienebedingungen und die Sicherstellung der Barrierefreiheit öffentlicher Toiletten eine dringliche Aufgabe. Hier sind nachhaltige und inklusive Lösungen erforderlich, um die Bedürfnisse aller Bürger, insbesondere von Menschen mit besonderen Anforderungen, gerecht zu werden.


Mit freundlichen Grüßen
Matthias Zeisberger
Folgende Benutzer bedankten sich: Birgit1, herirein, MichaelDah, Dasch

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24 Jun 2024 08:19 - 24 Jun 2024 22:44 #2 von Dasch
Hallo Matti,

Schön, dass du dich dafür einsetzt. Auch bei mir in der Regionalzeitung ist ein Artikel drin und der Verein wird genannt.

Liebe Grüße
Daniela

Anhang:
Folgende Benutzer bedankten sich: Matti

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15 Sep 2024 22:54 #3 von FelixKeller

Dasch schrieb: Hallo Matti,

Schön, dass du dich dafür einsetzt. Auch bei mir in der Regionalzeitung ist ein Artikel drin und der Verein wird genannt.

Liebe Grüße
Daniela


Das ist sehr interessant, danke.

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16 Sep 2024 22:54 #4 von MichaelDah
Hi Matti,

danke für das Interview! In einem Punkt bin ich allerdings nach wie vor anderer Meinung: Die Toiletten sollten nur gegen Gebühr oder Zugangskontrolle zu benutzen sein - wenigstens die barrierefreien. Ich weiß nicht wie das in anderen Gegenden ist - aber Berlin hatte vor vielen Jahren mit der „Berliner Toilette“ die von der Fa. Wall gebaut worden war tatsächlich mal etwas richtig gutes eingeführt. Die Toiletten reinigen sich selbst, sind barrierefrei und waren mit 50ct ziemlich teuer in der Benutzung - außer man besaß einen Eurotoiletten Schlüssel. Dafür waren sie aber halbwegs sauber und der „Ekelfaktor“ hielt sich in grenzen.

Tja - wie bei vielem anderen gibt es immer irgendwelche Menschen die alles kaputt machen müssen… Irgendwann fand irgendwer heraus wie man mit moderatem Aufwand - aber großer Zerstörungskraft das Geld aus den Toiletten klauen kann… Also startete Berlin einen Versuch: Ein großer Teil der Toiletten wurde freigegeben, so das alle sie für umsonst benutzen konnten. Bei einem kleinen Teil wurde der vorhandene Kartenleser dahingehend erweitert, das auch mit Kreditkarte bezahlt werden konnte, die Barzahlung wurde abgeschafft nur der Euroschlüssel funktionierte nach wie vor noch zusätzlich.

Tja - ratet mal welche der Toiletten davon noch halbwegs benutzbar sind und bei welchem sich inzwischen teilweise Anwohner Initiativen gegründet haben, die eine Abschaffung verlangen… Mit dieser Aktion hat Berlin viele seiner öffentlichen barrierefreien Toiletten mehr oder weniger unbenutzbar gemacht. Die Stadt sieht das anders und feiert den Erfolg - nicht zuletzt deshalb weil man sich seit langem mit Wall überworfen hat und die einstmals tollen Toiletten inzwischen sowieso eher ein Dorn im Auge der Stadtverwaltung sind. Ein Ersatz…? Eher Fehlanzeige. Das Problem soll durch Reinigungskräfte und Sozialarbeiter gelöst werden und man experimentiert mit einer neuen Firma und „Hock Klos“…

Ich denke - es muss ja keine 50ct kosten - aber solange es immer noch Leute gibt, die diese Toiletten als Drogenhäußchen oder Bordel mißbrauchen oder sie einfach nur Kaputt machen, sollte es da eine nachhaltige Einlasskontrolle geben. Da ist eine Kreditkarte zwar ein diskriminierender aber offensichtlich wirkungsvoller Schutz - genau wie der Schlüssel. Bonn macht das z.B. grundsätzlich so: Da sind öffentliche Behinderten Toiletten tatsächlich _nur_ mit einem Euroschlüssel zu benutzen - andere kommen da nicht rein und das funktioniert auch…

Viele Grüße
Michael

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