Pressemitteilung
Tabuleiden erfolgreich behandeln
Norbert Dörholt, Pressestelle
Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg
Der neue Bereich Neuro-Urologie der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg bietet eine interdisziplinäre Therapie der Harninkontinenz bei Erkrankungen des Nervensystems an.
Die Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg hat einen neuen Bereich Neuro-Urologie eingerichtet. Sie bietet Patienten, die an Inkontinenz und anderen Funktionsstörungen der Blase aufgrund einer neurologischen Erkrankung leiden, eine umfassende Behandlung an.
"Patienten mit komplexen neurologischen Erkrankungen haben oft keine Kontrolle mehr über ihre Harnblase", erklärt Privatdozent Dr. André Reitz, Leiter der Neuro-Urologie. Ohne Behandlung drohen schwere Komplikationen wie chronische Harnwegsinfektionen und Nierenversagen bis hin zur Dialysepflichtigkeit (Blutwäsche). Ziel des neuro-urologischen Zentrums ist es, den Patienten eine umfassende diagnostische Abklärung und Therapie aus einer Hand anzubieten.
Lebensqualität und Selbstwertgefühl werden wieder hergestellt
"Harninkontinenz ist ein Tabuthema. Viele Patienten vermeiden aus Angst oder Scham einen Arztbesuch und finden sich mit ihrer Inkontinenz ab," berichtet Dr. Reitz. Dabei ist oft eine wirksame Behandlung möglich; Lebensqualität und Selbstwertgefühl können wieder hergestellt, Komplikationen vermieden werden.
Bei einer Vielzahl neurologischer Erkrankungen ist eine Abklärung der Blasenfunktion erforderlich. Die Querschnittlähmung kann auf einer angeborenen Spaltbildung der Wirbelsäule (Spina bifida) oder einem Unfall beruhen. Auch Tumoren der Wirbelsäule, ein Bandscheibenvorfall und Osteoporose können Ursachen sein. Degenerative Erkrankungen des Nervensystems wie Multiple Sklerose, Morbus Parkinson und Demenz werden ebenfalls oft von einer Harninkontinenz begleitet. Dies gilt auch für Schädelhirntrauma, Schlaganfall oder Tumoren des zentralen Nervensystems.
Die medizinische Versorgung dieser Patienten stellt hohe Ansprüche: Viele sind an den Rollstuhl gebunden oder müssen im Liegen versorgt werden; sie leiden unter zusätzlichen Problemen wie Spastik und Stuhlinkontinenz, sind aufgelegen oder haben geistige Leistungseinschränkungen.
Die Abklärung erfolgt im Zentrum für querschnittgelähmte Patienten der Orthopädischen Universitätsklinik II in Heidelberg unter Leitung von Professor Dr. Hans-Jürgen Gerner, das über jahrelange Erfahrung mit neuro-urologischen Erkrankungen verfügt. Hoch qualifizierte Ärzte und Pflegekräfte sowie eine exzellente Infrastruktur und moderne Geräte garantieren den hohen Standard der Versorgung. Die Patienten werden gemeinsam von Urologen, Neurologen, Orthopäden, Anästhesisten und Rehabilitationsexperten behandelt.
Injektion mit Botulinumtoxin reguliert hyperaktive Blase
Patienten mit neurologischen Erkrankungen leiden häufig an einer Überaktivität der Blase, die üblicherweise zunächst mit Medikamenten behandelt wird. Bei mangelnder Wirksamkeit oder starken Nebenwirkungen wird im Heidelberger Zentrum die Injektion des Nervengiftes Botulinumtoxin in den Blasenmuskel angeboten. Eine einzelne Injektion kontrolliert die Inkontinenz bis zu einem Jahr; danach die kann die Behandlung wiederholt werden. Der Eingriff wird in der Regel in Lokalanästhesie vorgenommen und dauert etwa 15 Minuten.
Eine weitere Therapieoption bei überaktiver Blase ist die "Sakrale Neuromodulation": Die gestörte Blasenfunktion wird durch elektrische Nervenstimulation reguliert. Das Behandlungsspektrum der Abteilung wird durch eine Reihe von Inkontinenzoperationen abgerundet. Dazu zählen die Implantation von Urethralbändern und künstlicher Harnröhren-Schließmuskelsysteme.
Kontakt:
Bereich Neuro-Urologie
Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg
Schlierbacher Landstr. 200a D- 69118 Heidelberg
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Andre.Reitz@ok.uni-heidelberg.de
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