Hallo,
ich freue mich, dass meine Ansichten zum Leben doch ganz offensichtlich Zuspruch und Verständnis finden. Dies ist ja nicht gleichbedeutet, dass dies für jeden passt und man es 1:1 auf seine persönliche Situation umsetzen kann oder gar muss.
Es ist ein Weg...
Ich konnte bis zu meinem 10 Lebensjahr, keine drei Wörter fehlerfrei schreiben. In einem Diktat bin ich nie unter einer 5 gelandet. Ich konnte auch nicht lesen oder habe mich zumindest damit unendlich schwergetan. Aus Blumentopferde wurden eben Blumento Pferde.
Was ich schon immer konnte, war formulieren und Geschichten schreiben. Ich habe in meiner Grundschulzeit als Hausaufgabe ein DIN-A4-Blatt vorgeben bekommen und habe 20 Blätter abgeliefert (mit 36789765 Grammatikfehlern). Später hatte ich dann die Vorgabe von 20 Blättern und habe kein Einziges abgegeben, was aber ein anderes Thema ist.
Mit dreizehn habe ich an einem bundesweiten Lesewettbewerb teilgenommen und die Endrunde erreicht.
Es kommt also nicht immer darauf an, wie und ob man etwas formuliert, der Inhalt ist viel entscheidender. Den Passenden, lese ich aus allen weiteren Beiträgen von euch heraus. Stellt euch also mal nicht unter eurem Scheffel.
Die meisten Menschen glauben, sie hätten nur ein Leben. Dies mag bedingt auch so stimmen, bei näherem Hinschauen stimmt dies so aber gar nicht.
Da ist die Kleinkinderzeit, an die wir uns meist nur spärlich erinnern. Die Kinder und Teenagerzeit, die Jugend, der erste Kuss, dass erste Mal.
Wir gehen Beziehungen ein und lösen uns meist wieder. Wir werden älter, sind beruflich mehr oder weniger erfolgreich, gehen in den Ruhestand und letztlich kommt irgendwann der Tag an dem wir sterben.
Ja, wir haben ein Leben, aber wir befinden uns in diesem in ganz vielen und völlig unterschiedlichen Phasen.
Das Leben, das wir gerade leben, ist oft ein Leben im Schatten unserer Träume. Wir blicken auf die Vergangenheit und wenn wir diese nicht gerade verdammen, dann glorifizieren wir sie nicht selten. Normalmaß kommt selten vor. Von der Zukunft haben wir auch so unsere Vorstellungen und vergessen dabei nicht selten das die Gegenwart die Zukunft beeinflusst.
Wenn du etwas verändern möchtest, dann schau dir nicht Andere an, bewundere sie nicht unentwegt und trau dir selbst etwas zu.
Frag dich selbst, warum du dich regelmäßig leer fühlst. Warum isst du zu viel, trinkst zu viel, rauchst zu viel, schaust zu viel fern, schluckst mehr Tabletten als ein Porsche Cayenne Benzin – alles, um das Gefühl von Leere zu betäuben?
Du beschäftigst Dich mehr damit, was andere Menschen tun und sagen, vorleben und denken, als mit Deinem eigenen Leben. Diessssser Superbehinderte macht es mir schwer, weil ich ja nicht kann!
Oder eher, weil ich ja nicht will?
Niemanden scheint täglich die Sonne aus dem Po loch. Auch mir nicht. Ich hatte tiefe Täler und stand vor manchen Abgrund. Ich weiß aber was ich kann (und manchmal auch was ich nicht (mehr) kann). Ich kenne meine Stärken und arbeite an meinen Schwächen. Bin nicht fehlerfrei und sicher auch einmal ein unausstehlicher Arsch. Ich bin Mensch.
10 Jahre habe ich mich nicht mehr getraut zu fliegen. Pure Angst, oh Gott, mit dem Rollstuhl, dies trau ich mir nicht zu.
Im März 2015 flog ich nach Berlin zur Vereinsfreizeit dieses Vereins.
Seit März 2015 bin ich noch einmal nach Berlin geflogen, nach Mallorca, nach Wien und nun nächste Woche erneut nach Berlin. Am Ende dieses Jahrs werde ich sieben Mal geflogen sein, wohlgemerkt, nur auf 2016 bezogen.
Bis auf den ersten Flug (nach 10 Jahren) im März 2015 habe ich alle weiteren Flüge völlig alleine gemeistert, davon zwei ins Ausland.
Ich habe meine Ängste überwunden, habe mich getraut und die wunderschönsten Orte der Welt bereist (ja, gut es gibt sicher noch Schönere).
Sei mutig, dass Leben gibt dir dann viel zurück…
Der Titel dieses Threads lautet: "Behinderung als abschreckendes Beispiel"?
Eigentlich sind wir über die Frage schon lange hinaus. Was habe ich für wunderbare Erfahrungen und Einstellungen gewonnen, Menschen getroffen, wegen!, nicht trotz,meiner Behinderung. Mein Menschenbild hat so absolut positiv entwickelt (vor 15 Jahre wäre ich evtl. noch Pegida hinterhergerannt), habe erkannt welchen Nutzen mir soziales Engagement bringt, wie davon Andere profitieren können.
Hätte niemals für möglich gehalten, welche Freude mir die Tätigkeit mit Menschen bringt (mit und ohne Behinderung (bin mittlerweile in einer geschäftsführenden Position von 48 angestellten Mitarbeitern) und verfluche mitunter, dass meine Berufwahl damals nicht direkt in diese Richtung ging.
Hätte ich alles ohne meine Kackkrankheit nie erkannt und kennen gelernt. Dankbar, naja, aber zumindest ist sie nicht mein Feind. Wir arrangieren uns und mitunter spielt die andere Seite dabei sehr unfair.
Gruß
Matti