Hallo,
na, dann will ich mich auch kurz vorstellen, bin 44, weiblich, stuhl- und harninkontinent und deswegen in diesem Forum goldrichtig aufgehoben
. Auch bei mir hat es eher lange gedauert, bis ich mir diese Tatsache eingestehen konnte, aber inzwischen gehe ich damit offensiver und dadurch wesentlich lockerer um.
Ich habe seit 22 Jahren MS, bin noch relativ gut gehfähig, wenn auch deutlich weniger belastbar als früher (nur noch kurze Wege). Dazu kommen Sensibilitätsstörungen, ein bisschen Spastik, Ataxie, dies und das und ... - die genannten Inkontinenzprobleme.
Ich bin vom Typ her eher ein Mensch, der immer versucht hat, mit sowenig Hilfe, Ärzten, Medikamenten etc. auszukommen wie eben nötig. Meine Neurologin kann davon ein Lied singen, hat erst nach knapp 17 Jahren geschafft, mich auf ein Interferon einzústellen. Und trotzdem ist für mich nahezu unerklärlich, wieso ich mehr als 10 Jahre still vor mich hingelitten habe, ohne je ernsthaft einen Versuch zu unternehmen, diesen unerträglichen Zustand zu beenden. Natürlich habe ich die Probleme nicht immer, und in die Hose gegangen ist auch nur sehr selten etwas. Aber es ist passiert - und viel schlimmer noch war die ständige Angst davor, dass es passiert. Ich kenne jede einzelne öffentliche Toilette unserer Stadt, weiß, wo in den Baumärkten die WCs sind, welche Geschäfte keine Probleme machen, wenn man mal muss, wieviel Zeit mir noch bleibt, bis ich zum nächsten Mal muss... All das, ihr werdet genau wissen, wovon ich rede. Kann ich mit den Kindern noch zum Spielplatz gehen, gibt es dort, wo ich hin will Sträucher oder Bäume, hinter denen ich mich verstecken kann? Nachts bin ich oft bis zu 5-6 Mal aufgestanden, um zur Toilette zu gehen. Dann die Panik, wenn der Stuhldrang einsetzt und ich mich nicht in unmittelbarer Nähe einer Toilette befinde. Also bleibe ich doch lieber zuhause, da fühle ich mich sicher. Ehrlich - gegen Ende fühlte ich mich regelrecht angebunden an unser Zuhause, unfrei, ständig unter Strom. Einfach nur schrecklich!
Die Wende kam im Herbst. Wir waren im Sommer mit einer befreundeten Familie zusammen in England. Ein total schöner Urlaub, wenn, ja wenn nicht dieses leidige Problem gewesen wäre. Alle müssen immer auf mich warten, wo gibt es bloß das nächste WC, kann ich denn schon wieder sagen, dass ich muss? Nachts 4-5 mal aus dem Schlafsack schälen und in die kalte Nacht hinaus...Was mache ich nur am Strand?... Meine Güte - der Horror! Wieder zuhause habe ich mich endlich an den PC gesetzt und zu dem Thema Inkontinenz gesurft. Und natürlich gleich diese Seite gefunden, interessiert gelesen und beim anschließenden Arztgespräch gesagt, was ich mir vorstelle.
Kurz und gut: meine Neurologin hat mich direkt an einen Urologen überwiesen, der war sehr aufgeschlossen und ich praktiziere jetzt seit 3 Monaten die intermittierende Selbstkatheterisierung. Und fühle mich frei wie ein Vogel!!
Endlich kann ich wieder shoppen gehen, sogar kleine Spaziergänge sind möglich, die Nächte wundersam erholsam... Einfach herrlich!
Tja, gestern habe ich mir dann gedacht, was mit der Blase möglich ist, geht doch vielleicht auch mit dem Darm? Also wieder hingesetzt, in dieses Forum geschaut und interessiert gelesen
... Nächste Woche gehe ich zu meiner Ärztin, werde ihr von der analen Irrigation erzählen, damit dann hoffentlich auch Problem Nr. 2 in den Griff kriegen und ähnlich positive Erfahrungen machen wie mit der ISK.
Ja, das war jetzt nicht kurz und vielleicht auch nicht immer ganz verständlich? Dafür aber ehrlich.
Ich bin wirklich froh, hier die richtigen Informationen bekommen zu haben. Meinen Dank an die Betreiber des Forums. Meine Lebensqualität hat sich enorm gesteigert, seitdem ich letztes Mal war. 1000 Dank dafür! Und die besten Grüße von Afro65