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Auseinandersetzung mit einer verdammten Krankheit

23 Aug 2005 16:09 - 14 Aug 2008 19:50 #1 von eckhard11 ✝
Hallo alle,

damit sich in diesem Forum mal etwas bewegt, kopiere ich einmal mein Krankheits - Tagebuch hier hinein.

Ich habe dieses Tagebuch während meiner Krebserkrankung geschrieben, daher ist es teilweise etwas emotional oder auch mal drastisch.
Ich bitte daher im Vorhinein um Vergebung.....

_________________________________________________________________


Auseinandersetzung mit einer verdammten Krankheit

Vor meiner Erkrankung bzw. deren Feststellung ging ich 4-5 mal täglich pinkeln und entleerte dabei jedesmal meine Blase mit einem kräftigen, langen Strahl.

Irgendwann vor ca. 2 Jahren, im Herbst 2001, bekam ich Schwierigkeiten beim Pinkeln.
Zuerst war es nur ein unangenehmer Schmerz, welcher sich beim „rausdrücken“ der letzten Urintropfen bemerkbar machte. Außerdem mußte ich immer häufiger auf die Toilette.

Etwa alle 1 1/2 Stunden hatte ich Druck. Die Urinmenge war für diesen - teilweise sehr starken und plötzlich auftretenden - Druck recht gering, vielleicht eine halbe Tasse bis max. eine Tasse voll.
Ich war der Meinung, ich hätte mir eventuell die Blase etwas erkältet, da es zu dieser Zeit in unserer Firmenhalle recht kühl war, aber eben noch nicht so kühl, daß man die Heizung anstellen mußte.

Dies ging so etwa 2 Wochen lang so, bis ich eines Tages einen sehr starken und dunkelroten Strahl pinkelte. Ich wäre fast hintenübergefallen, so sehr hatte mich dieser dunkelrote Urinstrahl erschreckt.
Jetzt sagte ich mir : „Petersmann, es ist die Zeit gekommen war, einen Urologen aufzusuchen.“

Ich war zu diesem Zeitpunkt 58 Jahre alt und noch nie organisch krank, zumindestens nicht so krank, daß ich deswegen einen Arzt aufsuchen oder gar ins Krankenhaus mußte, sieht man einmal von einer Gelbsucht im Jahre 1948 und von einer Blinddarmentzündung mit erfolgter Operation im Jahre 1959 ab.

Dem Urologen Dr. Schinkel in meiner Heimatstadt Hohenlimburg habe ich gesagt, daß ich Blut pinkeln würde und Schmerzen beim Wasserlassen hätte.
Dr. Schinkel machte eine Ultraschalluntersuchung und diagnostizierte eine Entzündung in der Blase direkt an der Harnröhre.

Eine Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel wurde ebensowenig durchgeführt wie eine Blasenspiegelung.

Heute nehme ich an, daß dies wohl ein entscheidender Fehler war.

Aber da ich selber kein Fachmann bin und daher einen solchen aufgesucht habe, hatte ich mir auch weiter keine Gedanken gemacht, vor allem deswegen nicht, weil die Tabletten, welche mir Dr. Schinkel verschrieb, sofort, d.h. innerhalb von 4-5 Stunden, anschlugen und meine Beschwerden wie weggeblasen waren.
Bei der am darauffolgenden Tag bei der Nachuntersuchung habe ich dies noch sehr lobend erwähnt....

2 Jahre hatte ich Ruhe, bis um den 20. September 2003 wieder diese Schmerzen beim Pinkeln auftraten und auch etwas Blut im Urin war.
„Na ja,“ dachte ich mir, „geh zum Schinkel und laß Dir die Tabletten nochmal verschreiben“

Inzwischen hatte Dr. Schinkel seine Praxis aber an einen jungen Arzt, Dr Schacht, übergeben.
Da dieser wohl auch die Patientenakten übernommen hatte, habe ich um einen Termin ersucht.

Wie´s der Teufel wollte, war der Tag, als ich anrief, der letzte Arbeitstag des Doktors vor einer 2 - wöchigen Praxisschließung wegen Urlaub.
Ich fand dies nicht so wichtig, da ich mit der Sache vorher gelebt hatte und auch die 2 Wochen noch rumkriegen würde.

Dann allerdings mußte ich mittlerweile auch jede Nacht mindestens 3 bis 4 mal aufstehen, da meine Blase mich weckte. Es wurde immer unangenehmer, weil ich nicht mehr ausschlafen konnte.
Daher war ich froh, als die Praxis wieder geöffnet war und ich meinen Untersuchungstermin wahrnehmen konnte.

Donnerstag, der 09.10.03

Ich schilderte Dr. Schacht die Symptome und sagte ihm natürlich auch, daß ich bei Dr. Schinkel behandelt worden war. Na ja, das war ihm selbstverständlich aus der Krankenakte bekannt.

Auch Dr. Schacht machte als erstes eine Ultraschalluntersuchung.
Außerdem hatte ich eine Urinprobe abgegeben.

Dr. Schacht machte noch die „Hafenrundfahrt“ und befand die Prostata als ganz ausgezeichnet, ohne jenen Makel. Nebenbei fragte er mich, wie ich denn meinen Leistenbruch pflegen würde.

„Welchen Leistenbruch?“ fragte ich zurück.
„Na, Ihren. Sie haben einen richtig schönen, typischen Leistenbruch.“

( Diese etwas größere Erhebung an meiner linken Leiste habe ich schon seit einigen Jahren, wußte aber nicht, daß es sich um einen Leistenbruch handelt, sondern dachte mehr an eine Fettansammlung. Na ja, Muskeln und Samenstränge usw. usw. Ich habe nämlich, bei 193 cm Körperhöhe, ein Gewicht zwischen 111 kg und 113 kg mit einem entsprechenden Bauchansatz, aber eine schmale Taille und einen recht kleinen Hintern. Ergo hätte der Dr. Schinkel diesen Leistenbruch vor 2 Jahren ebenfalls bemerken müssen !! )

Bei den anschließenden Gespräch sagte mir Dr. Schacht jedoch, irgendetwas in der Blase würde ihn stören, daher wollte er auf jeden Fall noch eine Blasenspiegelung durchführen.
Als Termin vereinbarten wir den folgenden Montag, den 13.10.03. um 15:00 Uhr.

Ich sagte, er solle mir etwas gegen den Harndrang geben, damit ich wenigstens übers Wochenende etwas Ruhe bekäme.
Dies verweigerte er mir mit dem Hinweis, wenn ich so lange nachts gepinkelt hätte, wären die 3 Tage auch noch auszuhalten. Er gäbe mit nichts, was - eventuell - die Untersuchung beeinflussen könnte.

Montag, der 13.10.04

Zu meinem Erstaunen wurde ich als erstes in einen Röntgenraum geführt und bekam ein Kontrastmittel geträufelt, welches für eine Röntgenaufnahme von Niere, Harnleiter und Blase bestimmt war.
„Besser ist besser“ meinte Dr. Schacht auf meine Frage.

Nach Auswertung der Röntgenaufnahme war er schon etwas aufgeregter und bestand auf eine sofortige Blasenspiegelung, welche er dann auch durchführte.
( Übrigens hatte ich schon mehrfach gehört, wie unangenehm eine solche Blasenspiegelung sei, aber ich habe fast gar nichts davon bemerkt. Dr. Schacht meinte, dies läge an meiner sehr gut ausgebildeten Prostata, an welcher er glatt und problemlos vorbeikommen würde.)

Es ging alles recht fix. Dr. Schacht bemerkte noch: „Scheiße, jetzt habe ich es doch noch verletzt“ und sagte mir, noch während ich auf dem Gynekologenstuhl hockte, ich solle im Wartezimmer warten, er wolle erst die Akutfälle behandeln, bevor er sich mit mir unterhalten müsse.

„Au,au,“ sagte ich, „das hört sich aber gar nicht gut an.“
„Ja,“ erwiderte er, „das ist auch gar nicht gut.“

In dem Moment wußte ich natürlich, was auf mich zukam.

Dr. Schacht fragte, ob er offen mit mir reden könne. Er sagte mir schonungslos, ich hätte ein recht großes Karzinom in der Blase, unglücklicherweise auch noch direkt neben dem Harnleiter der rechten Niere.
Die rechte Niere und der Harnleiter seien mit Flüssigkeit gefüllt, was darauf hindeuten würde, daß der Urin der rechten Niere nicht oder nur sehr langsam abgeführt würde. Dies wiederum ließe darauf schließen, daß das Karzinom den Harnleiter zudrücken würde oder gar schon in diesen hineingewachsen sei.

Auf dem Röntgenbild konnte man die linke - schwarze - Niere und den linken - weißen und sehr dünnen - Harnleiter sehr gut und sauber erkennen.
Die rechte Niere war fast weiß, was auf sehr viel Flüssigkeit deutete, und der rechte Harnleiter ( im Verhältnis zum linken Harnleiter ) ebenfalls weiß und so dick wie mein kleiner Finger. Und mein kleiner Finger ist nicht gerade dürr......

Dr. Schacht empfahl eine sofortige Einweisung in ein Krankenhaus und nannte dabei die Urologie des Allgemeinen Krankenhauses Hagen, Chefarzt Dr. Hahn.

Er machte mich auf die Folgen einer Verschleppung dringlich aufmerksam und erläuterte mir offen, daß er damit rechne, daß mir nicht nur die Blase, sondern auch der Harnleiter und die Niere entfernt werden würden, wenn ich noch länger warten würde.
Selbst so, im Blasenspiegel, sähe das Karzinom schon sehr bösartig aus.
Dr. Schacht empfahl mir, nicht länger als 2 Wochen mit einer entsprechenden Blasenausschälung zu warten, am besten wäre es, ich ginge am nächsten Tag, also am Dienstag, den 14.10.03, ins Krankenhaus.
Eine entsprechende Überweisung gab er mir sofort mit und erwähnte, alle Unterlagen sofort an das Krankenhaus zu faxen.
Die Röntgenbilder händigte er mir aus.

Da ich selbständig bin und daher vorher einige Dinge zu regeln hatte, rang ich Dr. Schacht eine Frist bis Montag, den 20.10.03 ab.
Seit der Blasenspiegelung pinkele ich Blut, mal mehr, mal weniger, aber immer ist der Urin etwas gefärbt.

Das Krankenhaus rief mich dann am Donnerstag, den 16.10.03 an und teilte mir mit, daß ich am Donnerstag, den 23.10.03 um 08:00 Uhr eintreffen solle. Ich würde am Freitagmorgen, den 24.10.03 operiert bzw es würde das Karzinom mit einer Schlinge ausgeschält.
( Mir war das lieb, denn ich hatte dem Krankenhaus gesagt, ich zahlte einen Privatzimmerzuschuß für ein Einzelzimmer. Ich selber bin Schnarcher, kann aber auf gar keinen Fall einen anderen schnarchen hören.... Und ab dem 23.10.03 war das Einzelzimmer - übrigens das einzige Einzelzimmer auf der Urologie - frei )


Morgen mehr....

Ich leg mich jetzt erst einmal wieder hin :sleep:
Eckhard
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24 Aug 2005 14:05 #2 von eckhard11 ✝
Donnerstag, der 23.10.03:

Nach der Anmeldung bei Frau Schindler wurde mir das Zimmer 218 zugewiesen, ein sehr kleines Einzelzimmer mit Nasszelle, aber ohne Dusche.

( Die Dusche befand sich im Nebenzimmer, nur über den Flur erreichbar. Ein äußerst idiotische, architektonische Meisterleistung, da ohne jedes Problem beide Räume hätten zusammengelegt werden können. Vor allem, weil die ganze Station kurz vorher komplett renoviert worden war.
Der Baderaum, welcher zum Zimmer 218 gehört, wird eh´ nur als Abstellkammer für Gehhilfen, Rollstühle, Toilettenstühle usw. verwendet. Ich war doch etwas enttäuscht, immerhin bezahlte ich täglich zusätzlich 72,00 Euro für das einzige Zimmer auf der Station, welches keine Dusche hat...... )

Aber es darf und soll nicht unerwähnt bleiben, daß ich sehr freundlich aufgenommen wurde.
Alle Schwestern und Pfleger stellten sich vor und waren äußerst zuvorkommend.

Vormittags kam ein Dr. Vieler, nahm reichlich Blut ab und machte eine Ultraschalluntersuchung. Danach kamen die obligatorischen Fragebögen, welche ich ausfüllte.

Inzwischen hatte ich mein Laptop angeschlossen und bemerkt, daß es in dem Krankenhaus recht schwierig war, ins Internet zu kommen, da ich meistens 10 bis 12 Wählversuche brauchte, um eine Verbindung herzustellen, wenn überhaupt.

Es kam eine Schwester und fragte mich nach meinem Appetit, da ich die Möglichkeit hätte, mein Frühstück und Abendessen mengenmäßig selbst zu bestimmen.
Das Mittagessen konnte aus einer von 3 Speisen ausgewählt werden, da ich aber privat lag, hatte ich die Möglichkeit, aus einer zusätzlichen - sehr umfangreichen - Karte für 3 Tage im Voraus zu wählen.
Da ich gern esse, habe ich natürlich reichlich bestellt.

Ein Schock war aber dann schon das Mittagessen. Ein Stück Putenfleisch mit Soße und etwas Reisähnlichem....

Der Anästhesist Dr. Mufti kam, um mit mir über die Narkose zu sprechen. Ich entschied mich für eine örtliche Betäubung in die Wirbelsäule, welche nur den Unterkörper betäubt. Den Fachausdruck dafür habe ich vergessen.

Da ich Raucher bin, wollte ich mir eine ziehen. Und da ich in einem großen Krankenhaus lag, war ich der Meinung, es gäbe so etwas wie eine Raucherecke in einer Cafeteria oder ähnliches. Gibt es auch. Das einzige „Raucherzimmer“ im ganzen Krankenhaus, und dies direkt auf meiner Station am Ende des Ganges. Aber es ist nur ein „geduldetes Raucherzimmer“

Aber was für eine Zumutung :
Ein Schlauch von ca. 6,00 m Länge und 1,20 m Breite, in einem erbärmlichen Gelb gestrichen, mit einem alten Gartentisch und 4 Stück kunststoffbezogener Stahlstühle. In dem Raum gibt es keine Heizung, alle Fenster stehen auf Kippe, damit auch ja kein Fitzelchen Rauch auf den Flur dringen kann. In einer Ecke eine künstliche Sansiverie, an der Wand drei Fotografien. Das war´s.

Schweinekalt ist es in dieser „Loggia“ ( das steht nämlich an der Tür ). Es fehlen eigentlich nur die Gitter vor dem Fenster. Schlimmer kann es im Knast auch nicht sein.

Ich jedenfalls finde eine derartige „Raucherecke“ menschenunwürdig und menschenverachtend.

Aber noch viel schlimmer dran sind ja die Patienten in den anderen Gebäuden !! Da herrscht überall absolutes Rauchverbot. Die Kranken sitzen bei Wind und Wetter draußen vor dem Haupteingang, um sich eine Zigarette zu rauchen. Bei Regen und Schneefall ebenso wie bei bitterer Kälte.
Vorgestern und gestern war es ja nun mal richtig nasskalt und teilweise hat es am Samstag sogar geschneit. Trotzdem saßen die Patienten da draußen und torften sich eine, weil ihnen im Gebäude die Befriedigung ihrer Sucht „ im Interesse der Allgemeinheit“ untersagt ist.
Dabei wäre es doch wirklich kein unlösbares Problem, z. B. in der Cafeteria durch den Einzug von 2 Stück Wänden eine Raucherzone zu schaffen bzw. in den vielen Gebäuden einige Raucherecken zu finden. Das Krankenhaus wird momentan modernisiert.
Jedem Alki und jedem H-Süchtigen wird geholfen, aber für Raucher wird in Krankenhäusern nicht einmal eine Raucherecke geschaffen.
Wenn man weiß, daß etwa 35 % aller Deutschen über 16 Jahren rauchen und wenn man gleichzeitig den - neuen - Hinweisen auf den Zigarettenschachteln glaubt, daß Rauchen nicht nur krank, sondern auch tot machen kann, eine faltige Haut schafft und im übrigen ein Raucher eh´ im Krankenhaus landet, dann ist anzunehmen, daß etwa 50 bis 55 % aller Patienten rauchen ( die anderen sind ja diesen Krankmachern nicht so extrem unterworfen... )
Anstatt also auf diese gehörige Menge Menschen einzugehen und entsprechende Raucherzimmer zu schaffen, werden die Raucher vollkommen ausgeschlossen.
Geradeso, als wüßten weder die Architekten noch die Krankenhausträger, daß Nikotin ein Nervengift und daher ein Suchtmittel ist.
Raucher werden in diesem unserem Staat mehr kriminalisiert als ein richtiger Ganove, und der Staat zockt über die Tabaksteuer auch noch richtig ab. Weint dabei aber Krokodilstränen ( siehe Aufschriften auf den Zigarettenschachteln ). Ich nenne die Staatsprostitution.

Aber ebendies sollte einmal gesagt werden. Auch oder gerade ein Krankenhaus muß wissen, welchen Qualen es die Raucher durch ein absolutes Rauchverbot aussetzt.
Und daß die Raucher unter den Patienten eine Lungenentzündung riskieren, wenn sie draußen vor der Tür eine schmeuken. „Und wenn schon. Dagegen haben wir Antibiotika. Gestorben ?? An einer Lungenentzündung ?? Hätte sich doch nicht draußen hinsetzen müssen, um zu paffen. Selber schuld...“


Abends fand ich dann eine Scheibe Graubrot und eine dieser glibberigen, weichen Toastbrotschnitten in Verbindung mit einem Döschen halbfetter Diätmargarine, einer Scheibe Wurst und einer Scheibe Käse auf dem Teller.
Mir schwoll schon der Hals. Meine Frau ging in den Küchenraum, um zu erfahren, wie ein ausgewachsener Mensch von einem solch erbärmlichen Abendessen satt werden sollte.
Es wurde ihr dann gesagt, eine entsprechende Abstimmung der Speisen könnte erst am nächsten Tage erfolgen.

Nachdem mein geliebtes Eheweib gegangen war, erhielt ich eine Spritze, zur Beruhigung, obwohl ich keinesfalls aufgeregt war.

Mein Blutdruck war 120 zu 80, mein Puls 82.
Man legte mir schon einmal Thrombosenstrümpfe und ein hinten offenes OP-Hemd hin.
Die Matratze in den Bett war eine Zumutung, viel zu hart für mich.
Ich konnte kaum schlafen, da mir Wirbelsäule, Hüfte und Nacken schmerzten, dazu kam die verdammte nächtliche Pinkelei, sodaß ich am Freitagmorgen wie gerädert aufwachte.


Morgen mehr, denn

jetzt lege ich mich erstmal wieder hin :sleep:
Eckhard
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25 Aug 2005 12:32 - 13 Apr 2007 00:08 #3 von eckhard11 ✝
Freitag, der 24.10.03

Ich hatte gerade das Hemd an und noch eine Beruhigungstablette geschluckt, als ich auch schon in den OP-Raum geschoben wurde.

Dr. Mufti setzte mir eine Spritze in den Rücken, dann wurde ich auf den OP-Tisch gelegt, Beine hoch, Kopfhörer auf die Ohren.

Mich berieselte so eine Art sphärische Musik, nicht unangenehm. Mir kam das Ganze fast so vor wie in einem Film mit Charlton Heston, in welchem die Verstorbenen zu Energiepacks verarbeitet werden.
Bekannter Film, ich habe aber den Titel vergessen. Die Sache hatte so etwas seltsam Esoterisches an sich

Als mir der Kopfhörer abgenommen wurde, tauchte der Kopf des Operateurs, Oberarzt Dr. Hakemi, auf. Ich fragte ihn, wann er denn endlich anfangen wolle, worauf er erwiderte, er wäre bereits fertig.
Ich blickte auf die Wanduhr und tatsächlich, gerade war es noch 08:00 Uhr, jetzt war es 09:00 Uhr.
Obwohl ich nicht eingeschlafen oder gar betäubt war, habe ich den Zeitsprung gar nicht bemerkt.

Dr. Hakemi sagte mir noch, er wolle sich am Nachmittag mit mir über die Ergebnisse unterhalten, dann kam ich in den Wachraum.
Trotz allergrößter Anstrengungen war es mir nicht möglich, auch nur einen Zeh zu bewegen. Ich hatte das Gefühl, ich hätte keinen Unterkörper mehr. Obwohl ich meine Füße sah, hatte ich dazu keinerlei Beziehung.
Von der Hüfte aufwärts war ich so beweglich wie vor. Erstaunlich....

Am Fußende stand ein Ständer, an welchem ein großer Plastikbehälter mit der Aufschrift NA C hing, einer Kochsalzlösung zum Spülen. Schläuche führten unter die Bettdecke und ich hörte Wasser in ein Gefäß tröpfeln. Daß dieses Wasser aus meiner Blase kam, wurde mir gar nicht bewußt, da ich ja nicht das geringste spürte.

Mit der Zeit kam die Bewegung und das Gefühl zurück. Um kurz vor 12:00 Uhr wurde ich auf mein Zimmer gefahren. Man sagte mir, ich solle tunlichst den ganzen Tag im Bett verbringen, da man mit Nachwirkungen der Narkose rechnen könne und ich eventuell umfallen könnte.

Mittlerweile bemerkte ich auch, daß mir ein Doppel-Katheter gelegt worden war, durch welchen die Kochsalzlösung in die Blase floß und - unter Mitnahme des Originalurines - wieder hinaus in den Behälter.
Außer eines etwas unangenehmen Gefühles in meinem Lümmel hatte ich keine Beschwerden.

Die kamen erst, wenn ich durch Umwälzen oder andere Bewegungen den Fluß der Kochsalzlösung zum Erliegen brachte. Dadurch, daß der Durchfluß unterbrochen war, kam nur noch der Urin der heilen Niere in die Blase. Es entstand ein starker Pinkeldrang, welcher aber durch den Katheter nicht befriedigt werden konnte. Dies war eigentlich das Unangenehmste, was ich ertragen mußte. Wenn die Kochsalzlösung wieder lief, war sofort wieder Ruhe.

Kurz vor 15:00 Uhr kam der Pfleger Ralf mit einem Mittagessen, welches die guten Leute auf der Station extra für mich aufbewahrt und warmgehalten hatten. Mann, hatte ich einen Kohldampf.

Nach dem Essen bin ich natürlich sofort aufgestanden, da ich mich absolut fit fühlte. Den Auffangbehälter für die Kochsalzlösung habe ich an den Ständer gehängt, an welchem die Beutel anhängen, meinen Bademantel angezogen und bin dann mit dem Ständer auf den Flur, mir einen Kaffee holen und eine RothHändle torfen.

Am späteren Nachmittag sprach ich dann mit Dr Hakemi, welcher mir mitteilte, daß er - soweit es überhaupt ging - das Karzinom abgeschält hätte, aber ein Ende wäre nicht zu erkennen gewesen.
Er habe auch den Harnleitereingang nicht erkennen können, daher wäre davon auszugehen, daß das Krebsgeschwür in keinem Falle komplett entfernt worden sei.

Um eine radikale Zystektomie ( komplette Harnblasenentfernung mit Harnableitung ) würde ich wohl nicht herumkommen.
Da ich mit ähnlichem gerechnet hatte, war ich nicht sonderlich geschockt.

Dr. Hakemi sagte dann noch, er wolle am Samstagmorgen die betroffene Niere punktieren bzw. drainieren, um den Flüssigkeitsstau zu entfernen und um festzustellen, ob die Niere noch arbeite, da er ja bei der Ausschälung den Harnleitereingang nicht sehen und daher auch einen Flüssigkeitsablauf nicht feststellen konnte. Ansonsten verlief der Freitag ereignislos.

Samstag, der 25.10.03

Um 08:00 Uhr wurde mir der Katheter aus der Blase entfernt. Es schrinnte etwas, dann war es vorbei.
Dann hatte ich ein längeres Gespräch mit Dr. Hakemi, in welchem mir dieser noch einmal erläuterte, daß ich um eine Blasenentfernung nicht herumkommen würde.
Pünktlich um 09:00 Uhr war ich im OP, wo mir Dr. Hakemi den Schlauch in die Niere einbrachte.

Heute war es kein großes Getöse mit Musik und ähnlichem, sondern ganz profan einige kleine Einstiche in die Haut, nachdem Dr. Hakemi mehrfach durch einen starken Druck mit einer Fingerkuppe die richtige Stelle gesucht hatte, dann ein Einstich, ein ganz kurzer Schmerzzucker und schon war es erledigt.
Bereits beim ersten Ablass konnte man die Flüssigkeit, welche aus der Niere trat, regelrecht strömen hören.
Ich hatte wegen der Drainage in der rechten Niere keinerlei Schmerzen oder ähnliches. Allerdings hatte ich recht starke Schmerzen beim „normalen“ Pinkeln und auch die Urinmenge war sehr gering.

Nachdem ich wieder auf meinem Zimmer war, wurde mir von Pfleger Ralf ein Formular gegeben, auf welchem ich doch bitte die Menge Urin, welche aus der Niere treten würde, aufschreiben sollte.
Da auf dem Beutel eine Skala aufgedruckt war, war dies kein Problem.

Um 09:45 wurde mir ein neuer Beutel ausgehändigt, um 11.15 Uhr hatte sich darin eine Menge von 1.200 cm³ gesammelt, welche ich ausleerte.
Um 13:00 Uhr waren es 600 cm³, um 14:30 waren es 650 cm³ , um 16:00 Uhr nochmals 600 cm³ und um 18:00 Uhr wiederum 700 cm³
Dies bedeutete, daß meine vorher so geschädigte Niere innerhalb von etwas mehr als 8 Stunden fast 4 Liter Urin produzierte.

Danach ging es etwas langsamer. Um 22:00 Uhr nochmal 600 cm³, um 01:00 Uhr, als ich die Uhr um eine Stunde auf 24:00 Uhr zurückstellte, ( Winterzeit ) wieder ca. 400 cm³
Da ich Pfleger Ralf um ein Schlafmittel gebeten hatte, damit ich mal durchschlafen würde und er mir sagte, dies würde rasch wirken, hatte ich die beiden Pillen mit je 10 mg Wirkstoff um 24:00 Uhr eingenommen. Um meinen Nierenbeutel würde sich die Nachtschwester kümmern, da konnte ich sicher sein.

Um 01:30 Uhr war ich dann das erste Mal auf dem Lokus zum Pinkeln, um 03:00 das zweite Mal.
Als die Nachtschwester um 05:00 Uhr das Zimmer betrat, um den Beutel zu leeren, sagte ich : „Guten Morgen“
Nee. nee, Herr Petersmann“ erwiderte diese, „bleiben Sie ruhig liegen, es ist erst fünf.
Soviel zu den „schnellwirkenden“ Schlaftabletten.

Wieviel Urin meine Niere in der Nacht noch produziert hat, weiß ich nicht, ich habe nur von Dr Hakemi gehört, daß es nach der Drainage insgesamt über 6 Liter gewesen sein sollen.
Die Schmerzen beim normalen Pinkeln waren noch immer vorhanden und auch die Urinmenge war weiterhin sehr gering.


Morgen weiter.
Jetzt leg ich mich erst einmal wieder hin :sleep:
Eckhard
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26 Aug 2005 12:01 #4 von eckhard11 ✝
Sonntag, der 26.10.03

Dr. Hakemi war ganz begeistert, daß die Niere wieder so gut arbeiten würde, was ja auch bedeutet, daß sie anscheinend nicht geschädigt ist, für mich ganz, ganz wichtig.

Er gab mir eine „Dokumentierte Patientenaufklärung“ als Basisinformation zum Aufklärungsgespräch, in welcher all das aufgeführt ist, was passieren kann und welche Möglichkeiten vorhanden sind, trotz einer fehlenden Blase noch ein einigermaßen würdiges Leben zu führen. Wir werden sehen..... ( Anm.: Von Inkontinenz stand da nichts drin )

Ich habe mich heute morgen gewogen und festgestellt, daß ich seit Donnerstag 2 kg zugenommen habe. 114 kg. Ich esse einfach viel zu viel, dazu die Langeweile und die fehlende Bewegung. Ich habe mir vorgenommen, ab sofort nur noch die Hälfte zu essen.

Als ich Pfleger Ralf am Nachmittag von dem Erfolg seiner Schlaftabletten berichtete, sagte er, ähnliches hätte er sich schon gedacht. Er hätte dem Arzt vorgeschlagen, mir 50 mg zu geben, bei meinem Körperbau wäre das vielleicht ausreichend. Das wäre aber vom Arzt abgelehnt worden.

Am Nachmittag hatte ich das erste Mal seit Mittwoch wieder Stuhlgang. Nicht viel, aber der Mensch freut sich.
Ich konnte jetzt etwas mehr Urin ausscheiden und die Schmerzen dabei wurden geringfügig weniger.
Zum Abendessen ( gegen 17:00 Uhr ) habe ich 3 Scheiben Brot, ein Kraftsüppchen und eine Banane gegessen. Den Rest der bestellten Mahlzeit habe ich schamhaft unter dem Teller versteckt und das Tablett sofort ganz unten in den Abräumwagen verstaut.

Pfleger Ralf sagte mir, daß morgen ein Patient käme, welcher eine Neoblase hätte. Eventuell sollte ich mich einmal mit diesem über seine Erfahrungen unterhalten.

Habe heute seit 09:00 Uhr bis jetzt, 21:30 Uhr, über die Drainage 2 Liter Urin ausgeschieden. Aber der letzte Urin ist doch recht rot, hoffentlich ist die Niere nicht doch kaputt.....

Heute Nacht hat sich der Nierenschlauch gelöst und die ganze Suppe ist ins Bett geflossen.
War recht unangenehm, wurde von der Nachtschwester aber schnell behoben.

Montag, der 27.10.03

Wegen des gelösten Schlauches konnte ich nicht mehr richtig einschlafen.
Außerdem taten mir heute wieder die Hüfte und die Beine weh, da mir die Matratze einfach zu hart war.
Ich bat um eine Auflage, welche mir auch sofort gebracht wurde. Jetzt war das Liegen viel angenehmer.

Bin daher um 06:30 aufgestanden, habe die Morgentoilette durchgeführt und mir dann aus meinem mit dem Abendbrot gelieferten „Spätschmankerl“ und dem Mitbringsel meiner Frau erst einmal eine vernünftige Scheibe Brot vorgefrühstückt.

Danach habe ich mir eine RothHändle reingezogen, das Laptop angemacht und den Bericht weitergeschrieben.
Jetzt momentan bin ich allerdings müde wie ein Hund und lege mich noch etwas hin.....

Mein Gott: Ich sitze gerade gemütlich bei meinem - zweiten - Frühstück, da fliegt um 07:50 Uhr die Tür auf und die Visite kommte herein, vornweg der Chefarzt Dr. Hahn, welcher heute den ersten Tag nach seinem Urlaub wieder in der Klinik ist.
Braungebrannt, gutaussehend, wallende Mähne, ein richtiger Adonis. Aber insgesamt sehr sympatisch und ansprechend.

„Sabbel sabbel, quakquakquak. Sie sind ja wegen eines unangenehmen Befundes hier. Wir werden uns heute über die weitere Vorgehensweise unterhalten müssen.“ Weg war er wieder......

Jetzt hole ich mir noch ´ne Tasse Kaffee ( sofern noch da ) und zieh mir erst mal ´ne RothHändle rein.

Im „Rauchersalon“ treffe ich besagten - frierenden - Patienten, Herrn Peddinghaus, mit seiner - ebenfalls frierenden - Gemahlin. Er erklärte mir, daß er - bisher - mit der Neoblase zufrieden wäre. Er hat diese im Frühjahr erhalten.

Gott sei Dank hätte er keine Metastasenbildung gehabt. Dr. Hahn hätte ihm gesagt, es wäre bei ihm nicht „fünf vor zwölf“, sondern „zwei vor zwölf“.
Er wolle erst einmal einen „Schnellschnitt“ machen, um zu sehen, ob noch andere Organe befallen wären. Das wäre bei ihm aber nicht der Fall gewesen.... Sonst hätte Dr. Hahn ihn gar nicht weiter operiert.

Anfangs wäre es etwas schwierig gewesen, das Wasser zu halten bzw. zu bemerken, wenn die Blase entleert werden müßte. Vor allem dann, wenn man aus dem Bett steigen würde, käme es anfangs immer zu einer unwillkürlichen Blasenentleerung, daher würde er grundsätzlich eine entsprechende Windel tragen, aber mit der Zeit bekäme man ein Gefühl dafür, da sich ein bestimmter Druck im Unterleib bemerkbar machen würde.
Auch würde er mindestens zweimal in der Nacht zum pinkeln aufstehen. Daran müßte man sich einfach gewöhnen.
Außerdem gäbe es bestimmte Übungen zur Stärkung der Unterleibsmuskulatur, welche außerordentlich hilfreich beim Entleeren der Neoblase wären.

13 Tage gäbe es nix zu essen, 3 Tage vor der OP nicht, da der Darm gänzlich geleert sein müsse, nach der OP 10 Tage lang nicht, damit der Darm in Ruhe heilen könne.
Ernährt würde man intravenös über einen Schlauch. Trinken könne man soviel wie man wolle, da die Nieren beide punktiert wären und die Flüssigkeit erst gar nicht in die neue Blase eintreten könne.
Insgesamt kämen 8 Schläuche aus dem Körper.
Das heißt, ich sehe nach der OP aus wie ein Igel....

So, jetzt heißt es warten auf das Gespräch mit dem Chefarzt Dr. Hahn....
Von 08:45 Uhr bis 13:15 Uhr hat die rechte Niere über den Schlauch übrigens 1.050 cm³ ausgeschieden, jetzt wieder bernsteinfarben.

Bei der normalen Blasenentleerung des Urines der linken Niere ist es immer noch sehr wenig Urin und es schmerzt auch noch immer. Aber es ist etwas besser geworden.

Ich kann mir nicht helfen, aber es kommt mir so vor, als wenn die geschädigte rechte Niere jetzt mit aller Macht aufholen wolle und dadurch die linke gesunde Niere viel weniger tut als vorher.

Ansonsten kann ich mir den doch enormen Unterschied der Urinmenge ( sicherlich ein Verhältnis von 8 : 1 ) in keiner Weise erklären.

Um 16:00 Uhr soll ich beim Chefarzt sein.

Während der ganzen Zeit hatte ich keinen Bammel vor der Krankheit, hatte die ganze Sache erfolgreich verdrängt, ( ich bin in solcher Hinsicht recht realistisch und pragmatisch ), aber als ich auf Dr. Hahn warte, habe ich das erste Mal gehörigen Schiß vor der Diagnose bzw. dem Ergebnis des patologischen Befundes.
In diesem Moment habe ich mich doch recht stark bemitleidet.....

Nach einer kurzen Wartezeit werde ich hineingebeten und nehme in einem der schwarzen Ledersessel Platz. Dr. Hahn fragt mich zuerst nach meinen Lebensumständen, da er „gern über die Leute, welche er operiert, näheren Bescheid wüßte.“
Da geht es mir schon viel besser, denn jemanden, der Metastasen hat, operiert Dr. Hahn nicht.

Da auch ich mich - durch Erkundigungen bei dem Krankenhauspersonal - vorbereitet habe, weiß ich, daß Dr. Hahn passionierter Jäger ist.

Selbstverständlich lenke ich das Gespräch in diese Richtung und so sabbeln wir eine Viertelstunde über dieses und jenes.
Meine Erwähnung meines Bekannten Prof. Engelmann in Köln erzeugt Eindruck, die weitere Erwähnung von meinem Freund Prof. Gall ebenfalls. Ich kann regelrecht sehen, wie ich die Leiter der Achtung emporsteige.....

Dann endlich der erlösende Satz:
„Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Metastasen, Herr Petersmann.“
Der Pathologe hat keinerlei Anzeichen dafür gefunden.

Mann, was bin ich froh.

Aus dem momentanen Glücksgefühl heraus biete ich Dr. Hahn einen Deal an. Er soll mich erfolgreich operieren und ich werde dafür das sogenannte „Raucherzimmer“ renovieren und komplett einrichten lassen.

Zu meiner Überraschung ist Dr. Hahn - als überzeugter Nichtraucher - sofort einverstanden, trotzdem muß er die Zustimmung der Krankenhausverwaltung einholen. ( Ein Chefarzt ist auch nicht mehr das, was er früher einmal war, nämlich der Alleinherrscher in seinem Bereich..... )

Wir einigen uns darauf, daß ich am Freitagmorgen, dem 07.11.03, wiederkommen werde und dann am Montag, dem 10.11.03 operiert werde.
Dr. Hahn bietet mir an, bereits heute das Krankenhaus zu verlassen, aber ich will doch lieber erst am Dienstag gehen.


Morgen mehr....

Ich leg mich jetzt wieder hin :sleep:
Eckhard
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27 Aug 2005 10:39 - 14 Aug 2008 20:05 #5 von eckhard11 ✝
Dienstag, der 28.10.03

Heute morgen habe ich das Krankenhaus verlassen.
Zuerst bin ich in die Firma, um die -geringfügig- aufgelaufenen Unstimmigkeiten abzuarbeiten, dann kümmere ich mich um den Kauf von 2 Stück Radiatoren sowie die Bestuhlung für das Raucherzimmer.
Nachdem dies erledigt ist, fahre ich nach Hause zu meinem geliebten Eheweib.

Mittwoch, der 29.10.03

Der Schlauch hat sich wiederum gelöst. Ich natürlich sofort auf die Station zur Reparatur. Liegt ja am Wege in die Firma, fahre ich ja eh´ täglich dran vorbei.

Donnerstag, den 30.10.03 bis Mittwoch, den 05.11.03


Die Niere arbeitet wie verrückt, die Menge des ausgeschiedenen Urines dieser einen Niere liegt täglich zwischen 3 und 4 Liter.
Um zu verhindern, daß der Beutel zu voll wird und ein Rückstau in die Niere steigen kann, ( was sehr unangenehme Kolliken zur Folge haben soll ), habe ich mir einen zweiten Wecker gestellt, welcher mich um 02:30 Uhr weckt, damit ich den Beutel leeren kann. In diesen passen nämlich nur ca. 1,50 Liter, die mache ich nachts locker.

Samstag hat sich wieder der Schlauch gelöst. Die Krankenschwester hat mir angeboten, einen sogenannten „Beinbeutel“ anzubringen, was ich aber ablehne, da ich mich mittlerweile an den größeren Hüftbeutel gewöhnt habe und in den Beinbeutel nur 500 cm³ passen.

Montag war ich wieder auf der Station, um den Schlauch neu legen zu lassen.

Pfleger Ralf überredete mich doch zur Nutzung eines Beinbeutels. Dieser ist ganz eindeutig viel besser zu tragen, hat aber den Nachteil der viel kleineren Aufnahmekapazität und auch, daß er abends beim Zubettgehen gegen den Hüftbeutel ausgetauscht werden muß.
Der Hüftbeutel wird dann während des Schlafes an den Bettrahmen gehängt.

Ich lasse mir natürlich eine größeren Hüftbeutel mit 2 Liter Fassungsvermögen geben, damit ich nachts nicht mehr aufstehen muß.

Aber die Sache hat einen gravierenden Nachteil: Die Kupplung des Schlauches ist so weit auf meiner Seite, daß ich Schwierigkeiten habe, den einen Schlauch abzuziehen und den anderen Schlauch aufzustecken.

Da der Urin während dieses Prozesses weiterläuft, ist beim Beutelwechsel jedesmal der Verband durchnässt. Außerdem löse ich die Befestigung des aus der Niere herausstehenden Schlauches immer wieder dadurch, daß ich nicht richtig an die Kupplung reichen kann. Mein Bauch ist mir ganz einfach im Weg.

Am Dienstag räumen wir zuhause die Küche aus, da am Donnerstag die neue Küche montiert wird und vorher der Küchenraum gestrichen werden soll. Ich trage die Verantwortung, denn ich gebe die Anweisungen und verweigere alle körperlichen Tätigkeiten mit dem Hinweis auf meine Nierenpunktion.

Diese Hinweise haben erstaunliche Erfolge: Ich brauche nix anzufassen.....

Am Mittwochmorgen bemerke ich, daß sich der Schlauch gelöst hat. Es kann zwar nicht lange gewährt haben, da ich um 05:15 Uhr noch auf der Toilette war, aber es reichte, um die Matratze gut anzunässen.
Damit muß man bei einer solchen Krankheit rechnen.
Matratze aus dem Rahmen nehmen, Bezug runter, Matratze quer vor´s Bett stellen, Ventilator auf Stufe 3 und den ganzen Tag blasen lassen, dann ist alles wieder trocken.
Immer noch besser als auf einem Gummituch schlafen und sich dann eventuell stundenlang in seinem eigenen Urin wälzen.
Mag sein, daß Urin ein ganz besonderer Saft ist ( lt. Carmen Thomas ) oder eine Eigenurinbehandlung für manche Sachen gut sein soll, ( auch lt Carmen Thomas ), aber so, wie beschrieben, ist es mir lieber.
( Anm.: Natürlich verwende ich mittlerweile Kondomurinale und eine vernünftige Unterlage unter der Bettdecke. Aber damals hatte ich eben nicht die geringste Ahnung, wie ich mir sonst helfen sollte, hi, hi.... )

Ich habe den Beinbeutel umgeschnallt und die Schläuche mühsam miteinander verbunden.

Auf der Fahrt in die Firma merke ich, daß sich in dem Beutel noch gar kein Urin gesammelt hat.

Da dies bei meiner Urin-Produktion nach ca. 1 Stunde auf gar keinen Fall sein kann, bin ich sofort auf die Station, da ich die Befürchtung habe, beim Zusammenfügen der beiden Schlauchenden ein Stück Papier oder Gaze mit in ein Kupplungsstück gedrückt zu haben und dadurch der Abfluß des Urines unterbunden ist.

Pfleger Ralf sieht nach und sagt mir, daß ich bei meinen unbeholfenen Bemühungen den „Kükenhahn“ verdreht und daher den Durchlauf des Schlauches unterbrochen habe. ( Ich hatte gar nicht gewusst, dass an dem Schlauch so ein Kükenhahn dran war. )

Ich sage ihm, er solle eine Verlängerung von ca. 15 cm anbringen, damit ich die Kupplung besser erreichen kann.

Pfleger Ralf verweigert den neuen Verband, da ich plötzlich Blut in dem Schlauch habe.
Ich sage, daß dies von dem Zusammendrücken der Kupplung kommt, welches dann jedesmal den Schlauch in der Niere sehr stark bewegt.
Ralf will aber, daß Dr. Hahn einen Blick darauf wirft. Nach kurzer Zeit kommt er mit der Aufforderung zu einer Röntgenaufnahme zurück.

Ich werde geröntgt, Dr Hahn sieht sich die Aufnahme auf dem Bildschirm an und befindet alles für gut.

Dabei erfahre ich, daß ich erst am Samstagmorgen kommen und am Dienstag operiert werden soll, da das Bett bis Freitag belegt ist.

Dr. Hahn sagt, er habe mit der Verwaltung betreffend das Raucherzimmer gesprochen, aber bisher noch keine Entscheidung gehört. Ich sage ihm, die Sachen wären mittlerweile in meinem Büro und warteten dort auf ihre Bestimmung.

Der Röntgenologe macht mir einen neuen Verband und legt mir die gewünschte Verlängerung.
Jetzt komme ich ohne jedes Problem an die Kupplung.
Ich fahre mit etwas Verspätung in die Firma. Morgen früh kommt die neue Küche.

Donnerstag, der 06.11.03

Um 07:00 bemerke mich, daß der Schlauch wieder ab ist.

Ich sofort auf die Station. Pfleger Ralf ist da und legt mir eine neue Drainage. Diesesmal umwickelt er die Anschlußstelle mit festem Pflaster, um einen zusätzlichen Halt zu bekommen.

Um ca. 09:00 kommt der Küchenmonteur.

Bei der Menge wird der heute niemals fertig, obwohl ihm meine Mitarbeiter tragen helfen und sich auch sonst hinsichtlich der Montage nützlich machen

Freitag, der 07.11.03

Die Küche ist um ca. 18:00 Uhr fertig montiert.

Mein geliebtes Eheweib hat mich um 17:15 Uhr noch zum Friseur geschickt, damit ich auch vernünftig aussehe, wenn ich morgen ins Krankenhaus gehe. Immerhin würde ich ja ca. 4 Wochen keinen Friseur mehr besuchen können, sagt sie.

Heute abend war der Schlauch wieder raus. Wegen des Pflasters war es recht mühsam, die beiden Enden wieder zusammen zu fügen.
Ich mußte erst das Pflaster in der Länge offenschneiden, um es überhaupt von dem Kükenhahn runter zu bekommen. War ein recht mühsames Unterfangen, hat aber dann doch geklappt.

Dann habe ich mir den Schlauch mit dem Krankenhauspflaster, welches mit Pfleger Ralf mitgegeben hat, auf der Hüfte fixiert. Die Nacht über hatte ich keine Probleme.


Morgen weiter.
Jetzt leg ich mich erst einmal wieder hin :sleep:
Eckhard
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28 Aug 2005 11:38 #6 von eckhard11 ✝
Samstag, der 08.11.03

Um 08:00 Uhr bin ich erst in die Firma gefahren, um das Laptop und die anderen Sachen zu holen, welche ich mitnehmen wollte. Pedersen kam so gegen 10:00 Uhr, um mich hinzubringen und den Wagen wieder mitzunehmen.

Nachdem Laptop etc.angeschlossen war, ist Pedersen nach Hause gefahren.

Ich habe eine Bohnensuppe erhalten, da der Pfleger Domröse meinte, dies sei heute das beste.

Pfleger Domröse erklärte mir auch recht genau, wie die nächsten Tage ablaufen werden:
Heute nachmittag bekäme ich noch 2 Scheiben Brot, heute abend einen Einlauf.
Morgen müsse ich über den Tag hinweg ca. 4 Liter eines Abführmittels trinken, welches mich sicherlich den ganzen Tag in der Nähe der Toilette halten würde.
Übermorgen, also am Montag, noch einmal dieselbe Prozedur, damit ich richtig und komplett entleert sei.
Dies sein - verständlicherweise - sehr wichtig wegen der Darmoperation zur Verhinderung einer Infektion.
Der Stuhlgang müsse sein wie Wasser usw. usw.

Gegen 16:00 Uhr kommt Tanja, meine Tochter.
Sie findet mich im „Rauchsalon“, für dessen Renovierung ich noch immer keine Freigabe durch die Krankenhausverwaltung habe.

Um 17:15 Uhr erhalte ich meine beiden Scheiben Brot mit etwas Aufschnitt, aber Diät-Margarine.
Ich fordere Butter und bekomme diese auch.

Wenn ich richtig verstanden habe, sind diese Brotscheiben für ca. 2 Wochen die letzte feste Nahrung, die ich erhalte.
Trotzdem haben sie nicht anders oder besser geschmeckt als jede andere Brotscheibe auch.

Gegen 18:30 Uhr kommt eine Schwester und macht den Einlauf.
Äußerst unangenehm, zumal die Schwester recht jung und drall ist.
Sie sagt, ich solle versuchen, das Mittel ca. 10 Minuten im Darm zu belassen.

Geht nicht, sage ich, ich muß schon jetzt kacken......

Dauerte ca eine 5-Minutensitzung, dann war der Effekt des Einlaufes verflogen, besser gesagt ausgedödelt.
Da habe ich normal schon größere Haufen geschissen......

Jetzt ist es 19:54 Uhr und ich rauche mir erst mal eine Zigarette.

Sonntag, der 09.11.03

Die Nacht verläuft ereignislos. Ich wache nur einmal kurz auf, als Nachtschwester Erika den Urinbeutel leert.

Um 07.30 Uhr kommt Pfleger Domröse, um Blutdruck und Temperatur zu messen. 120 zu 80 und 36,4° C, besser kann es gar nicht sein.

Meine Freude darüber trübt er sofort mit dem Hinweis, daß ich ab sofort nichts mehr zu essen bekomme, dafür aber reichlich zu trinken. Nämlich Abführmittel.
Ich soll heute möglichst 6 Liter davon zu mir nehmen, weil diese Menge eine erheblich bessere Wirkung bringen würde als z.B. nur 4 Liter.

Und wenn möglich, die Menge, aufgeteilt in 3 x 2 Liter, jedermal sehr schnell, weil dann die Flüssigkeit direkt in den Darm gehen und nicht erst vom Körper anderweitig aufgenommen würde.

Kurz darauf kommt er mit eine großen Kaffeekanne voller Mittel, aufgelöst in Wasser.
Ich trinke die ersten beiden Gläser, aber der Geschmack sagt mir gar nicht zu.
Die Plürre schmeckt nach Soda und irgendwie taub. Wie vergorene Pferdepisse.
Ich hole mir eine Tasse Kaffee und trinke immer nach jedem Glas einen Schluck daraus.
Jetzt geht es schon viel besser.
Es schmeckt nur noch wie Pferdepisse....

Nach einem Liter mache ich eine Pause und rauche mir erst einmal eine Zigarette.

Dann hole ich mir eine 2.Tasse Kaffee.
Schwester Daniela fragt mich, ob ich nicht das Mittel in Apfelsaft aufgelöst haben möchte.
Sie gibt mir einen Beutel Apfelsaft mit und ich verdünne den noch vorhandenen Liter immer mit Apfelsaft, ungefähr 40 : 60.
Schmeckt zwar noch immer nicht, geht aber viel besser als nur mit dem Wasser.
Allerdings nehme ich dadurch auch erheblich mehr Flüssigkeit auf.
Den Kaffee trinke ich nach jedem Glas sozusagen als Abrundung.

Um 08:30 Uhr sind die 2 Liter weg. Zusammen mit dem Apfelsaft und dem Kaffee habe ich jetzt sicherlich 3 Liter Flüssigkeit im Magen.
Mehr passt auch nicht mehr rein. Mein Bauch ist prall.....

Um 10:00 Uhr kommt Oberarzt Dr. Gertenbach zur Visite. Er erläutert mir noch einmal, was am Dienstag gemacht werden soll.

Aus dem Stück Dünndarm, dort wo er in den Dickdarm mündet, etwa 50 - 60 cm lang, wird eine neue Blase „geformt“.
Die (Blut-) Versorgungsstränge und Nervenstränge würden selbstverständlich erhalten bleiben, da der umgeformte Dünndarm ja weiterhin versorgt sein müsse.

Ich solle mir nicht vorstellen, daß es so wäre, als würde man den Dünndarm wie ein Stück Rohr herausnehmen, sondern der Dünndarm würde nur entsprechend abgetrennt und zur Seite gelegt.
Dann würden die beiden verbleibenden Darmenden wieder miteinander vernäht.
Das Stück Dünndarm würde aufgeschnittet „wie eine Fleischwurst“ und daraus würde dann die neue Blase geformt, die Harnleiter und die Harnröhre eingenäht und das Ganze wieder vernäht.

Es wäre eine große Operation von ca. 5 - 6 Stunden Dauer. Danach käme ich wohl für einen Tag auf Intensiv und danach bis Freitagmittag auf die Wachstation und dann wieder in mein Zimmer.

Nicht, das ich denken solle, sie wollten etwas anderes machen, aber während der Operation könnte es zu Komplikationen kommen, welche eine weitere Operation erforderlich machen könnte.

Dafür solle ich ihm die Genehmigung unterschreiben. Tat ich dann auch...

Nach einer kurzen Sitzung werde ich jetzt ein wenig lesen. Mary Higgins Clark´s : Nimm Dich in acht ( You belong to me ). Nicht schlecht, ich habe schon wesentlich schlechtere Thriller gelesen.

Zwischendurch schaue ich immer mal wieder ins E-Mail, aber kein Mensch schreibt mir.
Immer nur dieselben verdammten Reklamen für Potenzpillen, Penisverlängerungen ( bis 3 1/2“ !!! ) usw.

Um 16:15 Uhr erhalte ich den nächsten Liter. Innerhalb von 5 min. trinke ich aus, immer mit einem Schluck Kaffee hinterher. Das Getränk ist zwar nicht süffig, aber man gewöhnt sich dran.

Um 16:30 Uhr kommt Ulrike. Unser Gespräch wird von zwischenzeitlichen Sitzungen unterbrochen. Da kann man nicht gegen ankämpfen, das Gesöff ist stärker.

Kurz nachdem Ulrike gegangen ist, ruft Schwager Leonhard an.
Er dachte, ich sei bereits operiert worden, und wollte sich erkundigen.

Der BVB hat 4 : 1 gegen Bayern verloren, schade. Schalke hat 3 : 1 gegen Leverkusen verloren, gut, gut.

Jetzt gehe ich in den Rauchsalon und zieh mir eine RothHändle rein.
Aber vorher gehe ich noch einmal zur Toilette, ich habe ein so merkwürdiges Gefühl in der betreffenden Gegend.....

Das Gefühl hat nicht getrogen. Der Ausschuß wird immer heller. Morgen werde ich nochmals 3-4 Liter schlucken.

Spät abends rauche ich mit Nachtschwester Erika noch eine Zigarette, dann ab in die Kiste.


Morgen mehr....

Jetzt lege ich mich erst einmal wieder hin :sleep:
Eckhard
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29 Aug 2005 13:22 #7 von eckhard11 ✝
Montag, der 10.11.03

Morgens sofort wieder eine Blutabnahme, die Dritte, seit ich in Behandlung bin.

Danach Fieber und Blutdruck messen. 36,2°C und 120 : 80. Besser geht nicht.....

Danach den nächsten Liter trinken. Die Visite ist schnell vorüber. Dr. Hahn sagt, die Verwaltung hätte grünes Licht für das Raucherzimmer gegeben. Ich erwähne meinen Leistenbruch, den sich Dr. Hahn ansehen und eventuell sofort mit reparieren will.

Danach gehe ich duschen und dann wird der Verband gewechselt.
Ich werde gefragt, ob ich einverstanden sei, wenn mein Bett in den nächsten Tagen anderweitig belegt würde.
Dies würde aber bedeuten, daß alle meine Sachen entfernt und irgendwo verschlossen würden.

Zuerst bin ich nicht einverstanden. Aber dann überlege ich mir, daß es ja letztlich nichts bringt, da ich mich eh` für 3-4 Tage nicht in dem Zimmer aufhalten werde. Und die Station braucht Umsatz.

Ich gehe also hin und erkläre mich einverstanden, wenn mir zugesichert wird, daß ich nach dem Wachraum auch sofort wieder mein Zimmer bekomme und nicht einen Tag länger auf der Wachstation liege, nur weil das Zimmer nicht frei geworden ist.
Die Zusicherung will mir Pfleger Ralf nicht geben, also warte ich auf die Visite.....
Mir wird gesagt, daß ich eh´ nur bis Freitag im Wachraum bleibe, da ab Freitagmittag der Wachraum immer übers Wochenende geschlossen ist.

Ich spreche wegen des Raucherzimmers mit der Verwaltung, einem Herrn Stöcker.
Dieser will mir sofort Vorschläge machen, wie das Krankenhaus sich die Sache vorstellt.
Gemach, Gevatter, gemach, sage ich. Ich habe meine eigenen Vorstellungen.
Ja, ja, sagt er, er wolle nur nicht, daß ich mich damit belaste.
Er will dafür sorgen, daß sich die Werkstatt mit mir in Verbindung setzt. Aber heute noch, sage ich, morgen werde ich operiert, dann kann ich nicht mehr gefragt werden......

Stephan und Torsten, meine Mitarbeiter, welche die Sache durchführen werden, sind gekommen und nehmen das Raucherzimmer in Augenschein, um das Material etc. abzuschätzen und zu besorgen.
Dann ziehen die beiden los.

Ich gehe zum Röntgen der Harnröhre. Alles bestens in Ordnung, sagt Dr. Hacemi.
Danach wird ein Ruhe - EKG gemacht.
Den nächsten Liter habe ich bereits schon intus. Die Erfolge sind aber doch recht gering.
Es baut sich gar kein Druck auf.
Gerade bringt man mir das Formular für die Narkose. Das werde ich jetzt erst einmal ausfüllen.

Es geht die Tür auf und zwei Leute von der Verwaltung kommen ins Zimmer.
Ich bitte darum, draußen zu warten.
Einer heißt Uscoreit oder ähnlich und ist mir - auf der Stelle - unsympatisch.
Kleiner, arroganter Pinsel, ganz sicher ein Bodybuilder, gelackt angezogen. Es ist merklich, daß die Abneigung beiderseitig ist.

Wir gehen in das Raucherzimmer, wo ich darlegen will, was gemacht werden soll.
Als der Herr Uscoreit hört, daß ich einen Radiator bzw. deren zwei einstellen will, ist er sofort dagegen.
„Die laufen dann Tag und Nacht, das geht überhaupt nicht“
„Wie wollen Sie denn sonst Wärme hier reinbringen?“ frage ich.
„Gar nicht. Die werden dann nie ausgestellt und hier drüber ist auch noch die Kinderstation“
( Was die Kinderstation damit zu tun hat, entzieht sich allerdings meinem Verständnis )

„Aber wenn hier keine Wärme reingebracht wird, ist unser Gespräch doch überflüssig“, sage ich, „es geht doch nicht nur um neue Stühle und Tische, sondern vor allem um Wärme.“

Ich versuche, ihm klarzumachen, daß die Raucher süchtig sind und sich auf jeden Fall in dieses Zimmer setzen würden, egal, wie kalt es ist.
Dies wäre am Besten daran zu erkennen, daß die Raucher immer die Ersten sind, welche nach einer Operation auf den Beinen wären, um sich eine zu torfen.

Das interessierte den Mann aber nicht.

Er wolle keinen Präzedenzfall schaffen. Sonst kämen alle Stationen und wollten ebenfalls ein Raucherzimmer. ( Was für ein Schwachsinn, denn das Zimmer ist ja eh´ vorhanden.... )

Ich erwähnte die Leute, die immer vor dem Haupteingang sitzen müßten, um sich eine Zigarette zu rauchen.

„Ja, dann müßte eben für´s ganze Krankenhaus ein Raucherzimmer im Hauptgebäude eingerichtet werden“ sagt er, um gleich darauf selber zu bemerken, welchen Unsinn er da redete, da er sofort fortfährt: „Aber was sollen dann die Bettlägerigen dazu sagen?“
( Ebenfalls Schwachsinn, da diese bettlägerigen Patienten ja auch nicht das - vorhandene - Raucherzimmer auf der Station aufsuchen können.... )

Der Mann will einfach nicht. Was natürlich auch mit der herzlichen gegenseitigen Antipathie zu tun hat.

Nachdem wir uns in eine gewisse Erregung geredet haben, wobei ich ihm bzw. der Klinikleitung meine Meinung über die menschenverachtende Situation vor dem Haupteingang vorwerfe, vor welchem die Raucher bei Wind und Wetter und ungeschützt ihrer Sucht nachgehen müssen, da die Klinikleitung auf einem absoluten Rauchverbot beharren würde, sagt mir dieser Mensch doch tatsächlich ( ich zitiere ) : „Unser Krankenhaus muß ja nicht aufgesucht werden von Leuten, die rauchen. Es steht ja jedem frei, in ein anderes Krankenhaus zu gehen.“

„Wie bitte,“ frage ich, „soll das heißen, daß dieses Krankenhaus genausogut auf die 50% Patienten, welche rauchen, verzichten kann ? Die hätten ja ein anderes Krankenhaus aufsuchen können ? Meinen Sie das tatsächlich im Ernst ?“

Er bemerkt, daß er da wohl doch etwas gesagt hat, was ihn in Schwierigkeiten bringen kann und versucht sofort, abzuschwächen : „So habe ich das nicht gemeint. Ich wollte sagen, daß niemand ins Krankenhaus kommen muß, um zu rauchen.“
( Man muß sich einmal diesen grotesk blödsinnigen Erklärungsversuch reinziehen. Als ob es irgendjemanden gäbe, der ein Krankenhaus deswegen aufsucht, um dort eine Zigarette zu rauchen. )

Letztendlich hat er wohl doch genau das gemeint, was er mit der ersten Aussage ausdrücken wollte, nämlich daß ein rauchender Kranker eigentlich in diesem Krankenhaus fehl am Platze ist und sich gefälligst von vornherein entweder ein anderes Krankenhaus sucht oder das Rauchen zumindestens für die Zeit seines Aufenthaltes aufgibt oder sich draußen in den Regen zu setzen hat, wenn er sich unbedingt eine ziehen muß.

Es war mir nicht bewußt, daß sich eine Krankenhausleitung diese Einstellung in der heutigen Zeit leisten kann.

„Sie werden sicherlich noch davon hören und lesen,“ sage ich dem Manne in etwas gehobenem Tonfall und gehe.
Sofort rufe ich den Verwaltungsvorgesetzten an, um mich zu beschweren. Mir wird gesagt, man wolle sich nach meiner morgigen Operation mit mir darüber unterhalten, da man heute leider keinerlei Zeit hätte.
Man bittet mich, vor diesem Gespräch doch nichts zu unternehmen, schon gar nicht etwas, was dem Krankenhaus schaden könne.
Es hätten ja nicht alle Leute eine derartige Meinung usw. usw. ( Ich hatte nämlich mit einem Freund gedroht, welcher eine Hagener Zeitung führt und für den die Veröffentlichung solcher Sachen immer ein innerer Parteitag sind ).

Ich sage, daß mich diese Aussage etwas verwundert, da ja wohl eindeutig diese Meinung in der Krankenhausleitung herrschen müsse, denn sonst hätte man, besonders weil das Haus in den letzten Monaten sehr großzügig umgebaut worden sei, doch längst schon derartige Räume geschaffen.


Ich rufe meine Mitarbeiter an und beende für´s erste diese Farce. Wollen mal sehen, was man mir am Mittwoch oder Donnerstag mitteilt......

Wieder 2 Liter getrunken, reicht aber noch nicht, noch zu viel Müll im Ausguß.

Ulrike, Tanja, Stephan und Torsten kommen nachmittags. Stephan und Torsten vor allem deswegen, weil sie wissen wollen, was da passiert ist und warum es nicht weitergehen soll.

Dann kommt Dr. Hahn, um sich mit mir noch einmal über die morgige Operation zu unterhalten.

Ulrike und Tanja warten noch etwas, die beiden anderen verabschieden sich.
Dann gehen auch meine beiden Muckelchen.
Ulrike ruft kurz darauf noch einmal an, um zu erfahren, was Dr. Hahn mit mir besprochen hat.

Ich erkläre es ihr, bis mich ein innerer Drang befällt.
Ich kacke bzw. entwässere meine beiden Liter und rufe noch einmal zurück. Ullemäusken will doch getröstet werden.
Mein geliebtes Eheweib leidet viel mehr als ich.

Ich suche den Pfleger Markus, weil ich noch 2 Liter Abführmittel haben will.
Ich denke, es ist nicht verkehrt, soviel wie möglich zu trinken, da dann auch so viel wie möglich aus dem Darm gespült wird.

Die beiden Liter habe ich getrunken, der Erfolg gut.
Ich habe mich noch eine Weile mit Pfleger Markus unterhalten, bis dieser Feierabend macht.

Dann gehe ich auf die Toilette und flirte das letzte Mal mit Fräulein Faust. Man hatte mir ja gesagt, ab morgen wäre dies nicht mehr möglich.
Bedauernd sehe ich die Einwohnerzahl eines ganzen Landstriches im quirlenden Wasser des Toilettenbeckens verschwinden.

Mittlerweile ist es 22:10 Uhr. Ich denke, ich mache jetzt auch die Kladde zu

Ich hoffe, diesen Bericht in einigen Tagen weiterführen zu können. Aber das liegt - leider -nicht in meiner Hand.

Morgen weiter....
Ich leg mich jetzt wieder hin :sleep:
Eckhard
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30 Aug 2005 15:38 - 24 Aug 2006 10:11 #8 von eckhard11 ✝
Dienstagnachmittag, der 11.11.03 ( Operationstag )

( Die Tage bis Samstagmittag schreibe ich aus dem Gedächtnis, da ich mich erst am Samstagmittag wieder ans Laptop setzen kann )

Um 07:30 Uhr werde ich abgeholt. Ziemlich genau um 08:00 Uhr bin ich in Narkose.

Ich bin auf der Intensivstation aufgewacht. Es ist ca. 14:30 Uhr, wie ich sehr verschwommen auf einer Wanduhr erkennen kann.

Ich bemerke, daß Ulrike und Tanja neben mir stehen.
Erst halte ich die beiden wegen der weißen Kittel für Ärzte.
Ich habe kaum Schmerzen, nehme die Hände von beiden in mein Hände, um Kraft zu tanken, dann sacke ich wieder weg.
Hinterher sagen beide, ich hätte richtig gut ausgesehen. ( Na, die sollen auch mal etwas anderes sagen, hi, hi.... )

Es wird die schlimmste Nacht meines Lebens.
Nicht wegen Schmerzen, sondern weil nur 2 m neben mir eine ältere Dame liegt, die alle 5 Sekunden schreit.
Nicht Schreie im eigentlichen Sinn, sondern kurze Sätze wie : „Karl, wo bist du“ oder : „Mein Gott, hol mich ab“ und ähnliches.
Ich glaube auch nicht, daß die vor Schmerzen schreit, sondern im Schlaf.
Als ich sie mal anblaffe: „Jetzt halt endlich einmal das Maul“, da schreit sie alle 5 Sekunden: „Ich halte jetzt das Maul“.....

Ich bin am Morgen fix und fertig, da ich keine Sekunde geschlafen habe.

Dazu die Nachwirkungen der doch sehr schweren Operation und der Narkose.
Ich verstehe allerdings nicht, warum man sich nicht in der Lage sah, entweder die Dame oder mich um einige Meter zu verlegen.
Dann wäre es - vielleicht - etwas besser auszuhalten gewesen.
Als ich einen Arzt darum bitte, wird der regelrecht pampig, schnauzt mich an und faselt etwas von "gegenseitiger Rücksichtnahme".
Wenn ich hätte lachen können, dann hätte ich gelacht.....

Genauso pampig war meine Antwort. So könne er mit seiner Frau reden oder seinem Vater, aber nicht mit mir.
Ich wurde trotzdem nicht verlegt.....

So leide ich noch heute ( Anm.: Nicht vergessen, ich habe den Bericht erst am Samstagvormittag weitergeschrieben. So lange habe ich nicht mehr richtig schlafen können ! ) nächtens unter den Folgen dieses Geschreies, sodass ich auch im Wachraum, in welchen ich am Mittwoch verlegt werde, tagsüber wegen der Übermüdung nur etwas eindusele und nachts permanent wach liege.
Bis heute, Sonntag, dem 16.11.03, hat sich daran kaum etwas geändert

Mittwoch, der 12.11.03, bis Freitag, der 14.11.03 ( 1. Tag bis 3. Tag nach der Operation )

Im Wachraum ist es fürchterlich langweilig.
Tagsüber dusele ich vor mich in, aber nachts liege ich fast ausschließlich wach.
Besuche sind im Wachraum absolut untersagt.

Aufgrund der Operationsart muß ich permanent auf dem Rücken liegen. Ich werde zwar zum Waschen oder Abführen ab und zu mal hin und her gedreht, aber 98 % der Zeit liege ich bewegungslos auf dem Rücken.

Die einzigen Schmerzen, welche ich habe, kommen vom Abhusten meines Raucherschleimes. Diese Schmerzen sind schon enorm.
Wenn ich merke, daß ich husten muß, hänge ich mich immer an die Stange, welche über dem Bett angebracht ist, und ziehe mich etwas hoch. Das hilft etwas. Die Wunde selbst schmerzt überhaupt nicht.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag riskiere ich es einfach und drehe mich auf die linke Seite, soweit es die 8 Stück Schläuche, welche in meinem Körper stecken, zulassen.

Sofort alamiert der Überwachungsmonitor.
Der Pfleger kommt und fordert mich auf, mich wieder in die Rückenlage zu begeben.
Ich weigere mich und fordere ihn wiederum auf, einen Schlauch, der etwas kurz ist und dadurch die kompletten Seitenlage verhindert, zu verlängern.
Das Ende vom Lied ist, daß er problemlos den Schlauch verlängert, ich auf der Seite liege und das erste Mal seit 60 Stunden 2 Stunden richtig schlafe.
Als ich aufwache, drehe ich mich auf die andere Seite und schlafe nochmal 2 Stunden.
Mann, war das schön.

Ulrike sagt den Pflegern, sie sollten mir doch ein Raucherpflaster aufkleben, damit ich wegen des Nikotinentzuges nicht noch nervöser und noch mehr geschwächt werde.
Nach Rücksprache mit dem Arzt bekomme ich das Pflaster.

Freitagmittag komme ich auf mein Zimmer. Ich fühle mich schon wie zuhause.

Mein Bruder Jochen kann mich nach 5 vergeblichen Versuchen endlich telefonisch erreichen.
Egal, wie kollerig er auch sein mag, so ist er doch ein Familienmensch und sehr besorgt.
Dies liegt sicherlich auch darin begründet, daß sein ältester Sohn Jörg ( mein Patensohn ) sehr schwer erst an Hodenkrebs und danach - metastasenbedingt - auch noch an Lungenkrebs erkrankt ist. ( Anm.: Jörg ist im September 2005 gestorben )

Herr Stöcker ruft mich wegen des Raucherzimmers an.
Wir einigen uns erst einmal darauf, daß die Stühle und Tische aufgestellt werden.

Ulrike und Tanja kommen zu Besuch und gehen gegen 18:00 Uhr, zusammen mit meiner Sekretärin Frau Petzka, welche gegen 17:30 Uhr auftaucht und eine Kiste teurer Zigarren mitbringt.

Pfleger Domröse sagt mir zu, mich am Montag, wenn er wieder zugegen ist, zu duschen

Obwohl ich Abführmittel und ein Klistier bekomme, kann ich noch nicht richtig kacken.
Erst am Samstagmorgen gegen 05:00 Uhr regt sich mein Darm...


Morgen mehr....
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31 Aug 2005 12:43 #9 von eckhard11 ✝
Samstag, der 15.11.03. ( 4. Tag nach der Operation )

Ich kann mich schon viel besser bewegen. Auch das Abhusten des Schleimes ist leichter, tut aber noch immer recht weh.

Samstagmorgen wird meine Nierenfistel ( Schlauch ) abgeklemmt.
Die Arbeit soll jetzt der linke Harnleiterkatheter mit übernehmen.
Damit entfällt schon einmal einer der Plastikbeutel für die Urinaufnahme. Diese Teile stören doch sehr, da ich jedesmal 6 Stück Beutel ordnen muss, wenn ich das Bett verlasse oder wieder aufsuche.
Jetzt sind es aber nur noch 5 Beutel: linker und rechter Harnleiter, Wunddrainage ( der sog. „Robinson“ ), Cystostan und Blasenkatheter.

Nachmittags bringen Pedersen und Barczakowski die Tische und Stühle. Einen Stuhl lasse ich gleich in meinem Zimmer stehen, da der Swinger gegenüber dem vorhandenen Holzmostrum 10 x bequemer ist.

Danach kommt die Anästhesie und entfernt die Schmerzpumpe, natürlich nicht, ohne mich vorher zu fragen. Wieder ein Eingangsschlauch weniger.

Später kommen Ulrike und Tanja.
Bevor Ulrike geht, erzählt sie mir einige unangenehme Dinge, die in der Firma passiert sind, während ich im Wachraum lag. Diese Dinge werde ich kurzfristig klären.


Sonntag, der 16.11.03. ( 5. Tag nach der Operation )

Um 04:00 Uhr wache ich auf, da ich einen Drang verspüre.
Ich erledige den Stuhlgang mit Erfolg.
Da ich mir eh´ nach jedem Stuhlgang den Hintern wasche, ( was aufgrund des Anhebens eines Beines gar nicht so einfach ist ), denke ich mir, ich kann auch sofort die Morgentoilette erledigen.
Ich rasiere mich und wasche mich erst recht kalt, dann warm und dann noch einmal kalt Gesicht, Arme und Brust.

Nach dem Zähneputzen fühle ich mich wohl.
Ich ziehe meinen Morgenmantel an und gehen 6 x den Flur rauf und runter, jedesmal ca. 50 m, mithin gesamt fast 300 m.
( Die Beutel habe ich an den Ständer gehängt, an welchem gemeinhin die Glukoseflaschen hängen. Den Querträger oben habe ich abgemacht und in Kniehöhe an das Rohr geklemmt. So kann ich mit allen fünf Beuteln laufen, ohne diese tragen zu müssen, da der Ständer Rollen hat )

Danach bin ich fix und foxi.
Ich muß etwas ruhen, deshalb setze ich mich in den hervorragenden Sessel und schreibe diesen Bericht weiter.
Aber dies ist nicht ganz einfach, da ich nicht lange vornübergebeugt sitzen kann und mich daher nach kurzer Zeit nach hinten anlehnen muß.
Dann muß ich sozusagen mit „ausgestreckten“ Armen schreiben.
Das geht ganz schön in die Knochen, die armen alten.....

Die Visite wird durch Dr. Hakemi durchgeführt.
Der nimmt eine Skalpell, zerschneidet eine Nahtstelle und zieht den Faden.
Dann zieht er den Robinson ( Wunddrainage ) raus, bevor ich überhaupt reagieren kann.
Mindestens 40 cm Schlauch zieht er aus meinem Bauch heraus.
Ich merke fast nichts !! „So, wieder einen Beutel weniger“ sagt er.

Ansonsten verläuft der Tage ereignislos, wenn ich von dem Besuch meiner beiden Lieben, dem Anruf meines Bruder Jochen sowie dem Auftreten der Fußball - Nationalmannschaft gegen Frankreich einmal absehe.

Abends lasse ich mit eine Schlafpille geben und wache jede Stunde regelmäßig auf.....

Was aber wichtig ist: Ich habe in diese Nacht - ohne Abführmittel - zweimal Stuhlgang.

Montag, der 17.11.03. ( 6. Tag nach der Operation )

Ich bin wie gerädert.
Der fehlende Schlaf macht mir immer mehr zu schaffen und ich bin schlecht drauf.
Das merken natürlich auch die Schwestern und Pfleger und es spricht sich sofort auf der Station herum, daß der Lieblingspatient schlechte Laune hat.
Die Leute kommen und wollen mich aufheitern.

Das schafft aber erst Dr. Hakemi, als er anordnet, die beiden Harnleiterkatheter mit einen Y- Sück zu verbinden und nur noch durch einen Schlauch abzuleiten. Wieder eine Tüte weniger....

Kurz nach Mittag kommt Pfleger Domröse und wir gehen duschen, nachdem er die Verbände alle entfernt hat.
Ich sitze weit über eine Stunde unter der Dusche und lasse das Wasser von allen Seiten über mich hinwegrieseln.
Mann, ist das eine Wohltat.

Nachdem Pfleger Domröse alle Verbände wieder gelegt hat, will er mir die Stützstrümpfe anziehen.
Ich verweigere dies mit dem Hinweis auf eine sehr druckempfindliche Entzündungsstelle, welche ich ca. 15 cm unterhalb des rechten Knie´s an einer Krampfader habe.
„Au“, sagt er, „daß ist gar nicht gut“.
Er bringt mir eine Salbe, welche ab sofort jede Stunde aufgetragen wird. Ich soll diese Entzündung unbedingt morgen während der Visite dem Dr. Hahn zeigen.

Ich rufe einen Anstreicher an, der sich zwecks Streichen das Raucherzimmer ansehen soll.

Erstaunlicherweise ist der Mann innerhalb von einer halben Stunde da. Es stellt sich heraus, daß er momentan sowieso im Krankenhaus tätig ist. Innerhalb von 10 Minuten sind wir uns einig.
Er will am nächsten Tag den Raum streichen.

Nachmittags ruft noch einmal mein Bruder Jochen an.
Kurz darauf meine Schwester Dörte und mein Schwager Leo. Später am Nachmittag kommte Ulrike zu Besuch.
Frühabends dann noch der Anruf meines Freundes Horst Forschner.

Als Tanja dann etwas später kommt, bin ich so müde, daß ich einschlafe.

Gegen 22:00 Uhr wache ich auf und glotze etwas in die Glotze. Dann lasse ich mir eine starke Schlaftablette geben.
Um 22:15 Uhr kommt Nachtschwester Erika auf mein Zimmer.
Schwester Erika hatte eine Woche frei, da sie ausschließlich Nachtdienst macht, und fängt heute abend wieder damit an.

Bezüglich Schlafmittel: Ich wache regelmäßig jede Stunde auf.

Gegen 03:00 Uhr höre ich Hilferufe.
Da ca. 1 min. lang keine Schwester zu hören ist, suche ich das betreffende Zimmer, dessen Tür nur angelehnt ist, auf und betrete es.
Ein nasenbetäubender Gestank schlägt mir entgegen.
Ein fetter Mann liegt nackt im Bett und raunzt mich an, ihm gefälligst zu helfen, aus dem Bett zu kommen, dessen Sperrbretter aber extra hochgezogen sind, um genau dies zu verhindern.

Ich sage ihm dies und verweigere meine Hilfe. Daraufhin beschimpft er mich wüst.
Ich sage ihm, er solle sich seinen Mund doch mit der Scheiße auswaschen, in der er liege, drücke den Notknopf und entferne mich.
In dem Moment kommt Nachtschwester Erika und kümmert sich.

Später kommt sie in mein Zimmer und sagt, es handele sich um einen ausgesprochen renitenten und vulgären Patienten, der immer mutwillig und extra ins Bett kacken würde.
Mit seiner Bauchsonde habe er auf der Urologie eigentlich nichts zu suchen, aber bei derartigen Patienten bestände unter den Stationen eine Absprache, daß solche Patienten immer von einer Station zur anderen geschoben werden, damit nicht eine einzelne arme Station so eine Drecksau über längere Zeit aushalten muß.

Um 04:00 Uhr habe ich Stuhlgang, um 05:00 Uhr und um 06:00 Uhr nochmals.

Um 07:00 Uhr ist der renitente Scheißer von der Station verschwunden. ( Anm.: Es handelte sich nicht um einen Stuhlinkontinenten !! )


Morgen weiter.
Ich leg mich jetzt wieder hin :sleep:
Eckhard
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01 Sep 2005 11:59 - 27 Mai 2007 20:09 #10 von eckhard11 ✝
Dienstag, der 18.11.03. ( 7. Tag nach der Operation )

Um 08:00 Uhr ist Visite.
Dr Hahn ist sehr zufrieden und will anordnen, daß ich bereits ab heute mittag mit festerer Kost beginnen kann.
Ich interveniere, da ich noch min. 2 Tage künstlich ernährt werden will. Dabei bleibt es.
Ich zeige Dr. Hahn die Entzündungen der Krampfadern. Er ist gar nicht zufrieden und ordnet das Wickeln des Beines an.

Ich kann als Getränk weder Pfefferminz - noch Kamillentee mehr ertragen und bestelle Mineralwasser für den heutigen Tag.
Ich rufe in der Firma an und stelle fest, daß es, bis auf kleine Ausnahmen, recht gut läuft.

Jakubek von JHT Kovos hat angerufen und will am Wochenende kommen, um mich zu besuchen und dabei auch Geld mitzunehmen.
( Anm.: Jakubek ist einer meiner Dreher in der Slowakei. Der holt immer Bargeld, hi, hi )

Ca. 13.000.-- Euro gebe ich für ihn frei.

Nachmittags kommt Pedersen und entwickelt mir die Telefon - und anderen Kabel, welche sich mittlerweile zu einem Knäuel aufgedreht haben.

Tanja ruft an und sagt, daß sie heute nicht kommen wolle, da sie unbedingt einkaufen müsse.
Danach kommt Ulrike und Forschner ruft an.

Die Visite kommt. Dr. Hahn will die Ernährung jetzt ab morgen mittag anfangen, umzustellen.
Nur noch eine Glukosebombe täglich, dafür Wasser - Haferschleim. In Ordnung, wenn er unbedingt will.....

Der Anstreicher ist an der Arbeit und nach 3 Stunden ist das Raucherzimmer fertig gestrichen.
Schon sieht es ganz anders aus. Mit den neuen Möbeln sogar richtig gemütlich. Aber arschkalt.

Schwager Leo ruft an: Er hat wegen der Versuche mit Caterpillar USA gesprochen. Diese haben in Grenoble angerufen und Grenoble hat bei Leo zurückgerufen. Die Versuche waren wohl positiv.
Caterpillar will mich in Hagen aufsuchen. So in zwei Wochen.
Besser in drei Wochen, sagt Leo und erläutert den Leuten, daß ich krank und in zwei Wochen sicherlich noch reskonvaleszent sei.
Eine die Gesundung sehr beschleunigende Nachricht......

Forschner und Ulrike rufen noch einmal an.

Abends glotze ich etwas in die Glotze.
Dann versuche ich zu schlafen, mit gleichem Mißerfolg wie in den letzten Tagen.

Mittwoch, der 19.11.03. ( 8. Tag nach der Operation )

Es ist jetzt 04:40 Uhr. Ich habe die Morgentoilette hinter mir, sozusagen in beiden Fällen, ha,ha.
Ich laufe meine 300 m und liege dann dumm rum, bis die Morgenvisite kommt.
Dr. Hahn will mich diesmal selbst verbinden, da er an dem vorhandenen Verband etwas zu bemäkeln hat, irgendwann im Laufe des Tages.
Ich sage ihm, er solle einen genaueren Zeitpunkt festlegen, da ich vorher, nämlich nach Entfernung der Verbände, zu duschen wünsche. Da sollte er 1 1/2 Stunden Vorlauf einrechnen.

Er will mir über Pfleger Domröse Bescheid geben.

Mittags bekomme ich erstmals „feste Kost“, nämlich wassergebundenen Haferschleim.
Schmeckt wie eine alte Oma in der Achselhöhle, ist aber ein Meilenstein auf dem Wege der Gesundung.

Von Dr. Hahn nix gehört, gehe um 11:30 Uhr zum Duschen. 12:30 Uhr fertig, eine ganze Stunde, eine Wohltat.
Pfleger Domröse legt mir neue Verbände.

14:30 Uhr kommt Ulrike und geht um 15:30 Uhr wieder, da jetzt Visite ist.
Dr. Hahn strahlt, von seinem „Selbstverbinden“ ist keine Rede mehr. Er war morgens nur schlecht drauf gewesen.

Abends erhalte ich 6 Stück Zwiebäcke, zu welchen Fencheltee gereicht wird.
Den Tee schüttet Tanja, welche gerade da ist, weg. Ich trinke Wasser.

Dann erscheint Markus und legt einen frischen Verband und macht seine merkwürdigen Zeichnungen darauf.
Außerdem wickelt er das Bein neu.
Ich lasse mir eine starke Schlaftablette geben.
Der Abend verläuft ereignislos, wenn man mal von den merkwürdigen Fußballergebnissen absieht

Die Tablette nehme ich gegen 23:00 Uhr und schlafe bis 02:15 Uhr. Immerhin....
Ich stehe auf und gehe auf dem Flur 6 Längen, ergo ca. 300 m. Ich hoffe nicht nur, daß ich dadurch müde werde, sondern auch meine Verdauung angeregt wird, da ich trotz festerem Essen und Abführmittel noch keinen Stuhldrang verspürt habe.

Ich bin zwar nach der Wanderung müde, kann aber weder knödeln noch schlafen.


Donnerstag, der 20.11.03 ( 9. Tag nach der Operation )

Um 05:30 Uhr stehe ich auf, wasche und rasiere mich und schreibe diesen Bericht weiter.

Heute morgen kann ich mir ein richtige Frühstück bestellen. Drei Brötchen, dick belegt mit Wurst und Käse, haue ich mir rein. Die Schwester meint dazu, mich hätte man wohl nicht richtig zugenäht.....

Nach Telefonaten mit der Firma fühle ich mich saustark.
Ich gehe duschen ( wieder eine Stunde lang ) bis der Verband abfällt.
Markus kommt und wechselt den Verband. Dann zeichnet er seine obligatorischen Zeichen auf dem Verband.

Hurra, ich muß dringend kacken. Und richtige Kürtel.
Dies ist ungemein beruhigend, da mir gesagt wurde, die Operation hätte auch eine Darmlähmung zur Folge haben können.
Dies ist jetzt eindeutig nicht mehr der Fall. Ich bin so begeistert, daß ich meine Kürtel einige Zeit anstarre und sie dem Pfleger Dömröse, der ins Zimmer kommt, zeige.

Sofort spricht sich auf der Station herum, daß es mir viel besser gehe. Alle kommen und begutachten mich. Ich bin richtig gerührt von der Anteilnahme.

Ich erhalte ein vollständiges Mittagessen und kann - wie vorher - aus einer großen Speisekarte die Mahlzeiten für die nächsten Tage aussuchen.

Dr. Hahn kommt zur Visite und ist sehr zufrieden. Aber heute wird noch kein weiterer Schlauch entfernt.

Nachmittags kommen Ulrike und Tanja. Wir quatschen ein wenig, dann sind sie wieder weg, da sie unbedingt noch einkaufen wollen.
Danach verläuft der Tag ereignislos. Abends verspüre ich wieder eine Druck und kann mich gut erleichtern.

Es scheint alles wieder in die Reihe zu kommen.


Morgen weiter....


Ich leg mich jetzt wieder hin :sleep:
Eckhard
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