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Medikamente bei überaktiver Blase und Blasentleerungsstörung

05 Sep 2023 23:40 #1 von SaM
Hallo zusammen,

welche Medikamente wurden euch zur im Betreff genannten Symptomatik verschrieben?

Welche habt Ihr länger eingenommen und welche haben euch geholfen? Wie hat es mit Nebenwirkungen ausgesehen?

Ich hatte einen Versuch mit Tamsublock 0,4 mg (Wirkstoff: Tamsulosin) und direkt am ersten Tag Schwindel, verschwommenes Sehen, Nase zu und Kopfschmerzen. Daraufhin habe ich die Einnahme abgebrochen, jetzt soll ich Urorec 4 mg probieren (Wirkstoff: Silodosin). Bei den Nebenwirkungen steht, dass selbe wie bei Tamsublock. Ich bin hin und her gerissen, irgendwie ist es doch eine Wahl zwischen Pest und Cholera.

Gibt es vllt. irgendwelche pflanzlichen Alternativen oder fällt hier die Wirkung zu gering aus?
Vllt. gibt es ja auch Alternativen wie z.B. Physiotherapie, Pilates, Yoga, Muskelentspannung, etc. die ähnlich gut wirken wie Medikamente?

Mich würde wirklich eure Meinungen und Erfahrungen interessieren.

Grüße SaM

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06 Sep 2023 08:39 - 06 Sep 2023 08:47 #2 von matti
Hallo SaM,

im Bereich der Selbsthilfe über Medikamente zu sprechen, stellt für mich immer eine Herausforderung dar. Denn letztendlich geht es hierbei um den persönlichen Erfahrungsaustausch und nicht um medizinische Ratschläge.

Wenn ich dich richtig verstehe, hast du nach nur einem Tag Einnahme des Medikaments unerträgliche Nebenwirkungen verspürt und das Präparat daraufhin abgesetzt. Ich hoffe sehr, dass diese Entscheidung in Absprache mit deinem behandelnden Arzt getroffen wurde oder dieser zumindest darüber informiert ist.
Es stehen etwa diverse Therapieoptionen zur Verfügung, wie zum Beispiel eine Dosierungsanpassung oder schrittweises Einschleichen von alternativen Mitteln.

Mir ist schon klar, dass Tamsoblock ein selektiver alpha-1-A/1D-Adrenozeptor-Antagonist ist. Gegen Drangsymomatik erfolgen in der Regel orale anticholinerge Gaben und diese können bei manchen Patienten anticholinerge Nebenwirkungen auslösen - daher kann die retardierte Darreichungsform, beispielsweise von Oxybutynin Abhilfe schaffen bzw. diese reduzieren. Es ist also sinnvoll Rücksprache mit dem Arzt zu halten.

Das transdermale System Kentera® (Pflaster) enthält ebenfalls den bewährten Wirkstoff Oxybutynin und ermöglicht durch seine Applikation über die Haut eine gleichmäßigere Dosierung bei einer geringeren Menge an Wirkstoff im Vergleich zu oral eingenommenem Oxybutynin-Präparaten.

Zudem wird der First-Pass-Effekt zur Bildung von N-DEO (aktiver Metabolit von Oxybutynin), welches für diese unangenehmen Begleiterscheinungen verantwortlich gemacht wird, deutlich reduziert wird.

Dennoch muss jeder Schritt bezüglich einer Behandlung stets mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, um eine individuelle und effektive Therapie zu gewährleisten.

Neben den herkömmlichen medizinischen Ansätzen gibt es jedoch auch alternative Mittel, die zur Behandlung der überaktiven Blase eingesetzt werden können.

Hier sind einige Optionen:

Pflanzliche Heilmittel: Es gibt verschiedene pflanzliche Heilmittel, die bei der Reduzierung der Symptome einer überaktiven Blase helfen können. Dazu gehören Brennnessel, Cranberry, Kürbiskerne und Hopfen. Diese können in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder als Teil einer ausgewogenen Ernährung eingenommen werden.

Akupunktur: Akupunktur kann helfen, die Symptome der überaktiven Blase zu reduzieren. Durch die Stimulation spezifischer Punkte im Körper sollen die Blasenmuskeln beruhigt und die Blasenfunktion verbessert werden.

Entspannungstechniken: Stress kann zu einer Verschlimmerung der Symptome einer überaktiven Blase führen. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder tiefe Atemübungen können dabei helfen, Stress zu reduzieren und die Blasenfunktion zu verbessern.

Blasentraining: Durch gezieltes Blasentraining kann die Blase trainiert werden, um damit die Blase besser zu kontrollieren und die Häufigkeit des Harndranges zu reduzieren. Dies kann durch gezieltes Einhalten des Harndranges und allmähliche Verlängerung der Intervalle zwischen den Toilettengängen erreicht werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass alternative Mittel zur Behandlung der überaktiven Blase nicht für jeden wirksam sein können und dass ihre Wirksamkeit wissenschaftlich nicht immer ausreichend belegt ist.

Soweit erst einmal...

Gruß
Matti

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06 Sep 2023 16:47 - 06 Sep 2023 17:09 #3 von MichaelDah
Hallo SaM,

vielleicht noch eine Bemerkung dazu: Tamsulosin kann in Verbindung mit einer BPH zur Reduktion des Harndranges führen. Die Hauptaufgabe dieses Medikamentes besteht allerdings darin, die glatte Harnröhrenmuskulatur zu entspannen damit man besser Wasserlassen kann. Wenn der Arzt diese Medikament verschriebt, dann tut er das weil er i.d.R.eine zu große Prostata gefunden hat.

Es ist definitiv keine gute Idee das Medikament ohne Rücksprache abzusetzen weil es im schlechtesten Fall zu Harnverhalt kommen kann.

Darüber hinaus noch eine Bemerkung zu den von Matti genannten medikamentösen Alternativen (Kentera & Co.): Wenn du BPH hast, dann funktionieren diese Präparate i.d.R. alle nur im „Doppelpack“. Bedeutet: Auf das Tamsulosin kannst du dann nicht verzichten sondern musst es zusätzlich nehmen. Der Grund hierfür ist, das die M1-3 Blocker wie z.B. Trospium, Betmiga u.s.w. den Blasenmuskel dämpfen. Wenn du BPH hast und die Prostata den Ablauf behindert kann die Blase bei Einnahme der genannten Medikamente oft nicht mehr genügend Druck aufbringen um sich zu entleeren und es gibt viel Restharn oder im schlechtesten Fall einen Harnverhalt. Deshalb muss in diesem Fall i.d.R. Tamsulusin zusätzlich genommen werden um durch die Erweiterung der Harnröhrenmuskulatur sicherzustellen das du weiterhin Wasserlassen kannst.

Du solltest die Sache auf jeden Fall mit deinem Urologen besprechen. Es gibt zu Tamsulosin nicht besonders viele Alternativen. Wenn man das damit nicht hinbekommt und wegen einer zu großen Prostata zu viel Restharn in der Blase bleibt sollte man eher über eine Prostataresektion nachdenken.

Letztendlich ist allerdings immer die Frage nach der Ursache entscheidend - auch hier kann nur der Urologe helfen. Grundsätzlich kann eine vergrößerte Prostata dafür sorgen, das man Nachts öfter raus muss und verstärkten Harndrang hat. Wenn das der Fall ist, dann wird i.d.R. Tamsulosin verschrieben und das funktioniert normaler weise auch recht gut. Allerdings kann es auch noch viele andere Ursachen geben. Wenn der Harndrang mit Tamsulosin nicht besser wird und man nicht besser Wasserlassen kann sollte man weiter suchen. Aus diesem Grund sollte vor einer Operation auch immer einer Urodynamische Untersuchung stattfinden um zu sehen ob eine OP geeignet ist das Problem zu lösen oder ob es möglicher weise noch andere Probleme/Ursachen gibt.

Sonst sind halt die üblichen Dinge zu beachten:

1) Genügen trinken (zu wenig trinken verursacht Harndrang)
2) Kaffee, und dehydrierende und stark säure / kohlensäurehaltige Getränke vermeiden
3) Scharfe Speisen vermeiden

viele Grüße
Michael

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06 Sep 2023 17:21 #4 von SaM
Hallo Matti,

vielen Dank für deine sehr umfangreichen Ausführungen.

Ich werde hier direkt versuchen einige deiner Vorschläge zu berücksichtigen.

Und selbstverständlich sollten Medikamenten Anpassungen nur mit Rücksprache des behandelnen Arztes vorgenommen werden.

Grüße SaM

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06 Sep 2023 17:45 #5 von SaM
Hallo Michael,

auch dir vielen Dank für deine Antwort und Ergänzungen.

Also bei den jeweils behandelnden Urologen gab es keine wirkliche Diagnostik, also die Prostata wurde nicht ertastet und auch nicht rektal geschallt.

Es gab jeweils ein 5 minutiges Gespräch eine kurze Ultraschalluntersucherung der Blase. Dann gab es den Verdacht der abakteriellen Prostatitis und dann habe ich ohne weitere Erläuterungen die Medikamente verschrieben bekommen. Auf die eventl. anfallenden Nebenwirkungen angesprochen, wurde mir nur geantwortet, dass die Mittel sehr gut verträglich sind. Den nächsten Termin habe ich dann im Januar 2024.

Es wurde z.B. nicht erwähnt, dass man ggf. Erektionsprobleme, retrograde Ejakulationen, Libidoverlust, etc. bekommen kann und dies in einzelnen Fällen auch nach Wochen bzw. Monaten nicht zurückgeht. Diese möglichen Nebenwirkungen sollten einem Mann im mittleren Alter schon auch mitgeteilt werden und gemeinsam beraten werden, ob es andere Optionen gibt.

Bitte nicht falsch verstehen sicherlich helfen die Medikamente gut und ich will auch niemanden verunsichern, aber ich will auch ungern eine Baustelle gegen eine andere austauschen bzw. auf zwei erweitern.

Ich habe das Tamsulosin probiert und festgestellt, dass es mir nicht gut tut und es dann mit dem Arzt besprochen.

Grüße SaM

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06 Sep 2023 19:06 - 06 Sep 2023 19:08 #6 von MichaelDah
Hallo Sam,

kurz noch zu dem was du gerade geschrieben hast:

Ultraschall:
Um eine vergrößerte Prostata zu vermessen benötigt man keinen rektalen 3D Ultraschall - der ist nur bei spezielle Fragestellungen hilfreich. Standard ist DRU + normaler Ultraschall.

Das Thema Nebenwirkung:
Das hätte man schon ansprechen sollen - wenigstens die retrograde Ejakulation ist ein typischer Nebeneffekt von Tamsulosin und zeigt das dieses Medikament funktioniert…

Das Problem ist halt das es keine wirkliche guten Alternativen gibt. Zu den ganzen Naturpräparaten gibt es keine belastbare Studienlage und wer böse ist könnte sagen die maximale Wirksamkeit liegt in der Gewinnsteigerung beim Hersteller. Ich meine steirische Kürbiskerne sind lecker - von daher währe die Variante noch mit Genuss verbunden wenn man sie nicht in der Pille sondern in der Tüte kauft und vielleicht noch röstet. Gleiches gilt für einige Teesorten.

Meine Empfehlung währe es noch mal mit dem Blasentraining zu versuchen und das Beckenbodentraining weiter zu machen. Zum Thema Anspannen / Entspannen: Ist beides wichtig. Anspannen, 10 Sekunden halten mindestens 10 Sekunden entspannen. Das ganze mindesten 10 mal wiederholen und mehrmals täglich machen. Wenn man das locker schafft kann man natürlich die Zeiten erhöhen (Achtung - beide Zeiten - sowohl die Anspannungs- als auch die Entspannungsphase). Das funktioniert genau wie im beim Gerätetraining im Fitness Center - die Gewichte sind in dem Fall die Zeit die du drauf packst. Die zyklischen Pausen sind da beim Muskeltraining übrigens genau so wichtig (das verrät einem bloss selten einer…)

viele Grüße
Michael

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07 Sep 2023 21:43 - 07 Sep 2023 22:14 #7 von SaM
Hallo Michal,

danke für die sehr guten Erklärungen zu den Untersuchungen und deinen Erläuterungen zum Tamsulosin und den Naturpräparaten.

Ich nehme aktuell Pollstimol (verschiedene Pollenextrakte) und esse regelmäßig steierische Kürbiskerne zum Müsli oder einen gehäuften Esslöffel ohne Zusätze. Bei den anderen Präperaten mit Sägepalmen- oder Brennnesselwurzelextrakt muss ich aufgrund der Marcumareinnahme wieder auf Wechselwirkungen achten. Mein Hausarzt hat mir eine Anekdote erzählt, dass sein Vater auch Probleme im Bereich der Prostata gehabt hatte und er einer Behandlung durch Zuführung von Schattelhalmtees oder Aufgüssen vorbeugte.

Ansonsten hatte ich zwei Blöcke à 6 Einheiten Physiotherapie, wo mir auch die Anspann- und Entspannübungen beigebracht worden. Hier hatte ich aber festgestellt, dass die Anspannungen zu noch mehr Schmerzen im Beckenboden führten und habe dann noch Strecht-Übungen aus dem CPPS-Bereich (s. Youtube) mit der Physiotherapeutin besprochen und gezeigt und Sie hat es für gut befunden. Darüber hinaus gehe ich jetzt 1x die Woche zum Pilates.

Grüße SaM

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