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Drastischer Muskelabbau in kurzer Zeit: Wie gehe ich dagegen an?

28 Dez 2023 11:05 - 28 Dez 2023 11:08 #1 von matti
Guten Tag,

ich möchte heute ein Thema ansprechen, das zwar nicht direkt mit Inkontinenz zu tun hat, aber im Kontext meiner Grunderkrankung steht und mich zunehmend einschränkt.

Seit Jahrzehnten bin ich auf einen Rollstuhl angewiesen. Dank meines natürlichen eher muskulösen Körperbaus (hinter viel Schokolade, verborgen) konnte ich über die Jahre hinweg meine Gesäßmuskeln ausreichend trainieren, um nicht direkt auf den Knochen zu sitzen. Natürlich haben diese Muskeln im Laufe der Zeit abgenommen und in den letzten zwei bis drei Jahren ist dieser Verlust immer deutlicher geworden.

Nun habe ich allerdings festgestellt (eigentlich handelt es sich hierbei um eine Tatsache und kein bloßes Gefühl), dass der Muskelabbau innerhalb weniger Monate drastischer voranschreitet als in den zwanzig Jahren zuvor.

Dies führt beim Sitzen zu erheblichen Beschwerden und auch meine Hüfte bereitet mir starke Schmerzen.
Ich vermute, dass ich mich in einem Teufelskreis aus Schmerzen, Schon- und Fehlhaltungen befinde, was wiederum dazu führt, dass der Muskelabbau beschleunigt wird.
Inzwischen schaffe ich es noch nicht einmal mehr eigenständig meine Socken an- oder auszuziehen oder mein Bein so zu positionieren, um diesen Vorgang erleichtern würde.

Kurzer Hintergrund: Seit über 30 Jahren habe ich Multiple Sklerose, bin nun 51 Jahre alt, etwas faul in Bezug auf Sport und Bewegung und übergewichtig.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass die langjährige Krankheit ihre Spuren hinterlassen hat. Vielleicht ist es für mich vor allem eine Frage der Akzeptanz, die mich beschäftigt. Allerdings möchte ich nicht einfach nur akzeptieren, sondern versuchen, dem entgegenzuwirken und aktiv dagegen anzugehen.
Es erstaunt mich sehr, warum plötzlich ein so drastischer Muskelabbau stattfindet. Liegt dies wirklich primär am Alter?

Ich absolviere zweimal pro Woche jeweils eine Stunde Physiotherapie. Jedoch kann ich mich nicht mehr aktiv bewegen (Beine) und die Physiotherapeutin erklärt, dass man durch passive Bewegungen zwar einer Versteifung und Unbeweglichkeit entgegenwirken kann, aber nur durch aktive Bewegung einem Muskelabbau vorbeugen kann. Leider ist mir diese Möglichkeit jedoch verwehrt.

Habt ihr persönlich ähnliche Erfahrungen gemacht? Und vor allem: Ist es jemandem gelungen diese Situation zu verbessern?
Diese Situation schränkt mich sehr stark ein und macht mich von anderen Menschen abhängiger.

Wärme und Schwimmbadbesuche haben zumindest den Schmerz in der Hüfte gelindert.

Gruß
Matti

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28 Dez 2023 15:14 #2 von martinK
Hallo Matti

Es tut mir leid zu lesen, dass Du solche Probleme mit der Hüfte hast und den Muskelschwund spürst. Mit dem Alter wird der Muskelabbau aufgrund von mangelnder Bewegung immer stärker; das spüre ich auch ohne Bewegungseinschränkung. Was Du erlebst, scheint allerdings krass zu sein. Warst Du damit schon in ärztlicher Behandlung?

Ich war früher als Leistungssportler während einer längeren Zeit verletzt und ging in die Physio, wo meine Muskeln mittels Elektrostimulation wieder aufgebaut wurden. Ich habe nun gegoogelt, ob dies auch bei Paraplegikern angewendet wird:

www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4749008/

So etwas müsste aber auf alle Fälle unter Anleitung gemacht werden. Möglicherweise kann Dir ein Sportarzt, der sich auf Parasport spezialisiert hat oder eine Rehaklinik weiterhelfen.

Eine andere Möglichkeit könnte sein, dass die Physiotherapeutin Dir hilft, bestimmte Positionen einzunehmen, welche die Muskeln beanspruchen, ohne dass eine Bewegung erfolgt. z.B. sich auf den Rücken legen, die Beine anwinkeln, so dass die Knie nach oben zeigen, und die Unterschenkel über die Fersen am Boden abgestützt sind. Dann den Po vom Boden hochheben und in dieser Position verharren. Diese Übung mache ich jeden Morgen und spüre, wie dadurch die Gesässmuskulatur gestärkt wird. Vermutlich kannst Du wegen deiner Einschränkung in den Beinen diese Übung nicht allein durchführen, aber wenn Dir die Physiotherapeutin dabei hilft, könnte es klappen (Bilder siehe Anhang).

Ernährungstechnisch steht die Einnahme von Eiweiss im Vordergrund. falls Du das nicht schon machst, könnte es sich lohnen, sich diesbezüglich beraten zu lassen. Aber etwas Schokolade von Zeit zu Zeit muss sein!

Ich wünsche Dir alles Gute, herzliche Grüsse

Martin

Anhang:
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28 Dez 2023 15:17 #3 von MichaelDah
Hallo Matti,

also das sich Muskeln - ohne das man etwas geändert hat - in kurzer Zeit schnell abbauen ist nicht normal - da solltest du auf Ursachensuche gehen - mögliche verdächtige währen die Bauchspeicheldrüse, der Magendarm Trakt oder eine Ernährungsumstellung. Um Muskelmasse aufzubauen und zu erhalten braucht der Körper Eiweiß. Das muss er aber auch abbauen und verarbeiten können. Die Verarbeitung geschieht über Enzyme die in der Magenwand und in der Bauchspeicheldrüse produziert werden. Wenn da etwas nicht in Ordnung ist kann das so einen Effekt haben.

Das Eiweiß alleine reicht allerdings ohne Bewegung tatsächlich nicht aus - denn ohne Bewegung setzt es der Körper leider nicht in Muskelmasse um. Passives Bewegen reicht da nicht - da hat der PT im Prinzip schon recht.

Das bedeutet allerdings nicht das du bei einer Lähmung keine gelähmten Muskeln trainieren kannst. Du kannst die Muskeln auch über Strom ansteuern - das ist das was sich hinter Tens Training das noch alle möglichen anderen Namen hat verbirgt. Gerade Arm, Schulter und Beinmuskeln lassen sich damit recht gut stimmulieren. Bei den Gesäßemuskeln dürfte das auch funktionieren - allerdings hab ich das noch nie ausprobiert.

Die anderen Sachen weiß du ja selber - das Wohlstandsgewölbe sollte halt irgendwie verkleinert werden. Mit der Faulheit kämpfe ich auch aber ich hab da möglicherweise den „Vorteil“ das sich Untätigkeit spätestens nach ein paar Wochen mit üblen Rückenschmerzen rächt - und das motiviert dann doch etwas…

Ich würde mit dem PT mal überlegen was man noch aktiv trainieren kann und wo es über Tens Sinn macht. Ich weiß ja nicht ab wo die Lähmung bei dir losgeht - aber vielleicht geht es ja noch die Bauch und Rückenmuskulatur zu trainieren. Ich hatte gerade selber wieder eine Weile Rehasport und das Gerätetraining hat mir da ziemlich geholfen. Das macht immer dann Sinn wenn bestimmte Muskelgruppen nicht stark genug sind um sie mit dem Eigengewicht zu trainieren. Später - wenn man die Muskeln wieder aufgebaut hat kann man mit dem Eigengewicht zuhause weiter trainieren in sie „in Schuß“ halten.

Das blöde ist halt, das es für dich vermutlich nicht in einem „normalen“ Fitnesscenter geht weil du vermutlich zum Teil spezielle Reha Geräte brauchst die passende Haltevorrichtung haben und vieleicht auch jemanden der einem ggf. beim umsetzen hilft. Von daher währe mein Tipp das über die RV zu versuchen. Die haben das bei mir auch bezahlt.

Sonst würde ich auf jeden Fall zeitnah mal ein erweitertes Blutbild machen lassen und die Plasmaproteine sowie die Bauchspeicheldrüsen Marker + CRP und CEA und CA19-9 checken lassen.

Viele Grüße
Michael
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28 Dez 2023 15:53 - 28 Dez 2023 16:04 #4 von matti
Ihr Lieben,

ich hatte genau solche Punkte erhofft, die von euch genannt wurden. Besonders interessant finde ich das Thema der Elektrostimulation und einen evtl. Zusammenhang einer Verbindung mit der Bauchspeicheldrüse.

Obwohl ich im Leben schon viel ausprobiert habe, auch Elektrostimulation (wenn auch zu einem anderen Zweck), muss man erst einmal (wieder) darauf kommen und einen Zusammenhang herstellen können.

Da ich Diabetes habe, halte ich den Hinweis auf die Funktion der Bauchspeicheldrüse für besonders spannend. Normalerweise bin ich sehr diszipliniert und halte meinen Langzeitwert seit Jahren gut unter Kontrolle. Das vergangene Jahr war jedoch in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung für mich, weshalb es mir nicht immer gelungen ist, bewusst mit meinem Diabetes umzugehen.

Es gibt noch weitere Aspekte, bei denen ich festgestellt habe, dass die Leistungsfähigkeit rapide abgenommen hat. Erst durch den direkten Vergleich (etwa Umzug vor sechs Jahren und in diesem Jahr), also ähnlicher bzw. vergleichbaer Belastungen und Herausforderungen, wurde mir dies besonders deutlich. Im Alltag geschieht dies eher schleichend und man bemerkt es nicht so stark wie im direkten Vergleich. Der direkte Vergleich war teilweise erschreckend und lag mitunter nur noch bei 10% von dem, was zuvor ging. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies ziemlich seltsam klingt, dass man dies im Alltag nicht sofort bzw. stark bemerkt.

In meiner Jugend betrieb ich Bodybuilding und daher kenne ich den Umgang mit Eiweiß durchaus gut. Manchmal sieht man aber vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr klar. Auch dies werde ich noch abklären lassen.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erkenne ich einen Zusammenhang zu den Maßnahmen und Einschränkungen während der Corona-Zeit. Obwohl ich bisher keine bewusste Infektion hatte, waren auch bei mir die üblichen Aktivitäten eingeschränkt. Bis heute fällt es mir schwer, einige Dinge wieder aufzugreifen. Zum Beispiel habe ich jahrelang Ninjutsu praktiziert (eine japanische Kampfkunst), aber durch Corona wurde dies leider eingestellt. Sicherlich ein Aspekt, der dem Erhalt meiner Muskeln förderlich war.

Insgesamt haben Eure beiden Beiträge viele Denkanstöße gegeben. Herzlichen Dank dafür.

Gruß
Matti

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29 Dez 2023 11:43 #5 von martinK
Hallo Matti

Es freut mich, dass die Inputs Dir weiterhelfen. Wir Menschen sind ja sehr anpassungsfähig und merken deshalb kleine Veränderungen oft sehr spät. Auch ich habe während Corona mich weniger bewegt und merkte meine körperliche Verschlechterung erst, als ich beim Treppensteigen nach Luft schnappte und mein Körper sich auch nach kleinen Anstrengungen wie ein Kartoffelsack anfühlte. Ein Teil dazu hat aber auch meine Polyneuropathie beigetragen, die sich auch auf meinen Kreislauf auswirkt. Seit ich wieder viel mehr trainiere und die Immuglobulintherapie durchführe, geht es mir körperlich viel besser.

Ich wünsche Dir sehr, dass Du Wege findest, um Dich wieder kräftiger zu fühlen und vor allem keine Schmerzen mehr hast. Wie Du geschrieben hast, ist es ein Teufelskreislauf: Mit Schmerzen mag/kann man sich nicht bewegen und wenn man sich nicht bewegt, nehmen die Schmerzen und Limitation zu. Aus diesem Grund ist es übrigens für mich sehr wichtig, dass die Behandlungsmöglichkeiten meiner Inkontinenz kompatibel sind mit den Sportarten, die ich gerne ausübe.

Herzliche Grüsse
Martin

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