Hallo ihr,
mein Mann leidet (na ja, eigentlich die ganze Familie) seit vielen Jahren an Multipler Sklerose. Blasenprobleme sorgten schon immer für Stress, was teilweise dafür sorgte, dass er kaum mehr aus dem Haus gehen wollte. Nun geht es ihm seit einigen Wochen noch schlechter, die Blase natürlich führend. D. h. auf Toilette schafft er es nicht mehr, zeit- und kräftemäßig und das Wort "Pflegefall" nimmt mehr Raum ein. Eine große Hilfe ist uns das Urinalkondom, verleiht wieder Lebensqualität und vor allem Schlaf. Ich habe aber den Eindruck, dass die Blase seitdem noch schlechter wird. Als Angehörige leide ich auch mit und hab mich angemeldet hier, weil ich mir durch eure Erfahrungen Wissen und Hilfe erhoffe, das ich dann auch weiter geben und umsetzen kann.
Bin neugierig auf alles Hilfreiche.
Gruß
Emma

Hallo und guten Morgen, Emma,

hier sind etliche Betroffene mit gleichem Problem, da werden Dir die Fragen sicherlich beantwortet.

Daß das Kondom-Urinal zum schlechteren Blasenverhalten führen soll, kann ich mir keinesfalls vorstellen.
Ich verwende seit sieben Jahren diese Urinale und habe keinerlei Verschlechterung feststellen können.....
Es ist ja nicht wie bei einem Dauerkatheter, bei welchem sich die Blase nicht mehr füllt und sie daher schrumpfen kann.
Bei einem Kondom-Urinal muss trotzdem willendlich der Harn abgegeben werden, ausser, man hat keine Macht mehr über den Schließmuskel.
Aber auch dann ist das Kondom-Urinal ganz sicher die bessere Lösung.
Falls Dein Mann aber gar keine Macht mehr über den Schließmuskel hat, wird die Verschlechterung wahrscheinlich auf diese Schrumpfung der Blase zurückzuführen sein.
Hier wäre eine entsprechende Untersuchung angeraten, denn am Kondom wird dies nicht liegen.....

Gruß
Eck hard

Vielen Dank Eckhard für die schnelle Begrüßung und dein Feedback.
Es beruhigt mich sehr, wenn du von deiner langen Zeit berichtest mit dem Kondom-Urinal und ohne Folgeschäden o.a..
Ich habe immer Angst, dass das der Haut schaden könnte und es dann irreversibel ist. Kannst du mir berichten, wie man das zeitliche Tragen koordinieren sollte, damit die Haut nicht Schaden leidet.
Heute wurde uns von ärztlicher Seite eine Blasenentzündung bestätigt. Deshalb der schlechte Allgemeinzustand. Nun hoffen wir, dass das Antibiotikum bald greift und es besser wird.
Ich bin sehr dankbar, eure Seite und das Forum gefunden zu haben. So ist man nicht mehr so alleine mit seinen Fragen und Ängsten. Danke!
Gruß
Emma

Hallo Emma,
Wie Eckhard schon schreibt hängt die ganze Problematik mit Sicherheit nicht mit den Kondomurinalen zusammen. Ich benutze seit 20 Jahren Kondomurinale und habe noch nie Probleme mit der Haut gehabt. Seitdem ich letztes Jahr angefangen habe mit ISK benutze ich die Kondomurinale nur noch sehr wenig.
Die Problematik, das Haus nicht mehr zu verlassen wegen der ganzen Blasenstörung ist mir nicht neu, aber wenn ich per ISK die Blase leere und weiß dann das mindestens die nächsten 4-5 Stunden Ruhe ist, dann geht man mit einem viel besseren Gefühl vor die Haustüre. Vielleicht solltet ihr mal über das Selbstkatheterisieren mit einem Urolgen sprechen. Vorteil: Blase wird leer, kein Restharn, weniger Infekte und es ist sehr einfach und schmerzfrei in der Handhabung. Und den Urologen auch noch drauf ansprechen, wegen eines Medikamentes, wie Emselex oder Spasmex, diese Medikamente beruhigen die Blase man hat nicht ständig das Gefühl zu müssen. Bei mir bewirkt Emselex das ich nicht schon bei der geringsten Menge Druck verspühre, sondern das Füllungsvolumen hat sich von ca. 200 ml auf 500 ml erhöht.

Grüße Achim

Mahlzeit, Achim,

danke, ein sehr guter Beitrag.

@Emma
Achim hat recht.
Versucht es mal mit dem ISK.
Lasst euch unterschiedliche Ausführungen zukommen, ( Sanitätshaus ), und probiert aus, welcher Katheter sich eignet.
Da gibt es in der Form, besonders in der Beschaffenheit der Katheterspitze, doch erhebliche Unterschiede

Falls ihr das Kondom-Urinal verwenden wollt, dann am besten das "Selbstklebende".
Dieses ist vom Handling her gewiss das einfachste und hat einen sehr hautfreundlichen Kleber.

Gruß
und schönes Wochenende wünscht
Eck hard

Hallo!

...zu Eckhards Rat noch die kleine Ergänzung: Es existieren nicht nur unterschiedliche Kathetersorten (hydrophil oder gelbeschichtet) und Katheterköpfe (Tiemann [= leicht nach oben gebogen, i.R. für Männer], Nelaton [= gerade]), sondern auch welche ohne und welche mit Einführhilfe, die es beim Mann erleichtert, den Katheter punktgenau an die Harnröhrenmündung zu bekommen. Dies kann sehr hilfreich und wichtig sein, wenn ein motorisches Defizit vorliegt.

Beste Grüße,
Sebald

Danke euch für eure Ratschläge und Erfahrungen.
Mein Mann hat motorische Probleme in den Händen und Fingern, sodass ich mich kümmern und machen muss.
Er hat seit einigen Wochen ein Coloplast-optima-Kondomurinal und wir sind sehr zufrieden. Leider ging es heute Nacht ab und da er durch erhöhte Temperatur gelähmt ist, blieb er auf der Couch, die nun versaut ist. Es ist echt schwer für mich, das alles zu "stämmen" in so einer Phase. Umso dankbarer sind wir um diese Ableitungsmöglichkeit. Ich weiß gar nicht, wie ich es sonst hin kriegen würde. Es ist ein Glück, dass es so ein Hilfsmittel gibt. Ein Hoch auf den Erfinder
Nun ist für mich immer noch nicht klar und z. Zt. wäre es wichtig, das zu wissen:
Die schlimmste Zeit war, wenn ich das UK runter gemacht hatte und er ständig musste, jedoch nicht einmal sitzen kann geschweigedenn die Beine durch die Spastiken auseinander bringt. Er ist wie ein schwerer nasser Sack. Die Einlagen, die wir hatten, reichten meist nicht und ich musste ihn dann umziehen, was echt schwer war. Ich habe echt Horror vor solchen Situationen und bin total überfordert und mein Rücken tut weh.
Am liebsten würden wir das UK ständig dran lassen wegen solcher Situationen. Aber wir haben halt Angst, dass dann die Haut kaputt geht und leidet. Und so hatten wir bis jetzt immer Pausen ohne, die der blanke Horror waren und vor denen ich mich echt fürchte.
Also bitte helft mir mit Antwort auf die Frage, ob es möglich ist, ohne Pausen das UK zu tragen?
Vielen Dank für eure Hilfe.
Gruß
Emma

Hallo Emma,

wie sagt man so schön, der Selbstversuch macht klug. Allerdings ist von einem Selbstversuch beim Thema Selbstkatheterismus dringend abzuraten! Zunächst gehört erst einmal ärztlich abgeklärt, ob keine Kontraindikationen für den Selbstkatheterismus vorliegen. Sollte nichts dagegen sprechen gehört eine ordenliche Produktvorstellung genauso wie eine Fachberatung bei der Anwendung unbedingt dazu. Hier empfehlen sich Homecare Unternehmen. Diese kommen Nachause und beraten bei allen Fragen zum Selbstkatheterismus. Sie zeigen und üben mit dem Betroffenen und gegebenfalls mit den Angehörigen die Anwendung. Also bitte auf gar keinen Fall auf eigene Faust Katheter besorgen und dann "experimentieren".
In einigen Kliniken gibt es auch speziell ausgebildete Krankenschwestern oder Pfleger, sogenannte MS-Schwestern bzw. MS-Pfleger. Auch diese betreuen in der Regel zuhause.

Zu deiner Frage: Grundsätzlich ist es möglich dauerhaft ein Kondomurinal zu tragen. Die meisten Hersteller geben eine Tragezeit von 24 Stunden für einen Wechsel an. Wichtig: Keine fettigen Salben oder Cremes verwenden. Vorsichtig das Kondom lösen, evtl. mit warmen klaren Wasser.

Generell zum Thema Multiple Sklerose. Lese dir doch einmal diesen Artikel durch: http://www.netdoktor.at/health_center/m ... oerige.htm

Ich weiss nicht, ob ihr schon einmal eine Selbsthilfegruppe besucht habt. Ich würde dringend dazu raten. Am besten ist eine Selbsthilfegruppe die auch die Angehörigen mit einbezieht.

Gruss

Matti

Danke Matti für deine schnelle Antwort.
Wir leben schon 17 Jahre mit der MS, sind seitdem in einer Gruppe mit vielen guten Gesprächen, Aktivitäten, Reisen usw.., also gut aufgehoben.
Mein Mann ist bereits austherapiert, d. h. alles was es gibt, bekam er. Wir hatten viele gute Jahre und viele Krisenzeiten, eine große tolle Familie, die zusammen hält und alles trägt. Zur Zeit haut ihn halt die Entzündung runter. Es wird sicher wieder besser, auch wenn wieder etwas zurück bleibt erfahrungsgemäß. Es is halt eine Sch... krankheit, und sie ist ein Teil von uns.
Danke dir auf meine konkrete Antwort wegen der Tragedauer. Katheter will mein Mann jetzt noch auf keinen Fall, zumal wir so ja einigermaßen zurecht kommen.
Wir hatten vor kurzem einen wunderbaren Urlaub in den Bergen. Die Bergtouren in der Sonne hatten dann am Ende einen Hitzschlag zur Folge mit hohem Fieber und gleich danach dann die Blasenentzündung. - Im Großen und Ganzen geben wir die Hoffnung nie auf, machen aus dem, was wir haben (und das ist sehr viel) das Beste, auch wenn man sich Stück für Stück verabschiedet, immer wieder von Dingen, die man tun konnte und morgen nicht mehr. Ein ständiges Abschied-Nehmen = Trauerarbeit = Durch = es geht wieder bergauf und wir leben, so es geht.
Ich bin auch seit langem in einem Angehörigenforum und erhielt dort sehr viel, konnte aber auch viel geben. Es ist gut, dass es Internet gibt, auch wenn es oft verteufelt wird. Hat halt alles seine Vor- und Nachteile.
Ich wünsche euch noch alles Gute.
Danke
Emma

Hallo Emma,

erstmal: der ergänzende Hinweis von Matti ist wichtig und steht daher zurecht zweifarbig. Wenn man selber mit einer Sache - hier ISK - umzugehen gelernt hat, vergißt man schnell, wie mühsam die Anfänge waren. Und da geht es ohne eine Beratung nicht ab. Auch zwischendrin ist die immer wieder zur Korrektur mal hilfreich. Aber der ISK spielt als Überlegung ja erstmal keine Rolle. Ist auch völlig okay.

Was mir nicht ganz klar ist, ist die Länge der Pausen, die ihr derzeit zwischen den einzelnen UKs einlegt. Handelt es sich da um einen Tag, oder um wenige Stunden? Oder wie handhabt ihr das? - Sehe ich auch richtig, daß sich die Blasenprobleme mit diesem neuen Schub verschärft haben, womöglich aber auch wieder zurück gehen könnten?

Beste Grüße,
Sebald