Wenn der Kult um Apples Ipod in die Hose geht

Was ist der Ipod nicht so alles? Ein nettes Spielzeug, viel zu teuer, mit einer schrecklichen Software verbandelt, ein Gerät für Poser, ein Lifestyle-Produkt oder ein soziales Problem? Oder gar die Erregung öffentlichen Ärgernisses? Letzteres, dürfte bald die Antwort lauten – und das nicht wegen zu lauter Musikwiedergabe in der U-Bahn oder ungehemmtem Porno-Videogenuss.

"Das Handy", so ein gängiger Witz, "ist das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, bei dem Männer darum streiten, wer von ihnen das kleinste hat". Doch das Handy ist längst nicht mehr cool und Schnee von gestern, schließlich werden MP3-Spieler auch immer kleiner: Waren, abgesehen von Flashspeicher-Modellen, die anfangs nur 10 Titel speichern konnten, MP3-Spieler zunächst noch modifizierte CD-Spieler ("Discman"), so führte der Ipod mit seiner Mini-Festplatte als Datenspeicher zu wesentlich handlicheren und dennoch hochkapazitiven Lösungen und das Lifestyle-Marketing dazu, dass die Käufer den hohen Preis ignorierten, für den man eigentlich auch bereits ausgewachsene Stereoanlagen bekommt.

Neben dem Video-Ipod, der zwangsweise wieder etwas größer geworden ist, damit der Besitzer darauf alle wesentlichen Details gut erkennen kann, versuchen andere Bauformen wie Ipod nano und Ipod shuffle ohne Rücksicht auf Bedienbarkeits-Verluste immer kleiner zu werden. Damit werden sie durchaus hosentaschentauglich und Levis hat nun mit der Redwire DLX Jeans die erste in die Jeans integrierte Ipod-Fernsteuerung herausgebracht – ausgerechnet ein Joystick, der in der Hosentasche versteckt wird.

So mancher befürchtet allerdings, dass der Griff in die Hosentasche, um den dort untergebrachten Freudenknüppel mit den Ipod-typischen kreisenden Fingerbewegungen für die Lautstärkeeinstellung zu bedienen oder dem hektischen Durchklicken durch die Musiksammlung, um der Umgebungssituation angepasste Musik einzustellen, von uneingeweihten Beobachtern als eine ganz gewöhnliche Runde Taschenbillard missverstanden werden könnte.


Natürlich ist auch für den Ipod selbst und sogar für die Ohrhörer ein spezieller Einschub vorgesehen. Verbunden wird alles mit einem roten Draht – sicher nur ein Marketingirrtum, schließlich sind beim Ipod doch weiße Strippen angesagt, während der rote Draht üblicherweise in Hollywood-Filmen in dem Moment durchgezwickt wird, wenn die ebenfalls rote, herunterzählende Digitalanzeige "00:00:02" erreicht. Außerdem weist Levis ausdrücklich darauf hin, dass die Jeans nur mit entnommenem Ipod waschbar ist – und auch Menschen mit Blasenschwäche ist von der vollelektronischen Jeans abzuraten.

Das ist natürlich unnötig verschenkter Marktanteil – und außerdem, was hat der Poser denn von einem Ipod, den niemand sehen kann oder wenn die Ipod-Jeans farblich gerade nicht zum Sakko passt? Also kein Versteckspiel mehr mit dem Wertvollsten, was der moderne Mann immer dabei hat, dachte sich das Unternehmen Product M und konstruierte einen Gürtel mit eingebauter Ipod-Halterung, den "Tunebuckle". Ähnlich den auch damals schon albernen Handy-Bereitschaftshalterungen, die Pistolenhalftern abgeguckt waren, nur diesmal ganz konsequent: der kleine Schatz von Apple wird nicht schnöde an die Seite des Gürtels geschnallt, sondern kommt vorne in die Gürtelschnalle. Wenn ein Mann im Park beim Spaziergang mit seiner neuen Flamme nun also plötzlich den Mantel öffnet und den Pullover hoch rollt, dann will er ihr nur seinen Ipod zeigen…

Knapp 50 Dollar soll dieses merkwürdige Mode-Accessoire kosten und als ob es nicht schon so lächerlich genug wäre, ist die Anschaffung eine echte Bauch-Entscheidung, denn der Gürtel wird unter dem Begriff "Waist Management" (= Taillen-Verwaltung, deutlicher gesagt: Wampen-Management) angeboten, was rein akustisch zudem sehr nahe an "Waste Management" liegt – der Müllabfuhr. Wer einen kleinen Ipod hat, braucht für den Spott also nicht mehr zu sorgen und sollte bei der Vorführung gefälligst den Bauch einziehen.