In diesem Jahr haben wir – seit Beginn meiner Inkontinenz vor inzwischen rund 3 Jahren – zum ersten Mal wieder eine gemeinsame Reise mit unserer Familie unternommen!
Mein Mann und ich sind dazu unter anderem durch die vielen positiven Berichte in diesem Forum ermuntert und ermutigt worden!
Allerdings haben wir uns nicht an eine Fern-/ Flugreise getraut. Wir wollten im deutschsprachigen Raum bleiben, weil ich dachte, dass ich dort im Notfall relativ problemlos einem Arzt verständlich machen könnte, welche Probleme bezogen auf Inkontinenz und Blasenentleerungsstörungen bei mir bestehen.
Also haben wir die schon von den Kindern lang erträumte, mehrtägige Radwanderung in Angriff genommen!
Wir sind 5 Tage lang entlang der Donau von Passau nach Linz geradelt.
Und ich habe mir gedacht, ich könnte heute auch mal einen Reisebericht beisteuern.
Vorweg noch zur Erklärung:
Da es für uns die erste Tour dieser Art war, haben wir uns Profi-Unterstützung bei der Vorbereitung und Planung der Reise geholt. Es war dann so, dass wir für unsere Kids eigene Fahrräder mitgenommen haben und mein Mann und ich mit Leihfahrrädern gestartet sind. Dabei muss ich zugeben, dass ich den Luxus eines E-Bikes genossen habe, weil ich mir vor gut 5 Wochen bei einem Treppensturz einen Fuß derbe geprellt und verletzt habe und wir hofften, dass ich dann mit größtmöglicher (elektrischer) Unterstützung beim Treten eher mit der Familie mithalten könnte. Eigentlich wäre das bei unserer Reiseroute aber nicht notwendig gewesen…
Wir übernachteten jede Nacht in einer anderen Pension bzw. in kleinen Hotels, wo wir Halbpension gebucht hatten. Unser Gepäck wurde von einer Spedition täglich von Unterkunft zu Unterkunft transportiert. Wir hatten dann nur ein wenig Proviant und Wechsel-Klamotten sowie Regenschutz und Erste-Hilfe-Ausrüstung am Rad. Na ja, und ich eben dann noch zusätzlich mein Zubehör für den Katheter und dessen Pflege und ein Paket Inko-Pants, feuchte Tücher und Desinfektionsmittel sowie zur Sicherheit den vom Urologen ausgefüllten Hilfsmittel-Ausweis…
Wir starteten unsere Tour in Passau, wo wir die erste Nacht nach unserer Anreise verbrachten.
Am nächsten Morgen ging es dann zunächst mit dem Kristallschiff von Passau nach Kasten auf (!) der Donau. Wir waren in Passau in strömendem Regen gestartet und als wir auf dem Weg nach Österreich waren, klarte das Wetter zunehmend auf. Mit halbwegs trockener Kleidung verließen wir das Schiff - und ab dann brauchten wir keine Regenkleidung mehr für den Rest unserer Tour! Dem Wettergott sei’s gedankt!
Von Kasten aus fuhren wir dann mit den Rädern donauabwärts vorbei am Donaukraftwerk Jochenstein in Richtung Engelhartszell. Unsere erste Station war für uns der Gasthof Draxler in Niederanna/ Wesenufer mit österreichischer, bodenständiger Küche.
Nach einem üppigen Frühstück fuhren wir gut gestärkt morgens der berühmten Schlögener Schlinge entgegen. In Obermühl-Kobling setzten wir über mit der Donaufähre zum Gasthof Aumüller in Obermühl, wo wir ein Abendessen mit super-leckeren Donau-Fischgerichten erhielten.
Am nächsten Morgen ging es erst wieder per Fähre auf die andere Seite der Donau und dann nach Aschach/ Eferding. Dort wurden wir erwartet im Gasthof „Sonne“ . Wir besichtigten das malerische Aschach an der Donau, lernten im Schopper- und Fischermuseum viel Neues über den Schiffbau der Donau-Lastschiffe zu früheren Zeiten. Unsere Kinder vertieften u.a. ihr Wissen und ihre Kenntnisse über die Donau-Fische und deren Artenvielfalt, und wir schauten einem Glasbläser bei der Arbeit zu.
Nach dem Frühstück verließen wir Aschach und fuhren auf der letzten Tagesetappe der Stadt Linz entgegen. In Ottensheim legten wir noch einen Stopp ein: Dort wird in Kürze die WM der Ruderer ausgetragen und wir konnten Sportlern beim Trainieren auf der alten Regatta-Strecke und Handwerkern beim Aufbau der Zuschauertribünen zuschauen.
In Linz hatten wir noch ein bisschen Zeit fürs Sight-Seeing. Am nächsten Morgen traten wir nach einer Übernachtung im ParkInn Hotel den Heimweg zunächst in Richtung Passau per Bahn an. Anschließend ging es dann weiter heimwärts ins Münsterland.
Die Radwege in Österreich entlang der Donau waren fast ausschließlich sehr gut ausgebaut und asphaltiert. Man hat sich dort ausgesprochen auf Radtouristen und Radwanderer eingestellt. Uns begegneten sehr viele Familien auf Rädern: Auch jüngere Kinder können die Strecke gut fahren.
Und ich kam mit der niedrigsten Unterstützungsstufe des E-Bikes absolut gut zurecht: Donauabwärts gab es nur ganz selten mal kleine Steigungen. Am Ende der Tour in Linz hatte ich noch nicht einmal den halben Akku „leergefahren“.
Unterwegs gab es viel zu sehen: Mehrere Burgen und Schlösser, Museen, Glasbläser, Informationen zur Tier- und Pflanzenwelt in Form von Lehrpfaden, ein Wikingerdorf, Kirchen und Kapellen. Wegen meines lädierten Fußes kam das Wandern bei uns allerdings recht kurz.
Dennoch fielen wir überall immer mal wieder auf, weil ich auf dem Tourenrad meine Unterarm-Gehstützen - fixiert mit einem Spanngurt - transportierte.
Und ich muss wirklich feststellen: Laufen und Treppen fallen mir nach wie vor seit Wochen schwer – aber Fahrradfahren funktioniert! Vorsicht war nur beim Auf- und Absteigen geboten, und ich hatte Respekt vor steileren Wegstrecken.
Ich will nicht verschweigen, dass wir zwischendurch leider mehrere Pannen hatten – aber mit den Leihfahrrädern und dem Oberösterreichischen Tourismus-Verband im Rücken wurden auch diese gemeistert!
Mein Handicap war auf der Tour eigentlich keines:
Mir ist aber aufgefallen, dass ich deutlich mehr Vorlagen benötigt habe als zu Hause. Das lag unter anderem daran, dass die Pants das Radfahren in Kombination mit Schwitzen nicht aushielten und dass dadurch wohl das eigentlich aufsaugende Material der Pants ausflockte. Dieses reizte dann wiederum die Haut – und am zweiten Tag war ich abends regelrecht wund gescheuert… Eine spezielle Hautpflege-Salbe wirkte dann Wunder und am vierten Tag war alles wieder ok. Aber ich musste halt doch häufiger auf der Tour zwischendurch mal die Pants wechseln, was ich so nicht bedacht und erwartet hatte. Da ich genug Vorrat an Pants im Gepäck und auch immer im Tagesgepäck hatte, war das jedoch kein Problem.
Für die Hotelbetten hatte ich jeweils Wickelunterlagen als Matratzenschutz mitgenommen – und so gab es auch kein nasses Erwachen…
Außerdem hatte ich undurchsichtige Müllbeutel in meinem Gepäck, in denen ich diskret die Abfälle in den Hotels entsorgen konnte.
Die Hoteliers und Wirtsleute waren durchweg sehr zuvorkommend und sehr freundlich.
Ich bekam z.B. in jeder Unterkunft auch noch weitere Kissen oder „Polster“ für meinen beschädigten Fuß, um ihn immer wieder hoch lagern zu können.
Zusammenfassend kann ich jetzt sagen:
Ich hatte mir eigentlich ziemlich umsonst im Vorfeld viel zu viele Gedanken und Sorgen gemacht!
Wir haben fünf unglaublich schöne Tage mit den Kindern verbracht, viel gesehen und erlebt und uns mit österreichischen Spezialitäten verwöhnen lassen, die wir vorher noch nie probiert hatten.
Es war klasse!