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DSD? Erfahrungen mit Biofeedback und/oder Verhaltenstherapie?

28 Mär 2025 20:10 #1 von KateSkywalker
Hallo und guten Abend zusammen,
Ich schon wieder. :)
Nachdem ich ja letzte Woche noch total glücklich berichtete, dass ich wieder total entspannt und restharnfrei Wasser lassen konnte, hat sich das Ganze leider wieder verschlechtert. Auf jeden Fall in Zusammenhang mit Stress, da merke ich förmlich, wie mein Beckenboden dicht macht.
Gestern hatte ich ein EMG-Flow in der Klinik, in der ich schon richtig ätzende Erfahrungen gemacht hatte. 6 Stunden haben ich und mein Partner mit vor allem Warterei verbracht, trotz Termin. Infolgedessen war ich dann total verspannt und froh, dass ich überhaupt noch was rausgekriegt hab.
Diagnose: Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie. Beckenboden macht nicht auf. Das wusste ich vorher auch schon...
Soll jetzt ein Biofeedback-Gerät in Absprache mit meiner Urologin bekommen. Zusätzlich eine "Verhaltenstherapie zum Entspannen". Öhm... ok? Hab den Arzt gefragt, wo um alles in der Welt ich den da nen Therapeuten/Therapeutin finden soll? Ich bin ja zu allem bereit, hab auch schon reichlich Therapie-Erfahrung, aber das hab ich noch nirgends gesehen.
Er konnte mir dazu auch nichts sagen, meinte, das soll ich mit meiner Urologin besprechen. Mach ich natürlich.
Meine Fragen an euch:
- Hat wer gute Erfahrungen mit Biofeedback bei verspanntem Beckenboden gemacht? Mit oder ohne Elektrostimulation?
- Hat tatsächlich jemand Erfahrung mit Verhaltenstherapie bei dieser Diagnose?
- Kann man diese Diagnose überhaupt durch die oben genannte Untersuchung so stellen?

Danke im Voraus, einen schönen Abend und liebe Grüße von Katrin

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28 Mär 2025 23:20 #2 von MichaelDah
Hallo Katrin,

ich fang mal von hintern an... Also wenn du ein Uroflow mit EMG meinst - ja damit kann man eine DSD erkennen. Beim Uroflow pinselst dem meist auf einem Toilettenstuhl in einen Trichter, man kann dann auch noch Elektroden auf den Damm kleben und ein EMG abnehmen - zusammen mit der Kurve kannst du dann ggf. eine DSD erkennen.

Ob ein Biofeedback Gerät bei einem verspannten Beckenboden hilft ist schwierig zu sagen - denn es kommt sicher auch auf das Gerät an. Wenn es ein "normales" Beckenbodentrainigsgerät ist, würde ich vermuten das es eher ungeeignet ist, denn das ist er zum Trainieren der Anspannung und nicht zum trainieren der Entspannung ausgelegt. Wenn das Gerät ein gescheites EMG ableiten und wie auch immer ausgeben kann, dann hilft das möglicherweise schon - denn dann kannst du sehen was die Muskeln gerade machen und ob du sie tatsächlich entspannst. Die Stimulation kann da prinzipiell auch helfen - wenn man z.B. die Entspannungsphase verlängert, die Anspannungsphase verkürzt und dann eben nicht die Anspannung sondern die Endspannung misst.

Ich kenne allerdings kein Gerät das für so etwas ein "Preset" hat. Mit den TicMed Geräten die oft verliehen werden könnte das wahrscheinlich prinzipiell funktionieren wenn man sie entsprechend programmiert - nur mit dem Anzeigen wir es vermutlich nur bedingt klappen. Ich hatte selber mal so ein Ding wegen meiner Stuhlinkontinenz geliehen bekommen. Das hatte ich damals mit der Beraterin zusammen umprogrammiert, weil mir am Anfang die Intervalle zu schnell waren. Von daher weiß ich das so etwas mit dem Gerät grundsätzlich funktionieren würde.

Zum Thema Therapie - das ist vermutlich auch schwierig. Bei meiner Reha hatte ich einige osteopathische Anwendungen - das ging schon sehr stark in die Richtung. Grundsätzlich würde ich dieses Thema mehr bei einem Physiotherapeuten oder einem Osteopathen als beim einem Psychotherapeuten sehen.

Natürlich gibt es auch jede Menge andere Methoden zum Entspannen wie z.B. PME nach Jacobson oder auch autogenes Training die sich aus meiner Sicht prinzipiell auch für den Beckenboden einsetzten ließen - ich weis allerdings nicht ob es jemanden gibt der so etwas macht... Mit Verhaltenstherapie könnte es rein theoretisch auch funktionieren - vorausgesetzt du weißt genau in welchen Situationen das anspannen passiert. Ich vermute aber dieses Problem ist nicht so einfach zu umreißen wie "Angst vor Fahrstuhlfahren" oder "Angst vor Hunden" weil da einfach zu viele "Parameter" eine Rolle spielen. In diesem Fall kann der verhaltenstherapeutischen Ansatz schwierig werden, wenn man es nicht schafft die Auslöser auseinander zu bekommen...

Mit PME könntest du ja theoretisch Zuhause selber ein paar Experimente machen und dann statt Armen, Beinen u.s.w. eher die Gesäßmuskeln, Beckenboden, und alle an das Becken angrenzende Muskeln durchgehen. Es gibt auch jede Menge funktionelle Anspannung/Entspannungs/Koordinations Übungen die vielleicht helfen könnten - aber das solltest du besser mit einem erfahrenen Physiotherapeuten machen weil es gerade am Anfang beim erlernen vieler Übungen schwierig ist wenn man keinen hat der einen korrigiert wenn man die Übung falsch macht.

Ich drück dir jedenfalls die Daumen das du etwas passende findest.

LG
Michael
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29 Mär 2025 14:15 #3 von KateSkywalker
Lieber Michael,
Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort mal wieder!

Ja, ich meine einen Uroflow mit Elektroden. Okay, dann ist das ja schon mal eine valide Aussage, das ist gut zu wissen. :)

Deine Überlegungen in Sachen Biofeedback kann ich gut nachvollziehen, ich bin sehr gespannt, ob und welches Gerät und Programm ich da bekomme. Der Arzt im Krankenhaus konnte da überhaupt nix zu sagen leider, ich hoffe, meine Urologin ist da bewanderter. Ich möchte halt auf keinen Fall etwas verschlimmbessern, ich merke ja, dass mein Beckenboden zurzeit extrem empfindlich auf alles reagiert. Die psychische Komponente ist da sicher relevant.

Ich habe ja Mitte April einen Termin bei einer Osteopathin, die auch innerlich, also vaginal und rektal arbeitet, das scheint mir eine gute Wahl.
Außerdem gibt es tatsächlich Formen von Hypnose, die speziell für den Beckenboden sind. Die werden meist bei Frauen mit Vaginismus angewendet, mal gucken, ob sie auch bei mir funktionieren. Ich habe da einen Kontakt zu einer Therapeutin, die neben Hypnose auch craniosakrale Therapie anbietet und sehr ganzheitlich arbeitet, vielleicht ist das etwas.
Auch Deine Ansicht zum Thema Verhaltenstherapie teile ich. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das funktionieren würde...

Mit Entspannungsübungen zuhause mache ich natürlich auch weiter - zurzeit merke ich allerdings, dass da weniger echt mehr ist. Hab eigentlich nen großen Ehrgeiz und bin sehr sportlich. Ergo muss ich wohl mal endlich lernen, meinen Körper besser zu respektieren und nicht beim Entspannen zu verkrampfen... klingt komisch, aber vielleicht verstehst Du ja, was ich meine. :)

Viele liebe Grüße von Katrin!

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30 Mär 2025 01:02 #4 von martinK
Liebe Katrin

Ich kann mich sehr gut in Deine Situation einfühlen. Also Du letzte Woche schriebst, dass nur 13 ml Restharn gemessen wurden und nun alles gut sei, hoffte ich, dass es bei Dir nicht so wir bei mir sein würde. Auch bei mir ist der Restharn schwankend, manchmal habe ich fast gar keinen und manchmal liegt er im Bereich von 200-300 ml. Und wenn ich beim Arzt oder sonst wo quasi auf Befehl pinkeln muss, geht‘s immer viel schlechter als wenn es die Blase sich spontan oder ungehemmt entleert. Meine bisherigen Urodynamikmessungen entsprachen dann auch nicht meinem unüblichen Blasenentleerungsverhalten. Aber DSD sah man da auch im EMG, und das macht auch Sinn. Ich spüre meinen Blasenschliessmuskel nicht und entleere mit Unterbrüchen.

Ich mache wenn möglich jeden Tag Beckenbodenübungen und achte normalerweise vor allem auf das Entspannen. Derzeit geht es sehr schlecht, weil ich die Anspannung nur für eine kurze Zeit hinkriege und sich mein Beckenboden schnell verspannt, wenn ich zu sehr anspanne. Aber eine Zeit lang ging es sehr gut und ich hatte dann nie Harnverhalt und entleerte gefühlt ganz ordentlich. Die Entspannungsprozedur habe ich von einer Physiotherapeutin gelernt:

1. Ich lege mich mit dem Rücken auf den Boden (bzw. auf ein Yogamatte) oder aufs Bett und winkle die Knie etwas an. Allenfalls lege ich unter den Kopf ein weiches Kissen, so dass ich möglichst bequem liege.

2. Ich versuche den ganzen Körper völlig zu entspannen (die Physiotherapeutin verwendete den Ausdruck „den Körper dem Boden übergeben“. Ich merke, dass mein Körper entspannt ist wenn meine Kiefermuskeln schlaff sind und ich nur die Auflagepunkte zur Unterlage wahrnehme.

3. Ich führe sehr feine Bewegungen mit dem Beckenboden durch. Wichtig ist dabei, die Bewegungen langsam zu machen und beim Anspannen auszuatmen bzw. während des Entspannen einzuatmen. Die Atmung soll dabei tief aus dem Bauch kommen. Ich bin Saxophonist und kann das sehr gut, weil man diese Atmung für das Saxophonspielen benötigt. Falls Du damit Mühe hast, kannst Du ein Buch auf den Bauch legen. Bewegt es sich während der Übung, so atmest Du richtig.

4. Ich mache immer wieder Pausen. Bei Entspannungsübungen ist wichtig, dass man sich nicht anstrengt, so verkrampft sich alles wieder.

Zwischendurch führe ich Übungen mit einem Biofeedbackgerät (Acticore) durch. Bei diesem Gerät sitzt man auf einer Platte, auf welcher ein länglicher Sensor positioniert ist, der sich im Pospalt befindet und auf die Aktivität des Anussphinkters reagiert. Derzeit ist das nur frustrierend, so dass ich auf das Gerät verzichte.

Intensiver Sport tut mir übrigens auch gut. Danach ist mein Unterleib völlig locker. Am schlechtesten ist die Nachtruhe, aber das ist ein Problem, dass nur Männer betrifft, wenn es in der Nacht zu Erektionen kommt (was wohl normal ist). An meisten Restharn habe ich entsprechend am Morgen.

Ich habe die DSD übrigens vermutlich seit einer Ewigkeit. Neben der Autoimmunkrankheit liegt bei mir eine Spina bifida occulta vor, die aber erst im Erwachsenenalter entdeckt wurde. Als Kind war bereits eine Zeit lang inkontinent und hatte auch sonst Entleerungsprobleme, die ich aber nicht einordnen konnte. Die Entleerung mit Unterbrüchen war für mich völlig normal und manchmal hatte ich auch Mühe, die Miktion überhaupt einzuleiten. Als jugendlicher Leistungssportler musste ich zweimal zur Dopingkontrolle, die Erinnerung daran ist nicht positiv, aber der Grund war nicht, dass ich gedopt hätte, sondern es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis ich pinkeln konnte…

Herzliche Grüsse
Martin
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30 Mär 2025 18:05 #5 von KateSkywalker
Lieber Martin,
Auch an Dich wieder mal vielen lieben Dank für die Antwort und Dein Mitgefühl!
Mir war schon halbwegs klar, dass die 13ml Restharn nur eine Momentaufnahme waren. Ich merke das ziemlich genau, ob und wie verspannt mein Beckenboden ist. Bei der Urologin habe ich gemerkt, dass es gut laufen würde.

Im Krankenhaus lief es erst auch prima, als wir ankamen und ja erst noch total lange warten mussten. Je länger es dauerte, desto mehr merkte ich, wie es anfing, nur noch zu tröpfeln. Das mit den Startschwierigkeiten kenne ich auch sehr gut.

Danke für's Teilen Deiner Geschichte auch! Klingt vielleicht komisch, aber interessant ist Deine Vita. Entschuldige, wenn das doof rüber kommt, ist natürlich nicht so gemeint.

Ich komme auch aus dem Sport, habe lange Ballett gemacht und alles mögliche an Tanz. Vor meiner Erkrankung ziemlich intensiv Yoga und Pilates. Meine Urologin hat mir empfohlen, beides zurzeit zu lassen, eben wegen dem eher übertrainierten Beckenboden. Mittlerweile glaub ich, dass ich Zeit meines Lebens schon einen phasenweise sehr verspannten Körper im Allgemeinen und Beckenboden im Besonderen hatte.

Der Schmerz im Zusammenhang mit der Pudendusneuralgie hat meinem armen Körper jetzt mal den Rest gegeben.

Näheres werde ich im Juli in Herne erfahren, wenn da ne gescheite Urodynamik gemacht wird.

Das mit der Bauchatmung kenn und kann ich gut aus dem Yoga. Der Witz ist wirklich, dass ich zurzeit einfach nicht aus dieser Grundanspannung rauskomme. Stichwort Kiefer: ich liege so da, atme schön bewusst in den Bauch, lasse meinen Beckenboden aufblühen wie einen Lotus, und merke irgendwann, dass mein ganzes Gesicht total angespannt ist, inklusive Kiefer. :pinch:

Ich glaube wirklich, die Horrorstory letztes Jahr hat mir mehr zugesetzt, als ich bisher dachte. So schreckliche Schmerzen monatelang, so lange so große Angst, weil niemand eine Idee hatte, was das sein könnte. Burnout im Becken, gibt's das?

Naja. Ich bin optimistisch, dass es auch langfristig besser wird. Meine Urologin ist jedenfalls total entspannt, was eventuelle Restharnmengen angeht, klar muss nach den Nieren geguckt werden und dem Druck und so, aber ich finde es hilfreich, dass sie da so denkt und handelt.

Ich fühl mich hier so gut begleitet, das trägt auch dazu bei. :)

Saxophon, cool übrigens! Spielst Du in ner Band?

Nen feinen Restsonntag für alle und liebe Grüße von Katrin

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30 Mär 2025 20:31 #6 von martinK
Hallo Katrin

Ich glaube, der Witz bei den Entspannungübungen ist, dass man sie nicht als Übung anschauen darf, sonst ist die Verkrampfung vorprogrammiert. Mir ging es während Corona viel schlechter als heute. Das hatte wohl auch mit der Situation zu tun. Das Homeoffice machte mir gar keinen Spass, überhaupt war das Leben seltsam, ich konnte mich nicht wie gewohnt austoben. Dazu ging es meinem Vater und meiner Frau eine Zeit lang gesundheitlich schlecht (beide haben sich mittlerweile zum Glück erholt). Nachdem ich einmal bei der urologischen Untersuchung trotz 700 ml in der Blase nicht entleeren konnte, drängte mich die Ärztin, mit ISK zu beginnen, womit ein neues Problemkapitel mit den Harnweginfekten begann. Dazu hatte ich einen grösseren Schub bei meiner Autoimmunkrankheit (möglicherweise als Folge des Stresses und der Harnweginfekte). Die Konsequenz waren regelmässige Schmerzen und Krampfanfälle im Unterleib. Mein Damm spürte sich wie ein Marmorbrocken an, und der Beckenboden schien insgesamt ein Fremdkörper zu sein. Manchmal hatte ich kompletten Harnverhalt, dann führte ich ISK durch. Neben Entspannungsmedikamenten (Sirdalud und Tamsulosin) begann ich mit der Physiotherapie, zuerst online :silly: und später vor Ort. Das half mir sehr. Nach Corona wurde es auch dank der Immunoglobulintherapie wieder viel besser, aber die Entspannungsübungen habe ich beibehalten, weil sie mir guttun. Vielleicht findest Du eine Physiotherapeutin, die Dich auch so weit bringen kann.

Betreffend Biofeedbackgerät bin ich mir übrigens nicht sicher, ob dies eine gute Idee ist, wenn Du im Beckenboden so verspannt bist. Ich könnte mir vorstellen, dass die Sonde für die Entspannung nicht besonders förderlich sein wird.

Betreffend meiner Vita: Du musst Dich nicht entschuldigen, wenn Du sie interessant findest. Für mich ist das Forum eine Möglichkeit, mit anderen Betroffenen meine Erfahrungen zu teilen. Ich hatte viel Glück in meinem Leben, war als Kind gut in der Schule, sportlich und musikalisch begabt und konnte
wohl deshalb einigermassen gut mit den Entleerungsstörungen umgehen. Aber belastend war's schon. Ich fühlte mich jedes Mal hundeelend, wenn ich in die Hosen oder ins Bett machte und wollte mit niemandem darüber reden. Entsprechend war das auch ein schwieriges Thema in meiner Familie. Meine Eltern konnten nicht begreifen, dass ein scheinbar normales Kind so etwas elementares wie die Blasen und Darmentleerung nicht im Griff hat. Einmal war ich bei einem Kindersarzt, aber ausser einer Urinprobe und der Empfehlung, ein "Sauberkeitstagebuch" zu führen (dass bei der ersten Gelegenheit im Müll landete) machte dieser nichts. Wenn ich unterwegs war, hatte ich für alle Fälle immer ein zweites Paar Unterhosen dabei und auswärtige Übernachtungen waren immer eine Belastungsprobe. Zum Glück erledigte sich die Sache mit der Inkontinenz irgendwann von allein und es blieb nur die seltsame Entleerungsweise, von der ich nicht wusste, dass sie abnormal ist. Erst Jahrzehnte später fing mit der Autoimmunkrankheit die Inkontinenz wieder an und auch die Entleerung wurde insgesamt schlechter. Die Blase und (manchmal) der Darm sind überaktiv, und ich habe sensorische Defizite im Lumbosakralbereich, deshalb wohl die DSD in Kombination mit Inkontinenz....

Es ist gut, dass Deine Urologin den Restharn nicht kategorisch eliminieren will, sondern auch die Risiken des ISKs bzw. SBKs sieht. Auch dass Du spürst, ob Du gut oder weniger gut entleeren kannst, ist das ebenfalls Gold wert und Optimismus ist manchmal die halbe Miete! Ohne ISK habe ich etwas den Eindruck, dass ich im "Blindflug" bin. Ich spüre selten und eher wenig Harndrang und merke eigentlich nur aufgrund des Trink- und Entleerungsverhaltens, ob meine Blase übervoll sein könnte, bzw. ob ich mehr oder weniger Restharn habe. Aus diesem Grund bin ich froh, dass es nun mit dem ISK klappt.

Tanzen ist genial, machst Du es noch? Ich spiele vor allem Jazz in drei Bands, trete auch ein paar Mal pro Jahr auf, was immer sehr schön ist, weil man vom Publikum etwas zurückbekommt.

Herzliche Grüsse
Martin

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31 Mär 2025 11:24 #7 von Ciajaeg
Hallo Karin,

ich bin aktuell nicht in der Lage so viel Text zu lesen, Martin war ja sehr ausführend ;),
dennoch wollte ich kurz was dazu schreiben, da ich auch eine DSD habe /hatte, wegen eines verspannten Beckenbodens, als Folge einer neurologisch überaktiven Blase.

Die Suche nach einer Physiotherapeutin, die auf Beckenboden-Entspannung und nicht Beckenboden-Stärkung spezialisiert ist, war mühselig aber erfolgreich.
Ich habe sicher über ein Duzend Praxen angefragt. Die gelernten Übungen verwende ich teilweise immer noch, wenn ich wieder Probleme bekomme.

TENS mit Elektroden, als Leihgerät mit Feedback, über die KK habe ich auch gemacht. Brachte mir persönlich zwar Erkenntnisse, aber keine Besserung.

Ich bin am Ende die Verspannungen zu 90% losgeworden und damit auch die Schmerzen und den Restharn an den meisten Tagen, den Erfolg hierin sehe ich allerdings an andere Stelle, was auch mit meinen Botox-Injektionen zu tun hat. Klingt vielleicht unlogisch, aber durch den verringerten Drang hat sich auch der Beckenboden besser entspannen lassen, dazu kam meine persönliche Akzeptanz von aufsaugenden Hilfsmitteln, das ist aber ein anderes Thema.

Es ist auf jeden Fall nicht hoffnungslos.

Alles Gute

Ciajaeg

Diagnosen: Neurogene Dysfunktion (NLUTD) suprapontin, Terminale Detrusor-Überaktivität - Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination - Polydipsie/Polyurie-Syndrom - Posturales-Orthostatisches-Tachykardie-Syndrom (POTS) -
Myalgische Enzephalomyelitis (ME-CFS) - Dysautonomie - Polyneuropathy (SFN)
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08 Apr 2025 20:56 #8 von KateSkywalker
Hallo ihr Lieben,
Entschuldigt die lange Pause, ich habe auch gar keine Nachricht bekommen, dass es hier noch Antworten gab... naja. Ich weiß ja, dass es hier okay ist, wenn mal ein paar Tage nicht geschrieben wird. Es gibt ja auch noch ein Leben jenseits da draußen... :silly:
@Martin: Vielen Dank erstmal für Deine ausführliche Antwort! Ich lese das gerne.
Die letzten Tage war es leider nicht so gut mit dem Wasserlassen, ich hatte aber auch viel um die Ohren. War unter anderem im Kino, was leider noch keine gute Idee war - durch das lange Sitzen ist wieder alles verspannt gewesen, da hab ich mich übernommen leider.
Ich hatte letzte Woche aber einen guten Termin bei meinem Gynäkologen, der mir bei Bedarf nen Pudendusblock setzt. Wir haben das so eingerichtet, dass ich zu ihm komme, und wir dann gemeinsam entscheiden, ob ich nen Block brauche und möchte.
Er ist in Sachen Beckenboden sehr fit, war einigermaßen entsetzt über den Ablauf meines Uroflows (stundenlanges Warten, dann natürlich totale Verkrampfung), hat die Diagnose DSD auch eher als Verlegenheitsdiagnose bezeichnet - und meinte auch, dass er Biofeedback befürwortet.
Er hat mir ein Gerät verordnet, dass auch Elektrostimulation zusätzlich anwendet. Es ist von der Firma Innocept und hat den klangvollen Namen ProVoid Plus.

innocept.de/provoid-leeren-lernen/

Habe mit der Beraterin schon telefoniert, sie ist guten Mutes, dass mir das helfen könnte. Es lässt sich tatsächlich sehr variabel programmieren. Wenn meine Krankenkasse mitspielt, habe ich das Gerät samt Einweisung noch diese Woche, das wäre schön. :)

Wie cool, dass Du auch live Musik machst! Mein Partner ist Bassist und spielt auch in mehreren Bands, das ist immer so schön, ihn spielen zu sehen!
In Sachen Tanz bin ich schon länger nicht mehr aktiv, zumindest nicht in sportlicher Hinsicht. Also nur noch freizeitmäßiges Abzappeln... :)
Tatsächlich glaube ich, dass gerade das Ballett zumindest teilweise zu meinen Problemen beigetragen hat. Es geht da ja sehr körperfeindlich zu, und um ständige Spannung im ganzen Körper... ich habe mittlerweile das Gefühl, dass ich schon von kleinauf ständig angespannt bin. Naja, höchste Zeit, um umzulernen. :)

@Ciajaeg: Danke auch an Dich für die liebe Antwort!
Interessant finde ich, dass Du einen verspannten Beckenboden aufgrund einer neurologischen Störung entwickelt hast - auch bei mir ist es aufgrund der Pudendusneuralgie so, dass ich häufigen Harndrang habe, die Blase reagiert gereizt, ich muss noch häufiger... Du kennst das vielleicht. Wie oben schon geschrieben, hoffe ich dolle, jetzt mit Osteopathie und dem ProVoid-Ding da etwas mehr in die Entspannung zu kommen.

Euch einen feinen Abend und liebe Grüße von Katrin

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11 Apr 2025 15:42 #9 von martinK
Hallo Katrin

Du musst Dich nicht entschuldigen, wenn Du länger nicht schreibst, es gibt ja keine Verpflichtung hier und wie Du schreibst, gibt es ja ein Leben neben dem Forum.

Das mit dem Sitzen und verkrampfen kenn ich manchmal auch, insbesondere, wenn beim Sitzen mein offenes Kreuzbein belastet wird. Wenn ich danach aufstehe und etwas gehe löst sich die Verspannung zum Glück aber in der Regel auf. Ich hoffe, Du findest eine. Weg, wie Du damit umgehen kannst; ich finde es sehr schade, wenn Du auf Aktivitäten wie Kino verzichten müsstest.

Super, dass Du nun einen Ansatz hast, der Dich möglicherweise weiterbringt! Bei mir gehen die Übungen auch wieder etwas besser. Am Mittwoch hatte ich eine neurologische Untersuchung und meine Nervenleitwerte sind so gut wie schon lange nicht mehr. Ich bin wirklich erstaunt, wie gut sich meine Nerven erholen können. Nur den Blasenschliessmuskel spüre ich gar nicht.

Freizeitmässiges Abzappeln tönt doch gut! Macht Du mit Deinem Partner Paartanz? Als Musiker müsste ihm so etwas eigentlich Spass bereiten!

Ich habe auch schon gelesen, dass intensive Körperbewegung, bei welcher eine gute Unterkörperstabilität wichtig ist, nicht gerade gut für den Beckenboden sei. Vom Tennis habe ich immer noch einen gut trainierten Unterkörper, möglicherweise steht mir dies auch etwas im Weg.

Herzliche Grüsse
Martin
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11 Apr 2025 17:17 #10 von KateSkywalker
Lieber Martin,
Es freut mich richtig, dass bei Dir grad alles in eine so gute Richtung geht! :) Das ISK scheint ja auch weiterhin zu klappen, oder?

Dass ich nicht gut und lange sitzen kann, liegt leider an meiner Pudendusneuralgie. Die ist grad wieder schlimmer geworden, was neben den Schmerzen eben auch zu Taubheit und einem ständigen Harndrang führt. Da würde ich echt gerne mal herausfinden, was den armen Nerv... nervt.
Wie ist denn Deine Diagnose eigentlich gestellt worden, im MRT?

Als ich las, dass mein Partner ja gerne Paartanz mögen müsste als Musiker, musste ich ein bisschen lachen... damit kann man ihn jagen. :silly: Wir sind da beide ähnlich gestrickt zum Glück, gehen beide gern tanzen, aber tatsächlich nur allein unter vielen auf der Tanzfläche... :)

Ja, eine starke Bein- und Rumpfmuskulatur ist was Gutes - aber ich hab noch die ständigen Rufe meiner Ballettlehrerin im Ohr: "Bauch rein, Po rein!" Und ja noch vieles andere, was die Gelenke und den Rücken komplett kaputt macht... :evil:

Ich warte immer noch auf meinen Biofeedback-Mercedes (laut meiner Beraterin), habe nächste Woche aber endlich meinen Termin bei der Osteopathin. Hoffe sehr, dass die mir nachhaltig helfen kann.
Bis dahin mal wieder viel liegen... meh.

Sonnige Grüße und bis bald!

Katrin
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