Hallo,
individuelle und komplexe Sachverhalte führen oft an die Grenzen von Selbsthilfe, da medizinische Laien diese in der Regel nicht richtig einschätzen können und dies die medizinische Expertise von Ärzten nicht ersetzen kann. Daher möchte ich einige Gedanken anstellen, die jedoch immer mit den behandelnden Ärzten besprochen werden sollten.
Ein Restharn von bis zu 100 ml kann tolerierbar sein, insbesondere wenn die Alternative, wie in deinem beschriebenen Fall, das wiederholte Ziehen des Katheters durch den Angehörigen selbst und das erneute Einlegen des transurethralen Katheters darstellt, was mit bedeutenden Risiken verbunden ist.
Das ständige Ziehen des Katheters, auch wenn es schmerzfrei geschieht, kann zu Irritationen oder Verletzungen der Harnröhre und anderen Komplikationen führen. Zudem kann es erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen Person haben, einschließlich Stress und psychologischer Belastungen.
In Bezug auf die Infektionsprophylaxe ist es fraglich, ob das ständige selbstständige Ziehen eines transurethralen Katheters sinnvoller ist. Aus meiner Sicht birgt dieses Vorgehen ein höheres Risiko als die Gefahr einer Harnwegsinfektion. Bei Patienten mit liegendem Katheter stellt man häufig bereits einen Bakteriennachweis fest, was darauf hindeutet, dass eine Infektion oft schon vorhanden ist.
Könnten die Druckverhältnisse in der Blase jedoch so hoch sein, dass eine Ableitung der Harnwege notwendig ist, wäre dies primär zum Schutz der Nieren entscheidend. In solchen Fällen sollte geprüft werden, ob alternative Maßnahmen, wie beispielsweise Medikamente zur Druckreduktion oder eventuell Botox-Injektionen, in Betracht gezogen werden können, um die Blasenfunktion zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden.
Die individuelle Situation der Patientin muss sorgfältig abgewogen werden, um die beste Vorgehensweise zu finden und eventuelle Risiken zu minimieren. Viele Urologen ziehen es vor, einen gewissen Restharn zu tolerieren, anstatt die Patientin dem Unbehagen und den potenziellen Verletzungsrisiken durch ständige Katheterwechsel und das selbstständige Ziehen auszusetzen. Insbesondere bei älteren Patienten oder solchen mit komplexen gesundheitlichen Problemen könnte die Entscheidung, einen Restharn zu akzeptieren, auf der Überlegung beruhen, dass die Lebensqualität und der Komfort der Patientin die Priorität haben sollten.
Letztlich solltest du und die Ärzte die Entscheidung, ob und wann eine Intervention nötig ist, unter Berücksichtigung des Gesamtzustands deiner Angehörigen, der damit verbundenen Risiken und der Lebensqualität treffen. Es kann hilfreich sein, diese Überlegungen im Gespräch mit den behandelnden Ärzten zu erörtern, um eine gemeinsame Entscheidung zu treffen, die sowohl die medizinischen Notwendigkeiten als auch die Lebensqualität deiner Angehörigen berücksichtigt.
Vielleicht eine Überlegung wert: Patienten-Schutzhandschuhe (zum Beispiel: 4830 von suprima) stellen eine mögliche Lösung dar, die sowohl die Sicherheit als auch das Wohlbefinden erwachsener Patienten fördert. Diese speziell konzipierten Handschuhe gewährleisten einen optimalen Schutz vor Verletzungen, die durch unbeabsichtigtes Kratzen oder Herumfummeln verursacht werden können. Die Gestaltung der Handschuhe ist so ausgelegt, dass sie das Öffnen von Kleidungsverschlüssen sowie anderen Arten von Verschlüssen erschwert. Man kann sich das wie Fäustlinge vorstellen. In Kombination mit einem Pflegebody oder Pflegeoverall könnte das Entfernen des Katheters verhindert oder zumindest erheblich erschwert werden.
Gruß
Matti