Hallo Blockfloete
Bei mir ist die Situation ähnlich. Wenn ich zu Hause oder bei der Arbeit bin, habe ich keine Probleme, aber unterwegs wird‘s stressig, wenn sich der Darm meldet. Wenn es schlecht geht muss ich innerhalb von 10 Minuten eine Toilette finden, sonst verliere ich Stuhl.
Da Du in Behandlung bist, vermute ich, dass Du die Gegenmassnahmen (Ernährung, Flohsamen, Analtampons, Loperamid, Irrigation…) kennst. Bei mir habe ich das Gefühl, dass der Lebensrhythmus eine grosse Rolle spielt. Wenn ich am Morgen guten Stuhlgang habe, ist der Tag gerettet, dann muss ich erst wieder am nächsten Tag entleeren. Leider geht dieser Rhythmus bei mir in der Ferien meist verloren, so dass ich dann anfälliger auf kritische Situationen bin. Gerade ein Zeitzonen- und Ernährungswechsel bringt meine Verdauung durcheinander. Das kann aber für mich spezifisch sein. Die Inkontinenz hängt bei mir zumindest teilweise mit einer Autoimmunkrankheit zusammen, und mein vegetatives und autonomes Immunsystem reagiert wohl empfindlicher auf Veränderungen als bei Menschen, die nicht dieses Problem haben.
Betreffend Ferien und anderen Aktivitäten finde ich es super, dass Du Dich nicht einschränken lassen möchtest. Meine Meinung ist, dass es für uns von Inkontinenz Betroffene sehr wichtig ist, dass wir und nicht isolieren sondern aktiv bleiben. Da nehme ich auch in Kauf, dass es Zwischendurch ein Frusterlebnis mit Stuhlverlust in der Öffentlichkeit gibt.
Da ich so gut wie keine Kontrolle über die Blase habe, trage ich praktisch die ganze Zeit Hilfsmittel für schwere Inkontinenz (Pants oder Windeln), die auch im Fall von Stuhlverlust das Schlimmste verhindern. Für das Reisen bedeutet dies, dass ich entweder mehr Gepäck mitnehmen oder sicherstellen muss, dass ich vor Ort Hilfsmittel kaufen kann. Falls Du nicht planst, die Zivilisation zu verlassen, würdest Du diesbezüglich sicher auch in Südostasien fündig werden. Wenn ich Hilfsmittel im Ausland kaufe, bestelle ich sie jeweils im voraus und hole sie dann z.B. in einer Apotheke ab oder lasse sie ins Hotel liefern. Analtampons und Immodium (Loperamid) nehme ich immer mit, wobei ich die Tampons sehr unbequem zum Tragen finde und wenn immer möglich darauf verzichte. Im Rucksack trage ich in den Ferien immer Ersatzhilfsmittel sowie weiche Wegwerftücher und ein Wasserfläschchen zum Reinigen mit mir. Wenn es bei mir zu Stuhlverlust kommt, so sind dies oft kleinere Mengen und ich kann mich gut auf einer Toilette sauber machen. Grössere Verluste sind eine Katastrophe, da muss ich ins Hotel zurück und duschen; das geschah zum Glück erst einmal. Ebenfalls creme ich, wenn ich reise, bei jedem Hilfsmittelwechsel den Intimbereich mit einer Zinkcreme ein und lege in den Pospalt eine Gaze, damit die Haut bei Stuhlverlust oder aufgrund von Schwitzen möglichst wenig gereizt wird.
Ansonsten planen meine Frau und ich unseren Urlaub immer so, dass wir nicht jeden Tag an einem anderen Ort sein müssen und Zeit für Entspannung und mein Inkontinenzmanagement haben. Am Morgen lasse ich mir wenn immer möglich viel Zeit, damit ich Stuhl und allenfalls Blase gut entleeren kann. Irrigation führe ich keine nicht durch, wäre aber eine Option, falls sich die Situation weiter verschlechtern sollte. Ich benötige nicht nur aufgrund der Inkontinenz sondern auch wegen meiner Autoimmunkrankheit mehr Flexibilität, so dass ich mal eine Stunde lang gar nichts machen kann. Ferien sollten ja auch kein Stress sein und für das Entleerungssystem ist Hektik auch nicht gut. An Deiner Stelle würde ich mit Deiner Familie über Deine Bedenken sprechen und die Woche mit dem Reisen so planen, dass Du sie trotz Problemen mit der Stuhlentleerung geniessen kannst. Ich habe noch nie bedauert, dass ich trotz Inkontinenz gereist bin, auch dann nicht, wenn es schwierigere Situationen gab. Die positiven Erlebnisse überwiegen bei weitem.
Die Ernährung ist ja bei Stuhlinkontinenz sehr wichtig. In letzter Zeit achte ich beim Reisen sehr darauf, dass meine Ess- und Trinkgewohnheiten nicht arg aus dem Ruder laufen. Das ist nicht immer einfach. Zu Hause essen wir am Abend oft nur Salat und Brot evtl. mit Käse,;dies lässt sich insbesondere in fernen Ländern nicht so einfach umsetzen.
Eine andere Frage: Führst Du Beckenbodenübungen durch? Für mich sind sie sehr wichtig, auch um zu spüren, wie gut ich aktuell den Anusschliessmuskel im Griff habe (leider ist das bei mir schwankend).
Liebe Grüsse
Martin