Hallo Marco,
bei der Implantation meiner beiden Schrittmacher konnte ich mir die Stelle nicht aussuchen. Es scheint üblich zu sein, die Schrittmacher oberhalb des Gesäßes zu implantieren. Bei mir sind die beiden Dinger gut eingeheilt und ich spüre sie gar nicht. Wie ich ja schon beschrieben habe, sind es die stromführenden Elektroden, die ich spüre. Im Alltag behindern mich die Schrittmacher überhaupt nicht. Ich treibe auch Sport in einem Fitness-Center, allerdings in Absprache mit der dort arbeitenden Physiotherapeutin.
Du wirst erstaunt sein, wie schnell du dich von der Operation zur Implantation der Neurostimulatoren erholen wirst. Zunächst werden dir die Inzisionsstellen etwas Unbehagen bereiten. Nach einer gewissen Zeit wirst du die Stimulatoren jedoch immer weniger verspüren und letztlich möglicherweise überhaupt nicht mehr wahrnehmen. Am Besten vermeidest du es in den ersten Wochen nach der Implantation, den Körper zu biegen oder zu drehen. Während dieser Zeit können die Elektroden einheilen. Sobald du anfängst, dich besser zu fühlen, kannst du nach Anweisung des Arztes allmählich wieder zu deinem normalen, vor der Implantation gewohnten Lebensstil zurückkehren. Wenn du deine alltäglichen Beschäftigungen wieder aufnimmt, solltest du dich nicht schlechter, sondern besser fühlen. Du musst jedoch unter allen Umständen die ärztlichen Anweisungen befolgen. Bevor die besonders anstrengende Aktivitäten (z. B. das Heben schwerer Objekte) aufnimmt, musst du den Arzt zu Rate ziehen.
Vermeide es, die implantierten Neurostimulatoren durch die Haut zu reiben oder zu betasten. Dadurch kann es zu einer Beschädigung des Systems, einer Ausdünnung oder Faltenbildung der Haut über den Stimulatoren oder zu einer Stimulation an den Implantationsstellen kommen.
Schnelle Bewegungen oder Haltungsänderungen könne zu einer Verlagerung der implantierten Elektroden führen (Die genaue Lage der Elektroden hängt von der Art des zu behandelnden Zustandes ab. Bei bestimmten Therapieformen besteht eine geringere Gefahr einer Verlagerung der Elektroden. Nähere Informationen erhältst du von deinem Arzt.). Diese Verlagerung kann als unerwarteter Anstieg der Stimulation verspürt werden, obwohl sich das Stimulationsniveau selbst nicht geändert hat.
Meiden solltest du Aktivitäten mit plötzlichen, übermäßigen oder wiederholten Körperbeugen, -drehungen oder -dehnungen sowie Hüpfen und Springen. Diese Bewegungen können zu einer Beschädigung oder Verlagerung der implantierten Neurostimulatoren führen. Beispiele: Turnen, Montainbiking oder andere Aktivitäten oder Sportarten, die die oben beschriebenen Bewegungen erforderlich machen. Änderungen der Körperhaltung (z. B. beim Hinsetzen, Vorbeugen, Hinlegen, Verdrehen oder Strecken) können zu leichten Verlagerungen der Elektroden führen. Obwohl sich dabei die Intensität der Stimulation nicht ändert, können besonders empfindliche Patienten dies als unangenehm empfinden oder sogar ein "Rucken" oder einen "Schlag" verspüren. Eine solche unerwartete Veränderung könnte dich überraschen und dazu führen, dass du die Gewalt über dein Fahrzeug oder über eine Maschine verlierst, mit der du gerade arbeitest. Die Schrittmacher sollten beim Autofahren ausgeschaltet sein.
Puh, das waren jetzt einige Stellen aus dem Buch "Ihre Interstim-Therapie, Informationen für den Patienten". Als ich mich jetzt wegen deiner Anfrage damit noch einmal auseinandergesetzt habe, musste ich feststellen, dass ich selber einige dieser Ratschläge nicht befolge. Da ich beruflich sehr viel unterwegs bin (ca. 1.500 km im Monat), schalte ich meine Blasenschrittmacher während des Autofahrens nicht aus. Genau zu diesem Zweck habe ich sie ja, sonst müsste ich ja alle 10 Minuten hinter eine Hecke springen. Meine Stimulatoren laufen immer durch, 24 Stunden am Tag. Seit der OP vor knapp einem Jahr habe ich sie noch nie ausgeschaltet. Ich habe aber noch nie ein "Rucken" oder einen "Schlag" gespürt. Die Intensität verändert sich bei mir nur dann, wenn sich der Darm kurz vor dem Toilettengang bewegt. Du wirst sowie so nur die Elektroden spüren, die Schrittmacher selber unter der Haut spürt man nicht. Nur, wenn du das Programmiergerät ansetzt, merkst du es, wenn die Schrittmacher von diesem Gerät erkannt werden. Das ist aber nicht schmerzhaft, vielleicht wie ein leichtes "Anklopfen" von innen nach außen.
Wenn du nach der OP auf dein Zimmer kommst, sollte auf deinem Nachttisch bereits ein Karton liegen, in dem sich das Patienten-Programmiergerät und 2 Bücher befinden. Zumindest bei mir war das so. Du wirst aber auch eine Einweisung erhalten. Dann solltest du all die Fragen stellen, die sich nach der Lektüre meines Beitrages so ergeben. Damit erreichst du wahrscheinlich ein sehr klares Bild für die Zukunft.
Ich habe mich mit den beiden Schrittmachern arrangiert. Ich vergesse sie die meiste Zeit und meine, ich kann immer noch alles machen. Mein Mann erinnert mich dann daran. So haben wir im letzten Sommer in Spanien aufs Jetski-Fahren verzichtet und beim Go-Kart-Fahren konnte ich auch nicht mitmachen. Das ist jetzt aber Jammern auf hohem Niveau. Die Rüttelplatte beim Fitness-Training geht auch nicht.
Und "last, but not least", wenn du dann in vielen, vielen Jahren in die Kiste steigst, müssen die Stimulatoren, egal ob Erd- oder Feuerbestattung, entfernt werden. Im Krematorium würden sie explodieren. Uns kann's ja egal sein, aber ich wurde darauf hingewiesen, dass so verfahren werden muss.
Also, Kopf hoch, das wird schon alles klappen. Die Dinger sind im Rücken (und nicht im Popo) gut aufgehoben. Wenn dich die OP sehr interessiert, kannst du ja mal bei youtube das General Hospital im Tampa aufrufen. Suche nach "bladder pacemaker". Dort kannst du dir die Operation ansehen. Ich habe das so gemacht.
Jetzt wünsche ich dir alles Gute für die bevorstehende OP und dir und deiner Familie ein schönes Osterfest.
Lieben Gruß
Anna