Hallo Eckhard,
Die Hersteller legen ihren Fokus eindeutig auf die Bewohner von Alters-und Pflegeheimen sowie auf die Krankenhauspatienten.
Dies würde ich für die Deutsche Situation nicht mehr uneingeschränkt unterschreiben. Vielmehr legen die Firmen mittlerweile ihren Produktschwerpunkt auf Selbstzahler bzw. Zuzahler.
Schau dir doch mal die Werbung für Inkontinenzhilfsmittel an. Schau dich in den Regalen der Supermärkte oder in den Auslagen der Apotheken um.
Premiumprodukte, welche die Benutzer möglichst selbst kaufen sollen. Dies kommt dem Benutzer, wie wir auch hier feststellen, doch sogar sehr entgegen, muss der Benutzer doch den Weg zum Arzt gar nicht mehr gehen. Diskret lässt sich die Problematik kaschieren, verheimlichen und vertuschen.
Tja, und wenn der Leidendruck dann doch zu hoch wird, "schlagen" die verzweifelten Menschen hier auf. Erfahren erstmals von Therapieoptionen und Hilfsmittelalternativen.
Die Versorgung von Pflegeheimpatienten bringt evtl. noch durch die Masse Umsatz, aber bei Ausschreibungssummen von unter 20 Euro dürften hier Gewinnbegrenzungen greifen. Gerade deshalb sind ja die mobilen Selbstzahler so attraktiv.
Der von dir beschriebene Test findet immer noch statt. Allerdings geht es nicht mehr um die 4 Liter Windel, sondern um 1,5 Liter Windel. Die würde ja für 2 Blasenentleerungen ausreichen und hätte evtl. noch Reserven. Nur zeigte bereits sich bei der 4 Liter Windel (was eh völlig absurd ist, weil dies 6-8 Blasenentleerungen entspräche und für die Praxis daher schon immer völliger Unfug wahr), dass die Volumenangabe mindestens 60-80% über den Praxisbedingungen lag.
Das gleiche Problem tritt jetzt bei der 1,5 Liter Windel auf. Sie hält in der Praxis nicht einmal einer 500ml Entleerung stand ist aber von den Kassen und Herstellern als 1,5 Liter Windel eingestuft.
Ich war erst im März wieder in einer Pflegeeinrichtung. Jeden Tag stand eine schwer geistig eingeschränkte Bewohnerin aus ihrer Hollywoodschaukel (wirkte sehr beruhigend, wurde aber auch ein wenig als "Abstellmöglichkeit" genutzt) auf und fast immer war ihre Hose klitschnass oder von mir aus auch klatschnass.
Ich habe mal nachgefragt und mir wurde gesagt, dass die Kasse ausschließlich Vorlagen zahlen würde, weil der Arzt ein Toilettentraining für sinnvoll halten würde und ein grundsätzlicher Toilettengang möglich wäre.
Ja, wäre schon, aber 2-3 Pflegekräfte für 25 Bewohner, sagt schon aus, wie häufig der durchaus geplant durchgeführte Toilettenbesuch häufig zu spät kam.
Mehrmals wöchentlich waren die Therapeuten mit Sitzungen und unendlichen Palaver beschäftigt, natürlich alles zum Wohle der Bewohner. Das die Arbeit am Bewohner in Wirklichkeit das beste Handeln wäre, wird todbürokratisiert. Dies lag nur im sehr geringen Teil an verpflichtender Bürokratie und/oder Dokumentation.
Die Bewohner wurden in dieser Zeit durch Auszubildende oder FSJler "betreut". Nachdem der ausgebildete Therapeut wieder in der Gruppen- oder Einzelbetreuung anwesend war, wurde sich natürlich über die Sitzungen untereinander ausgetauscht. Glaubt mir, in 90% der Fälle waren diese völlig überflüssige und in die Länge gezogene Prabelstunden, bei denen die Anwesenheit der Therapeuten nicht im geringsten (zumindest nicht über den kompletten Zeitraum der Sitzungen) nötig gewesen wäre.
Natürlich wurde das "Brainstorming" ausgiebig begrüßt, ist ja auch wesentlich angenehmer als sich mit dem eigentlichen Arbeitsauftrag, dem behinderten Menschen, auseinander zu setzen oder zumindest zu beschäftigen.
Über allem steht die Diakonie, welche es alle 14 Tage Sonntags natürlich nicht versäumt, die Bewohner alle im Rollstuhl in einem Kreis zu parken, um sich vom lieben Gott berichten zu lassen.
Davor und danach werden die Leute entweder im Bett gelassen, um 11 Uhr am Vormittag mit viel Glück gewaschen, oder sie stehen ohne jegliche Betreuung abgestellt im Foyer.
An den Wochenenden treten dort Aggressionen unter dem Bewohner auf, die man sich nicht vorstellen kann. Nicht wenige können sich aus eigener Kraft, von der Stelle an der sie morgens abgestellt wurden, nicht selbstständig entfernen. Kein Mensch ist für sie da und so starren sie den ganzen Tag an die Wand, oder "reiben" sich gegenseitig, mit wachsender Aggression, an den anderen Bewohnern.
Betreuungen am Wochenende werden nur sehr unregelmäßig angeboten und das pflegende Personal ist noch stärker reduziert. Baden oder Duschen (eh nur einmal die Woche möglich) findet am Wochenende nicht statt. stark mobilitätseingeschränkte oder geistig Behinderte erhalten einen "erholsamen" Tag im Bett.
Normalerweise sollte man tatsächlich nach Eckhards Vorhaben handeln, wenn es den einmal dauerhaft soweit kommt.
Alternativ wollte ich einmal ein anderes Pflegeheim nutzen. Auf meine E-Mail Anfrage, in dieser der gewünschte Zeitraum und der Wunsch nach einem Einzelzimmer mitgeteilt wurde, erhielt ich die Rückantwort: "Haben wir nicht, fertig".
Nicht so nach dem Muster "Vilen Dank für Ihre Anfrage. Mit Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen...“
An was liegt eine so leidenschaftslose Antwort? An der Tatsache das es sich im Bereich der Jungen Pflege sozusagen um einen Monopolisten in unserer Region handelt. Die Zu- und Einweisungen bzw. der Bedarf ist Höher als die Kapazität. Man muss also niemanden hinterherlaufen, das Haus wird auch so voll.
Würde man dort als Kurzzeitpflegebewohner unterkommen, müsste ein dort dauerhaft Wohnender Platz in SEINEM Zimmer machen.
Man stelle sich dies einmal vor. Du warst selbstständig, beruflich erfolgreich, hattest vielleicht Haus, Frau und Kind.
Dann kommt der Schlaganfall oder ein Unfall. Du musst den Rest deines Lebens auf 20qm verbringen, hast so gut wie keine Privatsphäre und sollst dann auch noch mit einem Kurzzeitgepflegten 14 Tage das einzig kleine Reich was dir noch verbleibt teilen.
Alleine aufgrund dieser Tatsache würde ich niemals auch nur einen Fuß in dieses "Ensemble" setzen. Dies ist Menschenverachtend, zumindest wenn nicht der Wunsch vom Bewohner ausgeht. Am Ende des Jahres werden dann von der Betreiber gruppe Milliardengewinne veröffentlicht und wegen des "guten" Wirtschaftens den Aktionären dicke Dividenden gezahlt.
Verkehrte und verdrehte Welt, auf dennoch hohem Niveau.
Matti