Hallo Sebald, Hallo an Alle,
ich stimme dir in allen Punkten zu, möchte aber gerade da auch "Neulinge" hier mitlesen, noch einmal ein paar Punkte aufgreifen.
Diskretion - da gibt es verschiedene Aspekte
- Superabsorberbedingt - trocken sehr dünn und unauffällig, aber - Glibber, Abreißen des Saugkissen und vor allem massives Quellen - typische Produkte - Attends, Tena
- dickes Ausgangsprodukt - weniger diskret, weil dicker, aber wer kennt einen so genau!! dafür wie beschrieben erhebliche Reserven und bei Beladung meist kaum zusätzlich dicker werdend, nach meiner Erfahrung auch lange sehr bequem - Molicare Super und Super Plus, und gerade noch (andere Einschränkungen) Abri X Plus
Für mich ist es wesentlich angenehmer ein etwas dickeres Produkt zu verwenden und sicher zu sein, dass nichts außen sichtbar werden kann, als eine enge Hose mit dünnem Produkt zu tragen und dann ist im Zweifel offensichtlich, dass was passiert ist. Daher trage ich auch eine PU Schutzhose und eine leichte Miederhose darüber - das ist relativ luftig und doch "Körpernah" und sicher, auch nach einigen Stunden hängt nichts und nicht zuletzt sehr viel angenehmer, wenn doch mal ein "Stuhlunfall" passiert.
Da verstehe ich die schon fast an Ignoranz grenzende Position der Hersteller nicht. Schon wenn ich deine (nach den Schilderungen hier), Matties (soweit ich das noch weiß) und meine "Gebrauchseigenheiten" vergleiche, stelle ich fest - Matti - Rollstuhlfahrer, sehr saugfähiges Produkt, möglichst keine weitere Schutzhose, Du - auch Rollstuhlfahrer - eher dünneres Produkt - Schutzhose weiß ich nicht und zuletzt ich, voll mobil und berufstätig - sicheres eher dickes Produkt (habe mich gut dran gewöhnt), meist Schutzhose (schon für den Fall, dass trotz Irrigation mal was "passiert") und eben die leichte Miederhose, die alles am Platz hält, dafür trage ich normal selten einen Body, den viel andere Verwender ja sehr bequem finden.
Völlig unterschiedliche Situationen und Positionen. Die Sicht der Hersteller s.o. erklärt sich für mich nur aus der Unkenntnis der wirklichen Situation der unterschiedlichen Verwender. Offensichtlich haben andere Hersteller - wie z.B. Coloplast - da eine ganz andere Unterstützung/Beratung durch die verschiedenen Gruppen der Betroffenen. Wenn sich die Hersteller der saugenden Produkte auf ihre "Hauptverwender" Altenheime und Pflegeeinrichtungen konzentrieren, dann ist das zwar verständlch, aber die größer werdende Gruppe der Mobilen und/oder auch jüngeren Verwender bleibt dabei mit ihrem spezifischen Bedarf "außen vor" - und plötzlich kann Diskretion auch ganz anders gesehen werden. Für mich ist das keinesfalls nur ein dünnes Produkt - ganz im Gegenteil - besonders, wenn es den großen Unterschied zwischen trocken und gebraucht gibt oder sich das Produkt, weil (besonders hinten) zu schmal deutlich abzeichnet. Daher verstehe ich die (aktuelle) Entwicklung nur sehr begrenzt. Bestes Beispiel Abena X Plus - ein ehemals hervorragendes Produkt wird "kaputt" entwickelt.
Folie - atmet nicht - richtig, aber, was für ein Unfug - das Milieu in der Windel ist auch bei einem Air Plus Produkt nach der ersten Beladung so feucht, dass von einer "Belüftung der Haut" nicht mehr die Rede sein kann - und die Haut gewöhnt sich (mit ein wenigUnterstützung durch Pflege) sehr schnell daran. Also gerade bei den Produkten der hohen Sausstufen wäre die Folie besser, (vermutlich) preiswerter und vor Allem sicherer. Wer für seine Haut (Dekubitus) mehr Luft braucht muss eben als Bettlägeriger öfter gewechselt werden (dann brauche ich kein "dickes" Produkt) oder sollte auf "Glücki" und/oder Schaffell versorgt werden.
Veränderung im Schnitt - "Flex Art", also schmaler im Schritt und vor Allem hinten - dadurch, dass "im Sichtbereich" (Schritt und Hinten) bei Mobilen dann ein Absatz sichtbar wird, ist das eher kontraproduktiv, sowohl unter "Sicherheitsaspekten" (Stuhlinko) als auch Diskretion.
Man sieht deutlich - diese Entwicklung ist massiv von den Bedürfnissen von Pflegeeinrichtungen oder gar der Sichtweise von gar nicht Betroffenen geprägt. Längere Wechselinterwalle bei (gerade) noch trockener Haut - also weniger Pflegeaufwand - 3 statt 4 mal am Tag - ?? - ist das richtig ??? Wenn die Entwickler selbst ihre Produkte verwenden müssten, dann würden gerade die Bedürfnisse der Mobilen stärker berücksichtigt - Sichtbarkeit, Sicherheit, Quellverhalten etc. aber auch ggf. die der Bettlägerigen - Wirtschaftlichkeit ist nicht Alles!!!
Nur noch zur Klarstellung - mit mehrfacher Beladung (das ist der Begriff, den die Hersteller für eine Entleerung der Blase verwenden) meine ich nicht Stuhl, sondern einfach in zeitlichem Abstand die Entleerung mehrerer Blasenfüllungen.
Aufgrund der sich verändernden Alterspyramiede werden in Zukunft deutlich mehr Leute diese Produkte einsetzen (müssen) - Untersuchungen sagen, dass bis zu 25% der Bevölkerung zumindest zeitweise von Inko betroffen sein werden - immerhin 15-20 Mio. in D. Ich sehe für den Einsatz der unterschiedlichen Hilfsmittel eine große Abhängigkeit von der Ursache der Inkontinenz - für ISK gibt es ganz klare Indikationen - für mich absolut keine Lösung. Ableitende Produkte können in vielen Fällen eine gute Lösung sein, aber ... ich mag schon keine Kondome und dazu kommt, dass ich dann immer noch in Sachen Stuhlinko vorsorgen müsste (neben der Irrigation) - im Grunde wie du - ISK + Aufsaugende. Daher sehe ich aus meinem Blickwinkel einen deutlich steigenden Bedarf an diskreten aber sicheren Produkten für Mobile. Mit einem Windelslip, der sich, weil elastisch verschlossen (wie Attends Adjustable), wie eine Pant herunter ziehen läßt, kann ich schnell im Zweifel die Toi nutzen, bin aber auf der anderen Seite sicher versorgt, wenn das nicht geht. Da ist dann im Zweifel auch ein "Nachtslip" wg. der höheren Nahrungs und Flüssigkeitszufuhr oder mangelnder Möglichkeit zum Wechsel (Spaziergang, längerer Einkaufsbummel,etc.) die bessere, weil sichere und damit diskrete Wahl. Nochmal zur Erinnerung keiner wird einen dickeren gleichmäßigen Slip erkennen können, weil er eure Anatomie sicher nicht so genau kennt!! Eine Vorlage oder schmale "Active" Windel (oder Flex) wird sich deulich leichter abzeichnen und damit nicht so diskret sein. Genau so sehe ich Pants - die Abschlüsse besonders an den Beinen sind in der Regel so ungünstig, dass die praktisch erreichbare Aufnahme kaum über eine "normale" Blasenfüllung von 3-500ml hinaus geht.
Deine Aussage zu den Attends 10 steht im Wiederspruch zu dem, was aus den Produkttabellen und Eignung für die verschiedenen Formen /Schweren der Inko hervor geht. Da ist die Adjustable 10 in einer Spalte mit Slip und Flex 10 (Aktive 10) aufgeführt - also was die Absorption angeht gleichgestellt - wir hier wissen aus der Praxis, dass das so nicht stimmt. Daher hatte ich Attends auch dazu angesprochen und da haben sie bei der Adjustable "nachgebessert" - die nimmt jetzt mehr auf, liegt bei mir aber aufgrund der Passform weit weg vom Slip - denke mal bei ca. 50% - also etwas mehr als 500ml - und da ist es schade um Material und Kosten, mal abgesehen vom nach wie vor unglücklichen Schnitt - aus meiner Sicht.
Fazit - egal wie, Jede/r muss durch Ausprobieren "sein" Produkt finden und dass ggf. immer wieder, weil die Hersteller sparen, weiter entwickeln oder wo anders fertigen lassen - alles Dinge die meist sofort die Gebrauchseigenschaften verändern - ob verbessern muss jede/r selbst entscheiden - und damit auch, was die individuellen Bedürfnisse besser abdeckt.
Machts gut
Chris