Hallo Schlumpfine,
ich habe mich mit dem Thema "künstlicher Schließmuskel" recht ausführlich befasst und möchte dir folgende Überlegungen und Informationen mit auf den Weg geben.
Ein künstlicher Blasenmuskel, sowie die Stimulation des Schließmuskels durch einen Schrittmacher ist eine heute schon häufiger durchgeführte OP, die auch einige Aussicht auf Erfolg bietet.
Ganz anders sieht die Sache beim künstlichen After Schließmuskel aus. Da sind die "hygienischen" Verhältnisse ganz anders und nachdem zunächst einige Operateure sich daran gewagt haben, hat sich eine deutliche Ernüchterung breit gemacht! Die Zahl der postoperativen Komplikationen, insbesondere Infektionen nach Wochen oder gar Monaten ist enorm hoch, so fast alle eingesetzten Systeme wieder entfernt werden mussten. Dann ist die Situation natürlich noch schlechter, weil ja für dein Einbau bestimmte Strukturen beschnitten und damit verletzt wurden. In aller Regel war es dann schlimmer als vorher und im Grunde blieb nur noch eine sog. Grazillisplastik, ein Stück Muskel aus dem Oberschenkel ersetzt den eigenen Schließmuskel und wird dann über eine Elektrode stimuliert - und das birgt wieder ein erhebliches Infektionsrisiko. Also Alles in Allem keine schönen Aussichten!!
Aber - kennst du die Irrigation, die sorgt dafür, dass der Darm zu von dir gewählten Zeiten geleert wird und einfach nichts drin ist, was abgehen könnte. Für mich ist das die Methode der Wahl, da ich nach einem Unfall eine massive Störung der Blasen und Darmfunktion habe, der Blasenhals steht weit offen, ebenso der innere Rectumsphinkter und so kann ich "nur" mittels Beckenbodenspannung dafür sorgen, dass ich einigermaßen dicht bin - du weißt was das heiß, sobald ich schlafe - läuft es aus, oder wenn der Stuhl nicht ausreichend fest ist - dito.
Mit Analtamons habe ich auch schon experimentiert, ab und an ganz gut, aber ... - ich mag das Druckgefühl nicht, die Dinger neigen dazu dass es sich dann "explosiv" entleert, es ist einfach kein sicheres Gefühl. Hast du außer den Tampons von Coloplast auch mal die der anderen Hersteller probiert - es gibt da noch ein System (ich glaube Medse), die werden in Wasser eingeweicht und dann mit einem Applikator eingeführt. Unterschiedlichste Formen sind möglich und damit kann bei entsprechender Stuhlkonsistenz sehr wohl noch eine Abdichtung erreicht werden, obwohl die Coloplast "Schirmchen" so herausrutschen. Muster bestellen und probieren, ggf. können auch Sonderformen geliefert werden, wenn die anatomischen Verhältnisse das erfordern.
Alles in Allem eine nicht so günstige Situation, aber - aus eigenem Erleben kann ich dir nur sagen, auch mit Windelslips geht die Welt nicht unter. In der Kombination mit Irrigation passiert so selten etwas, dass ich damit gut leben kann. Es merkt definitiv niemand, selbst wenn mal was "passiert" ist, bekommt es kaum jemand mit und wenn - was soll es, das kann jedem passieren und wir werden auch nicht jünger. Im Alter ist mindestens jeder 2. wieder inkontinent und da die Gesellschaft immer älter wird, ist abzusehen, dass das Tragen von Inkontinenzschutz irgendwann auch gesellschaftlich akzeptiert werden muss, da eben ein großer Teil der Bevölkerung darauf angewiesen ist.
Machs gut
Chris