Liebe Ano,
ich kann nur unterschreiben, wie wichtig, manchmal sogar lebenswichtig es ist, als mündiger Patient nachzufragen, wenn man irgendetwas nicht verstanden hat!
Natürlich ist es nicht einfach, wenn man eingestehen muss, dass man " zu dumm" ist, alles sofort richtig zu verstehen, was man beim Arzt gesagt bekommt. Aber wenn man aus Angst, sich zu blamieren, einfach alles " abnickt", was der Arzt sagt, kann das schlimme Konsequenzen haben ! Und die muss man als Patient dann tragen - in den seltensten Fällen der Arzt.
Vor einigen Jahren wollte ein Professor für Urologie in einer Riesenoperation bei mir sowohl einen zufällig entdeckten Nebennierentumor entfernen und dann noch mit zuvor entnommenem Dünndarm meinen beschädigten Harnleiter reparieren..... Zum Glück hatte ich Bedenken und habe mir eine Zweitmeinung bei einer befreundeten Fachärztin, einer Endokrinologin , eingeholt und sie hat mir knallhart gesagt: "Das überlebst du nicht !". Mein Bauchgefühl hat mich nicht getrogen, eine Nebenniere ist keine urologische Baustelle, solch eine schwierige OP muss ein Spezialist machen.
Der Professor, den ich dann darauf angesprochen habe, dass ich mich dazu entschieden habe, die von ihm geplante OP nicht durchführen zu lassen , war beleidigt ! Ich war ziemlich enttäuscht über seine Reaktion, aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich mir eine eigene Meinung gebildet habe, ich habe sowohl die Entfernung meines ( gutartigen) Tumors gut überstanden habe wie auch die kurz danach stattgefundene OP in einer anderen urologischen Klinik. Meine Nachfragen haben dann nämlich sogar erbracht, dass in einer anderen Klinik die Rekonstruktion mit einer anderen Methode schonenender ohne Einsatz von Dünndarm durchgeführt werden konnte!
Ich bin so froh über meine Entscheidung damals.
Aber ich muss zugeben, dass ich früher nicht so selbstbewusst war, die Meinung von Ärzten anzuzweifeln und nachzufragen. Mit zunehmendem Alter habe ich zum Glück an Selbstbewusstsein gewonnen und ich habe feststellen können, wie Ano, dass es erfreulich viele Ärzte gibt, die konstruktive Nachfragen gern beantworten! Ich bin noch nie dumm behandelt worden, wenn ich zugegeben habe, dass ich etwas nicht verstanden habe und um genauere Erklärungen gebeten habe.
Zur Zeit finden ja sogar Fortbildungen an einer Uni im Ruhrgebiet statt mit dem Abschluss "mündiger Patient" !
@dezember: Eine Bekannte von mir hat schon vor über 15 Jahren bei ihrer Krankenkasse eine OP zur Entfernung des Brustdrüsengewebes mit anschließendem Brustaufbau durch Implantate durchgesetzt, weil sie die gleiche genetische Vorbelastung wie Angelina Jolie hatte. Auch in ihrer Familie sind mehrere Frauen mütterlicherseits an Brustkrebs verstorben und so hat sie sich entschieden, vorbeugend zu handeln, weil die Angst vor Erkrankung sehr belastet hat. Allerdings gab es damals noch keine Angelina Jollie, die dieses Thema öffentlich gemacht hatte und sie hatte mit vielen dummen Bemerkungen in ihrem Umfeld ( nette Nachbarinnen !!!) zu kämpfen!
Es ist heute sicher einfacher, aber immer noch eine schwere Entscheidung.
Ich wünsche dir, dass du dich gut beraten und vor allem nicht abwimmeln lässt, wenn du Ärzte um Rat bittest!
Denn im Ernstfall wirst DU krank und nicht der Arzt, der sich keine Zeit für deine Beratung genommen hat.
Liebe Grüße an alle kämpferischen mündigen Patienten!
Bernhardine