Lieber Martin,
das freut mich, dass dir der Austausch hilft. Mir hilft es auch sehr und ich bekomme so viele Anregungen, Unterstütung und Tipps. Ich glaube ohne das Forum könnte ich nicht so gut mit der Inkontinenz umgehen. Auch an dich vielen Dank.
Deine schwankende Akzeptanz für die Harninkontinenz und durch die Frustration durch die mangelnde positive Perspektive kann ich sehr gut verstehen. Es ist schön, dass dir vermehrt Pants ausreichen und du damit zuhause gut zurecht kommst. Für mich ist es kaum ein unterschied, ob ich Pants oder die Attends nutze, beides sind "großes" Hilfsmittel, die sich nicht so leicht verstecken lassen wie eine Einlage. Und sowohl die Pants, als auch die Windeln haben unterwegs Vor- und Nachteile.
Vorteile der Pants
- Lassen sich auf der Toilette schneller und einfacher runterziehen
- machen keine Geräusche durch Klettverschlüsse
- gibt es auch in unauffälligerem schwarz
Nachteile
- Saugstärke geringer als bei Windeln
- unterwegs sehr umständlich zu wechseln (außer man ist im Schwimmbad oder beim Sport)
- teurer
Vorteile der Windeln
- höhere saugstärke und kommt besser mit schwallartigen Menge zurecht
- fühle mich unterwegs sicher und gut geschützt (wenig Angst auszulaufen)
- lassen sich unterwegs schnell im Stehen wechseln (geht auch in schmuddeligen Toiletten
- wird von meiner Krankenkasse übernommen
Nachteile
- lassen sich auf der Toilette nicht ganz so schnell und einfach runterziehen, leiern dann schnell aus und sitzen nicht mehr richtig (ich mache bei den Flex jetzt immer den Klettverschluss auf, das funktioniert super)
- der Klettverschluss ist laut hörbar beim öffnen
Ich hatte bisher große Schwierigkeiten die Inkontinenzhilfsmittel zu akzeptieren, seit ich den Katheter hatte, komme ich damit deutlich besser zurecht. Mir wurde klar, dass der Alltag mit Windeln recht gut funktioniert, ich kann schwimmen und Sport machen, habe keinen Schlauch der irgendwo rauskommt und keine Schmerzen. Selbst ein Sommerurlaub am Pool/strand funktioniert ohne dass jemand etwas mitbekommt. Trotzdem habe ich noch die Hoffnung, dass ich irgendwann wieder ohne die Hilfsmittel (und ohne Katheterisieren) auskomme.
Der Arzt meint, dass ich die Blase erst so spät spüre kann noch von der Op und evtl. den teilweise großen Harnmengen nach der Op (bis zum Kathetriesieren) kommen. Das war doch eine größere Op. Deshalb möchte er auch erstmal keine weitere Op, die Blase und der Beckenboden soll sich erstmal beruhigen und erholen.
Ich habe mir allerdings überlegt, ob es vor Op vielleicht auch schon so war, dass ich den Harndrang erst sehr spät gespürt habe, dann die Blase einfach schon zu voll war und ich es deshalb nicht rechtzeitig zur Toilette geschafft habe. Bei der Urodynamik wurde nach 400 ml abgebrochen, ich hatte dann eine Miktionsmenge von 578 ml, spürte aber keinen Harndrang. Die großen Harnmengen würden auch erklären, warum die meisten Hilfsmittel ausgelaufen sind.
Dann stellt sich die Frage, warum ich den Harndrang erst so spät spüre, ob das an den Nerven oder an der Blase liegt. Und ob es doch mit der Blasenentzündung zusammenhängen könnte, die großen Urinverluste fingen vor etwas mehr als einem Jahr mit der Blasenentzündung an. Aber dann wäre Blasenwand verdickt, das hätte man bei der Urodynamik festgestellt.
Ich würde so gerne die Ursache rausfinden, dann könnte man es vielleicht behandeln und die großen Urinverluste stoppen. Oder zu wissen, wann es zum plötzlichen Harndrang kommt, dadurch könnte ich diese Situation vermeiden. Im Moment ist es so unberechenbar, auch die 7 Wochen Blasentraining mit Blasentagebuch haben zur Ursache keine weiteren Erkenntnisse gebracht. Es hat aber viele Fragen gebracht, die ich weiter verfolgen möchte (warum hatte ich nachts so große Urinmengen zwischen 900 und 1500 ml im Urinbeutel, meldet die Blase nachts der Harndrang nicht richtig, ist das der Grund, warum ich nachts immer wieder einnässe, warum kommt es zu so großen Urinmengen in der Blase, ist sie überdehnt , oder hängt es noch mit der Op zusammen?...). Ich weiß aber, dass ich durch meine Essstörung noch zu viel trinke, meine Ausscheidung lag zwischen 2600 und 3200 ml in 24 Std.
Ich denke, dass es im Moment zu weniger Urinverlust kommt, liegt vielleicht daran, dass ich nach der Uhrzeit auf die Toilette gehe (alle 2 Stunden). Es ist anstrengend und ohne mir meinen Handywecker würde ich vergessen zur Toilette zu gehen.
Einen zeitlichen Druck für das TVT Band gibt es nicht, der Arzt möchte lieber etwas länger warten. Ich habe mir etwas Druck gemacht, ich habe ausgerechnet, ob die OP bis zu den Sommerferien/Sommerurlaub klappen könnte, so dass ich dann ohne Hilfsmittel im Urlaub sein könnte. Das würde aber alles knapp werden, und wenn es irgendwelche Komplikationen gibt, dann müsste ich evtl. mit Katheter in den Urlaub. Das wäre für mich eine Katastrophe, das würde das schwimmen deutlich mehr einschränken. Ich werde jetzt erstmal abwarten, und schauen wie sicheres weiter entwickelt.
Zuhause versuche ich es gerade mit Einlagen. Das klappt meistens recht gut. Ein paar mal gab es Unfälle, da kam dieser plötzliche Harndrang und es kam zu größerem Urinverlust. Da reicht eine Einlage natürlich nicht.
Unterwegs nutze ich weiterhin die Attends Flex. Wenn ich nur kurz unterwegs war (Termin im Krankenhaus, kurzer Einkauf...), dann hatte es mit Pants probiert, es ging, aber eine Pants unterwegs anzuziehen ist sehr umständlich (man müsste die ganze Hose ausziehen), deshalb habe ich immer die Attends Flex zum Wechseln dabei. Wenn ich länger unterwegs bin und nicht genau weiß, ob ich schnell zu einer Toilette komme, dann fühle ich mich mit der Attends Flex sicherer.
Seit gestern habe ich vermutlich wieder eine Blasenentzündung, das macht sich sofort am Urinverlust bemerkbar. Wenn es bis heute Abend nicht besser ist, dann muss ich morgen wohl zum Arzt. Heute habe ich auch zuhause die Attends Flex, und am liebsten würde ich nicht weggehen. Es ist mir sehr unangenehm ,der Urin stinkt ziemlich, denke, dass riecht dann jeder. Ich muss allerdings mit meiner Tochter zum Kieferchirurg. Ich werde jetzt viel trinken, dass der Urin wässriger wird, und dann hoffen, dass ich nicht zuviel Urin verliere.
Liebe Grüße
Daniela