Hallo Berti45,
als langjährig Betroffener (über 2 Jahrzehnte), aber nicht Leidender, versucht ein Urgroßvater, der zwischen den beiden großen Zehen gleich zwei Baustellen hat, praktikable Alternativen vorzustellen. Er will hier nicht als neunmalkluger Oberlehrer auftreten, der nichts anderes zu tun hat, als andere dazu zu nötigen, was er selbst vorleben sollte. Schließlich tritt er sich selbst jeden Morgen mit dem noch funktionstüchtigen fersendornbestückten linken Bein gehörig in den A…, ääh, Allerwertesten, damit er sich nicht auf die faule Bank legt.
Aufgrund der nicht übersehbaren Lese- und Rechtschreibschwächen und vor allem den absolut fehlenden Grundkenntnissen im Umgang mit dem Peh-Zeh (Einfingerschreibsystem) könnte manches missverstanden werden. Erbittet dann eine sachliche und zivilisierte Kritik; es findet sich für vieles eine differenzierte Erklärung.
Was Karlchen nur am Rande bemerkte, sollte näher betrachtet werden.
Zuvor zum besseren Verständnis: Berti hat eine „starke Hemiparese“. Eine Hemiparese ist eine unvollständige Halbseitenlähmung, also keine vollständige Lähmung einer Körperhälfte (das wäre dann eine Hemiplegie). Hemiparesen sind in der Regel oft behandlungsfähig. Wesentlich komplizierter ist es bei einer Paralyse oder Plegie …!!!
Berti ist Rollstuhlfahrer, aber auch sicherlich dankbar, dass er, wie er auch selbst schreibt, laufen und stehen kann. Na, das klingt doch nicht so schlecht.
Es liegt aber in der Natur des Menschen, dass er sich daran orientiert, was er nicht kann. Bei näherer reeller Betrachtung wundert man sich über die nicht endende Liste über die Dinge, die man noch machen kann.
Als weiteren Grund nennt Berti, dass das Kondomurinal nur vom Pflegepersonal angelegt werden muss, dass er zu ca. 70% impotent ist. Bedeutet das, dass es bei 10 Versuchen nur sieben Mal geht? Oder äußerst es sich so, dass sich der Penis im steifen Zustand nicht wie in der Jugend auf etwa 20 Grad zur Horizontale aufrichtet, sonder nur auf 70 Grad?
So, jetzt mal ganz persönlich, lieber Berti, Hand auf Herz, bist du wirklich nicht in der Lage selbst zu Masturbieren? Es könnte der Verdacht entstehen, dass es dir angenehmer wäre den Vorschlag der Abgeordneten Frau Scharfenberger zu folgen und eine Sexualassistentin über die Allgemeinheit zu finanzieren. Gänzlich überspitz könnte mancher (nicht du selbst) auf den Gedanken kommen, Oralsex zumindest für die Privatversicherten sich über Rezept verschreiben zu lassen.
Es ist bekannt, dass eine Hand die andere wäscht und zwei Hände das Gesicht. In der hier bestehenden Konstellation kann die noch intakte Hand des Betroffenen die „Vorarbeit“ erledigen. Gemeinsam mit der Pflegekraft, die sicherlich nicht unterbelastet ist, werden die drei Hände in der Lage sein, das Kondumurinal nun exakt anzulegen.
Hier ein paar Vorschläge zur sexuellen Stimulation bzw. Anwendung geeigneter Hilfsmittel :
A) Vakuumpumpe als Erektionshilfe, die sogar Hilfsmittelnummer besitzen und auch auf Antrag von den Krankenkassen bezahlt werden könnten. Der Preis ist jedoch utopisch. Äußerst unverständlich, dass für das überteuerte Produkt die Hilfsmittelnummer vergeben wird!
Nur für einen Bruchteil (unter 10%, also unter 25,-€) erhält man ein komplettes Set auf dem freien Markt, u.a. mit genauen Manometer, Schnellbelüftungsventil und falls gewünscht zur Luststeigerung weiches Kissen als weibliche Vulva.
Eine probate Möglichkeit wäre auch die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT).
Dabei wird zunächst unter ärztlicher Kontrolle ein körpereigener Botenstoff dosiert injiziert, sodass Blut in die Schwellkörper zur Erzeugung einer künstlichen Erektion fließen kann.
C) Eine etwas kurzeitig schmerzliche Möglichkeit wäre ein Piercing in die Vorhaut als Schlinge, die zum Fixieren der Vorhaut beim Ansetzen des Kondomurinals dienen könnte.
D) Für unter 3,-€ bekommt man eine Klistierspritze, diese einfache Variante hat sich mehrfach bestens bewährt und eignet sich auch für einen retrahierten Penis und sollte deshalb favorisiert werden.
Im Video von Coloplast ist doch nichts anstößig, es wäre eher widerlich, wenn man die Pflegkräfte dazu drängt Stimulierungen am Pflegenden auszuüben.
Ergänzend zum gelungenen hilfreichen Video ist jedoch zu bemerken, dass zwar darauf hingewiesen wird, die Vorhaut nach vorn über die Eichel zu schieben und später sollte diese Position beim Abrollen des Urinalkondoms gehalten werden. Dies erscheint jedoch bei nicht erigierten Penis selten zu gelingen.
Es wird dann die Vorhaut von der Eichel in Richtung Körper geschoben, sodass die Vorhaut mit dem Haftkleber verbunden wird und nur ein Teil mit der Haut des Penisschaftes. Weil die Vorhaut um ein Vielfaches elastischer ist, erfolgt durch die unabwendbare Faltenbildung keine oder nur eine temporäre Verbindung.
Mit angesetzter und gedrückter Klistierspritze kann man einen Unterdruck erzeugen, der die Vorhaut in die Spitze des Kondomurinals zieht. So ist es möglich die Vorhaut im Kondom mit einer Hand leicht anzuspannen oder noch besser das Gewicht der angesaugten Klistierspitze als konstante Spannung zu nutzen. So ist es möglich mit nur einer Hand das Kondomurinal exakt auf die Haut des Penisschaftes zu positionieren. So gelingt es auch ohne die von Coloplast gängigen Bändchen. Sogar wenn man jemand anderen das Kondomurinal anlegen will, hat sich diese Version bewährt (bereits selbst bei Parkinson Erkrankten erfolgreich praktiziert). Bekanntermaßen ist es deutlich einfacher sich selbst das Kondomurinal anzulegen.
Wäre nur noch zum Abschluss ein Zitat von Erich Kästner zu nennen:
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Beste Grüße von Siegi