Quelle: PRESSEMITTEILUNG WHC
Valide Daten zur Versorgungslage harninkontinenter Frauen in Deutschland
Klarheit über Inkontinenz schaffen
„Harninkontinenz bei Frauen ist nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein gesellschaftliches
Problem, denn selbst in der Frauengesundheit ist dieses Thema nicht
existent“, so Irmgard Naß-Griegoleit, Präsidentin der Women’s Health Coalition
(WHC). Die aktuellen Ergebnisse der von der WHC initiierten Versorgungsstudie „Harninkontinenz bei Frauen“ zeigen dies ganz deutlich. Jede fünfte Frau im Alter zwischen 25 und 75 Jahren leidet zurzeit an Harninkontinenz. Und bereits 11% der Frauen zwischen 25 und 39 Jahren kennen diese Erkrankung aus eigener Erfahrung.
Rechnet man dies auf die Gesamtbevölkerung hoch, sind hierzulande rund acht Millionen Frauen von Harninkontinenz betroffen.
Bislang existierten nur deutlich voneinander abweichende Schätzungen über die Prävalenz der weiblichen Harninkontinenz. Auch die Einschränkungen der Lebensqualität betroffener Frauen wurden sehr unterschiedlich bewertet. Mit der Studie „Harninkontinenz bei Frauen“
legen die WHC und ihre Kooperationspartner BARMER, Deutsche Kontinenz Gesellschaft sowie Boehringer Ingelheim und Lilly Deutschland nun erstmals repräsentative Daten zur Versorgungslage harninkontinenter Frauen in Deutschland vor.
In dieser Studie wurden im August und September letzten Jahres bundesweit 2004 Frauen im Alter zwischen 25 und 75 Jahren von TNS Healthcare befragt. Viele der Frauen leiden seit einigen Jahren an dieser Erkrankung. Von den aktuell an Harninkontinenz leidenden
Frauen vertrauen sich aber nur 45% einem Arzt an. Die Mehrzahl der unter starkem Leidensdruck stehenden Frauen arrangiert sich mit ihrem „Problem“.
Häufig liegt bei Harninkontinenz gleichzeitig eine Beckenbodenschwäche vor. Ursache hierfür sind oft Schwangerschaft und Geburten, Übergewicht oder mit dem Alter einhergehende körperliche Veränderungen. Etwa zwei Drittel der befragten Frauen, die ihren Hausarzt oder Gynäkologen angesprochen haben, wurde empfohlen, zu Hause ein Beckenbodentraining durchzuführen. Das sei jedoch der falsche Weg, so PD Dr. Ines-Helen Pages, Direktorin des Instituts für Physikalische und Rehabilitative Medizin am Klinikum der Stadt Ludwigshafen.
Es reiche nicht, den Betroffenen das Training zu empfehlen und ihnen ein Übungsblatt auszuhändigen. „Vielen Frauen fehlt das Muskelgefühl, da die Beckenbodenmuskulatur selten bewusst eingesetzt wird. Selbst nach individueller Anleitung können 30% unserer Patientinnen ihre Beckenbodenmuskulatur nicht korrekt anspannen.“ Die betroffenen Frauen
sollten daher eine durch einen Physiotherapeuten betreute und kontrollierte Beckenbodengymnastik erhalten. Dies geschieht jedoch nur in 23% der Fälle.
„Dabei ist Harninkontinenz ein Zustand, den man nicht hinnehmen sollte“, betont Prof. Heinz Kölbl, Direktor der Universitätsklinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten in Mainz. So benötige ein Hausarzt oder Gynäkologe beispielsweise nur vier Fragen zur Früherkennung
einer Harninkontinenz. Die Ergebnisse der WHC-Versorgungsstudie machen deutlich, wie wichtig es ist, Ärzte und Frauen zu informieren und den Dialog zwischen Betroffenen, Medizinern und Physiotherapeuten in Gang zu setzen. Für Joachim Stamm von der BARMER ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Gynäkologen
und Urologen die Voraussetzung für eine bessere Früherkennung und Behandlung bei Harninkontinenz. So sei die BARMER mit beiden Arztgruppen bereits in Verhandlungen, um den Hausarztvertrag entsprechend zu erweitern. Prof. Klaus-Peter Jünemann, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie des
Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft, misst der Kooperation zwischen niedergelassenen Medizinern und den zertifizierten Kontinenz-Zentren der Deutschen Kontinenz Gesellschaft eine besonders wichtige Rolle bei.
„Der kontinuierliche Austausch zwischen den spezialisierten Zentren und den behandelnden Ärzten vor Ort trägt dazu bei, die Therapie der Frauen mit Harninkontinenz zu optimieren.“
Die Women’s Health Coalition e.V. und ihre Kooperationspartner möchten mit Hilfe der Daten der Versorgungsstudie „Harninkontinenz bei Frauen“ eine stärkere Aufmerksamkeit bei Ärzten, in der Gesundheitspolitik, aber auch bei den Betroffenen erzielen. „Wir möchten Frauen über Behandlungsmöglichkeiten aufklären, damit sie eine optimale, qualitätsgesicherte Behandlung auf dem aktuellen Stand der Medizin erhalten,“ so Frau Naß-Griegoleit.
Diese Aufgabe stellt sich ebenfalls der Inkontinenz Selbsthilfe e.V.
Gruß
Matti