Hallo, Rom1Pasta,
Du schreibst:
Bei einer Blasenspiegelung wurde festgestellt, dass an der Verbindung Blase/Harnleiter Narbengewebe den normalen Urinabfluss behindert, bzw. häufiger Harndrang die Folge ist.
Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich nicht um einen der beiden
Harnleiter (Ureter)
handelt, sonder um die
Harnröhre(Urethra)
?
Deine Befürchtungen, dass sich die Kontinenz verschlechtert
könnte, ist begründet.
Zumindest, so meine eigene Erkenntnis. Selbst Ärzte sind sich bei Vorgehensweise nicht immer einig.
Oft habe ich sinngemäß gehört, nur im Notfall an der Harnröhre Eingriffe vorzunehmen, sogar Harnröhrenklemmen sollte nur sehr temporär verwendet werden.
Gerne schildere ich dir dazu meine eigenen Erfahrungen, die jedoch
nicht verallgemeinert werden können.
Nach der Prostatektomie 96‘ergaben sich bei mir verschiedene Komplikationen. So traten u.a. wiederholt totale Harnverhalten durch Narbenhyperplasien auf. Durch transurethrale Anastomoseminzisionen mit mehrtägigen stationären Klinikaufenthalt wurden die erheblichen Narbenhyperplasien beseitigt. Dazwischen erfolgten in kurzen Abständen Bougierungen
in der Ambulanz. Der letzte chirurgische Eingriff 98' durchgeführt.
Es verblieb eine Engstelle, sodass auch der dünnste Katheder nicht gesetzt werden kann. Zur Untersuchung z.B. am urodynamischen Messtisch wird mit dosierter Druckluft die Engstelle sanft erweitert.
Die knapp zwei Jahre der wiederkehrenden Einweisungen ins Krankenhaus waren ziemlich belastend, zumal ich zu diesem Zeitpunkt als Selbständiger im Außendienst ohne ausreichender Versicherung tätig war.
Besonders beklemmend war jedoch die Inkontinenz, weil ein kontinuierliches Kontinenztraining kaum möglich war. Nach jedem Eingriff verstärkte sich der Harndrang und die Schmerzen. verbunden mit starken Brennen beim Urinieren.
Heute geht es mir wie dir, nachts verhältnismäßig trocken, vormittags leidlich und nachmittags total undicht. Dies ist jedoch nur, im Gegensatz zu anderen, möglich, wenn ich intensiv und täglich konsequent mehrmals trainiere.
Dabei habe ich mir ein spezielles Ritual angewöhnt. Erfolg habe ich nur, wenn ich den Bereich des Schließmuskels mit aller Kraft selektiv tonisiere. Der maximale Kraftaufwand ist nötig, weil die Harnröhre verhältnismäßig hart wurde. Es kommt mir immer so vor, als wenn ich einen Wasserhahn mit einer zu hart gewordenen Dichtungsscheibe schließen muss. Nachtmittags habe ich jedoch nicht mehr die erforderliche Kondition.
Kontinuierliche Bewegung – bei dir Sport- (bei mir aus anderen Beweggründen Nutzsport in Gärten zur Eigenversorgung) ist sicherlich vorteilhaft, auch wenn zeitweilig ungewollt Urin abgeht. Es fördert die Durchblutung und stabilisiert auch den Schließmuskel.
Wäre ich persönlich in deiner Lage, würde ich nicht den Eingriff vornehmen lassen. Das Risiko einer „Verschlimmbesserung“ wäre mir zu hoch. Dies ist jedoch meine eigene Meinung, weil ich genetisch bedingt zu Narbenhyperplasien neige.
Andererseits sind heute –es sind ja fast 20 Jahre vergangen- vielleicht andere Operationstechniken möglich.
Meine Klinik kann ich dir leider nicht empfehlen. Der Entlassungsbericht wurde nicht nur arg geschönt, sonder, wie sich später herausstellte wissentlich falsche Angaben gemacht.
Empfehlenswert wäre für dich eine zweite Meinung eines erfahrenen Arztes einzuholen.
Es grüßt Horsty