Hallo zusammen,
ich bin schon seit längerer Zeit stiller Mitleser hier im Forum. Ich bin männlich, Mitte dreißig und komme aus dem wilden Berlin.
Anfang letzten Jahr wurde das Wasserlassen immer schwieriger und der Harnstrahl immer schwächer, weswegen ich dann gleich zum Urologen ging. Der begrüßte mich mit den Worten, was so ein junger Mann dann bei ihm will. Ich erzählte ihm meine Symptome und der sagte mir gleich, dass ich wohl eine Prostatitis habe, verschrieb mir ein Antibiotikum und sagte, ich soll nach zwei Wochen mal eine Urinprobe abgeben, um zu schauen, ob sie dann noch Bakterien enthält. Was dann nicht so war.
Das Wasserlassen wurde trotzdem immer schlechter, was ich dann erneut dem Urologen sagte, worauf er meinte, dass dies alles nur Kopfsache sei, alles nur “psychosomatisch” und er schickte mich wieder weg.
(Klasse Ärzte haben wir hier in Deutschland, da weiß man ja wofür man die hohen Krankenkassenbeiträge zahlt - Ironie)
Mitte letzten Jahres ging dann gar nichts mehr - Harnverhalt, Notaufnahme, Katheter. Yeah!
Ich ging daraufhin zu einem neuen Urologen, der mich sofort ernst nahm. Es folgte das volle Kaliber der Untersuchungen: Harnstrahlmessung, Blasenspiegelung, Urodynamik und Überweisung zum Neurologen. Hier diverse MRTs und neurologische Untersuchungen.
Ergebnis: Neurologisch unauffällig, urologisch wurde aber eine Blasenhalsenge festgestellt, kein Restharn, aber schwacher Harnstrahl. Mir wurde daraufhin Tamuosulin verschrieben und es besserte sich leicht. Dann trat ein neues Symptom auf: ich spüre fast keinen Harndrang mehr, auch bei voller Blase. Das ist sehr beängstigend.
Auch folgte eine heftige Prostataentzündung, bei der ich stationär im Krankenhaus behandelt werden musste.
Anfang dieses Jahres gab es dann erneut den Untersuchungsmarathon. Ergebnisse: Blasenhalsenge und hohe Barre der Prostata. Vorschlag der Urologen: OP und zwar TUIP.
Die TUIP OP erfolgte dann im März, brachte aber eigentlich keine wirkliche Besserung. Es hieß, ich sollte drei Monate abwarten. Es gab dann noch eine weitere Prostataentzündung, die gar nicht mehr weggehen wollte und sehr viel Antibiotika erforderte.
Da keine Besserung eintrat, ging ich wieder zum Urologen, der mich daraufhin in die Neurourologie überwies. Auf den Termin in der Neurourologie wartete ich dann ziemlich lange, einen Tag vorher wurde er dann seitens der Klinik abgesagt (ein Hoch auf unser Gesundheitssystem!) und kein Alternativtermin angeboten (zumindest nicht in diesem Jahr, vielleicht dann nächstes Jahr).
Ich suchte dann nach Alternativen und ging in eine andere Klinik mit einer Neurourologie. Dies war letzte Woche. Es wurde wieder eine Harnstrahlmessung, eine Urodynamik und eine Blasenspiegelung gemacht. Ergebnis: Die hohe Barre der Prostata sei zwar weg, aber der Blasenhals ist viel zu verengt, zudem ist der Blasenmuskel abgeschwächt. Vorschlag der Klinik: Na klar - Operation und zwar Blasenhalsinzision. Und zwar am besten gleich morgen, wo ich schon mal hier bin.
Also was solls: no risk, no fun. Die OP erfolgte letzte Woche, derzeit habe ich ziemlich starke Schmerzen, eventuell mal wieder eine Entzündung.
Ergebnis der OP: Harnstrahl besserte sich etwas, Qmax nun bei 20ml/sec, mittlerer Harnstrahl bei 10ml/sec und restharnfreie Blasenentleerung. Kommentar des Urologen: Nicht schlecht, aber da ist noch Luft nach oben.
Stand derzeit: Wasserlassen klappt mal besser, mal schlechter, Blase war zumindest beim Urologen gestern leer. Jedoch muss ich mich beim pinkeln “aktiv entspannen” und es dauert manchmal etwas, bis der Harnstrahl kommt. Kennt das einer von euch?
Weiterhin habe ich nicht wirklich Harndrang. Der Neurourologe in der Klinik meinte, das kommt von der schlaffen Blase und würde sich wieder bessern, wenn ich nun regelmäßig alle paar Stunden auf die Toilette gehe. Was mich ein wenig wundert, dass er alle Behandlungsalternativen strikt abgelehnt hat (Blasenschrittmacher, Elektrotherapie). Kommentar: Brauchen Sie nicht!
Die ganze Geschichte hat mich auch psychisch enorm mitgenommen und mir eine Depression beschert. Ein Hoch auf alle, die hier wirklich tapfer sind mit ihren Erkrankungen!
Ich bin gespannt, ob sich meine Blasensituation nun wirklich nach der zweiten OP mittelfristig bessert, glaube aber ehrlich gesagt nicht daran. Nun weiß ich dann allerdings nicht, welche Behandlungsoptionen es noch wirklich gibt?
Was mich auch wundert: hypotoner Detrusor wird immer im Kontext der neurogenen Blase genannt. Also doch noch mal zum Neurologen?
Achso, weil es häufig gefragt wird: Bei mir hat weder die TUIP noch die Blasenhalsschlitzung zu einer Beeinträchtigung des Samenergusses geführt.