Guten Morgen "laufmasche 66 " !
Ja, es ist gut, dass du dich " getraut" hast , in das Forum unseres Inkontinenz Selbsthilfe e.V. zu schreiben ! Aber du musst keine Sorge haben, dass deine Fragen nicht ernst genommen werden, wir sind hier alle selber von dem einen oder anderen Problem rund um die Inkontinenz betroffen, wissen also, wovon du redest und können dir mit unseren eigenen Erfahrungen in vielen Fällen helfen.
Ich selber habe seit fast drei Jahren Blasenschrittmacher, nachdem ich durch mehrere gynäkologische Operationen mit Zwischenfällen nicht mehr in der Lage war, meine Blase restharnfrei spontan zu entleeren. Leider hatte ich in der Zeit des Katheterisierens fast durchgehend Probleme mit Infekten, deshalb fiel nach einigen Jahren der Antibiose dann die Entscheidung, den PNE zunächst zu testen und dann auch implantieren zu lassen.
In der Neurourologie unserer örtlichen Klinik, dem Marienhospital Herne, wird auch zunächst testweise mit zwei dünnen Elektroden , die danach wieder gezogen werden, ausprobiert, ob man überhaupt anspricht auf die Behandlung, in Folge werden dann , entsprechend der Ergebnisse in der Testphase die dauerhaften Elektroden gelegt.
Aus meiner eigenen Erfahrung und auch aus den Berichten anderer Patienten weiß ich, dass bei der PNE zur Behandlung einer Blaseninkontinenz eigentlich immer zwei Elektroden gelegt werden. Bei Darminkontinenz ist es fast immer nur eine Elektrode.
Als meine dauerhaften Elektroden gelegt waren, folgte noch einmal eine Testphase, während der ich die Schrittmacher extern an einem Gürtel getragen habe. Und in dieser Zeit musste ich genau protokollieren, wie die Urinmengen waren bei verschiedenen Einstellungen der Schrittmacher. Ich musste dabei auch wechselweise die beiden Schrittmacher für eine gewisse Zeit ausschalten, damit man genau sehen konnte, wann ich die besten Ergebnisse hatte - so konnten wir dann herausfinden, dass es am besten funktionierte, wenn ich zwei Schrittmacher habe.
Und so wurden dann auch in der abschließenden OP an beide Elektroden Schrittmacher angeschlossen und implantiert. Ich kann damit fast restharnfrei die Blase spontan entleeren .
ABER : ich musste erst lernen, mich beim Toilettengang zu entspannen , damit es so gut funktionieren konnte! Gerade am Anfang war ich sehr aufgeregt und hatte große Erwartungen an die neue Behandlungsmethode - was dazu führte, dass ich total verspannt war und es " lief" nicht richtig. Erst der Tipp meines Arztes, mal auf dem Klo sitzend ein Liedchen zu summen, mal nach einer Weile wieder vom Klo aufzustehen, locker das Becken kreisen zu lassen und mich dann wieder zu setzen hat den richtigen Erfolg gebracht. Es lief besser - im wahrsten Sinne des Wortes! Mittlerweile muss ich keine Lockerungsübungen mehr machen, ich habe Vertrauen in die Schrittmacher und meine Körper bekommen und es funktioniert so selbstverständlich, dass ich meine Schrittmacher eigentlich oft vergesse !
In unserer Selbsthillfegruppe hier in Herne ist eine Frau, die ebenfalls Schrittmacher implantiert bekommen hat, nachdem sie unter ähnlichen Problemen wie ich gelitten hat ( ISK mit ständigen Infekten ). Bei ihr war ein anatomisches Problem ( extrem enge natürliche Öffnung im Kreuzbein auf einer Seite ) schuld daran, dass der Artz zunächst nur eine Elektrode gelegt hat und sie so auch nur einen Schrittmacher bekam. Das Ergebnis war " suboptimal " und sie war sehr enttäuscht. Nach einer mehrwöchigen Testphase hat ihr Arzt dann doch noch in einer etwas aufwändigeren OP eine weitere Elektrode auf der anderen Seite gelegt, es kam der zweite Schrittmacher dazu und jetzt hat sie zufriedenstellende Ergebnisse. Sie kann nachts länger durchschlafen ( bei ihr kam noch dazu, dass sie häufiger zur Toilette musste und deshalb früher mehrfach nachts aufstehen und katheterisieren musste).
Die Infektanfälligkeit hat sich bei ihr noch nicht entscheidend gebessert, aber das kenne ich auch von mir, es hat gedauert, bis sich mein Körper von den extrem häufigen Antibiosen erholt hatte. Mittlerweile ist das kein Problem mehr bei mir.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig Mut machen, dass es sich bei dir mit der zweiten Elektrode noch weiter verbessern kann.
Frag doch mal deinen Arzt, warum er dir nur eine Elektrode gelegt hat, obwohl doch vorher gute Ergebnisse mit zweien waren ! Wie gesagt, soweit ich weiß, ist es üblich, bei der Behandlung von Blasenproblemen mit zwei Schrittmachern zu arbeiten, und der Erfolg ist ja auch in vielen Fällen zu sehen.
Für die anstehende OP wünsche ich dir alles Gute - und damit es noch besser klappt, probier anschließend mal die Entspannungsübung beim Toilettengang - wie mein Doc immer sagt , es gibt einen direkten Draht von der Blase zum Kopf. Und wenn der Kopf locker und unbeschwert ist, lässt auch die Blase locker und es läuft !!! Mach dir keinen Druck !
Alles Gute und liebe Grüße aus dem Herzen des Ruhrgebietes,
Bernhardine