Hallo Bernhardine,
ich kann mal wieder "wunderbar" mitfühlen...., allerdings kenne ich die Seite deines Sohnes nur zu gut.... Schule abgebrochen wegen Nervenzusammenbruch, Abi an anderer Schule nachgeholt (auch mit einem Schnitt besser als 2), Studium nach 5 Semestern abgebrochen, die nächste Ausbildung nach fast 1,5 Jahren abgebrochen...., die ersten zwei Mal habe ich es noch versucht selbst (mit Unterstützung meiner Eltern) alles auf die Reihe zu bekommen, beim dritten Mal hat mir dann endlich eine Therapie von 3,5 Monaten in einer Klinik, wegen Depressionen, Panikattacken und psychosomatischer Probleme geholfen...., da war ich 26.
Schwierig dir einen Rat zu geben, die Situationen sind trotz aller Ähnlichkeit einfach durch die jeweilige Persönlichkeit doch immer anders.
Ich habe etwas früher die Kurve bekommen als dein Sohn.... , aber ich wollte auch etwas verändern und habe immer Hilfe gewollt und auch alles angenommen was ich an Unterstützung bekommen konnte... Für mich persönlich gab es nichts Schlimmeres als nicht selbstständig zu sein, obwohl ich immer die Option gehabt hätte nach Hause zu meinen Eltern zurückzugehen und sie mich das erste Jahr nach der Therapie auch noch finanziell unterstützt haben, da habe ich ein Jahr Berufskolleg für Abiturienten absolviert und danach noch mal eine Ausbildung begonnen und auch abgeschlossen....
Die ersten Wochen in der Therapie fand ich es toll festzustellen, dass es noch ganz viele Jugendliche mit ähnlichen Problemen gab, dass ich nicht "verrückt"
bin. Nach den ersten 6 Wochen haben mich die immer gleichen Probleme aber eher runtergezogen.... Manche hingen da in einer Endlosschleife fest. Ich hatte das Gefühl, die fühlten sich in dieser Ecke sehr wohl und heimisch, man hat ja auch erst mal eine Runde "Mitleid" und es ist ja für einen selbst um so vieles einfacher.... Therapie heißt ja auch immer Arbeit an sich selbst und das ist oft unschön und schmerzt bis aufs Mark, das kann man nicht immer, da die Kraft und Energie dazu fehlt und kostet halt auch unter Umständen viel Zeit.... Ich musste jedenfalls nach so 6 Wochen raus aus dem Umfeld und wir sind dann auch öfter in einer kleinen Gruppe, der es ähnlich ging, ausgegangen um mal ein anderes Umfeld zu sehen...., so habe meinen Mann kennengelernt. Die Therapeutin war, aus den von dir geschilderten Gründen, da auch gar nicht so begeistert.bis sie gehört hat, dass ich ihn außerhalb der Klinik kennengelernt habe....
Die Freundin meiner Mutter hat mit ihrer Tochter übrigens gerade das gleiche Problem wie du... Wenn der- oder diejenige über 18 Jahre ist und es selbst nicht sieht oder merkt, dass er oder sie Hilfe braucht, hast du als Eltern ganz schlechte Karten...., "leider" traten die Schwierigkeiten bei ihr auch erst nach der Schulzeit in der Ausbildung auf....
Eine andere Freundin meiner Mutter in Amerika hat einen drogenabhängigen Sohn, die Mutter war auch jahrelang deswegen in Therapie. Sie hat irgendwann nach Jahren für sich beschlossen die Unterstützung zu entziehen, da sie auch in so einer Endlosschleife der Abhängigkeiten festsaßen und ihr das, wie dir auch, gar nicht gut getan hat..., sie hat ihm gesagt, sollte er eine Therapie machen wollen, dann würde sie das finanzieren, für alles andere gibt es kein Geld mehr. Er hat dann auch irgendwann auch einen Entzug gemacht, aber großen Kontakt haben sie glaube ich nicht mehr und für sich selbst kann sie mit dieser Entscheidung aber mittlerweile gut Leben.
Vielleicht braucht dein Sohn mal den Schubs aus dem Nest, die Abhängigkeiten sind ja wechselseitig. Vielleicht überrascht er euch ja auch und er ist nach ein paar Wochen "Brücke" (es muss aber auch gar nicht soweit kommen) bereit Hilfe anzunehmen. Er sollte auf alle Fälle wissen, dass er immer mit Unterstützung rechnen kann, wenn er zu der Erkenntnis kommt, dass er es ohne Hilfe nicht schafft. Es sollte allerdings klar sein, dass es von euch ernst gemeint ist und ihr es auch mit Konsequenz durchzieht...., also wenn er jammernd wegen Geld ankommt ohne, dass eine wirkliche Änderung der Lebensweise und -einstellung ersichtlich ist, dann ist es für alle hart aber besser dies nicht zu gewähren.
Das mit der Beziehung ist natürlich auch schwierig,.... Eventuell hilft da auch mal ein Ortswechsel (oder auch die Brücke), doch wie gesagt, das muss er selbst wollen, ansonsten funktioniert das alles nicht wirklich....
Vielleicht noch was einfaches und praktisches zu dem ganzen Thema. Bei Depressionen hilft Bewegung an der frischen Luft, das habe ich in der Therapie gemerkt und das ist mittlerweile auch durch Test belegt worden.... Nach der Therapie gab es immer mal kleinere Rückfälle, die habe ich mit Reiki in den Griff bekommen. Yoga oder Chi Gong wirken ähnlich, haben aber einen anderen Zugang. Falls er mal soweit sein sollte, etwas auszuprobieren...
Ich drücke dich ganz doll virtuell, wünsche dir viel Kraft und ganz, ganz....